Knapper hätte das Ergebnis im Kampf um den Sieg im Einzel der Damen beim Biathlon Weltcup in Östersund nicht ausfallen können. Lisa Vittozzi gewinnt in einem spannungsgeladenen Wettkampf vor Franziska Preuß und Vanessa Voigt sorgt auf dem Bronzerang für ein deutsches Doppelpodest.
Lisa Vittozzi knapp vor Franziska Preuß
Denkbar knapper kann es in einem Einzelbewerb beim Biathlon Weltcup nicht laufen. Als Franziska Preuß auch ihren zwanzigsten Schuss sicher ins Ziel brachte, hatte sie am Schießstandausgang 11,8 Sek. Vorsprung vor der zu diesem Zeitpunkt führenden Italienerin Lisa Vittozzi. „Ich habe beim Standausgang die 12 Sek. Vorsprung gesehen, da dachte ich mir gegen Vittozzi, das könnte schwer werden. Ich habe versucht die erste Hälfte locker zu bleiben, nicht zu überpacen. Ich habe mich auch relativ gut gefühlt und versucht, nicht, – wie man in Bayern sagt – zu hudeln. Haarscharf hat es einfach nicht gereicht, ich habe wirklich alles gegeben und kann mir nicht so viel vorwerfen,“ so Franziska Preuß nach dem Rennen. In der Spur war Vittozzi, die mit einer Strafminute belastet war, deutlich schneller unterwegs.“ Franziska Preuß war dennoch super zufrieden mit ihrer Leistung, vor allem am Schießstand. „Natürlich ist es einerseits a bissl ärgerlich, das wäre die Chance auf das gelbe Trikot gewesen,“ so Preuß, die zugab, dass sie erst vor Kurzem noch alles hinschmeißen wollte, weil sie die Quali echt gestresst hat und sie auch noch einmal im Vorfeld krank wurde. Vittozzi zeigte sich nach dem Rennen äußerst selbstbewusst. „Ich bin sehr glücklich. Ich bin selbstbewusst. Ich habe im Sommer gut gearbeitet und ich fühle mich in guter Form. Ich kann kaum warten auf die nächsten Rennen.“
Vanessa Voigt auf Bronzerang
Erfreulich aus deutscher Sicht, dass die Thüringerin Vanessa Voigt das Podest auf Rang drei komplettierte. Wie Franziska Preuß traf auch sie alle Scheiben, was im Übrigen nur vier Athletinnen der 99 Starterinnen gelang. Neben den beiden Deutschen blieben auch Lisa Theresa Hauser und Tamara Steiner, beide aus dem ÖSV-Team, fehlerfrei. Auch wenn Vanessa Voigt Zweifels ohne am Schießstand nicht am Schnellsten agierte, aber sie traf, und das ist mit am Wichtigsten in einem Einzelbewerb, wo jeder Fehler mit einer Minute Strafzeit geahndet wird. Am Ende fehlten Voigt auch nur 10,1 Sek. auf die siegreiche Vittozzi, die vergangene Saison auch die kleine Kugel in der Gesamtwertung des Einzels holte. „Ich habe mich heute selbst etwas überrascht. Natürlich ärgere ich mich im Nachhinein über die Renneinteilung. Ich habe am Anfang das ganze Rennen wieder etwas verschlafen. Und gerade nach dem Schießen in die Stockschlaufen zu kommen, das muss ich auf jeden Fall noch ein bisschen mehr üben, da verschlafe ich enorm viel Zeit,“ so Vanessa Voigt nach dem Rennen in der ARD, die sich dennoch „mega zufrieden“ über ihr Ergebnis zeigte.
Sophia Schneider auf Rang fünf
Sophia Schneider, die kurz vor Franziska Preuß das Rennen aufnahm, lag nach drei fehlerfreien Schießeinlagen in Führung und hatte beim letzten Anschlag die absolute Chance auf den Sieg. Nach zwei Treffern wollte die dritte Scheibe nicht fallen. Es blieb bei dieser einen Strafminute und am Ende hatte sie im Ziel auf Rang fünf 1:01 Min. Rückstand auf die Siegerin. „Ich habe ehrlich gesagt beim letzten Anschlag nicht daran gedacht, das ich gewinnen kann. Das ist genau das Falsche, wenn man das denkt,“ so Schneider im Ziel im ARD-Interview. Sie erklärte auch, dass sie eine ziemlich holprige Vorbereitung hatte, „mal dies mal das und nach der Deutschen Meisterschaft habe ich mir eine Rippe gebrochen. Es war nicht so einfach sich da durchzukämpfen. Aber trotzdem weiß ich warum ich Biathlon mache: weil es mir Spass macht und das hilft einem dann sich durchzubeißen. Ich habe nicht den Glauben verloren an das was ich kann, und wusste auch wie gut es letztes Jahr war. Ich habe einfach versucht mein Ding zu machen.“ Schneider bedankte sich nicht als Einzige aus dem deutschen Damenteam bei den Technikern für hervorragend präparierte Ski. Vor Sophia Schneider platzierte sich die Norwegerin Karoline Offigstad Knotten und ebenfalls die Blumenzeremonie erreichte die Österreicherin Lisa Theresa Hauser auf dem sechsten Rang.
