Biathlon Weltcup Oberhof 2024: Alles was du über die DSV-Heimrennen wissen musst

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Nach der Weihnachtspause nimmt der Biathlon Weltcup im Neuen Jahr traditionell in Oberhof wieder Fahrt auf. Mit Sprint und Verfolgungen stehen mit den Staffelbewerben am Abschlusstag sechs Wettkämpfe an vier Wettkampftagen auf dem Programm. Krankheitsbedingt fallen Top-Athleten aus, andere kehren nach einer längeren Pause zurück und Norwegen und Frankreich nahmen darüber hinaus wesentliche Änderungen in der Teamzusammenstellung vor. Wegen milder Wetterlage wurde die finale Vorbereitung unterbrochen.

Finale Vorbereitung verlegt

Nach einer grandiosen Biathlon-Weltmeisterschaft im letzten Jahr richtet Oberhof traditionsgemäß 2023/24 wieder den ersten Weltcup im Neuen Jahr aus. Die LOTTO Thüringen Arena befindet sich circa zwei Kilometer außerhalb von Oberhof, am so genannten Grenzadler und liegt circa 814 Meter über dem Meeresspiegel. Anfang Dezember war die Arena bereits so tief verschneit, dass freiwillige Helfer zur Räumung der Tribünen aufgerufen wurden. Der Veranstalter nutzte die Wetterlage frühzeitig zur Schneeproduktion. Obwohl starke Niederschläge um Weihnachten das kostbare Weiß im Stadion und auf den Strecken eliminert haben, teilte der Veranstalter um die Jahreswende mit, dass die Durchführung der Wettkämpfe gesichert sei. Im Zuge der Umbau- und Renovierungsmaßnahmen für die WM 2023 wurde im Bereich der Kulle-Kurve ein neues streckennahes Schneedepot in Betrieb genommen und auch die Beschneiung auf ein modernes und energieeffizientes Level gehoben. Zwischen den Jahren wurde intensiv an der Präparierung der Strecken gearbeitet und Schnee auch aus den drei festen Schneedepots an der Strecke sowie einigen Zwischendepots, die Anfang Dezember gebildet wurden, aufgebracht. Diese Auflage fiel teilweise dem Regen zum Opfer. Aktuell beträgt die Auflage zwischen 30 und 60 Zentimeter. Um die Strecken weitestgehend zu schonen, wurde das Lauftraining nur auf einer verkürzten Runde zwischen der Arena, FIS-Schneise und der kleinen Sägespänerunde erlaubt. Der Schießstand stand heute nicht zur Verfügung. Stattedessen konnten die Teams in der Skihalle und in der Schießhalle trainieren.
Die finale Präparierung erfolgt in enger Abstimmung mit der Internationalen Biathlon Union (IBU). „Wir setzen alle Kraft daran, gute Bedingungen für die Sportlerinnen und Sportler zu schaffen“, sagt Heiko Krause, Technischer Leiter der Sportstätten des Thüringer Wintersportzentrums. Für erforderliche Nachbelegungen sind Schneereserven vorhanden. Nach heutigem Stand ist das Wettkampfprogramm unverändert. Die 3,3 Kilometer lange Runde ist derzeit nicht in Gefahr. „Wir stehen in enger Absprache mit der IBU, haben das Wetter fest im Blick und entscheiden von Tag zu Tag über mögliche Anpassungen“, sagt OK-Chef Bernd Wernicke nach der Streckenbesichtigung mit Renndirektor Borut Nunar. Der Status Quo wurde, angesichts der Witterungsbedingungen, als gut beurteilt. Mit dieser Maßnahme sollen so viele Streckenabschnitte wie möglich geschont werden. „Wir haben entschieden, dass am heutigen Dienstag keinerlei Geräte, weder Pistenraupen noch Skidoos, auf der Strecke erlaubt sind. Der noch notwendige Aufbau von zum Beispiel Werbung erfolgt von außen“, erklärt Heiko Krause. In Oberhof hofft man nun auf „Frau Holle“, ob die angesagten Niederschläge als Regen oder Schnee kommen, wird sich zeigen. Jedenfalls soll es Mitte der Woche ziemlich stürmisch werden. Der Kartenvorverkauf lief gut, mehr als 50.000 Tickets wurden verkauft und gerade zum Wochenende gibt es nur noch Restkarten. Pro Wettkampftag fasst die Arena am Rennsteig bis zu 20.500 Besucher, nachdem man auf den Aufbau der Waldtribüne verzichtete. (Quelle: u.a PM Oberhof

