Die Schwedinnen gewinnen die Staffel beim Biathlon Weltcup in Antholz. In einem harten Kampf beim Zieleinlauf stürzte Ingrid Landmark Tandrevold und überquerte die Ziellinie als enttäuschte Zweite. Bronze sicherten sich die Französinnen und die Schweiz erreichte einen hervorragenden vierten Platz. Die ersatzgeschwächte deutsche Staffel wurde Achte.
Die Ausgangssituation
Nach den bisher zwei erreichten Siegen der Deutschen Damenstaffel durfte die deutsche Startläuferin Marlene Fichtner ganz vorne mit der Nummer eins das Rennen eröffnen. Die deutsche Mannschaft startete in Antholz nicht in Bestbesetzung. Nach dem gesundheitsbedingten Ausfall von zuerst Vanessa Voigt und Julia Tannheimer hat Franziska Preuß in Antholz am Ende des Trimesters vor der in zwei Wochen stattfindenden Biathlon Weltmeisterschaft in der Lenzerheide um einen Tag mehr Ruhe gebeten, Stefanie Scherer wurde zur EM beordert und schließlich musste auch noch Selina Grotian passen. Leichte Halsschmerzen und, wie bei Stefanie Scherer, die Gefahr einer Überbelastung, haben die Verantwortlichen zu dieser Entscheidung gezwungen. Aus dem EM-Kader, der sich zeitgleich im nahegelegenen Ridnaun in der EM-Vorbereitung befindet, wurden daher erst Marlene Fichtner und Julia Kink und schließlich Johanna Puff nachnominiert. Die Wetterbedingungen mit minimalem Schneefall in der Höhe und Regen in den tieferen Bereichen waren nicht unbedingt einladend, hielten aber 15.000 Zuschauer nicht ab, die Rennen in der Südtirol Arena Alto Adige zu verfolgen. Weitere 5.000 Zuschauer säumten die Strecke um die 20 Damen-Staffeln anzufeuern. Das geschwächte DSV-Team mit Marlene Fichtner, Sophia Schneider, Julia Kink und Johanna Puff hatte keinen Druck und es galt am Schießstand gut zu arbeiten und auf der Strecke nicht zu viel zu verlieren.
Schweden besiegt Norwegen nach unglücklichen Zwischenfall
Die schwedische Damenstaffel mit Johanna Skottheim, Ella Halvarsson, Anna Magnusson und Hanna Oeberg siegt in Antholz nach sechs Nachladern vor Norwegen. Die Siegerehrung fand verzögert statt, nachdem die Jury den Zwischenfall zwischen Ingrid Landmark Tandrevold und Hanna Oeberg lange prüfte und den Sieg von Schweden schließlich bestätigte. Karoline Offigstad Knotten, Ragnhild Femsteinevik, Maren Kirkeeide und Ingrid Landmark Tandrevold benötigten sieben Nachlader und hatten im Ziel einen Rückstand von 13,4 Sekunden, der in erster Linie dem Sturz von Tandrevold im Anlauf zum Zielsprint geschuldet war. Bronze ging an die favorisierten Französinnen mit Jeanne Richard, Lou Jeanmonnot, Oceane Michelon und Julia Simon. Frankreich hatten insgesamt acht Nachlader und im Ziel einen Rückstand von 23,6 Sekunden.
