Biathlon Weltcup: Frankreichs Herrenstaffel siegt auch in Nove Mesto

Oscar Lombardot (FRA), Emilien Claude (FRA), Fabien Claude (FRA), Quentin Fillon Maillet (FRA), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Mit beeindruckender Vorstellung gewinnt Frankreichs Herrenstaffel beim Biathlon Weltcup in Nove Mesto und bleibt damit über die ganze Saison ungeschlagen. Norwegen sichert sich Silber vor der Ukraine. In einem vom Wind beeinflussten Rennen landet die deutsche Staffel auf Rang vier vor Österreich.   

Die Ausgangssituation

Tarjei Boe (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Beim Biathlon Weltcup in Nove Mesto na Morave steht ein letztes Mal in der Saison 2024/25 ein Staffelbewerb der Herren auf dem Programm. Absolute Favoriten sind die Franzosen, die alle vier bisher gelaufenen Staffeln in Kontiolahti, Hochfilzen, Ruhpolding und Antholz für sich entschieden haben. Sie führen mit 80 Punkten Vorsprung vor Norwegen und nach dem Rennen in Nove Mesto steht fest, wer die kleine Kristallkugel für die Staffelwertung erhält. Die Boe-Brüder stehen damit ein letztes Mal für eine norwegische Weltcupstaffel im Aufgebot, denn beide haben während des Biathlon Weltcups in Ruhpolding ihren Rücktritt zum Saisonende verkündet. Die Strecken in Nove Mesto befanden sich trotz extrem warmen Bedingungen mit Plusgraden um 15 Grad in hervorragendem Zustand, aber der unberechenbare Wind am Schießstand sollte eine große Rolle spielen.

Frankreich gewinnt auch den fünften Staffelbewerb der Saison

Oscar Lombardot (FRA), Emilien Claude (FRA), Quentin Fillon Maillet (FRA), Fabien Claude (FRA), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Mit insgesamt nur vier Nachladern gewinnt die französische Herrenstaffel mit Emilien Claude, Oscar Lombardot, Fabien Claude und Quentin Fillon Maillet auch den fünften und letzten Staffelbewerb der Saison und hat sich damit eindrucksvoll die kleine Kristallkugel in der Staffelwertung der Herren erarbeitet. Norwegen mit Martin Uldal, Tarjei Boe, Sturla Holm Laegreid und Johannes Thingnes Boe kommt nach einer Strafrunde und acht Nachladern auf dem Silberrang ins Ziel. Die Zeit ist nicht aussagekräftig, nachdem sowohl Quentin Fillon Maillet als Schlussläufer der Sieger und auch Johannes Thingnes Boe die Schlussrunde locker austrudeln ließen. Um Bronze wurde noch zwischen der Ukraine und Deutschland gekämpft mit dem besseren Ende für Dmytro Pidruchnyi. Nach sieben Nachladern lief er die ukrainische Staffel mit Artem Tyshchenko, Vitalii Madnzyn und Anton Dudchenko auf den dritten Rang. Das deutsche Team mit David Zobel, Philipp Nawrath, Johannes Kühn und Philipp Horn schaffte es nach vier Strafrunden und zehn Nachladern auf Rang vier und Österreich (Felix Leitner, Simon Eder, David Komatz und Patrick Jakob) überquerte die Ziellinie nach zehn Nachladern auf dem fünften Rang vor Italien.    

Norwegen führt beim ersten Wechsel

Martin Uldal (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Neunzehn Staffeln gingen an den Start und Norwegen, Frankreich und Schweden bestimmten das Rennen von vorne. David Zobel als Startläufer der DSV-Staffel war vorne dabei Richtung erstes Schießen. Schweden, Italien und Tschechien vor den heimischen Fans kamen fehlerfrei durch und haben sich dadurch einen minimalen Vorsprung vor Norwegen erarbeitet. David Zobel benötigte einen Nachlader und kam als Achter zurück in die Spur mit einem Rückstand von 12,9 Sekunden. Richtung Stehendanschlag übernahm Martin Uldal die Führungsarbeit, Zobel schob sich näher an die Spitze heran und hatte den Schweizer Sebastian Stalder an den Skienden. Stehend räumte Uldal auf Schießbahn eins ab, hinter ihm wurden viele Fehler geschossen, aber der Tscheche Mikyska kam gut durch und war erster Verfolger hinter dem Norweger knapp vor dem Franzosen Emilien Claude. Von David Zobel trafen bei unberechenbarem Wind die ersten vier Schüsse nicht ins Ziel, und eine Strafrunde war da bereits klar. Mit der letzte Patrone und auch seinen drei Nachladern traf er, dennoch war der Rückstand als Zobel aus der Strafrunde kam bereits über eine Minute angewachsen. „Der Wind war schon der Hauptgrund,“ sagte David Zobel nach dem Rennen in der ARD zu seinem Schießen, „aber die daneben standen haben es auch geschafft. Vier Fehler dürfen niemals passieren, ich habe brutal gewackelt. Leider habe ich es überhaupt nicht hinbekommen,“ resümierte David Zobel. „Letztendlich sind wir hier nicht dabei um einfach dabei zu sein.“ Norwegen wechselte schließlich mit einem Vorsprung von 17,3 Sekunden vor Frankreich. Tschechien übergab nur sechs Sekunden später an dritter Position. Dahinter waren die Abstände von Bulgarien, Schweiz und Schweden bereits deutlich angewachsen und mit 1:29 Minuten Rückstand kam Philipp Nawrath gemeinsam mit dem Österreicher Simon Eder auf Position 14 und 15 ins Rennen.

