Biathlon Weltcup Antholz: Deutsches Doppelpodest beim Sprintsieg von Jeanmonnot

Franziska Preuss (GER), Lou Jeanmonnot (FRA), Selina Grotian (GER), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Selina Grotian und Franziska Preuß sprinteten beim Biathlon Weltcup in Antholz auf das Podest. Den Sieg holte sich die Französin Lou Jeanmonnot und Dorothea Wierer verpasste bei ihrem Heimrennen vor 10.000 Zuschauern das Podium nur knapp. Für Aufsehen sorgte der Zwischenfall mit einem Gewehrbruch bei Ingrid Landmark Tandrevold.

Lou Jeanmonnot sprintet in Antholz zum Sieg

Lou Jeanmonnot (FRA) © Manzoni/NordicFocus

Die Französin Lou Jeanmonnot, erste Verfolgerin von Franziska Preuß im Kampf um den Gesamtweltcupsieg, sprintete nach zehn Treffern und der zweitschnellsten Gesamtlaufzeit auf den olympischen Strecken in Antholz zum Sieg. „Ich habe schon gute Sprints gezeigt, aber die Null zu schießen, war das Hauptziel,“ so Jeanmonnot nach dem Rennen im ZDF, die zugab, dass die Strecken in Antholz nicht zu ihren Lieblingsstrecken zählen, sie liebt Ruhpolding. Nur 7,2 Sekunden danach überquerte Selina Grotian, ebenfalls nach zwei fehlerfreien Schießen, die Ziellinie auf dem Silberrang und verdrängte Franziska Preuß auf Platz drei. Preuß brachte auch alle Schüsse ins Ziel und ihr Rückstand auf die Siegerin betrug im Ziel 16,7 Sekunden. Preuß hat läuferisch vor allem in der ersten und zweiten Runde auf Jeanmonnot eingebüßt, mit der schnellsten Schlussrunde zwar etwas aufgeholt, aber auch im Schlusssprint zeigte Jeanmonnot ein starkes Rennen und dadurch hat sich der Rückstand von Preuß auf Jeanmonnot im Ziel ergeben. In der Gesamtweltcupwertung bleibt Preuß dennoch in Führung, wenn auch ihr Vorsprung auf 117 Punkte gesunken ist. „Natürlich schaue ich auf die Gesamtweltcupwertung, aber Franziska Preuß ist so stark, im Moment ist sie kaum einholbar,“ so Jeanmonnot, die gerne Verfolgerin in der Gesamtweltcupwertung ist. In der Sprintwertung hat die Deutsche ihren Vorsprung ausgebaut, nachdem die Französin Justine Braisaz-Bouchet (0:2) mit Rang 16 heute nicht entscheidend punkten konnte.  

Starke Schlussrunde von Selina Grotian  

Selina Grotian (GER) © Manzoni/NordicFocus

Selina Grotian (20) war nach Preuß und Jeanmonnot im Rennen unterwegs und kam aussichtsreich zum Stehendanschlag. Nach fünf weiteren Treffern verließ sie den Schießstand nur 9,1 Sekunden hinter Jeanmonnot und Grotian ist bekannt für ihre starken Schlussrunden. Sie holte auf die Führende auf und einen Kilometer vor dem Ziel war sie bis auf sieben Sekunden herangekommen. Ihr Trainer Sverre Olsbu Roeiseland brüllte sie den Berg hoch mit den Worten „du kannst Jeanmonnot packen, hol alles raus was geht.“ Bei der letzten Zwischenzeit an der Huber-Alm waren es noch 5,3 Sekunden, immer begleitet von den Anfeuerungsrufen der deutschen Betreuer an der Strecke. Grotian holte alles aus sich raus und schließlich überquerte sie die Ziellinie 7,3 Sekunden hinter Lou Jeanmonnot auf dem zweiten Rang vor Franziska Preuß und verdrängte damit Dorothea Wierer auf den vierten Platz. „Ich glaube ich könnte gerade nicht glücklicher sein, es ist schon ewig lang her, dass ich Null Null geschossen habe. Auf der letzten Runde habe ich alles gegeben, ich war wirklich im Ziel fertig, mir war schon fast schwindelig vor Anstrengung. Wir hatten unfassbar gute Ski, es war hammermäßig gut heute. Ich habe alles gegeben, es hat dann leider für die neue Zielgerade nicht mehr gereicht,“ so Grotian nach dem Rennen. 

