Johannes Thingnes Boe gewinnt mit dem Verfolgungssieg beim Biathlon Weltcup in Canmore vorzeitig den Gesamtweltcup und sichert sich zugleich die kleine Kristallkugel in der Verfolgungswertung. Die DSV-Athleten hatten mit den Bedingungen zu kämpfen und Bester von ihnen wurde Philipp Nawrath auf dem elften Rang.
Kleine Kugel und vorzeitig große Kugel?
Die Verfolgungsbewerbe in Hochfilzen, Lenzerheide und zuletzt in Soldier Hollow entschied Johannes Thingnes Boe für sich. Er führte in der Gesamtwertung und nur sein Komplettausfall konnte ihm die kleine Verfolgungskugel kosten, aber auch nur wenn sein erster Verfolger Johannes Dale-Skjevdal dann mindestens Zweiter geworden wäre. Insofern schien bereits vor dem letzten Verfolgungswettkampf klar, wer mit der Trophäe ausgezeichnet wird. Aber es ging neben dem Weltcupsieg, der nochmals 15.000 Euro in die Kasse spült, um wertvolle Punkte in der Gesamtwertung. Mittlerweile war der Vorsprung von Johannes Thingnes Boe auf seinen Bruder Tarjei auf 92 Punkte angewachsen und es schien so, dass der jüngere Bruder die große Kristallkugel zum fünften Mal abräumt.
Der Vorsprung von Johannes Thingnes Boe schmilzt
Johannes Thingnes Boe ging mit einem komfortablen Vorsprung von über einer Minute als der Gejagte in die Verfolgung. Er war bereits lange unterwegs auf der Strecke, bevor Tommaso Giacomel und Tarjei Boe ins Rennen starten durften. J. T. Boe verfehlte das erste Ziel, dennoch hielt er einen Vorsprung von 42,9 Sekunden auf Sebastian Samuelsson, der als Erster alle fünf Scheiben abräumte, dicht gefolgt vom Norweger Johan-Olav Botn. Danilo Riethmüller verbesserte sich nach einer Null um zwei Ränge und auch Philipp Nawrath räumte ab und kam als Achter zurück in die Loipe. Auf der nächsten Runde baute der Führende seinen Vorsprung wieder leicht aus und dahinter bildete sich eine Vierergruppe, in der vor allem der Franzose Emilien Jacquelin agressiv nach vorne drängte. Beim zweiten Liegendanschlag ließ J. T. Boe die letzte Scheibe stehen und nun kam Jacquelin als Zweiter mit einem Abstand von 18,7 Sekunden zurück in die Spur, gefolgt von Samuelsson und den Norwegern Johan-Olav Botn und Tarjei Boe. Riethmüller hielt zu diesem Zeitpunkt als bester Deutscher Rang sieben, obwohl er eine Extrarunde drehen musste. Philipp Nawrath und Johannes Kühn folgten auf den Plätzen acht und neun.
J. T. Boe wird mit Dreifacherfolg belohnt
Richtung Stehendanschlag lief der Franzose Emilien Jacquelin höheres Tempo als J. T. Boe an der Spitze und so verringerte sich sein Rückstand und beim Schießstandanlauf hatte er den Norweger bereits auf Sichtweite. Jetzt hielt sich Johannes Thingnes Boe schadlos, Jacquelin musste seinem hohen Lauftempo Tribut zollen und kassierte zwei Strafrunden und der Schwede Samuelsson war wieder an zweiter Position mit 47,7 Sekunden Rückstand. Die deutschen Starter standen aufgereiht, aber nur Danilo Riethmüller und Justus Strelow kamen fehlerfrei durch und rangierten auf den Plätzen acht und neun. In dieser Runde baute Johannes Thingnes Boe seinen Vorsprung wieder aus und Samuelsson, Tarjei Boe und Emilien Jacquelin bildeten die Dreiergruppe der nächsten Verfolger, zu denen, ausgestattet mit hervorragendem Material bei warmem Wetter, der Franzose Eric Perrot auflief. Johannes Thingnes Boe musste nochmals eine Strafrunde laufen und war wieder zurück in der Spur, bevor die Verfolger zu schießen begannen. Eric Perrot und Sebastian Samuelsson verfolgten ihn nach fehlerfreiem Schießen mit einem Rückstand von 33 Sekunden. Johannes Thingnes Boe brachte den 84. Weltcupsieg seiner Karriere ungefährdet und mit lächelnder Miene sicher ins Ziel. In einem hart umkämpften Zielsprint setzte sich Sebastian Samuelsson durch und belegte Rang zwei vor dem Franzosen Eric Perrot auf dem Bronzerang. Emilien Jacquelin wurde Vierter vor Tarjei Boe und Tommaso Giacomel. Nach dem Rennen zeigte sich ein befreiter und glücklicher Johannes Thingnes Boe, der zugab, dass der mentale Druck für ihn sehr hoch war. „Ich habe in diesem Winter sehr für diesen Gesamtweltcup gekämpft, es war der schwierigste Gesamtsieg.“ Er lobte aber auch seinen Bruder Tarjei, der ihn sehr forderte in diesem Winter. Nun will er zum Abschluss befreit und völlig ohne Druck in den Massenstart gehen und versuchen, auch in dieser Disziplin die kleine Kugel zu gewinnen.
