Lukas Hofer gewinnt den Herren-Sprint beim Biathlon Weltcup Finale in Östersund vor dem Schweden Sebastian Samuelsson. Die Sprinttrophäe geht an J. T. Boe aber der Abstand im Kampf um den Gesamtweltcupsieg zwischen ihm und Sturla Holm Laegreid wird immer enger. Gebrauchter Tag für das deutsche Biathlon.
Erster Saisonsieg für Lukas Hofer
Der Italiener Lukas Hofer war zuletzt immer mit der Schnellste in der Spur, hat bessere Ergebnisse aber am Schießstand vergeben. Heute beim Sprint in Östersund hat alles gepasst und Lukas Hofer gewann nach zwei fehlerfreien Schießeinlagen das letzte Sprintrennen der Saison. Zweiter wurde nach einem ebenfalls tadellosen Schießergebnis der Schwede Sebastian Samuelsson und auf seiner Schlussrunde wurde es richtig spannend. Nur 5,1 Sek. hinter Hofer, der sich früh an die Spitze setzte, ging Samuelsson vom Schießstand weg, konnte erst einmal Zeit gut machen, kam aber letztlich 4 Sek. hinter Hofer ins Ziel. Samuelsson war zwar auf der Strecke etwas schneller unterwegs als Hofer, der die entscheidenden Sekunden durch schnelleres Agieren am Schießstand gut machte. Auf Rang drei lief Tarjei Boe vor den beiden Franzosen Simon Desthieux und Quentin Fillon Maillet. Lukas Hofers erster und einziger Sprintsieg im Weltcup liegt schon einige Zeit zurück. Im Januar 2014 gewann er zeitgleich mit Simon Schempp den Sprint von Antholz.
Gebrauchter Tag für das deutsche Herrenteam
Acht DSV-Skijäger starteten beim Sprint in Östersund und schon beim ersten, Erik Lesser, der zurzeit erneut mit Rückenproblemen kämpft und nur mit Schmerzmittel starten konnte, fielen zwei Scheiben nicht. Die schlechte Trefferquote, insbesondere im liegenden Anschlag setzte sich mit vier Fehlern von Johannes Kühn und drei von Philipp Horn fort. Philipp Nawrath und Roman Rees haben alle Scheiben versenkt und Rees schaffte auch im Stehen die Null. Er wurde bester Deutscher auf Rang 10 und hat mit 57,6 Sek. Rückstand auch für die Verfolgung eine gute Ausgangsposition. Er will sich für die Verfolgung noch einmal voll motivieren und hofft dann auch auf einen Startplatz im Massenstart. „Es war ein perfektes Rennen. Ich habe mir Zeit genommen und wollte beim letzten Sprint der Saison Null schießen. Wir hatten richtig gutes Skimaterial und ich mag die Strecken in Östersund.“ Der Rest des Teams landete weit abgeschlagen, Benedikt Doll auf 31 und Erik Lesser auf 33. „Dass ich mir da selbst ein Bein gestellt habe, ist mir schon liegend bewusst gewesen. Ich muss mir auf die Schulter klopfen, dass ich das Rennen stehend nicht weggeworfen habe und stehend mit der Null weg ging,“ so Erik Lesser im Interview nach dem Rennen. Justus Strelow gelang bei seinem Weltcupdebüt ein ordentliches Rennen. Liegend war der erste Schuss ein Fehler, er reagierte dann und veränderte die Visiereinstellung, traf die weiteren vier Scheiben und auch stehend gelang ihm eine saubere Serie. Läuferisch ist er noch nicht auf Top-Niveau aber als 37. hat er die Verfolgung erreicht, ebenso der weitere Debütant David Zobel als 52. Philipp Nawrath lief nach der Null im Liegendanschlag im Spitzenbereich, kassierte stehend drei Extrarunden und platzierte sich schließlich auf Rang 42. Komplett daneben ging es für Philipp Horn und Johannes Kühn. Letzterer verfehlte im Stehen vier weitere Scheiben, hatte mit acht Strafrunden die meisten Extrarunden im Gepäck und wurde 93. Ähnlich bei Philipp Horn, der die Verfolgung nach insgesamt vier Strafrunden auf Rang 72 ebenfalls nicht erreicht hat. Für beide ist damit die Biathlonsaison beendet. Philipp Horn stellte sich noch den Fragen der ARD und gab zu, dass er sich zum Abschluss ein besseres Ergebnis gewünscht hätte. „Ich habe einfach keinen Bock mehr. Ich habe dieses Jahr so oft an mir gezweifelt und habe mich wieder motiviert. Ich bin mir sicher, dass ich mich nächste Saison wieder motivieren kann, aber im Moment bin ich nur enttäuscht.“
Nur noch zwei Rennen bis zur Entscheidung
Johannes Thingnes Boe eröffnete das Rennen und kassierte im liegenden Anschlag zwei Strafrunden, brachte sich allerdings durch eine schnelle Null im Stehen wieder in eine aussichtsreiche Position. Sein ärgster Konkurrent im Kampf um den Gesamtsieg, sein Teamkollege Sturla Holm Laegreid startete etwas später, blieb bei beiden Schießeinlagen fehlerfrei und überquerte die Ziellinie mit einem Vorsprung von 14,2 Sek. auf Rang sechs vor Johannes Thingnes Boe auf der Sieben und hat daher ein paar Pünktchen mehr auf sein Gesamtweltcupkonto erhalten. Johannes Thingnes Boe hatte zu Beginn der Saison auf ein neues Gewehr gewechselt und seitdem insbesondere im liegenden Anschlag nicht mehr die von ihm gewohnte Sicherheit. Laegreid ist am Schießstand eine Bank und neben Simon Eder einer der besten Schützen im Feld, kommt aber läuferisch nicht an J. T. Boe heran. Es bleibt weiter spannend, ob die beiden Kontrahenten bei der Verfolgung und auch beim Massenstart ihr volles Leistungsvermögen abrufen können und vielleicht sogar darüber hinauswachsen. Beachtlich wie der erst 24jährige Norweger mit der Drucksituation umgeht. „Ich genieße das einfach alles. Wir machen Witze, Johannes und ich und es ist ein freundlicher Kampf. Der Gesamweltcup wäre ein Traum, wenn ich ihn gewinne, und klar, habe ich ein paar Mentalübungen gemacht, um mich auf den Druck vorzubereiten,“ so Sturla Holm Laegreid. Johannes Thingnes Boe ist mit seiner derzeitigen Schießleistung von 60 Prozent nicht zufrieden. Aber es ist nicht möglich jetzt noch viel zu verändern. „Ich muss üben, muss irgend etwas machen über den Sommer oder noch etwas an der Waffe verändern. Ich möchte nächstes Jahr besseres Schießen zeigen – oder besser schon morgen oder übermorgen.“ Das Schießen von Laegreid beindruckt auch J. T. Boe. „Es ist eine starke Leistung von ihm, er schießt die Dinger runter in 20 Sek., aber ich bin besser im Laufen, aber insgesamt ist er heute doch vor mir“, so ein etwas ratloser J. T. Boe im Interview.
Eine Kugel hat sich der Gesamtsieger der letzten beiden Jahre heute aber doch schon gesichert: Die kleine Kristallkugel für die Disziplinwertung wurde an Johanes Thingnes Boe überreicht, der mit dem heutigen siebten Rang 40 Punkte Vorsprung vor Laegreid hatte.
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