Eröffnungsfeier am Oberhofer Stadtplatz

Den Start der Wettkämpfe im Neuen Jahr bildet am 4.1.2024 der Sprint der Herren, tags darauf folgt der Sprint der Damen, am Samstag stehen zwei Verfolgungswettkämpfe auf dem Programm und den Abschluss am Sonntag bilden die Staffel der Damen und der Herren. 279 Athleten, davon 138 Frauen und 141 Männer aus 28 Nationen haben gemeldet, dazu kommen 337 Offizielle. Schon einen Tag vor den Wettkämpfen, am Mittwoch Abend, findet um 19.00 Uhr auf dem Stadtplatz in Oberhof eine Eröffnungsfeier statt. Sportler werden dazu allerdings wegen der derzeit hohen Infektionslage nicht erwartet. Nach dem jeweiligen Wettkampf findet in der Arena am Rennsteig die Blumenzeremonie statt, die offiziellen Siegerehrungen für die beiden Sprints finden am Freitag, für die beiden Verfolgungen am Samstag, jeweils ebenfalls am Stadtplatz statt. Der Veranstalter hat zu den Wettkämpfen einen kostenfreien Shuttleservice eingerichtet, der von den vier P+R-Parkplätzen in Ohrdruf, Suhl, Zella-Mehlis und Steinbach-Hallenberg sowie vom Bahnhof in Zelle-Mehlis verkehrt. In Oberhof stehen für Fans keine Parkmöglichkeiten zur Verfügung. 

Schieferpokale aus der Region

Bei den Siegerpokalen setzt der Veranstalter aus Material aus der Region. Die runden Trophäen sollen dabei an die Zielscheiben erinnern, die Biathleten im Wettkampf treffen müssen. Die mit einer Lasermaschine gravierten Pokale entstehen aus einem Schiefer-Rohling, werden mit einer Lasermaschine graviert und auf einem Metallständer platziert. „Das Material repräsentiert nicht nur den Thüringer Wald, sondern ist robust. Das müssen die Sportlerinnen und Sportler auch sein, wenn sie vor tausenden Fans in der ARENA am Rennsteig und auf den selektiven Strecken im Thüringer Wald überzeugen wollen. Außerdem kommt die Gravur auf dem Material besonders gut zur Geltung“, begründet OK-Chef Bernd Wernicke. (Quelle: Biathlon-Oberhof).  

Eine Welle der Atemwegsinfektionen rollt durch alle Nationen

Schon in Hochfilzen und auch in Lenzerheide hatten viele Nationen, wie Österreich, Schweden, Italien, Schweiz und auch Deutschland krankheitsbedingte Ausfälle von Top-Athleten zu beklagen. Einige davon kämpften mit einer gewöhnlichen Atemwegsinfektion, andere hatten sich mit Corona infiziert und nicht jeder hat sich schnell davon erholt. Es wird sich zeigen, wer in welcher Verfassung nach der Weihnachtspause, in der Kontakte meist vermieden wurden, zurückkehrt. Die Schwedin Hanna Oeberg feierte Weihnachten im Keller. „Ich war isoliert, weil ich noch nicht gesund war. Ich habe zusammen mit den Hunden meiner Eltern im Keller gefeiert“, sagte sie im Podcast „Vinterpasset“. Sie wollte dadurch insbesondere den Kontakt zu ihrem Lebenspartner Martin Ponsiluoma vermeiden. Ob sie bis zum Start in Oberhof fit sein wird, ließ sie da noch offen. Auf Dorothea Wierer müssen die Fans weiterhin warten. Geplagt von ständigen Erkältungskrankheiten lief ihre Saison bisher nicht nach Plan, in Lenzerheide reiste sie daher frühzeitig ab. Nun teilte der italienische Verband mit, dass sie sich zwar erholt hätte, in Oberhof aber dennoch nicht startet, um intensiv für die weiteren Weltcups zu trainieren. Das deutsche Team hat, nachdem sich Franziska Preuß und Hanna Kebinger in Östersund mit Corona infizierten, das eigene Hygienekonzept verschärft und der Weltverband bat die Teams verantwortungsvoll zu handeln, nachdem zwischenzeitlich in Bezug auf Corona weder eine Test- noch eine Isolierungspflicht existiert. 

