Benedikt Doll wird Dritter im letzten Sprint der Saison beim Biathlon Weltcup in Oslo. Johannes Thingnes Boe gewinnt vor heimischer Kulisse und sichert sich damit auch die Trophäe in der Sprintwertung. Drei der acht deutschen Herren erreichten einen Top-10-Platz.
Johannes Thingnes Boe gewinnt alle Sprintbewerbe der Saison
Sechs Sprints wurden diese Saison durchgeführt und in jedem siegte der Norweger Johannes Thingnes Boe. Zudem wurde er Sprintweltmeister bei der Biathlon Weltmeisterschaft in Oberhof und heute hat er auch den abschließenden Sprint in Oslo am Holmenkollen für sich entschieden. Nach fünf Treffern im Liegen und einem Fehlschuss im Stehen, dazu die absolut schnellste Laufzeit erreichte er das Ziel mit 23,9 Sek. Vorsprung vor Martin Ponsiluoma, der zehn Treffer setzte. Nur 5 Sek. hinter dem Schweden belegte Benedikt Doll Rang drei. Der Deutsche traf alle Scheiben und bot zweite Laufzeit über die gesamte Distanz. „Ich habe zwar die zweite Laufzeit, aber 48 Sek. hinter Johannes Thingnes Boe das ist richtig viel,“ so Benedikt Doll nach dem Rennen der anführte, dass es richtig Spaß macht, wenn man läuferisch noch was draufsetzen kann. Sein fehlerfreies Schießen führt er auf getanktes Selbstvertrauen zurück: „Das Schießen ist echt verrückt, warum es auf einmal so gut klappt.“ Hinter Benedikt Doll platzierte sich der Lette Andrejs Rastorgujevs (0:1, + 46,5 Sek.), dessen Fehlschuss auf die berühmte letzte Scheibe eine bessere Platzierung verhindert hat. Rang fünf besetzte der Norweger Sturla Holm Laegreid (0:0, + 48,0 Sek.) der nach dem Rennen meinte: „Meine Saison ist unglaublich gewesen und wenn Johannes (Thingnes Boe) nicht gewesen wäre, wäre sie ein Traum gewesen.“ Einen hervorragenden sechsten Platz sicherte sich Johannes Kühn. Nach fünf Treffern im Liegen hat er durch eine tadellose Schießeinlage auch im Stehen fünf Plätze gut gemacht und seinen Vorsprung auf der letzten Runde bis ins Ziel verteidigt (+ 55,9 Sek.).
Kleine Trophäe übergeben
Mit einer unglaublichen Konstanz hat Johannes Thingnes Boe alle Sprints der Saison 2022/23 gewonnen. Mit Spannung wurde erwartet, wie er sich nach der in Nove Mesto na Morave erlittenen Corona-Infektion zurückmeldet. Aber im ARD-Interview nach dem Rennen bestätigte er, dass er keinerlei gesundheitliche Einschränkungen davon getragen hat. „Ich war positiv in Nove Mesto, danach habe ich mich am gleichen Abend ein bißchen erkältet, aber am nächsten Morgen schon wieder gut gefühlt.“ Dann pausierte der Norweger fünf Tage und fing mit eingeschränktem Training wieder an, ließ aber den Biathlon Weltcup in Östersund aus. Heute hat er sich formstark zurückgemeldet und wurde nach seinem siebten Sprintsieg in dieser Saison mit der kleinen Kristallkugel geehrt. „Ein verrückter Winter, ich kann mir eine Wiederholung nicht vorstellen,“ so der Kommentar von Johannes Thingnes Boe zu seiner überragenden Dominanz. Er ließ im Interview aber auch einen kleinen Blick hinter die Kulissen seiner erfolgreichen Schießeinlagen zu. „Im Rennen ist es das Wichtigste für mich, dass ich für den ersten Schuss gut vorbereitet bin. Wenn ich stabil bin, dann ist es eigentlich ganz leicht und wenn man gute Ergebnisse hat, dann läuft es eigentlich automatisch.“ Über die Schnelligkeit zwischen den einzelnen Schüssen ist er sich gar nicht bewusst. Neben der kleinen Kristallkugel für die Sprintwertung wurde sein Teamkollege Vetle Sjaastad Christiansen mit derselben Trophäe für den Sieg in der Einzelwertung ausgezeichnet. Auch die Nationenwertung haben die norwegischen Herren gewonnen und dafür gab es eine weitere Auszeichnung, die von der gesamten Mannschaft einschließlich ihrer Trainer entgegengenommen wurde.