„Mein Ziel war es in Antholz aufs Podium zu laufen“

Franziska Preuss (GER) © Manzoni/NordicFocus

Franziska Preuß zeigte sich im Ziel mit Rang drei durchaus zufrieden. „Mein Ziel war es in Antholz aufs Podium zu laufen. Da habe ich noch kein Einzelpodium erreicht. Von daher: Ziel erreicht.“ Zu ihrer starken Vorstellung sagte sie: „Gerade funktioniert es echt ganz gut. Ich habe das Gefühl ich habe beim Schießen alles unter Kontrolle.“ Der Sprint in Antholz wurde erstmals auf den für Olympia 2026 leicht veränderten Strecken gelaufen. Insbesondere die Zieleinfahrt hinter dem Schießstand vorbei mit zuvor einem kleinen Anstieg ist neu. Preuß erklärte, dass sie bereits im Herbst elf Tage alleine zum Training in Antholz war. „Da habe ich mir alles ganz gut anschauen können. Die Strecke im Wald ist nicht verändert worden, das einzige ist der neue Zieleinlauf über dem Schießstand. Man unterschätzt dann doch, wie es sich hinterm Stand zieht,“ so Preuß und weiter: „Ich mag es in Antholz ganz gern, weil es kurvig durch den Wald geht. Da sind nicht so viele Zuschauer, da hat man seine Ruhe und kann bei sich bleiben.“ Die Stimmung an der Strecke fand die Gesamtweltcupführende aber insbesondere in den Anstiegen, wo sie von den Zuschauern angefeuert wurde, sehr gut. Kristian Mehringer, der deutsche Damen-Cheftrainer gab an, dass man nicht mit dem Doppelpodest rechnen konnte. „Natürlich sind wir gut vorbereitet hierher gefahren. Man hat gesehen, wird sind nicht zu schnell losgelaufen.“

Dorothea Wierer verpasst das Podest

Dorothea Wierer (ITA) © Thibaut/NordicFocus

Den letzten Sprint, der 2023 in Antholz gelaufen wurde, gewann Dorothea Wierer. Heute hat es knapp nicht gereicht. Nach fünf Treffern im Liegen kam sie gut ins Rennen, ließ stehend aber eine Scheibe stehen. Die Italienerin war auf ihrer Heimstrecke auch läuferisch mit viel Speed in der Schlussrunde und insgesamt mit der dritten Laufzeit vorne dabei, aber am Ende fehlten 11,3 Sekunden auf das Podest und 28 Sekunden zum Sieg. Hinter der Italienerin platzierten sich mit Julia Simon (0:1), Jeanne Richard und Oceane Michelon (1:0) drei Französinnen auf den Rängen fünf bis sieben. Jeanne Richard (22) war mit dem blauen Trikot der besten Athletin unter 23 Jahren unterwegs traf sowohl liegend als auch stehend die fünf Scheiben und hat sich mit Rang fünf in der Gesamtwertung einen Platz nach oben gekämpft und rangiert nun auf dem vierten Rang, hinter Elvira Oeberg. Die Schwedin ist zwar in Antholz, hat sich aber erkältet und konnte nicht starten.