Schweden führt beim ersten Wechsel
Marlene Fichtner kam mit fünf Treffern gut ins Rennen und bog mit dem gewonnenen Selbstvertrauen in die zweite Runde ein. Norwegen übernahm die Führung vor Frankreich und Deutschland lag 10,9 Sekunden zurück an 13. Position hinter der Schweiz und vor Österreich. Die Abstände zur Spitze waren in den Top-10 minimal und bereits beim Stehendanschlag hatte sich das Feld neu sortiert und Schweden verließ den Schießstand als Führende vor Norwegen und Slowenien. Italien lag an Position fünf, Frankreich an sechs und Marlene Fichtner bog nach einem Nachlader mit einem Rückstand von 39,6 Sekunden auf Platz 14 in die Schlussrunde ein. Die Schwedin Skottheim konnte ihre Führungsposition auf der Schlussrunde leicht ausbauen und Italien, Norwegen und Frankreich waren dahinter. Fichtner musste der Höhenlage Tribut zollen, verlor in der Schlussrunde deutlich und konnte das Lauftempo nicht mitgehen. „Es hat super viel Spaß gemacht vor dem Publikum laufen zu dürfen,“ so Marlene Fichtner nach dem Rennen im ZDF, und weiter „aber keine Frage, es war auch super hart. Die erste Runde war nicht so langsam, die hatten ordentlich Betrieb gemacht. Ich hatte auch Schwierigkeiten mich zu positionieren. Dauernd kam jemand von links oder recht, da habe ich mich schwer getan meinen Rhythmus aufzunehmen. Hier in der Höhe die letzte Runde zu laufen ist schon hart.“
Schneider holt mit starker Laufleistung auf
Mit 10,4 Sekunden Vorsprung wechselten die führenden Schwedinnen auf Ella Halvarsson. Für Frankreich kam Lou Jeanmonnot, für Italien Dorothea Wierer und bei den Norwegern Ragnhild Femsteinevik. Sophia Schneider durfte erst als 15. mit einem Rückstand von 1:12,1 Minuten das Rennen aufnehmen. Jeanmonnot attackierte die Schwedin sofort, zog an ihr vorbei an die Spitze und schaffte sich gleich etwas Vorsprung. Für eine nicht getroffene Scheibe musste die Französin zwei Reservepatronen nehmen, verlor die Spitzenposition und Schweden lief mit Norwegen vor der Französin in die nächste Runde. Dorothea Wierer benötigte auch einen Nachlader, blieb aber an der vierten Position und hatte zu diesem Zeitpunkt nur 10,7 Sekunden Rückstand. Sophia Schneider hielt sich schadlos und konnte dadurch eine Platzierung aber nur wenig des Zeitrückstandes gut machen. Zum Stehendanschlag kamen Norwegen, Frankreich und Schweden nahezu zeitgleich, nur Wierer hatte etwas zu den Dreien abreißen lassen. Jeanmonnot lieferte im Stehendanschlag ab, auch die Schwedin hielt sich schadlos. Norwegen benötigte zwei und Wierer sogar drei Nachlader und so vergrößerte sich ihr Abstand zu den drei Damen an der Spitze aus Frankreich, Schweden und Norwegen. Sophia Schneider zeigte eine starke Leistung in der Spur, traf stehend eine Scheibe nicht und ließ sie schließlich mit zwei Nachladern weiß werden. Sophia Schneider, sonst meist eine der jüngsten in einer deutschen Damenstaffel im Weltcup war, war heute die Älteste. „Es ging dieses Wochenende ganz schnell und beim Herfahren dachte ich mir, dieses Mal bin ich nur die zweitjüngste und jetzt auf einmal die Älteste. Ist auch cool mit den Jungen unterwegs zu sein, die bringen neuen Schwung. Es war eine ganz spezielle Staffel, da hat keiner kommen sehen, dass die Aufstellung jetzt so ist. Wir haben es so angenommen und ich habe versucht für mich ein gutes Rennen zu machen. Der Verfolger war nicht so positiv und ich wollte mit einem guten Schießen abschließen.“
Ein Trio setzt sich vorne ab
Den zweiten Wechsel vollzog Frankreich vor Norwegen und Schweden und mit deutlichem Rückstand von 44,1 Sekunden übergab Wierer. Für Italien lief nun Samuela Comola. Deutschland kam zwar zeitlich nicht näher, dennoch konnte Julia Kink als Neunte ins Rennen gehen. Nach dem Liegendanschlag wurde aus dem vorherigen Duo an der Spitze ein Trio, nachdem Anna Magnusson durch ein besseres Schießen zu Norwegen und Frankreich aufschließen konnte. Italien und die Schweiz folgten. Julia Kink hatte auf der Strecke läuferisch erst zwei Plätze gut gemacht, zwar gut geschossen, aber für die letzte Scheibe zwei Nachlader benötigt und blieb auf der neunten Position. Alle drei der Führenden mussten nachladen, Frankreich und Norwegen ein Mal, die Schwedin zwei Mal und dahinter arbeitete die Italienerin fehlerfrei und war als Vierte in die Schlussrunde eingebogen. Kink riskierte viel beim Stehendanschlag und räumte erst mit dem dritten Nachlader die eine schwarz gebliebene Scheibe ab. Als Neunte kam sie aus dem Schießstand, aber der Rückstand war auf über zwei Minuten angewachsen. Kirkeeide an der Spitze setzte sich von ihren Verfolgerinnen ab und die Französin Michelon musste die erfahrenere Anna Magnusson ziehen lassen. Julia Kink hielt sich läuferisch im Mittelfeld und damit die neunte Position. „Hier laufen zu dürfen ist mega cool und sich auch schon mal die Strecken für Olympia anzuschauen,“ so Julia Kink im ZDF, die heute ihren 21. Geburtstag feiert. „Läuferisch ist noch mehr drin und das Schießen nervt mich: Dass ich nicht immer gleich mit dem ersten Nachlader getroffen habe.“
Rennentscheidender Sturz?
