Biathlon Weltcup Hochfilzen: Deutsche Herren-Staffel verpasst Podest erneut

Vetle Sjaastad Christiansen (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Tarjei Boe (NOR), Sturla Holm Laegreid (NOR) © Tumashov/NordicFocus

Norwegen gewinnt die Herrenstaffel beim Biathlon Weltcup in Hochfilzen vor Frankreich und Russland. Das deutsche Herrenteam muss sich wie schon in Östersund mit dem Platz neben dem Podest begnügen. 

Zweiter Staffelsieg für Norwegen

Das Ergebnis der Herren-Staffel in Hochfilzen gleicht exakt dem aus Östersund. Insgesamt gingen 27 Staffeln ins Rennen und 24 kamen in die Wertung. Norwegen mit Sturla Holm Laegreid, Tarjei Boe, Johannes Thingnes Boe und Schlussläufer Vetle Sjaastad Christiansen gewinnen das zweite Staffelrennen der Saison mit nur fünf Nachladern in einer Gesamtzeit von 1:14:34,8 Std. Langsam kommt auch der Überflieger der letzten Saison Sturla Holm Laegreid richtig in Form und auch Johannes Thingnes Boe scheint nach überstandener Erkältung sein Leistungsvermögen wieder vollständig abrufen zu können. Er brachte sein Team entscheidend an die Spitze und der starke norwegische Schlussläufer brachte den Sieg ins Ziel. Silber holte sich Frankreich mit Fabien Claude, Simon Desthieux, Emilien Jacquelin und Quentin Fillon-Maillet. Mit zwei perfekten und fehlerfreien Serien behauptete der französische Schlussläufer Fillon-Maillet den zweiten Rang. Der Kampf um den verbliebenen Podestplatz entschied sich am letzten Anstieg Richtung Ziel als sich der Schlussläufer der Russen, Eduard Latypov, den Deutschen Philipp Nawrath zurecht legte und am Übergang des letzten Anstiegs mit raumgreifenden Schritten an Nawrath vorbeizog und sich schnell von ihm absetzte. Vasilii Tomshin, Daniil Serokhvostov, Alexander Loginov und Eduard Latypov gewinnen Bronze nach einer Strafrunde gleich zu Beginn des Wettkampfs durch Tomshin und insgesamt neun Nachladern. 10 Sek. Vorsprung nach dem letzten Schießen reichten nicht aus und die deutsche Staffel kam schließlich erneut neben dem Podest auf dem vierten Platz ins Ziel. 

Deutsches Team erneut knapp am Podest vorbei 

Das deutsche Herrenteam startete in Hochfilzen in leicht veränderter Position. Benedikt Doll, zuletzt fix gesetzt für eine deutsche Herrenstaffel wurde ersetzt durch Johannes Kühn. Im Februar 2019 in Canmore lief zuletzt eine deutsche Herrenstaffel im Weltcup ohne Benedikt Doll. Im Vorfeld des Wettkampfes erklärte der Bundestrainer Mark Kirchner die Nichtnominierung von Doll. „Der Benni kämpft sehr um seine Form, um seine Leistung und erhält heute eine Pause. Im Team ist das kein Thema, weil die Leistungsfähigkeit ziemlich ausgeglichen ist – wenn wir unsere Leistung abrufen können, sind wir absolut konkurrenzfähig.“ Dass sie konkurrenzfähig sind, hat das heutige Rennen über 4 x 6 km deutlich gezeigt. Es fehlt das Quäntchen Glück, das man unbedingt haben muss, um ganz vorn zu landen. Ein Nachlader weniger oder besser ein Treffer mehr dann ist das deutsche Herrenteam auf dem Podest. Am Ende lagen Erik Lesser, Johannes Kühn, Roman Rees und Philipp Nawrath nach zehn Nachladern genau eine Minute hinter den siegreichen Norwegern. 