Philipp Nawrath bester DSV-Athlet
Mit seinem Schießergebnis zeigte sich Philipp Nawrath ganz zufrieden. Neunzehn von zwanzig Schüssen fanden das Ziel und dennoch ging es nur einen Platz nach vorne auf den elften Rang. „Es war heute extrem schwer. Man hat gemerkt, es ging von Anfang an nicht recht voran. Irgendwann tritt ein Modus ein, wo man nur noch versucht zu überleben,“ so Philipp Nawrath und das beschreibt deutlich, dass es im DSV-Team noch keine Lösung für warme, langsame und tiefe Bedingungen gibt. „Es gab Nationen, die sind fix an uns vorbeigezogen. Ich habe aber versucht es mir gut einzuteilen und Energie zu sparen, aber es war extrem schwer, die tiefen Sachen die taugen leider nicht so, weil mein Fußabdruck da extrem verpufft, bei meinem höheren Gewicht vielleicht auch. Jetzt heißt es gut regenerieren für morgen und hintenraus noch mal ein gutes Rennen zu zeigen und am Schießstand mindestens gleich gut umzusetzen.“
„Es hat extrem Kraft gekostet“
Die Verfolgung der Herren startete am späten Nachmittag in der tiefen gleisenden Sonne von Canmore, viele Athleten liefen mit kurzen Ärmeln, kurzen Hosen und ohne Mütze oder Stirnband. Justus Strelow brachte alle Schüsse ins Ziel, verlor auch am Schießstand durch schnelle Abläufe keine Zeit aber in der Spur musste er einigen Athleten, insbesondere auf der Schlussrunde, den Vortritt lassen. Am Ende belegte er um einen Platz aus dem Sprint verbessert Rang 15. „Die Null am Schießstand habe ich heute wirklich gebraucht. Auf der Strecke war es ähnlich wie in Soldier Hollow mit diesem extremen warmen Bedingungen und dem Schnee, wenn es kein Kunstschnee ist, der ist dann extrem stumpf und es hat heute extrem Kraft gekostet und da bin ich froh, dass ich mit Null durchgekommen bin und am Ende Top-15, das ist ok. Gerade mit dem Laufen muss ich sehen, dass ich es morgen noch drüber rette und dann endlich off-season.Philipp Horn kam nach zwei Strafrunden als 17. ins Ziel und Danilo Riethmüller, ebenfalls mit zwei Strafrunden belastet, wurde 23. Zur Hälfte des Rennens waren sowohl Nawrath, Strelow, Kühn und Riethmüller noch in den Top-10 geführt. Für Benedikt Doll war es die letzte Verfolgung in seiner Biathlonkarriere, nach zwei Strafrunden aus dem dritten Anschlag ging auch der allerletzte Schuss vorbei und am Ende wurde es für ihn Rang 26. Johannes Kühn (1+0+1+3) belegte Platz 28, gefolgt von Roman Rees (1+0+1+0) auf Rang 29. Simon Eder wurde 20. (2. Fehler), David Komatz 34. (3 Fehler) und Dominic Unterweger (3 Fehler) belegte Platz 37. Jeremy Finello aus dem Schweizer Team wurde 22., Sebastian Stalder 33. und Joscha Burkhalter 51.
Der weitere Wettkampfplan in Canmore