Neun Norweger am Start
Zu der üblichen Weltcup-Startquote dürfen die Nationen ihre zwei besten, in den Top-10 des IBU Cups platzierten Athleten, an den Start schicken. Darüber hinaus war als Neunter der 21jährige Einar Hedegart als Bester Athlet der Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaft in Kasachstan qualifiziert. Mit Silber im Einzel und in der Verfolgung sowie Gold mit der Staffel und einem vierten Rang im Sprint war er wenige Punkte besser als der Deutsche Benjamin Menz und hat sich damit das Startrecht für das Weltcup-Saisonfinale in Oslo erarbeitet. Mit der späten Startnummer 103 von 108 Startern überzeugte Einar Hedegart bei seinem Weltcup-Debüt mit zehn Treffern am Schießstand und platzierte sich mit 1:40 Min. Rückstand auf Rang 28 und wird damit auch in der Verfolgung an der Startlinie stehen.
Alle Deutschen für Verfolgung qualifiziert
Neben Benedikt Doll auf dem Bronzerang und Johannes Kühn auf Rang sechs gelang auch Philipp Nawrath ein hervorragendes Ergebnis. Nach fünf Treffern im Liegendanschlag kam Nawrath als Sechster mit 49,7 Sek. Rückstand auf die Spitze zum Stehendanschlag, musste für eine Strafrunde abbiegen und fiel zurück. Nach einem starken Finish überquerte er die Ziellinie auf Rang neun. Roman Rees (1:0) wurde 18. und Philipp Horn zeigte ein tadelloses Schießergebnis. Läuferisch lag er deutlich zurück und musste sich mit Platz 24 zufrieden geben. David Zobel (1:0) platzierte sich auf Rang 26, und nur 0,1 Sek. dahinter rangierte am Ende Lucas Fratzscher (0:2) als 27. Justus Strelow arbeitete am Schießstand tadellos. „Mein Ziel war es am Schießstand die Null zu bringen,“ so Justus Strelow, und weiter „auf der Strecke habe ich gerade auf der letzten Runde wieder ganz viel Zeit verloren.“ Er wird von Platz 36 aus mit 1:55,8 Min. Rückstand in die Verfolgung gehen. „Die Saison war besser als erwartet. Mein Ziel war bei der WM überhaupt dabei zu sein. Es war eine konstante Saison, aber die Ausreisser nach oben haben ein bißchen gefehlt,“ so Justus Strelow in der ARD.
Österreicher Simon Eder schrammt an Top-10 vorbei
Simon Eder präsentierte sich erneut in guter Form. Österreichs Routinier lieferte beim letzten Sprintrennen dieses Winters eine makellose Schießleistung ab und belegte mit einem Rückstand von 1:14,2 Minuten Rang elf. Auf die Top-Ten fehlten dem 40-Jährigen am Ende lediglich knapp vier Sekunden. Mit David Komatz schaffte zudem ein weiterer Österreicher den Sprung in die Weltcuppunkteränge. Der Steirer musste nur liegend einen Fehlschuss in Kauf nehmen und landete mit einem Rückstand von 1:31,0 Minuten auf Rang 21. Harald Lemmerer (+2:53,2 min./3 Fehlschüsse) und Dominik Unterweger (+3:37,1 min./3 Fehlschüsse) klassierten sich auf den Rängen 63 und 88 und haben sich damit nicht für die Verfolgung qualifiziert. „Ich habe heute alles herausgeholt. Dieses 10 km Rennen hier in Oslo ist immer beinhart und die Runde hat wirklich einige Höhenmeter zu bieten. Jetzt bin ich einfach sehr froh, dass ich am Schießplatz zweimal die Null abliefern konnte.“ (Quelle: PM ÖSV) Darüber hinaus hat Eder bereits angekündigt, dass er mindestens noch ein Jahr weitermachen will.
Drei Schweizer für Verfolgung qualifiziert
Sowohl Sebastian Stalder als auch Niklas Hartweg hatten läuferische Probleme. Am Schießstand verfehlte Stalder lediglich eine Scheibe und Hartweg räumte in beiden Schießeinlagen sauber ab. Dennoch kamen die Schweizer nicht über die Ränge 31 und 32 hinaus. Insbesondere im Hinblick auf die U-25 Wertung hat sich der Italiener Tommaso Giacomel weiter von Niklas Hartweg abgesetzt und sein Vorsprung beträgt mittlerweile 49 Punkte. Noch bleiben die Verfolgung und der Massenstart um zu punkten, wobei sich Giacomel mit Rang 14 eine bessere Ausgangsposition für die Verfolgung erarbeitet hat. Der weitere Schweizer Serafin Wiestner (0:2) belegte Rang 41. Er wird nach dem Weltcup in Oslo seine Biathlon-Karriere beenden. Joscha Burkhalter (2:0, Platz 78) und Dajan Danuser (1:2, Platz 89) haben die Verfolgung und damit auch den Massenstart am Abschlusstag nicht erreicht.
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