Biathlon Weltcup Östersund: Deutsche Herren-Staffel auf Rang drei – Norwegen gewinnt

Johannes Kuehn (GER), Benedikt Doll (GER), Philipp Nawrath (GER), David Zobel (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Beim Biathlon Weltcup in Östersund holt sich die Herren-Staffel aus Norwegen den ersten Saisonsieg. Das deutsche Team muss beim entscheidenden Schießen Frankreich vorbeiziehen lassen und zeigt sich nach dem Ausfall von Roman Rees und Justus Strelow dennoch zufrieden mit dem erreichten Bronzerang.

Starke Norweger gewinnen vor Frankreich

Endre Stroemsheim (NOR), Tarjei Boe (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), Vetle Sjaastad Christiansen (NOR), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Als Tarjei Boe nach dem norwegischen Startläufer Endre Stroemsheim sein Team an die Spitze führte, baute sein Bruder Johannes Thingnes Boe diese Führung aus und ihr Schlussläufer Vetle Sjaastad Christiansen brachte den Sieg nach insgesamt sieben Nachladern mit 20,6 Sek. Vorsprung ins Ziel. Frankreich mit Erik Perrot, Emilien Jacquelin, Fabien Claude und Quentin Fillon Maillet sicherten sich nach elf Nachladern den zweiten Rang vor dem deutschen Team mit David Zobel, Philipp Nawrath, Benedikt Doll und Johannes Kühn. Der Rückstand auf den Silberrang betrug nach einer Strafrunde und 16 Nachladern im Ziel 29,9 Sek. Ein hervorragendes Ergebnis mit Rang vier gelang den Österreichern David Komatz, Simon Eder, Felix Leitner und Patrick Jakob. Im Team benötigten sie lediglich zwei Nachlader, liefen aber in der Spur der Weltspitze deutlich hinterher. Italien mit Didier Bionaz, Elia Zeni, Tommaso Giacomel und Lukas Hofer benötigten 16 Nachlader. Lukas Hofer holte auf seiner Schlussrunde Meter für Meter auf den vor ihm laufenden Österreicher Patrick Jakob auf und kam schließlich 0,5 Sek. hinter ihm auf Rang fünf ins Ziel. Platz sechs erreichten die Schweden Oskar Brandt, Malte Stefansson, Martin Ponsiluoma und Sebastian Samuelsson. Die Laufzeiten der Schweden waren durchaus beachtlich, die Leistung am Schießstand mit zwei Strafrunden und 16 Nachladern weniger. Sebastian Samuelsson übernahm an zwölfter Position mit 3:22 Min. Rückstand auf die Führung und hat sein Team schließlich noch auf Rang sechs gebracht. Sebastian Stalder, Joscha Burkhalter, Niklas Hartweg und Jeremy Finello liefen für die Schweiz auf Rang sieben (1 Strafrunde/13 Nachlader).

 

Zwei Ersatzmänner im deutschen Team    

David Zobel (GER) © Manzoni/NordicFocus

Ursprünglich waren Justus Strelow, Philipp Nawrath, Benedikt Doll und Roman Rees für die deutsche Herrenstaffel nominiert. Aber wie schon am Vortag bei den Damen zeigten sich am frühen Morgen auch bei Roman Rees und Justus Strelow Infektsymptome. „Justus und Roman haben Infektsymptome bekommen, die wir derzeit intensiv behandeln. Ein Einsatz im heutigen Staffelrennen kommt aber leider nicht in Frage um die folgenden Wettkämpfe nicht zu gefährden,“ so Dr. med. Jan Wüstenfeld in einer DSV-Mitteilung. „Hoffnung macht, dass es nicht so ausgeprägt ist, wir müssen vorsichtig sein, dass wir uns kein größeres Problem schaffen. Wir hoffen, dass es mit dem Wetter zu tun hat und nicht ein Virusinfekt dahinter steckt,“ so Dr. med. Jan Wüstenfeld im ZDF-Interview vor dem Rennen. David Zobel rückte als Start- und Johannes Kühn als Schlussläufer nach. Für Letzteren nicht unbedingt die Lieblingsposition, da er immer wieder mal mit Problemen im Stehendanschlag kämpft. 20 Staffeln gingen ins Rennen, die Franzosen als Weltmeister von Oberhof und die Norweger als Sieger in der Gesamtwertung der Vorsaison.  