Gewehrprobleme bei Ingrid Landmark Tandrevold

Ingrid Landmark Tandrevold (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Wieder einmal sorgte die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold für Aufsehen, in Antholz aber eher unfreiwillig. Auf dem Weg zum Stehendanschlag hat sich an einem Anstieg, dem Hubersprung, plötzlich die Aufhängung des Gewehrs gelöst und das Gewehr hing ziemlich lose an ihrem unteren Rücken. Sie transportierte es mit einer Hand haltend über der Schulter und nur mit einem Stock schiebend zum Schießstand, wo man von einem Sturz Tandrevolds ausging. „So etwas habe ich noch nie erlebt,“ sagte sie dem NRK. Das Schießen absolvierte sie mit ihrem Gewehr, verfehlte eine Scheibe und ließ sich dann die Ersatzwaffe reichen, mit der sie die Schlussrunde lief. Dennoch war in der Ergebnisliste bei der Internationalen Biathlon Union (IBU) während das Rennen lief ein Sternchen vor ihrem Namen, was generell nichts Gutes bedeutet. Man konnte davon ausgehen, dass sie möglicherweise disqualifiziert wird, nachdem der Gewehrlauf eventuell während sie es über der Schulter transportierte sich gegen die Zuschauer gerichtet haben könnte und dadurch Sicherheitsbestimmungen vernachlässigt wurden. Wie Kristian Mehringer, der im Damensprint Teil der Jury war, im ZDF sagte, wolle man sich die Bilder noch einmal genau anschauen, „wie sie die Waffe bis zum Stand transportiert hat. Der Lauf muss nach oben zeigen und darf nicht auf die Zuschauer gerichtet sein.“ Die Entscheidung der Jury war positiv und Ingrid Landmark wurde nicht disqualifiziert. Die Norwegerin hatte den Biathlon Weltcup in Ruhpolding ausgelassen und war zur Vorbereitung bereits eine Woche früher als das norwegische Team nach Antholz gereist. 

Stefanie Scherer verpasst Punkterang

Stefanie Scherer (GER) © Manzoni/NordicFocus

Neben den Podestplatzierten deutschen Damen waren noch Sophia Schneider und Stefanie Scherer vom DSV aufgeboten. Scherer verfehlte liegend eine Scheibe, hielt sich stehend schadlos und wurde am Ende auf Platz 54 gewertet. Ihr Rückstand betrug im Ziel 2:16 Minuten. „Man muss sich erst daran gewöhnen, dass es rauf und runter geht, in der Höhe merkt man das doppelt. Ich glaube ich brauche noch etwas, bis ich mich damit anfreunden kann,“ so Scherer im ZDF-Interview zu ihrer Leistung. Etwas Zeit hat sie allerdings bereits beim Verlassen des Schießstands nach dem Stehendanschlag verloren, als ihre Skibrille liegen blieb. „Der Grund warum ich zurückgeschaut habe war, dass man eine Zeitstrafe bekommt, wenn man was auf der Matte liegen lässt. Aber die Brille lag bereits im Schnee.“ Sophia Schneider ließ liegend und stehend jeweils eine Scheibe stehen, lag läuferisch im Mittelfeld und musste sich am Ende mit Rang 28 (+ 1:41 Min.) zufrieden geben.

ÖSV-Damen enttäuschen 

Lisa Theresa Hauser (AUT) © Manzoni/NordicFocus

Im ÖSV-Damenteam um Lisa Theresa Hauser lief es im Sprint auf der Antholzer Höhenlage nicht zufriedenstellend. Beste wurde Hauser (1:1) auf Rang 33 und Tamara Steiner (0:1) erreichte als 37. noch die Punkteränge. Anna Gandler (0:3) kam auf Platz 61, Anna Juppe (2:1) auf Platz 63 und Anna Andexer (0:4) auf Platz 70 und damit konnte keine der drei Damen Punkte holen. 

Amy Baserga in Top-10

Amy Baserga (SUI) © Manzoni/NordicFocus

Besser platzieren konnten sich die Schweizerinnen. Nach zehn Treffern und einem Rückstand von 48,1 Sekunden auf die Siegerin landete Amy Baserga als Beste ihres Teams auf dem achten Rang. Auch Aita Gasparin erreichte nach fehlerfreiem Schießen und einem Rückstand von 57,9 Sekunden einen beachtlichen 13. Platz. Elisa Gasparin verfehlte zwar nur eine Scheibe und wurde 48. Lena Häcki-Groß kann auch in Antholz noch nicht an ihre Leistung in der Vorsaison anknüpfen und sortierte sich nach drei Strafrunden auf Rang 59 ein und Lea Meier (0:2) überquerte die Ziellinie als 71. 

Ergebnis

Das weitere Wettkampfprogramm in Antholz 

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