Biathlon: Vebjoern Soerum feiert ersten Weltcupsieg im Einzel in Ruhpolding

Vebjoern Soerum (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Der Norweger Vebjoern Soerum gewinnt das Einzel der Herren beim Biathlon Weltcup in Ruhpolding und feiert damit den ersten Weltcupsieg seiner Karriere. Justus Strelow wird auf Rang elf bester Deutscher und der Gesamtweltcupführende Johannes Thingnes Boe muss überredet werden das Rennen nach fünf Strafminuten zu Ende zu laufen. Schweizer Niklas Hartweg wird Vierter.

Erster Weltcupsieg für Vebjoern Soerum    

Vebjoern Soerum (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Mit dem Einzel der Herren, bei dem über 20 Kilometer die längste Distanz bei einem Biathlonbewerb gelaufen wird, wurde der Biathlon Weltcup in Ruhpolding eröffnet. Dazwischen sind vier Schießeinlagen zu absolvieren und für jeden Fehlschuss wird eine Minute Zeitstrafe auf die Laufzeit addiert. Bisher wurde ein Einzelbewerb in dieser Saison gelaufen, allerdings in der verkürzten Form, bei dem der Norweger Endre Stroemsheim siegte und daher mit dem roten Trikot des Führenden in der Einzelwertung ins Rennen ging. Obwohl Stroemsheim nur eine Strafminute für einen Fehlschuss aus dem ersten Anschlag kassierte, belegte er am Ende einen für ihn enttäuschenden 18. Platz, bleibt aber dennoch im roten Trikot. Der Sieg im Herreneinzel von Ruhpolding ging nach starker Laufleistung und beeindruckenden zwanzig Treffern an seinen Landsmann, den 26jährigen Vebjoern Soerum. Der junge Norweger feierte damit seinen ersten Weltcuperfolg und zeigte sich nach dem Rennen im ARD-Interview hoch emotional. „Ich wusste auf der letzten Runde hatte ich über 30 Sekunden Vorsprung, da wusste ich im Ziel, das ist der Sieg. Ich habe so hart dafür gearbeitet. Ich war öfters schon nah dran. Es ist ein hervorragendes Gefühl 20/20 zu schießen. Biathlon ist meine Leidenschaft, meine Liebe.“ Soerum kämpfte mit den Tränen. Zum Interview kam er mit einem goldenen Hut auf den Skiern, den er von einem Fan auf dem Weg zum Interview zugeworfen bekam. Er bedankte sich nochmals ausdrücklich bei den Fans, vor allem bei den Norwegern auf der Tribüne. Der Druck im norwegischen Herrenteam ist immens, vor allem im Weltcup, da im IBU Cup bereits die nächsten sechs auf einen Ausrutscher der Weltcupathleten warten, um nominiert zu werden. 

  

Emilien Claude und Rastorgujevs komplettieren Podest

Emilien Claude (FRA), Vebjoern Soerum (NOR), Andrejs Rastorgujevs (LAT), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Der Franzose Emilien Claude, noch vor der roten Startgruppe der Besten ins Rennen gestartet, brachte wie der Sieger seine zwanzig Schüsse ins Ziel, musste sich aber mit dem Silberrang zufrieden geben, nachdem Soerum auf der Strecke und vor allem auf der Schlussrunde deutlich schneller in der Spur war. Soerums Vorsprung auf den zu diesem Zeitpunkt in Führung liegenden Franzosen betrug bei Schießstandausfahrt 43,6 Sekunden und im Verlauf der Schlussrunde wuchs er sogar auf letztlich 52,1 Sekunden an. Mit einer Strafzeit belastet sicherte sich der Lette Andrejs Rastorgujevs den Bronzerang, nur 4,7 Sekunden hinter dem Franzosen. Läuferisch konnte er gegenüber E. Claude seine Strafminute nahezu komplett kompensieren. 