„Ich fühle mich gut, das ist wichtig!“

David Zobel (GER) © Manzoni/NordicFocus

Zum ersten Schießen kam David Zobel in der Spitzengruppe, verfehlte zwei Scheiben, verlor mit drei Nachladern wertvolle Zeit und ging mit 19 Sek. Rückstand auf Rang 16 zurück in die Loipe, während Frankreich, Ukraine, Österreich, Schweden, Norwegen und auch die USA die Führungsformation bildeten. Zum Stehendanschlag kam der Schwede Oskar Brandt als Erster, schnell nahmen fünf weitere Athleten neben ihm Aufstellung. David Zobel hatte im Verlauf der Runde sechs Plätze gut gemacht und kam als nächster nur 10 Sek. später dazu. Der Schweizer Sebastian Stalder zog das Schießen sauber durch und gemeinsam mit dem US-Amerikaner bog er in die Schlussrunde ein. Dahinter reihte sich Frankreich, Österreich, Slowenien und Norwegen mit dem letztjährigen IBU-Cup-Gesamtsieger Endre Stroemsheim ein. David Zobel benötigte auch im stehenden Anschlag einen Nachlader und lief mit 20,5 Sek. Rückstand auf Position 11 in die Schlussrunde. Frankreich und die Schweiz behaupteten die Führung und setzten sich Richtung Wechsel von ihren Verfolgern ab. Der Deutsche hat seinen Rückstand mit der schnellsten Laufzeit auf 15,3 Sek. reduziert und schickte Philipp Nawrath an Position sechs ins Rennen. David Zobel hat knapp vor dem Frühstück von seinem Einsatz erfahren. Er teilt mit Justus Strelow ein Zimmer und er sagte ihm am Morgen, dass es nicht so gut mit einem Start ausschaut, so David Zobel im ZDF-Interview nach dem Rennen. „Das Liegendschießen lasse ich mir vom Justus noch einmal zeigen, das war gar nichts. Das Laufen ging gut. Ich musste auf der Runde ziemlich viel investieren, bin dann aber im Stehendschießen mit einem Nachlader weggekommen. Die Ski waren gut, aber ich fühl mich auch gut, das ist auch wichtig,“ so David Zobel. 

Philipp Nawrath bringt die deutsche Staffel auf Podestkurs

Philipp Nawrath (GER) © Manzoni/NordicFocus

Der Schweizer Joscha Burkhalter wurde schnell von seinen Verfolgern attackiert, der Franzose Emilien Jacquelin setzte sich an die Spitze, gefolgt von Philipp Nawrath und dem Norweger Tarjei Boe. Zum Liegendanschlag hatte Jacquelin einen Vorsprung von knapp 12 Sek. auf seine direkten Verfolger aus Deutschland und Frankreich herausgelaufen und dennoch verließ der Österreicher Simon Eder nach einer schnellen und treffsicheren Schießeinlage den Schießstand als Erster. Nach einem Nachlader folgte Deutschland 6 Sek. später, dicht gefolgt von Tarjei Boe, der ebenfalls einmal nachladen musste. Eder konnte das Tempo seiner laufstarken Verfolger nicht mitgehen und musste Frankreich, Deutschland und Norwegen ziehen lassen. Zum Stehendanschlag waren dennoch alle vier aufgereiht. Wieder war es Simon Eder der seine Scheiben als Erster abräumte, 5 Sek. nach ihm kamen Tarjei Boe und Philipp Nawrath in die Schlussrunde. Jacquelin hatte seine Führungsposition verloren und lag eingangs der Schlussrunde 12,1 Sek. hinter der Spitze an vierter Position. Das schwedische Team reihte sich zwischenzeitlich nach einer Strafrunde des Startläufers Oskar Brandt und einer weiteren von Malte Stefansson mit 2:26 Min. Rückstand am Ende des Feldes ein. Tarjei Boe und Philipp Nawrath waren mit der besten Gesamtlaufzeit schnell am Österreicher vorbei  und der Deutsche blieb an den Skienden des Norwegers. Zeitgleich wechselten sie und Johannes Thingnes Boe und Benedikt Doll starteten gemeinsam ins Rennen. Simon Eder übergab auf Position drei an Felix Leitner gefolgt vom Franzosen Fabien Claude. „Die Form passt gut“, so Philipp Nawrath nach dem Rennen, „das war eine gute Basis zu wissen, dass das stimmt. Ich war super happy dabei zu sein, natürlich schade, wenn die zwei Besten (Anm.: Roman Rees und Justus Strelow) ausfallen, da haben wir uns neu aufstellen müssen und das ist uns auf die Schnelle gut gelungen.“ 