Luxus-Problem

Der norwegische Verband hat ein Luxus-Problem bei den Herren. Gefühlt wachsen in Norwegen Top-Biathleten wie Bäume aus dem Boden und ein siebter Platz in der Gesamtweltcupwertung garantiert keinen Startplatz im Weltcup. Derzeit stehen fünf Norweger in der Gesamtwertung vorne, dahinter reiht sich der Deutsche Philipp Nawrath ein und an siebter Position rangiert Vetle Sjaastad Christiansen. Der 31jährige führte bei den bisher zwei gelaufenen Herrenstaffel sein Team jeweils zum Sieg. Ihn trifft es nun und der Weltklasseathlet muss seinen Platz räumen für einen jungen Überflieger, der im IBU-Cup alles in Grund und Boden läuft und dessen schlechteste Platzierung im ersten Trimester ein dritter Rang im Massenstart60 in Sjusjoen war. Der 24jährige Johan-Olav Botn wurde für Oberhof in die Weltcupmannschaft berufen und darf sich dort erstmals beweisen, während V. S. Christiansen für die beiden IBU Cups in Südtirol (Martell und Ridnaun) vorgesehen ist.

Frankreich sortiert aus

Noch vor Weihnachten gab der französische Verband die Nominierung für Oberhof bekannt und hat dabei nach einem schlechten Auftakt das Weltcupteam schonungslos sortiert. Chloe Chevalier, die sich im Dezember auch mit Corona infizierte, sowie Gilonne Guigonnat bei den Damen und Emilien Claude bei den Herren wurden nicht in das Team für Oberhof berufen. Für die beiden Damen kommen zwei junge Athletinnen aus dem IBU-Cup zu ihrem Debüt im Weltcup. Jeanne Richard (21) führt derzeit die IBU-Cup-Gesamtwertung und Oceane Michelon (21) rangiert auf Rang drei. Emilien Claudes Startplatz, der sich im Dezember auch mit Covid infizierte, wird in Oberhof definitiv nicht nachbesetzt und Frankreichs Herren starten nur zu fünft. Ob der Startplatz in Ruhpolding besetzt wird, will der Verband nach dem IBU Cup in Martell entscheiden.        

Die Favoriten

Zweifelsohne reist der Norweger Johannes Thingnes Boe nach einigen Startschwierigkeiten im gelben Trikot nach Oberhof und ist großer Favorit. Im letzten Jahr räumte er in Oberhof bei der Biathlon-WM unter anderem Gold im Sprint, in der Verfolgung und auch im Massenstart ab. Die Strecken liegen ihm und in seiner derzeitigen Form kann er nur von sich selbst geschlagen werden oder die Wetterverhältnisse und die daran anzupassende Wachstechnik spielen eine Rolle. Aus deutscher Sicht liegen Philipp Nawrath (6.) und Benedikt Doll (8.) in den Top-10 der Gesamtwertung. Bei den Damen führt die Französin Justine Braisaz-Bouchet knapp vor der Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold und Elvira Oeberg aus Schweden. Als beste Deutsche rangiert Franziska Preuß auf dem fünften Rang. 

Weltcupgesamtstand Damen nach dem 1. Trimester

Weltcupgesamtstand Herren nach dem 1. Trimester

Die Nominierung des DSV für den Heimweltcup in Oberhof

Wettkampfplan Oberhof

04. Januar 2024: 14.20 Uhr – Sprint Herren, 10 km, witterungsbedingt verschoben auf
05. Januar 2024: 11.20 Uhr – Sprint Herren, 10 km
05. Januar 2024: 14.25 Uhr – Sprint Damen, 7,5 km
06. Januar 2024: 12.25 Uhr – Verfolgung Herren, 12,5 km
06. Januar 2024: 14.40 Uhr – Verfolgung Damen 10 km
07. Januar 2024: 11.30 Uhr – Staffel Herren, 4 x 7,5 km
07. Januar 2024: 14.25 Uhr – Staffel Damen, 4 x 6 km

Die Rennen werden von der ARD und von EUROSPORT live übertragen; Änderungen in den Startzeiten sind kurzfristig möglich.