Johannes Thingnes Boe gewinnt die Verfolgung der Herren beim Biathlon Weltcup in Hochfilzen vor dem Franzosen Emilien Jacquelin, der sich im Zielsprint gegen Sturla Holm Laegreid durchsetzt. Bester Deutscher wird einmal mehr Philipp Nawrath auf dem achten Rang.
Die Ausgangssituation
Johannes Thingnes Boe als Sprintsieger eröffnete die Verfolgung der Herren beim Biathlon Weltcup in Hochfilzen. Sein Vorsprung war mit 4,2 Sekunden minimal und die größte Konkurrenz, wie er nach dem Sprint selbst sagte, kommt aus den eigenen Reihen. Ob Sturla Holm Laegreid, der bereits vier Verfolgungssiege zu Buche stehen hat, oder die jungen Norweger Vebjoern Soerum und Martin Uldal, die um einen Stammplatz in der Nationalmannschaft kämpfen. Beide zählen zu den schnellsten in der Spur und sind durchaus in der Lage Schießfehler in der Loipe zu kompensieren. Die Abstände der ersten zwanzig Athleten waren richtig knapp und bei guten Schießergebnissen war nach vorne viel möglich. Philipp Nawrath hatte aus deutscher Sicht die beste Ausgangsposition. Mit 22 Sekunden Rückstand ging er von Rang acht aus auf die Jagd.
Wer behauptet sich an der Spitze?
Das Rennen von vorne zu bestimmen liebt J. T. Boe, machte richtig Tempo und vergrößerte seinen Vorsprung auf die Verfolger Richtung erstes Schießen. Nahezu zehn Sekunden kam er früher zum ersten Anschlag, schoss konzentriert und fehlerfrei. Auch Sturla Holm Laegreid traf die fünf Scheiben und hat mit schnellerem Schießen den Rückstand wieder auf 4,9 Sekunden schmelzen lassen. Der Schwede Sebastian Samuelsson arbeitete sich mit der Null auf die dritte Position und dicht hinter ihm kam Martin Uldal aus dem Schießstand in die nächste Runde. Philipp Nawrath musste bereits eine Extrarunde für einen Fehlschuss hinnehmen und sortierte sich auf Rang sieben ein, Justus Strelow rückte nach einer fehlerfreien Fünferserie auf den neunten Platz vor. Auch Simon Kaiser und Johannes Kühn brachten die Null, Philipp Horn musste für eine Extrarunde abbiegen. In der Spur wuchs der Rückstand von Laegreid auf J. T. Boe wieder leicht an, dahinter machten Martin Uldal und Sebastian Samuelsson gemeinsame Sache auf der Position drei und vier.
Johannes Thingnes Boe bleibt in Führung
J. T. Boe absolvierte auch den zweiten Anschlag fehlerfrei, Laegreid ebenfalls und wie zuvor gingen die beiden knapp hintereinander in die nächste Runde. Samuelsson und Uldal brachten auch die Null und kamen etwas näher an die beiden an der Spitze heran. Ihr Rückstand betrug bei Schießstandausgang nur mehr 16,3 bzw. 17,2 Sekunden. Aus deutscher Sicht hielt sich Justus Strelow auch im zweiten Liegendanschlag schadlos und rückte mit 51 Sekunden Rückstand auf Rang sechs nach vorne, an seinen Skienden Philipp Nawrath. Philipp Horn und Simon Kaiser liefen an 34 und 45 und Johannes Kühn hatte sich zwischenzeitlich auf 38 nach vorne gearbeitet. Martin Uldal und Sebastian Samuelsson schoben sich an den Zweitplatzierten Laegreid heran und kamen zeitgleich mit ihm zum ersten Stehendanschlag.
Führungswechsel
Johannes Thingnes Boe setzte im ersten Stehendanschlag eine Patrone vorbei, war in die Strafrunde abgebogen und Sturla Holm Laegreid nahm sich die Zeit, versenkte seine fünf Scheiben und übernahm die Führung mit 11,2 Sekunden Vorsprung vor Johannes Thingnes Boe. Der Franzose Emilien Jacquelin kam als Dritter zurück in die Spur, mit deutlichem Vorsprung zu Martin Uldal und Sebastian Samuelsson, die beide eine Strafrunde zu laufen hatten. Philipp Nawrath lag zu diesem Zeitpunkt als bester Deutscher auf dem siebten Rang. Strelow hatte zwei Scheiben verfehlt und war auf Position 14 zurückgefallen. In der Runde schloss J. T. Boe schnell wieder zu Laegreid auf, aber auch Emilien Jacquelin blieb dran und dieses Dreiergespann kam gemeinsam mit deutlichem Abstand zu den Verfolgern zum entscheidenden Schießen.