Schweizer Niklas Hartweg knapp am Podest vorbei    

Niklas Hartweg (SUI) © Thibaut/NordicFocus

Niklas Hartweg war früh mit Startnummer 18 im Rennen, leistete sich im dritten Schießen nur einen Fehler und kam schließlich mit einem Rückstand von 1:20,5 Min. auf den Sieger auf Rang vier ins Ziel. Der Schweizer beweist damit ansteigende Form im Hinblick auf die im Februar stattfindenden Biathlon Weltmeisterschaften in seiner Heimat, in der Lenzerheide. Zuletzt erreichte er zusammen mit Amy Baserga im Single Mixed Bewerb von Oberhof ebenfalls einen vierten Rang. Hinter Hartweg kam der Tscheche Vitzeslav Hornig (25) mit 20 Treffern auf Rang fünf. Auch er erreichte damit die beste Weltcupplatzierung seiner bisherigen Biathlonkarriere. Der Schwede Sebastian Samuelsson belegte mit zwei Strafminuten belastet den sechsten Rang. Er und sein Teamkollege Martin Ponsiluoma boten einmal mehr die schnellsten Laufzeiten, sowohl in der Schlussrunde als auch in der gesamten Laufzeit. Neben Niklas Hartweg gelang auch Joscha Burkhalter ein Top-10 Ergebnis. Nach einem Fehler rangierte er am Ende mit einem Rückstand von 2.00 Min. auf dem zehnten Platz. Sebastian Stalder brachte seine zwanzig Schüsse ins Ziel, ist läuferisch noch nicht wieder fit und wurde 23 (+ 2:41 Min.). 

Justus Strelow bester Deutscher

Justus Strelow (GER) © Manzoni/NordicFocus

Der schießlastige Einzelbewerb liegt Justus Strelow. Zielsicher räumte er seine Scheiben extrem schnell ab, absolvierte seine Schießeinlagen meistens in einer Zeit um die 22 Sekunden, aber im letzten Anschlag verfehlte die vorletzte Patrone das Ziel. „Ich habe probiert bewusst an den Schießstand ranzugehen beim letzten Schießen und versucht meinen Rhythmus durchzuschießen.“  Auf der Schlussrunde fehlten Strelow, der nach wie vor nicht an die Laufzeiten der Besten herankommt, die notwendigen Körner um noch Plätze nach vorne gut machen zu können. Insbesondere in der dritten Runde ging er das Tempo des schnellen Schweden Sebastian Samuelsson mit und hat sich damit, wie er selbst nach dem Rennen sagte, „den Stöpsel gezogen.“ „Das war zu früh in der dritten Runde, das hätte ich in der fünften Runde gebraucht. Ich habe in der dritten Runde schon gemerkt, wie das langsam bergab ging.“ Das Publikum empfing Justus Strelow aber mit lauten Anfeuerungsrufen beim Zieleinlauf in der Chiemgau Arena.Johannes Kühn blieb bei drei Schießeinlagen fehlerfrei, leistete sich im zweiten Anschlag aber zwei Fehler und kam schließlich mit einem Rückstand von 2:25 Minuten auf Rang 17 ins Ziel. Philipp Nawrath begann gleich mit zwei Schießfehler, ein weiterer folgte im zweiten Anschlag und nachdem er in den weiteren beiden Schießeinlagen fehlerfrei agierte, stand mit drei Strafminuten belastet am Ende trotz einer schnellen Schlussrunde mit der dritten Laufzeit nur Rang 22 (+ 2:41,4 Min.) zu Buche. „Die Tendenz war leider rechts tief, die klassischen rechts-tief-Fehler, die mir so häufig passieren,“ so Philipp Nawrath. Einen unglücklichen Start musste Danilo Riethmüller erleben. Drei Scheiben fielen im ersten Anschlag nicht, nachdem er offensichtlich den Wind falsch eingeschätzt hatte und in der Folge kassierte er auch im zweiten Anschlag drei Strafminuten. Obwohl er im dritten Anschlag eine saubere Null schoss, blieb am Ende nochmals eine Scheibe stehen. In der Spur gab er dennoch nicht auf, lag in der Schlussrunde nur 6,3 Sekunden hinter der Laufleistung von Samuelsson und kam mit der dritten Gesamtlaufzeit und einem Gesamtrückstand von 6:59,3 Minuten nicht über Rang 78 hinaus.   