Benedikt Doll hält Position zwei

Benedikt Doll (GER) © Authamayou/NordicFocus

In der Spur hielt sich Benedikt Doll dicht hinter Johannes Thingnes Boe, beide waren schnell unterwegs und der Vorsprung auf ihre Verfolger vergrößerte sich deutlich. Liegend setzte Doll den ersten Schuss, aber der zweite verfehlte das Ziel, auch Boe verfehlte eine Scheibe, kam allerdings mit nur einem Nachlader aus, während Doll trotz eines zweiten Nachladers zeitgleich mit J. T. Boe den Schießstand verließ. Felix Leitner folgte mit 20,5 Sek. Rückstand auf Rang drei, dicht dahinter Frankreich und dann Slowenien. Letztere und auch die Österreicher kamen bis zu diesem Zeitpunkt gänzlich ohne Nachlader aus. Tommaso Giacomel für Italien und die Schweiz mit Niklas Hartweg positionierten sich auf den Rängen sechs und sieben mit über einer Minute Rückstand auf die Spitze. Richtung Stehendanschlag vergrößerte sich der Abstand von J. T. Boe auf Benedikt Doll auf 10 Sek. und auch die Verfolger von Doll büßten Zeit ein. Boe lieferte im stehenden Anschlag eine unglaubliche Serie, war auf und davon bevor Benedikt Doll den ersten Treffer setzen konnte. Nervenstark traf Doll mit dem letzten Nachlader, vermied die Strafrunde, hielt dadurch die zweite Position aber der Rückstand auf J. T. Boe war auf 29,8 Sek. angewachsen. Fabien Claude und Felix Leitner aber rückten durch gutes Schießen näher an den Deutschen heran. Mit deutlichem Vorsprung von 38,5 Sek. war Vetle Sjastaad Christiansen als Schlussläufer des norwegischen Quartetts ins Rennen gezogen. Für Deutschland kam Johannes Kühn und knapp 10 Sek. später Patrick Jakob für Österreich. Johannes Thingnes Boe lief schnellste Gesamtzeit und der scheinbar immer noch angeschlagene Schwede Martin Ponsiluoma fiel weiter zurück auf Position 12 mit 3:22 Min Rückstand. „Unsere Ersatzläufer waren nicht wirklich Ersatzläufer, die können es genau so gut,“ so Benedikt Doll nach dem Rennen.“ 

Johannes Kühn strauchelt im stehenden Anschlag

Quentin Fillon Maillet (FRA), Johannes Kuehn (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Vetle Sjaastad Christiansen als Schlussläufer der Norweger arbeitete konzentriert im Liegendanschlag, räumte in gutem Rhythmus ab und war bereits weg bevor Frankreich und Deutschland auf die Matte kamen. Sowohl Fillon Maillet als auch Johannes Kühn agierten sichtlich nervös, der Franzose mit drei und Kühn mit zwei Fehlschüssen. Christiansen hatte seinen Vorsprung durch seinen starken Auftritt am Schießstand auf knapp eine Minute auf Kühn ausgebaut und 10 Sek. später bog Fillon Maillet, der mit jedem seiner Nachlader traf, in die nächste Runde ein. Hofer zog am Schießstand durch besseres Treffervermögen an der Schweiz vorbei und lag zu diesem Zeitpunkt hinter Österreich auf dem fünften Rang. Im letzten Anschlag verfehlte der letzte Schuss von Vetle Sjaastad Christiansen das Ziel, er lud einmal nach, traf die letzte Scheibe und war auf und davon Richtung Ziel. Nun wurde es spannend für Deutschland und Frankreich. Johannes Kühn verfehlte zwei Scheiben, während Fillon Maillet seine fünf Scheiben in sicherem Rhythmus traf. Johannes Kühn traf mit dem ersten Nachlader, der nächste ging vorbei und auch mit dem dritten Nachlader wollte die letzte Scheibe nicht fallen. Kühn musste in die Strafrunde abbiegen. Am Schießstand nutzte Fillon Maillet mit einer überzeugenden Vorstellung seine Chance, zog an Johannes Kühn vorbei auf die zweite Position und verschaffte sich einen Vorsprung von 44,7 Sek. auf den Deutschen. Der hatte ausgangs der Strafrunde noch genügend Vorsprung auf die Verfolger aus Österreich und Italien und sicherte der deutschen Staffel den dritten Rang. „Schlussläufer ist nicht meine Paradedisziplin,“ so Johannes Kühn nach dem Rennen. „Es war schön den 3. Platz zu erreichen, wenn man die Nachlader ansieht, aber läuferisch waren wir gut unterwegs, und wie Urus Velepec sagte: wenn nachladen, dann schnell, und ich glaube wir haben trotz Nachlader nicht viel zeit am Schießstand verloren,“ meinte Benedikt Doll nach dem Rennen. Auch der Sportliche Leiter Biathlon beim DSV zeigte sich zufrieden: „Ich bin auf jeden Fall zufrieden, wir freuen uns über das Podium. Es ist wichtig dass wir dabei sind, wir sind bis zum letzten Schießen immer dabei gewesen. Man darf bis zum letzten Schuss nicht aufgeben, weil sich extrem viel verändern kann. Wir wollen angreifen, wir hoffen, dass es so weitergeht, auch wenn wir wissen, dass auch andere Tage kommen.“

Der Wettkampfplan für Östersund

Ergebnis Staffel Herren

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