Franziska Preuß gewinnt die Verfolgung beim Biathlon Weltcup in Annecy Le Grand Bornand vor der Französin Julia Simon. Vanessa Voigt komplettiert mit fehlerfreiem Schießen das Podest auf Rang drei. Pechvogel Selina Grotian zieht ihr Rennen trotz Sturz und Bruch der Bindung auf zwei unterschiedlichen Skiern durch.
Die Ausgangssituation
Justine Braisaz-Bouchet war in der Verfolgung beim Biathlon Weltcup in Annecy vor heimischem Publikum die Gejagte. Wie bei den Herren zuvor waren die Abstände minimal, Franziska Preuß nur 1,4 Sekunden nach ihr als Zweite gestartet, im gelben Trikot, und nur 13,7 Sekunden betrug der Abstand von Anamarija Lampic auf der dritten Position. Die Französin Lou Jeanmonnot als Siegerin der letzten Verfolgung in Hochfilzen trug das rote Trikot. Julia Kink musste krankheitsbedingt auf einen Start im Sprint verzichten, aber die anderen fünf Deutschen starteten, obwohl Franziska Preuß und auch Vanessa Voigt angaben, nicht zu einhundert Prozent fit zu sein. Allerdings musste Julia Tannheimer, wie der Deutsche Skiverband mitteilte, in der Verfolgung passen. „Sie äußerte während des gestrigen Rennens kein gutes Befinden. Um kein Risiko einzugehen, wird sie heute die Verfolgung auslassen. Im Verlauf des Tages wird entschieden, ob eine Teilnahme am Massenstart aus medizinischer Sicht sinnvoll ist,“ so Teamärztin Dr. Katharina Blume in der Mitteilung. Auch die Norwegerin Karoline Offigstad Knotten verzichtet auf einen Start.
Drama um Selina Grotian – Preuß geht in Führung
Auf der Runde zum ersten Schießen veränderten sich die Positionen vorerst nicht. Braisaz-Bouchet und Franziska Preuß kamen gemeinsam zum ersten Schießen. Die Französin kassierte eine Strafrunde, Preuß blieb fehlerfrei und ging mit einem Vorsprung von 20,5 Sekunden an die Spitze. Dahinter spielte sich um Selina Grotian ein Drama ab. Bei einem Sturz verlor sie erst ihren Ski, der schnellte in die Zuschauer, ein Stock war gebrochen und als ein Zuschauer ihr den verlorenen Ski auf die Loipe reichte, konnte sie dennoch nicht weiterlaufen: die Bindung war gebrochen. „Meine Ski waren zu schnell,“ scherzte Selina Grotian nach dem Rennen, „ich habe die Kurve nicht mehr bekommen, musste abbremsen und bin dann in den Tiefschnee gekommen.“ Sie verlor immens Zeit bis ihr ein zweiter Ski, der nicht zu ihrem passte, erhielt, und mit über einer Minute Rückstand kam sie aus der ursprünglich aussichtsreichen Position zum ersten Anschlag. Nervenstark räumte sie ihre Scheiben ab. Zuvor gelang auch Vanessa Voigt ein fehlerfreies Schießen. Gemeinsam mit der Slowenin Anamarija Lampic verließ Voigt den Schießstand an fünfter Position. Grotian schaffte es sich von Position 22 auf 13 vorzuarbeiten.
Lampic erste Verfolgerin von Franziska Preuß
Zum zweiten Schießen hat die Französin Braisaz-Bouchet knapp zehn Sekunden zu Preuß aufgeholt, aber dadurch wohl am Schießstand Federn lassen müssen und zwei Extrarunden kassiert. Nun hatte sich Lampic mit einem fehlerfreien Schießen und einem Rückstand von 32,2 Sekunden an die zweite Position gearbeitet. Vanessa Voigt hielt sich nach einer weiteren Null auf Rang fünf (+ 55 Sek.) und auch Selina Grotian gelang ein weiteres fehlerfreies Schießen. Lampic machte auf der nächsten Runde mehr als zehn Sekunden auf Preuss gut. Hinter der Slowenin kam eine große Verfolgergruppe, allen voran Braisaz-Bouchet, darin auch Vanessa Voigt. Selina Grotian bekam vom Trainer angesagt, dass ein Ski ihrer Marke bei einem Techniker bereit wäre und sie darauf wechseln könne. Sie entschied sich dagegen und lief weiterhin mit zwei unterschiedlichen Skiern. „Ich hatte mich bis zum Sturz richtig gut gefühlt,“ erklärte Grotian nach dem Rennen, und weiter: „Ich dachte mir, ich liege jetzt eigentlich ganz gut, habe mich mit dem anderen Ski nicht schlecht gefühlt, bei einem Wechsel hätte ich wieder Zeit und Positionen verloren.“
Preuß bleibt trotz Strafrunde in Führung
Beim dritten Anschlag, der erste im Stehen, stand Preuß auf Schießbahn eins, zog schnell und sauber durch aber ein Schuss verfehlte das Ziel. Auch Lampic dahinter begann mit Fehler, ein weiterer folgte und Franziska Preuß war bereits aus der Strafrunde gelaufen, als Lampic für ihre beiden Extrarunden dort einbog. Dahinter gingen bei Braisaz-Bouchet erneut zwei Patronen vorbei, während sich nun die Französinnen Jeanne Richard (+ 26,7 Sek.) und Julia Simon (+ 31 Sek.) hinter Preuß einreihten. An vierter Position mit einem Rückstand von 34,5 Sekunden auf die führende Franziska Preuß lief Vanessa Voigt.