Nawrath bringt die DSV-Staffel wieder nach vorne

Philipp Nawrath (GER) © Manzoni/NordicFocus

Tarjei Boe hielt das Tempo an der Spitze hoch, kam mit gutem Vorsprung zum Stehendanschlag. Mit konzentriertem Schießen räumte er ab und war weg, bevor die Verfolger aus Frankreich und Tschechien den ersten Schuss setzen konnten. Oskar Lombardot folgte nach einem Nachlader mit einem Rückstand von 20,2 Sekunden. Der Tscheche Hornig benötigte seine drei Nachlader und sein Rückstand wuchs auf 51,4 Sekunden an. Philipp Nawrath benötigte nur einen Nachlader und rückte auf die neunte Position vor, der Rückstand betrug zwar über eine Minute, aber auch der Vierplatzierte Finne Seppala lag bereits eine Minute zurück. „Es ist mir gelungen während der Tscheche neben mir schoss, meinen Rhythmus zu behalten,“ so Nawrath nach dem Rennen in der ARD. Zum Stehendanschlag stand Tarjei Boe allein auf der Schießbahn eins und verfehlte bei heftigem Wind zwei Scheiben. Er wackelte deutlich sichtbar als er mit dem zweiten Nachlader um den letzten Treffer kämpfte. Oscar Lombardot neben ihm kam wesentlich besser zurecht, traf die fünf Scheiben und war bis auf 3,9 Sekunden an Tarjei Boe herangerückt. Tero Seppala folgte als Dritter in die Schlussrunde, hinter ihm Tommaso Giacomel und Jakov Fak. Nachdem Tarjei Boe eine extrem lange Schießzeit hatte, haben alle Verfolger zu ihm aufgeholt. Philipp Nawrath schaffte es abermals mit einem Nachlader und war auf die sechste Position vorgerückt. Der Rückstand betrug nur mehr 37,3 Sekunden. Norwegen wechselte schließlich mit 16,7 Sekunden Vorsprung vor Frankreich, dann übergab Italien mit einem Rückstand von 26,1 Sekunden und an sechster Position Deutschland. Philipp Nawrath zählte in seinem Leg zu den schnellsten Läufern übergab an Johannes Kühn, der beim Wechsel unglücklicherweise stürzte und damit wertvolle Zeit verlor (+ 42,8 Sek.). „Grundsätzlich war meine Taktik gut einteilen, das hat sich relativ schnell über den Haufen geschmissen, nachdem wir so weit hinten lagen,“ sagte Philipp Nawrath nach dem Rennen. 