Roman Rees und David Zobel nutzen Chance nicht

Roman Rees (GER) © Thibaut/NordicFocus

Die beiden IBU Cup Rückkehrer Roman Rees und David Zobel hätten möglicherweise mit einem guten Einzelresultat in Ruhpolding einen Schritt Richtung WM-Quali machen können. Beiden ist dies nicht gelungen. Roman Rees, der in Ruhpolding erstmals in dieser Saison im Weltcup starten durfte, leistete sich drei Fehler und beendete das Rennen mit einem Rückstand von 4:13 Minuten auf Rang 39. David Zobel kam mit zwei Strafzeiten belastet und einem Rückstand von 4:21,1 Minuten auf den 43. Platz. Vor allem David Zobel, der nach den erbrachten Leistungen beim Weltcup in Kontiolahti im IBU Cup gestartet war, lag läuferisch weit hinter den schnellsten Läufern aus Schweden. Beide haben damit auch die Startchance auf den Massenstart nicht nutzen können. Für den Massenstart definitiv qualifiziert sind Philipp Nawrath, Danilo Riethmüller und Justus Strelow. Philipp Horn ist nach dem Einzel auf den 27. Gesamtrang abgerutscht und damit im Massenstart nicht startberechtigt. 

Österreicher Komatz jubelt über neunten Rang

David Komatz (AUT) © Manzoni/NordicFocus

Komatz räumte alle Scheiben ab und sorgte mit einem Rückstand von 1:58,8 Minuten auf Rang neun für das beste Ergebnis der österreichischen Herren. „Ich glaube, ich bin heute ganz gut in das Rennen hineingestartet und gefühlt bin ich die ersten beiden Runden sogar fast ein wenig zu schnell angegangen. Ab der dritten Runde musste ich auf der Loipe schon ziemlich kämpfen und auch die Belastung am Schießstand war extrem hoch. Ich habe einfach versucht, Schuss für Schuss abzuarbeiten und als ich den 20. Schuss getroffen habe, musste ich beim Weglaufen vom Schießstand schon ein wenig vor Freude lachen. Viermal die Null zu bringen, ist einfach überhaupt nicht selbstverständlich und ich bin sehr froh, dass mir das heute gelungen ist. Mit diesem Ergebnis bin ich natürlich sehr zufrieden.“ (Quelle: Ski Austria) Simon Eder kam mit drei Fehlschüssen auf Rang 36 und Felix Leitner verpasste mit einer Strafzeit belastet auf Rang 42 die Weltcuppunkteränge. Patrick Jakob (3 Fehler) wurde 69. und Magnus Oberhauser (2 Fehler) belegte Platz 72. 

Johannes Thingnes Boe strauchelt

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Dass ein Johannes Thingnes Boe nicht in die Weltcuppunkteränge läuft hat man lange nicht gesehen. Im Einzel in Ruhpolding strauchelte er vor allem am Schießstand. Nach einem Fehlschuss im ersten Anschlag ließ er in den beiden folgenden Schießen jeweils weitere zwei Scheiben stehen und war bis dahin bereits mit fünf Minuten Strafzeit belastet. Das letzte Schießen absolvierte er in 20,6 Sekunden, fehlerfrei. Danach sah es so aus, als wollte er das Rennen nach dem Schießen beenden, stand am Schießstandausgang, schlüpfte auch nicht in seine Skistöcke und erst als der Franzose Emilien Jacquelin ihn dazu ermunterte, doch nicht aufzugeben und die Schlussrunde mitzulaufen, entschied er sich doch, das Rennen zu Ende zu bringen, nicht im Wettkampf- eher im Trainingsmodus. Der 85. Platz mit einem Rückstand von 7.48,2 Minuten ist daher nicht aussagekräftig. Johannes Dale-Skjevdal kam nach seinem Abstecher in den IBU Cup, bei dem ihm am Arber drei Siege gelangen, in Ruhpolding zurück ins Team und platzierte sich nach zwei Fehlern nach dem Sieger als bester Norweger auf dem achten Rang. Tarjei Boe kam in aussichtsreicher Position mit Vorsprung nach drei fehlerfreien Schießen zum entscheidenden Anschlag und verfehlte nach drei Treffern die vierte Scheibe. Er setzte ab und neu an und auch die letzte Scheibe fiel nicht. Mit zwei Strafminuten belastet war die Chance auf eine Podestplatzierung vergeben und am Ende überquerte er die Ziellinie auf Rang 14. Sturla Holm Laegreid (2 Fehler) belegte den 16. Platz und hat sich damit in der Gesamtweltcupwertung bis auf 48 Punkte an Johannes Thingnes Boe herangearbeitet.  

Das weitere Wettkampfprogramm in Ruhpolding 

Ergebnis

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