Selina Grotian heißt die Siegerin des Massenstarts von Le Grand Bornand. Auf der Schlussrunde ließ sie Franziska Preuß hinter sich und sorgte für einen gelungenen Anschluss vor der Weihnachtspause.
Preuß wieder auf Siegkurs
Wie bei den Herren zuvor mussten auch die Damen in kräftigem Regen, der in Schnee überging, das Anschießen absolvieren. Die Athletinnen mussten aber auch noch während des Rennens gegen den Schneeregen ankämpfen und der Schneefall wurde im Laufe des Rennens immer dichter. Wie schon gestern in der Verfolgung schlug Franziska Preuß in den ersten Runden ein kontrolliertes Tempo an, weil sie sich nach einem harten Weltcupblock nicht mehr gut fühlt und leicht angeschlagen ist. Auch diesmal ging ihre Taktik, sich deswegen aufs Schießen zu konzentrieren, wieder auf. Nach vier fehlerfreien Schießen sah alles nach dem dritten Sieg in drei Tagen aus – aber dann kam Selina Grotian, die am Schluss noch mehr Kräfte hatte. „Das war das grausigste Rennen, das ich je gemacht habe. Es ist so langsam geworden, bei den Abfahrten ist man nicht mal bis zu den Kurven hingekommen. Nach dem dritten Schießen dachte ich, jetzt sagen sie es bestimmt ab, weil die Lichter angingen und man nichts mehr gesehen hat. Es war echt schlimm, aber ich bin zufrieden“, meinte Franziska Preuß nach Platz zwei und einem schwierigen Tag, an dem sie beim Schießen auch in schwierigen Situationen die Nerven behielt. Beim dritten Schießen setzte sie noch einmal ab und traf dann alle Scheiben: „Ich habe einen Wassertropfen im Diopter gehabt, den habe ich dann weggepustet, damit ich wieder was sehe. Es war dann nicht so easy, aber ich habe versucht, im Tunnel zu bleiben und die Scheiben anzuvisieren. Viermal Null ist cool, das ist immer gut, wenn man das schafft und jetzt freue ich mich einfach, dass ich es jetzt geschafft habe und jetzt Weihnachtspause ist.“ Zu den Problemen auf der Strecke, die nach gesundheitlichen Problemen vor dem Wochenende nicht zu übersehen waren, sagte die Ruhpoldingerin, die sich im März an den Nasennebenhöhlen operieren ließ, um ihre Infektanfälligkeit zu beheben: „Die ersten zwei Runden war ich echt passiv unterwegs, das habe ich gemerkt. Dann waren da immer so viele Mädels, die im Doppelstockschub an der Seite vorbeischieben. Das hat mich dann richtig gestört irgendwie. Ich habe dann versucht, mein Tempo weiterzulaufen. In der dritten Runde ist es dann ganz gut gegangen, aber dann ist es zur Challenge geworden mit dem Schneefall. Aber auch Selina, das ist so cool, dass wir beide da oben stehen, so kann man natürlich gerne in die Weihnachtspause gehen.“
Nur Grotian ist stärker als Preuß
Selina Grotian ging ihr Rennen wie gewohnt vorsichtig an und war auf der ersten Runde zusammen mit der Teamkollegin im Mittelfeld zu finden. Mit einer sehr guten siebten Laufzeit, bei der sie nur 1:15 Minuten auf die überragende Langläuferin Anamaria Lampic verlor, und nur einer Strafrunde nach dem dritten Schießen schob sich die Mittenwalderin nach dem letzten Schießen an die zweite Stelle mit 18 Sekunden Vorsprung auf Platz drei. Vier Sekunden vor ihr lag Franziska Preuß, zu der sie schnell aufschloss und ihrem ersten Weltcupsieg entgegenlief. Im Ziel war die fünffache Junioren-Weltmeisterin noch völlig sprachlos nach ihrem Triumph: „Ich bin im Moment nur baff, ich habe gar keine Worte dafür. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich da jetzt tatsächlich gewonnen habe. Unglaublich!