Das entscheidende Schießen
Franziska Preuß kam mit einem Vorsprung von 27,4 Sekunden vor den beiden Französinnen Julia Simon und Jeanne Richard zum entscheidenden Schießen. Ruhig und sauber arbeitete sie ihre fünf letzten Scheiben ab und mit einem Vorsprung von 21,8 Sekunden vor Julia Simon ging sie auf die Schlussrunde. Simon riskierte am Schießstand alles und auch sie blieb fehlerfrei. Als dritte ging Vanessa Voigt in die Schlussrunde mit einem Vorsprung von fünf Sekunden vor der jungen Französin Richard. Lampic war nach weiteren drei Extrarunden weit ins Mittelfeld zurückgefallen und hatte mit dem Rennausgang nichts mehr zu tun. Julia Simon gelang es auf der Schlussrunde nicht mehr an Preuß heranzulaufen. Die Deutsche gewann die Verfolgung von Annecy Le Grand Bornand nach einer Strafrunde mit einem Vorsprung von 27,3 Sekunden vor der Französin Julia Simon (2 Fehler) auf dem Silberrang. Franziska Preuß feierte damit ihren zweiten Weltcupsieg dieser Saison und war schon im Sprint leicht angeschlagen gestartet. Insofern gab es Überlegungen in der Verfolgung nicht anzutreten. „Ich bin froh, dass ich gelaufen bin. Ich habe gestern gut reagiert. Ich habe gleich geschaut, dass ich heim komme und mich ins Bett lege.“ Eine glückliche Franziska Preuß war zufrieden mit dem Rennverlauf: „Ich bin auf Fälle sehr zufrieden, wie das alles gelaufen ist.“ Nachgefragt zu ihrem entscheidenden fehlerfreien Schießen erklärte sie: „Das letzte Schießen war eine Challenge. Man muss streng zu sich sein, konzentriert bleiben. Wenn ich Druck spüre, schieße ich gut und kann trotzdem locker bleiben. Ich habe mir vorgestellt ich bin Schlussläuferin in der Staffel und da schieße ich meistens auch gut.“ Sie gab aber auch zu, dass sie auf der letzten Runde noch Angst vor Julia Simon hatte. „Der Zieleinlauf war dann schon schön, wenn man mal ein bißchen Puffer nach hinten hat.“ Franziska Preuß bleibt weiterhin im gelben Trikot der Gesamtweltcupführenden und hat ihren Vorsprung auf Elvira Oeberg auf 153 Punkte ausgebaut. In den nächsten Sprint- und Verfolgungswettkämpfen wird sie auch das rote Trikot tragen dürfen, denn auch diese Wertungen führt Franziska Preuß an.
Vanessa Voigt auf Bronzerang
Zwanzig Schüsse, zwanzig Treffer – so ging Vanessa Voigt nur knapp vor der jungen Französin Jeanne Richard auf ihre Schlussrunde und brachte Rang drei sicher ins Ziel. Auch Vanessa Voigt war leicht angeschlagen und dennoch gelang ihr insbesondere am Schießstand ein hervorragendes Rennen. „Ich weiß nicht, ob das sein muss, angeschlagen zu sein,“ meinte sie nach dem Rennen. „Mir sind die Körner auf der Strecke sehr ausgegangen. Ich weiß ganz genau, dass ich es am Schießstand rocken muss. Ich habe gemerkt auf der Strecke kann ich nicht mithalten, da fehlt mir die Basis vom Sommer,“ so Voigt nach dem Rennen in der ARD. Hinter Voigt reihte sich Jeanne Richard (FRA) als Vierte ein, gefolgt von der Norwegerin Maren Kirkeeide und der Schwedin Elvira Oeberg auf Rang sechs. Selina Grotian erreichte mit zwei verschiedenen Skiern und dennoch einer bemerkenswerten Schlussrunde Rang 14. Anna Weidel brachte ihre zwanzig Schüsse ebenfalls ins Ziel und landete auf Platz 21. „Am Schießstand habe ich sehr gut gearbeitet, es ist im Laufen auch einen Schritt vorwärts gegangen.“
Die Schweizerin Lena Häcki-Groß platzierte sich nach zwei Fehlern auf Rang 14 und Lea Meier (5 Fehler) wurde 44. Die Österreicherin Anna Andexer (3 Fehler) belegte Rang 47.
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