Biathlon Weltcup: Norwegischer Dreifacherfolg bei Verfolgung in Lenzerheide – Philipp Horn bester Deutscher

Sturla Holm Laegreid (NOR), Endre Stroemsheim (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Johannes Dale-Skjevdal (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Norwegischer Dreifacherfolg in der Verfolgung der Herren beim Biathlon Weltcup in der Lenzerheide. Johannes Thingnes Boe gewinnt vor Endre Stroemsheim und Sturla Holm Laegreid. Die deutschen Herren können ihre hervorragende Ausgangssituation mangels Treffsicherheit nicht besser nutzen, drei von ihnen platzieren sich dennoch in den Top-10 und Philipp Horn wird auf Rang sieben bester Deutscher.

Starke Vorstellung von Johannes Thingnes Boe

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Benedikt Doll ging als Sprintsieger nur 5,4 Sek. vor dem größten Konkurrenten Johannes Thingnes Boe in das Jagdrennen, wo vier Schießeinlagen zu absolvieren waren. Aber mit Philipp Nawrath, Philipp Horn und auch Johannes Kühn lagen drei weitere Deutsche in absoluter Schlagdistanz. Am Ende können die deutschen Herren ihre hervorragende Ausgangsposition nicht nutzen, erreichen dennoch drei Top-10 Platzierungen. Der Sieg geht an den Norweger Johannes Thingnes Boe. Mit drei Extrarunden im Gepäck erreicht er das Ziel 24,7 Sek. vor seinem Landsmann Endre Stroemsheim, der sich damit sein erstes Weltcuppodest sichert. Stroemheim verfehlte nur zwei Scheiben und verbesserte sich von Rang zwölf auf den Silberrang. Sturla Holm Laegreid komplettiert das Podest. Nur im entscheidenden Anschlag leistete er sich einen Fehler und muss am Ende Stroemsheim um 4,4 Sek. den Vortritt lassen. Der Schwede Martin Ponsiluoma platziert sich auf Rang vier vor dem weiteren Norweger Johannes Dale-Skjevdal. Auf Rang sechs lief der Franzose Quentin Fillon Maillet.

  

Benedikt Doll gibt Führung bereits nach erstem Schießen ab

Benedikt Doll (GER) © Manzoni/NordicFocus

Johannes Thingnes Boe war in der ersten Runde schnell zu Benedikt Doll aufgelaufen, sie kamen gemeinsam zum ersten Schießen und J. T. Boe nutzte seine Chance als Doll in die Strafrunde abbiegen musste. Nach fünf Treffern übernahm er mit 17,7 Sek. Vorsprung die Spitzenposition vor Benedikt Doll. Als Nächster sortierte sich nach fünf Treffern der Norweger Sturla Holm Laegreid ein, dann folgte Johannes Kühn nach einer tadellosen Schießeinlage, gefolgt von Philipp Nawrath und Philipp Horn aus der Strafrunde kommend.

Hochbetrieb in der Strafrunde

Richtung zweites Schießen sorgte J. T. Boe für hohes Tempo, bestimmte das Rennen von vorne und verdoppelte seinen Vorsprung nahezu. Obwohl er eine Scheibe verfehlte, blieb er dennoch an der Spitze, nachdem Benedikt Doll weitere zwei Scheiben verfehlte. Hinter J. T. Boe reihte sich mit 23,3 Sek. Rückstand Sturla Holm Laegreid ein, aber nahezu zeitgleich lag Johannes Kühn nach einer weiteren fehlerfreien Serie an dritter Position. Philipp Horn, Benedikt Doll und auch Philipp Nawrath liefen nach dem zweiten Anschlag an Position fünf, sechs und sieben und machten gemeinsame Sache in der Spur. Justus Strelow hielt sich bis dahin schadlos, war von Rang 18 auf die neunte Position vorgerückt und lag nur zehn Sekunden hinter dem deutschen Dreiergespann. Zu diesem Zeitpunkt lagen nur Norweger und Deutsche in den Top-10.

Vorentscheidung beim ersten Stehendanschlag?

Schnell war die erste Schießeinlage im Stehen von Johannes Thingnes Boe, aber nicht unbedingt sicher. Die ersten beiden Scheiben blieben schwarz und Sturla Holm Laegreid, der auf der Strecke sich mit Johannes Kühn abwechselte, kam nach einer fehlerfreien Fünferserie als Führender zurück in die Loipe. Johannes Kühn brachte ebenfalls zwei Schüsse nicht ins Ziel, bei Philipp Horn lediglich einer und an der Spitze sortierten sich zu diesem Zeitpunkt mit Sturla Holm Laegreid, J. T. Boe, Endre Stroemsheim und Vetle Sjaastad Christiansen vier Norweger. Philipp Horn folgte auf Position fünf, dahinter kam Johannes Kühn. Der Schweizer Niklas Hartweg hatte sich nach fünf Treffern auf die achte Position vorgearbeitet, während Benedikt Doll mittlerweile sechs Runden im Gepäck hatte und auf 18 zurückgefallen war.