“, jubelte die 20-Jährige, die gestern durch einen Bindungsbruch früh im Rennen eine Minute verlor, ohne den sie vielleicht gestern schon auf dem Podium gestanden hätte: „Ich bin mit gar keinen Erwartungen reingegangen, da bin ich ehrlich. Dieses Jahr hat es nie so richtig hingehauen und dann hatte ich auch noch Pech. Irgendwie lief es immer nicht so richtig und heute bin ich mit gar keinen Erwartungen reingegangen und jetzt ist es so perfekt gewesen.“ Wie Franziska Preuß legte auch sie ihren Fokus auf das Schießen. „Ich bin ein recht langsamer Starter, auch bei meinen anderen Wettkämpfen. Ich will mich nicht gern stressen lassen in der ersten Runde, deswegen bin ich erstmal zurückhaltender gewesen und habe versucht, mein eigenes Rennen zu machen und auch beim Schießen konzentriert zu bleiben. Das ist meine Art. Ich bin ein sehr ruhiger Typ und arbeite viel an mir selber. Ich bin auch gerne mal alleine und das ist meine Art, mein Ding zu machen und bei mir zu bleiben“, sagte die glückliche Siegerin. Großes Lob gab es für die beiden einzigen DSV-Starterinnen natürlich auch von Trainer Kristian Mehringer: „Die haben sich ihr Weihnachtsgeschenk selbst gemacht, phänomenal!“ Julia Tannheimer und Vanessa Voigt hatten gesundheitlich angeschlagen auf den Massenstart verzichten müssen. Tannheimer hat „weiterhin Symptome, so dass sie am heutigen Massenstart nicht teilnehmen wird. Julia hat fast kein Rennen seit November ausgelassen, hinzukommend die Qualifikationswettkämpfe“, sagte Mannschaftsärztin Katharina Blume, die eine Pause verordnete im Hinblick auf die Weltcups im Januar. „Vanessa hat sich bereits vor Anreise müde und abgeschlagen gefühlt, was insbesondere ihre Erholung maßgeblich beeinflusst hat. Umso höher sind ihre Leistungen in LGB bisher einzuschätzen. Es galt von Beginn an, jeden Tag neu zu entscheiden. Letztendlich haben wir uns gemeinsam gegen eine Teilnahme am Massenstart ausgesprochen, um das gesundheitliche Risiko so gering wie möglich zu halten“, sagte die Ärztin weiter.
Fialkova holt Podium im Zielsprint
Lange ist es her, dass Paulina Batovska-Fialkova ihr letztes Podium holte. Dazwischen liegt eine Schwangerschaft, zweieinhalb Jahre und heute ein kurzfristiger Start, weil sie erst als Nachrückerin in den Wettkampf kam. Auch heute sah es zunächst nicht nach einem Podestplatz aus, nachdem sie nach drei Schießfehlern vor der Schlussrunde nur an fünfter Stelle lag, 20 Sekunden hinter Platz drei. Dann mobilisierte die Slowakin aber alle verfügbaren Kräfte und kam immer näher an Jeanne Richard heran, die vor heimischem Publikum auf der Schlussrunde völlig einbrach und im Zielsprint nicht mehr gegenhalten konnte. „Es war ein ganz besonderes Rennen, weil ich bis zum letzten Meter gekämpft habe. Ich kann mir nichts vorwerfen und Paulina Batovska war einfach stärker als ich heute. Sie hatte ein tolles Rennen, aber ich bin auch mit meinem sehr zufrieden“, sagte Jeanne Richard nach dem Rennen Dahinter sicherte sich Suvi Minkkinen erneut einen erstklassigen fünften Platz vor Julia Simon, die viermal in die Strafrunde musste.
Häcki und Hauser unter besten Zwölf
Die norwegische Belgierin Lotte Lie belegte nach toller Schlussrunde Platz ieben vor Océane Michelon und Elvira Öberg, die noch von 16 auf neun nach vorne stürmte in der letzten Runde. Ebenfalls mit einer sehr guten Leistung verabschiedeten sich die einzige Österreicherin und die einziger Schweizerin im Starterfeld in die Weihnachtspause. Lena Häcki-Groß ihre zehnte Position auf der letzten Runde halten konnte mit insgesamt drei Strafrunden in den Beinen. Lisa Theresa Hauser leistete sich zwei Strafrunden, verlor aber auf der letzten Runde noch Positionen und wurde Zwölfte.