Favoritinnen abgeschlagen
Nicht nur die große Favoritin Hanna Oeberg fand sich nach insgesamt drei Fehlern und einem Rückstand von 2:32 auf dem 16. Rang weiter hinten im Feld als gewünscht. Sie war damit mit Linn Persson auf dem 15 Platz beste Schwedin. Ihre Schwester Elvira landete nach sechs Strafminuten erst auf Rang 39, bot zwar schnellste Gesamtlaufzeit und hat damit ihren Rückstand auf 4.07 Min. minimiert. Auch Julia Simon dürfte mit Rang 31 nach vier Fehlschüssen nicht zufrieden sein. Ein Fehler aus dem dritten Anschlag schob sie bei ihrer Laufstärke noch nicht allzu weit nach hinten, allerdings hatte die Französin beim letzten Anschlag größere Probleme. Eine Patrone lud sie nicht richtig, dann gingen wertvolle Sekunden verloren, weil sie manuell nachladen musste und darüber hinaus blieben drei Scheiben schwarz und damit hatte sich die Aussicht auf eine gute Platzierung erledigt. Die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold wurde nach zwei Strafminuten aus dem zweiten Anschlag Siebte und Dorothea Wierer kam nach drei fehlerfreien Anschlägen in aussichtsreicher Position zum entscheidenden Schießen. Zwei Schüsse verfehlten das Ziel und mit zwei Minuten Strafe belastet kam sie auf Rang 17 ins Ziel.
Die weiteren deutschen Platzierungen
Janina Hettich-Walz kam nach insgesamt drei Fehlern auf Rang 23. Ihr Rückstand auf die Siegerin betrug nach guter Laufleistung 3:02 Min. „Läuferisch bin ich ganz zufrieden. Für meine Möglichkeiten habe ich das Beste rausgeholt. Ich habe nach den zwei Fehlern im zweiten Schießen versucht nicht aufzugeben. Ich hatte heute einen sehr guten Ski, und ich glaube meine Kolleginnen auch.“ so Janina Hettich-Walz im ARD-Interview nach dem Rennen. Noch nicht ganz so rund lief es bei Hanna Kebinger, deren erster Schuss gleich das Ziel verfehlte. Im Ziel platzierte sie sich an ihrem 26. Geburtstag nach drei Fehlern auf Rang 38. „Mich hat das gestern (Anm.: Single-Mixed-Staffel) ganz schön verunsichert, gerade was das Läuferische angeht, und vor allem am Schießstand war ich mir gar nicht mehr sicher. Dass es im Läuferischen noch etwas fehlt, das wundert mich nicht,“ so Kebinger, deren Vorbereitung, wie sie selbst sagte, nicht gut lief. Lehrgeld bezahlen musste Selina Grotian. Mit vier Fehlschüssen im ersten Anschlag kam sie denkbar schlecht ins Rennen, zwei weitere folgten im nächsten Stehendanschlag, dann noch ein Fehler im dritten Schießen, bevor sie die letzte Schießeinlage fehlerfrei absolvierte. Am Ende musste sie sich bei guter Laufleistung, aber mit sieben Strafminuten belastet mit Rang 77 zufrieden geben.
Amy Baserga beste Schweizerin
Einmal mehr war die junge Schweizerin Amy Baserga beste ihres Teams. Mit lediglich einem Fehler landete sie bei ausbaufähiger Laufleistung auf dem zwölften Rang. Auf Platz 14. lief Lena Häcki-Groß (2 Fehler), Elisa Gasparin verfehlte eine Scheibe und landete auf Rang 19, ihre Schwester Aita kam nach zwei Fehlschüssen als 32. ins Ziel und Lea Meier wurde 63. (1 Fehler).
Nachdem Lisa Theresa Hauser und Tamara Steiner ihre jeweils zwanzig Scheiben ins Ziel brachten, und damit Rang sechs und 13 belegten, arbeiteten ihre Teamkolleginnen nicht fehlerfrei am Schießstand. Kristina Oberthaler (3 Fehler) wurde 69., Anna Gandler (7 Fehler) platzierte sich als 78. und Anna Juppe kam mit sechs Strafminuten belastet als 81. ins Ziel.