Erik Lesser unverzichtbar als Starläufer

Erik Lesser lieferte ein hervorragendes Rennen und einmal mehr wurde deutlich, dass er für die deutsche Herrenstaffel als Startläufer unverzichtbar ist. Mit jeweils einem Nachlader bei beiden Schießeinlagen und mit der zweiten Gesamtlaufzeit und auch auf der Schlussrunde nur 1,5 Sek. hinter dem schnellsten Athleten, dem Franzosen Fabien Claude agierte Lesser insbesondere am Schießstand beeindruckend mit schnellen Schießzeiten. „Läuferisch habe ich das umsetzen können, was ich mir vorgenommen habe“, so Erik Lesser nach dem Rennen, der sich zufrieden zeigte, dass er die Staffel in führender Position übergeben hatte.

„Ich hätte es definitiv besser machen können“

Es wurde offensichtlich, dass Johannes Kühn sein eigenes Tempo lief und nicht unbedingt versuchte dem schnellen Schweden Martin Ponsiluoma an den Skienden zu bleiben. Liegend arbeitete Johannes Kühn sauber, arbeitete Schuss für Schuss ab und blieb dicht hinter dem weiterhin führenden Schweden. In seinem schwächeren Anschlag im Stehen verlor er viel Zeit am Schießstand, hat allerdings mit dem dritten Nachlader getroffen und dadurch eine Strafrunde vermieden. Auf der Schlussrunde setzte er alle verfügbaren Kräfte ein und erklärte nach dem Rennen, dass er muskulär heute nicht ganz auf der Höhe war. „Meine Beine waren von Anfang an ziemlich schwer und ich habe mich auch von Anfang an ziemlich schwer getan. Im Stehendanschlag hat der Oberschenkel gezuckt, wo er nicht zucken sollte. Ich glaube, es ist jetzt einfach Zeit eine Pause zu machen, weil die letzten Tage sehr anstrengend waren. Es war schwierig, ich habe es einigermaßen hinbekommen, aber ich hätte es definitiv besser machen können.“ Obwohl sich Johannes Kühn offensichtlich nicht gut fühlte, lief er nur knapp hinter Tarjei Boe die schnellste Schlussrunde. 

Roman Rees hadert mit Stehendanschlag

Roman Rees übernahm an fünfter Position, benötigte im liegenden Anschlag einen Nachlader im stehenden zwei. Wie er sagt, fühlt er sich auf der Strecke in Hochfilzen zwar sehr wohl, ist aber nicht ganz zufrieden mit seinem stehenden Anschlag. „Es ging heute noch gut aus, weil ich schnell nachladen konnte, aber grundsätzlich fühle ich mich da grad nicht so sicher. Der Schwarzwälder hatte es in seiner Runde mit Johannes Thingnes Boe, dem Franzosen Emilien Jacquelin und dem Russen Alexander Loginov zu tun. Den Ersatzmann der Schweden, der für den noch erkrankten Jesper Nelin ins Team berufen wurde, konnte Rees in Schach halten und schließlich zeitgleich mit Loginov, allerdings mit einer Minute Rückstand auf den deutschen Schlussläufer Philipp Nawrath übergeben, der in seiner ersten Runde noch schnellster in der Spur war. Auf der Schlussrunde reichte die Laufleistung nicht mehr aus um den angestrebten Podestplatz zu erreichen. „Zunächst war ich glücklich, dass ich es am Schießstand so meistern konnte. Auf der Schlussrunde dachte ich eigentlich ich kann ihn halten, aber ich konnte nicht mehr dagegen halten,“ so Philipp Nawrath nach dem Rennen. Das Team aus der Schweiz mit Sebastian Stalder, Benjamin Weger, Niklas Hartweg und Eligius Tambornino lag nach Weger und Hartweg noch in den TOP-10 und fiel nach zwei Strafrunden durch den Schlussläufer auf den elften Rang zurück. Die Österreicher mit David Komatz, Simon Eder, Felix Leitner und Patrick Jakob hatten eine Strafrunde durch Simon Eder im Gepäck, mussten insgesamt zehn Mal nachladen und belegten am Ende Rang 16.   

Ergebnis Staffel Herren Hochfilzen

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