Das entscheidende Schießen
Nun richtete sich Sturla Holm Laegreid auf Schießbahn eins ein, daneben platzierte sich J. T. Boe und auf der dritten Matte stand Emilien Jacquelin. Der erste Schuss kam von Emilien Jacquelin und dann feuerte Boe seinen ersten Schuss ab. Beide verfehlten eine Scheibe und bogen in die Strafrunde ein, und auch Sturla Holm Laegreid folgte ihnen für eine Extrarunde. Während die drei kreiselten mussten auch die Verfolger Federn lassen und so verließen der Franzose, dann J. T. Boe und Laegreid die Strafrunde eng hintereinander. Wer welchen Podestplatz erreicht, sollte sich erst auf der Schlussrunde ergeben.
Attacken – Start-Ziel-Sieg von Johannes Thingnes Boe
Dass jeder aus der Dreiergruppe um den Sieg kämpfen wird, war vorauszusehen. Emilien Jacquelin bestimmte vorne das Tempo und J. T. Boe attackierte bereits am vorletzten Berg, kam aber nicht an dem Franzosen vorbei. Am letzten Berg, ein relativ enger Streckenbereich, versuchte J. T. Boe erneut rechts an Jacquelin vorbeizuziehen, wobei sich die Skier der beiden berührten und Jacquelin dabei auf die Knie ging. Während J. T. Boe sofort weiterlief, überlegte der Franzose einige Sekunden, bevor er sich aufrichtete und das Rennen fortsetzte. Nach der ersten Enttäuschung verschwand Jacquelin so schnell aus dem Zielbereich, dass erst einmal ein etwas ratlos wirkender J. T. Boe zurückblieb. Im ZDF äußerten sich anschließend beide und auch der deutsche Lauftrainer, Jens Filbrich, der den Vorfall direkt an der Strecke verfolgte. Alle drei kamen letztlich zu dem Ergebnis, dass es sich um einen ganz normalen Rennunfall handelte. „Er hatte eine gute Chance zu gewinnen,“ so J. T. Boe im ZDF nach dem Rennen, und weiter: „ich hatte keine Chance ihn nicht zu erwischen. Er wurde am Ende des Berges langsamer, er hat versucht zu attackieren und ist ganz oben am Berg müde geworden.“ Jacquelin sagte dazu: „Ich bin nicht rechtzeitig genug nach rechts gegangen. Ich hätte gerne auf ihn gewartet, aber so ist es anders gekommen.“ Mit einem Vorsprung von 3,5 Sekunden brachte Johannes Thingnes Boe den Sieg in der Verfolgung von Hochfilzen ins Ziel. Emilien Jacquelin erkämpfte sich Silber und nur 0,3 Sekunden dahinter platzierte sich Sturla Holm Laegreid als Dritter. Der Schwede Sebastian Samuelsson wurde Vierter vor den beiden Norwegern Martin Uldal und Vebjoern Soerum.
Philipp Nawrath bester Deutscher
Den deutschen Athleten gelang es nicht, sich entscheidend nach vorne zu arbeiten. Dennoch zeigte sich ihr Trainer Uros Velepec zufrieden mit der Leistung, die er als wesentlich besser einschätzte, als im Sprint. Philipp Nawrath lief stets in den Top-10 und war bis zur Hälfte des Wettkampfs absolut in Schlagdistanz. Mit jeweils einem Fehler in den beiden Liegendschießen platzierte er sich am Ende, wie schon im Sprint, nach einer laufstarken Schlussrunde auf dem achten Rang. Justus Strelow lag stets auf Tuchfühlung mit Nawrath, schoss drei Mal fehlerfrei, allerdings wollten im ersten Stehendanschlag zwei Scheiben nicht fallen und am Ende überquerte er die Ziellinie auf einem 13. Rang. Philipp Horn hat sich von Rang 32 auf 21 verbessert. Lediglich im ersten Anschlag kassierte er eine Strafrunde, blieb aber in der Folge fehlerfrei. Simon Kaiser hatte zwei Strafrunden im Gepäck und arbeitete sich von Platz 38 auf 25. Auch Johannes Kühn bot eine solide Leistung. Als 60. und letzter ins Rennen gestartet blieb stehend jeweils eine Scheibe schwarz und am Ende kam er auf Rang 34 ins Ziel.
Bester Österreicher wurde Simon Eder (1 Fehler) auf dem 30. Rang; er hat sich damit um fünf Plätze nach vorne gearbeitet. Felix Leitner verfehlte ebenfalls nur eine Scheibe und kam als 42. ins Ziel; diese Position hat er auch im Sprint erreicht. Die Schweizer Jungs hatten heute jegliche Chancen am Schießstand vergeben. Jeremy Finello kassierte sechs Extrarunden und wurde 27. Niklas Hartweg traf ebenso sechs Scheiben nicht und wurde 31.
In der abschließenden Staffel werden bei den Männern Justus Strelow, Simon Kaiser, Danilo Riethmüller und Philipp Nawrath an den Start gehen und bei den Damen Vanessa Voigt, Julia Tannheimer, Selina Grotian und Franziska Preuß.
Weltcupgesamtstand Herren nach Hochfilzen
Der weitere Wettkampfplan in Hochfilzen
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