Norwegen wechselte zehn Sekunden vor Schweden und Julia Simon kam für Frankreich 15,8 Sekunden später. Italiens Rückstand auf der vierten Position betrug bereits 1:21 Minuten und Johanna Puff war als deutsche Schlussläuferin an der neunten Position mit 2:30 Minuten Rückstand. Johanna Puff hatte bereits Weltcuperfahrung gesammelt, war allerdings in Kontiolahti während der Saisoneröffnung erkrankt und seitdem nur im neuen Jahr im IBU Cup am Arber am Start. Beim Liegendanschlag kam Julia Simon erst an den Stand als die beiden vor ihr beim Nachladen waren, aber schließlich mit einer Reservepatrone auskamen. Die Französin machte mit einer perfekten Serie wertvolle Zeit gut und war bis auf 11,8 Sekunden herangekommen. Johanna Puff konnte sich bereits auf der Strecke einen Platz nach vorne arbeiten und hat mit 2:34 Minuten Rückstand nach einem Nachlader das Liegendschießen abgeschlossen. Zum entscheidenden Schießen war Ingrid Landmark Tandrevold auf der ersten Bahn vor Hanna Oeberg. Die Schwedin begann mit zwei Fehlern, Tandrevold verfehlte eine Scheibe und dann kam Simon mit ebenfalls einem Fehler. Hanna Oeberg war schneller bei der Zwischenzeit aber Tandrevold lief an ihren Skienden. Julia Simon lag weiterhin 11,5 Sekunden hinter Tandrevold und Oeberg zurück. Michela Carrara für Italien musste in die Strafrunde und fiel auf Rang sechs zurück, Johanna Puff kam mit einem Nachlader aus und blieb auf achter Position. Tandrevold und H. Oeberg taktierten auf dem Weg zum Ziel und wechselten sich auch in der Führungsarbeit ab. Beim Zieleinlauf waren die beiden gleichauf und mit starken Stockschüben versuchte jede der beiden vor dem letzten kleinen Anstieg, bevor die Strecke hinter dem Schießstand vorbeiführt, nach vorne zu kommen. Dabei kam es zum Sturz von Tandrevold nachdem sich erst die Ski der beiden leicht berührten und in der Folge erst der Stock von Tandrevold auf Hanna Oebergs Ski abrutschte, die Schwedin nahezu zu Sturz kam und in der Folge mit ihrem Stock, wohl um das Gleichgewicht halten zu können, zwischen die Beine von Tandrevold stach. Es bleibt offen, wer sich ohne diesen Sturz am Ende durchgesetzt hätte. Schweden überquerte die Ziellinie als Sieger vor Norwegen und Frankreich. „Es gibt niemanden der Schuld hat. Was passiert ist passiert. Sie haben gewonnen und wir sind Nummer zwei,“ so Tandrevold nach dem Rennen und Oeberg sagte: „Ich habe immer weniger Platz bekommen auf der linken Seite, dann sind wir irgendwie zusammengerasselt. Es war jedenfalls nicht meine Absicht, dass sie am Ende zu Sturz kommt.“ „Hinten raus merkt man die Höhe ganz gut,“ sagte sie nach dem Rennen. Johanna Puff brachte die Staffel nach zehn Nachladern auf dem achten Rang ins Ziel. „Ich war lange krank, bin IBU CUP gelaufen, da war es zäh und da muss man erst wieder reinkommen, aber das war eine gute Chance für uns jungen Mädels.“
Schweiz mit hervorragendem vierten Platz
Elisa Gasparin, Lena Häcki-Groß, Aita Gasparin und Amy Baserga sicherten sich trotz einer Strafrunde und mit acht Nachladern einen beachtlichen vierten Rang, wenn auch der Abstand zum Podest nahezu zwei Minuten betrug. Elisa Gasparin übergab die Staffel nach zwei Nachladern auf dem neunten Rang an Lena Häcki-Groß. Sie brachte ihr Team bereits nach dem Liegendanschlag mit nur einem Nachlader entscheidend nach vorne und übergab nach einer Null im Stehen auf Rang fünf mit Podestaussicht. Aita Gasparin kam liegend mit einem Nachlader durch und machte dadurch Zeit auf die Führung gut. Stehend musste sie wohl dem hohen Tempo Tribut zollen und kassierte eine Strafrunde. Der Rückstand beim Wechsel auf Amy Baserga war daher auf über zwei Minuten angewachsen und mittlerweile war man auch auf die siebte Position abgerutscht. Baserga benötigte nur im entscheidenden Anschlag einen Nachlader und hat ihre Staffel auf dem vierten Rang ins Ziel gebracht. Tamara Steiner, Anna Gandler, Anna Juppe und Anna Andexer belegten für Österreich nach zwei Strafrunden und zwölf Nachladern Rang 14.