Sturla Holm Laegreid gibt Führungsposition ab

Endre Stroemsheim (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Auf der Runde zum letzten Schießen hatte J. T. Boe schnell wieder zu Laegreid aufgeschlossen und im Gleichschritt kamen sie den letzten schweren Anstieg hoch. Stroemsheim war bei Schießstandeingang nahezu an die beiden herangelaufen und die ersten fünf Schießbahnen waren von Norwegern besetzt. Während Johannes Thingnes Boe abräumte, kassierte Sturla Holm Laegreid eine Strafrunde und Ende Stroemsheim musste die Ski ausziehen, sich über die Rampe bücken, nachdem ein verlorengegangenes Magazin dort landete. Nervenstark ging nur ein Schuss vorbei. J. T. Boe bog als erster in die Schlussrunde ein, 19,9 Sek. später kam Sturla Holm Laegreid aus der Strafrunde und weitere 17,7 Sek. später reihte sich Endre Stroemsheim ein. Aus dem deutschen Team gelang zum Abschluss nur Justus Strelow eine fehlerfreie Serie, der schließlich als Sechster mit 1:03,4 Min Rückstand auf die letzte Runde kam, direkt hinter ihm nur 1,2 Sek. später Philipp Horn. Der Norweger Johannes Dale-Skjevdal zog mit schnellen Schritten an den beiden Deutschen vorbei und während Johannes Thingnes Boe die Ziellinie als Sieger überquerte überholte Endre Stroemsheim seinen Landsmann Laegreid und sicherte sich mit dem Silberrang sein erstes Weltcuppodium. Endre Stroemsheim war vergangene Saison Gesamtsieger in der IBU-Cup-Wertung, hatte ein persönliches Startrecht beim Weltcup in Östersund und in Hochfilzen und hat sich durch seine Leistungen im norwegischen Team etabliert. Für Johannes Thingnes Boe war der heutige Sieg sein zweiter in dieser Saison, nachdem er bereits die Verfolgung in Hochfilzen für sich entschied. 

Die deutschen Platzierungen

Philipp Horn (GER) © Manzoni/NordicFocus

Philipp Horn platzierte sich als bester Deutscher mit drei Schießfehlern auf dem siebten Rang. Johannes Kühn schoss vier Strafrunden und wurde Neunter, dicht gefolgt von Justus Strelow (1 Fehler) auf Platz zehn. „Ich wollte liegend unbedingt die Null bringen, das hat gut geklappt,“ so Justus Strelow im ZDF, der auch erklärte, dass die lange Abfahrt bevor es zum Schießstand geht, dazu verleitet, nach der Erholungsphase mit zu viel Risiko zu schießen. Der Puls geht weit nach unten, wird recht hart und das kann sich auf die Waffe übertragen. Eine mittlere Belastung ist manchmal schwieriger als eine ganz hohe.“ Justus Strelow gelang das beste Schießergebnis der DSV-Starter. Benedikt Doll und Philipp Nawrath verpassten sieben Scheiben und landeten am Ende auf den Rängen 17 und 18. „Es fing schon auf der Strecke an,“ sagte Benedikt Doll im Ziel beim ZDF, „irgendwie wollten die Ski gar nicht laufen, bergab waren sie richtig gut, aber berghoch sehr stumpf. Was gestern am Schießstand von allein funktioniert hat, wollte heute gar nicht funktionieren. Das ist eben Biathlon: Manche Tage gehen von allein, manche Tage wollen einfach nicht. Heute war es einfach auch nicht die Ruhe am Schießstand. Ich weiß nicht genau, woran es liegt. Ich muss es für mich noch analysieren um morgen besser zu machen.“ David Zobel verbesserte sich nach drei Strafrunden von Rang 39 auf 31 und kam damit noch in den Genuss von Weltcuppunkten. 

Aus dem ÖSV-Team gelang weder David Komatz noch Simon Eder ein zufriedenstellendes Rennen. David Komatz verfehlte eine Scheibe, Simon Eder fünf und am Ende überquerten sie die Ziellinie auf Platz 25 bzw. 39. Dominic Unterweger kassierte drei Extrarunden und platzierte sich als 49. Der Schweizer Niklas Hartweg ist läuferisch nach seiner Corona-Infektion noch nicht wieder in Top-Form. Nur im ersten Schießen kassierte er eine Strafrunde, ließ drei Mal die Null folgen und musste auf der Schlussrunde Tarjei Boe, Eric Perrot und auch Johannes Kühn vorbeiziehen lassen. Als Zwölfter wurde er dennoch bester Schweizer. Sebastian Stalder verbesserte sich nach einem Fehler von Platz 43 auf 24 und Joscha Burkhalter landete nach drei Extrarunden auf Platz 44.

Der weitere Wettkampfplan in Lenzerheide

Ergebnis Verfolgung Herren

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