Frankreich geht in Führung – Deutschland fällt zurück

Fabien Claude (FRA) © Manzoni/NordicFocus

Für die führenden Norweger kam Sturla Hom Laegreid, zu dem der Franzose Fabien Claude schnell auf Sichtkontakt gelaufen war. Johannes Kühn hat sich auf der Runde zum ersten Schießen an dem Finnen auf den fünften Rang herangearbeitet. Laegreid hatte enorme Probleme mit der Windtätigkeit beim Liegendanschlag, während der Franzose neben ihm fehlerfrei agierte und mit 13,4 Sekunden Vorsprung die Führung übernahm. Der Italiener Braunhofer verließ den Schießstand auf der dritten Position und Johannes Kühn schaffte die Null, hat insbesondere vor dem dritten Schuss abgewartet und dann den Treffer gesetzt, während neben ihm viele Fehler geschossen wurden. Kühn kam als Fünfter zurück in die Spur, war dicht am Slowenen Vidmar, zog auch schnell an ihm vorbei auf Rang vier und hatte dann den Italiener Braunhofer vor sich. Beim Stehendanschlag verfehlte Fabien Claude eine Scheibe, behauptete aber die Führung mit einem Nachlader und Sturla Holm Laegreid schloss die Lücke zum Franzosen mit fünf Treffern. Johannes Kühn stand mit Patrick Braunhofer bereit und während der Italiener die ersten zwei Treffer setzte, gingen bei Johannes Kühn die ersten beiden vorbei. Braunhofer räumte ab und Johannes Kühn traf erst mit dem siebten Schuss. Die Nachlader kamen dann ins Ziel aber er kassierte drei Strafrunden. Während er kreiselte sortierten sich vor ihm Braunhofer für Italien, Niklas Hartweg für die Schweiz, Anton Dudchenko für die Ukraine und auch Slowenien mit Vidmar ein. Als Siebter bog er in die Schlussrunde ein mit einem Rückstand von 2:23 Minuten. Zu seinem Schießdebakel erklärte Kühn: „Ich bin auf Stand drei gekommen. Die ersten beiden waren weg. Ich habe lange überlegt, ob ich am Italiener noch vorbei gehe, aber der ist stehen geblieben, dann habe ich vorbei müssen. Bei mir war der erste Angriffspunkt, ich habe versucht die Scheiben zu treffen, es ist mir nicht gelungen. Hinten raus wurde der Wind weniger, da ging es dann. In einer Staffel muss ich versuchen so viele Scheiben wie möglich zu treffen, da kann ich nicht sagen, es ist schon egal.“

Frankreich oder Norwegen?

Quentin Fillon Maillet (FRA) © Manzoni/NordicFocus

Frankreich wechselte auf Quentin Fillon Maillet knapp vor Johannes Thingnes Boe für Norwegen. Italien lag mit einem Rückstand von über einer Minute auf Rang drei vor der Schweiz, der Ukraine, Österreich und dann übergab Johannes Kühn auf Philipp Horn. An der Spitze kämpften Frankreich und Norwegen einen einsamen Kampf, denn die beiden waren ihren Verfolgern weit enteilt. Mit über einer Minute Vorsprung machten die beiden sich zum ersten Schießen bereit. J. T. Boe war minimal schneller, dennoch beide blieben fehlerfrei und verließen den Schießstand auch wieder gemeinsam. Der drittplatzierte Italiener Bionaz verfehlte drei Scheiben, kassierte in der Folge zwei Strafrunden und der Schweizer Pasquier rückte nach zwei Nachladern auf die dritte Position vor. Patrick Jakob für Österreich, Dmytro Pidruchnyi für die Ukraine und Philipp Horn, der alle fünf Scheiben weiß werden ließ, verließen den Schießstand gemeinsam, alle mit Chancen auf Rang drei. Zum entscheidenden Schießen kamen Quentin Fillon Maillet und Johannes Thingnes Boe wieder gemeinsam. Der Franzose auf Schießbahn eins setzte auch den ersten Schuss und beeindruckte mit einer fehlerfreien Schnellfeuereinlage. J. T. Boe verfehlte die erste und die letzte Scheibe, auch der erste Nachlader saß nicht. Vor dem letzten Schuss machte er sogar, was man so von ihm eigentlich nie sieht, Kniebeugen, und ging dann doch in die Strafrunde. Fillon Maillet war bereits lange weg, J. T. Boe kam erst 55,4 Sekunden später aus der Strafrunde zurück. Dahinter sollte sich entscheiden, wer sich den letzten Podestplatz sichert. Der Schweizer „Neuling“ Arnaud Du Pasquier kam als erster Verfolger, bevor er den ersten Schuss setzten konnte, kamen aber auch schon Pidruchnyi, Horn und Bionaz. Der Schweizer traf keine Scheibe und kassierte drei Strafrunden.  Pidruchnyi schaffte es mit einem Nachlader und 4,4 Sekunden nach ihm kam Philipp Horn nach einem schnellen Nachlader auch in die Schlussrunde. Quentin Fillon Maillet lief vorne die französische Herrenstaffel mit über einer Minute Vorsprung zum fünften Saisonsieg. Johannes Thingnes Boe ist die Schlussrunde gemächlich gelaufen und überquerte die Ziellinie unter großem Beifall der vielen Fans in der Vysocina Arena auf dem Silberrang. Mit einer starken Schlussrunde ließ der Ukrainer Pidruchnyi Philipp Horn keine Chance und sicherte sich den Bronzerang vor Deutschland. Die Schweden mit Viktor Brandt, Jesper Nelin, Martin Ponsiluoma und Sebastian Samuelsson agierten weit unter ihrem Leistungsniveau und belegten nach sechs Strafrunden und 16 Nachladern einen für sie enttäuschenden siebten Rang. Die Schweiz mit Sebastian Stalder, Joscha Burkhalter, Niklas Hartweg und Arnaud Du Pasquier landeten am Ende nach drei Strafrunden und 13 Nachladern auf Rang neun. 

Ergebnis

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