Die deutsche Herrenstaffel erreicht beim Biathlon Weltcup in Ruhpolding erstmals in dieser Saison das Podest. Frankreich gewinnt vor Schweden und Norwegen kommt nach drei Strafrunden nur auf Rang vier ins Ziel.
Frankreich jubelt über dritten Saisonerfolg
In der Staffelwertung lag vor dem Biathlon Weltcup in Ruhpolding Frankreich an der Spitze vor Norwegen und Schweden. Beide bisher durchgeführten Herrenstaffeln in Kontiolahti und in Hochfilzen gewann Frankreich vor Norwegen und Schweden. Deutschland erreichte in Kontiolahti Rang vier und in Hochfilzen den fünften Platz. Bei Temperaturen leicht über dem Gefrierpunkt fanden 22 Staffeln in Ruhpolding ideale Bedingungen und die Franzosen lagen zu jeder Zeit an der Spitze. Mit sechs Nachladern gewinnen Emilien Claude, Fabien Claude, Quentin Fillon Maillet und Emilien Jacquelin auch den dritten Staffelbewerb der Herren in dieser Saison. Emilien Jacuqelin führte sein Team vor den vielen französischen Fans auf der Tribüne der Chiemgau Arena in Ruhpolding ins Ziel. Emilien Claude war erstmals in dieser Saison Teil der französischen Herrenstaffel und meinte nach dem Rennen in der ARD: „Ich war heute sehr nervös, es war auch die Atmosphäre hier, ich liebe Ruhpolding.“ Die französische Herrenmannschaft zeigt sich in dieser Saison extrem stark und Emilien Claude meint dazu: “ Wir haben sehr gute Ski und wir sind dieses Jahr sehr stark. Letztes Jahr war schwer mit den so starken Norwegern. Die olympische Saison kommt und wir arbeiten viel.“ Trainer der erfolgreichen französischen Herrenmannschaft ist seit letzter Saison der ehemalige französische Top-Athlet Simon Fourcade.
Schweden gibt nicht auf und holt Silber
Mit 38,4 Sekunden Rückstand erreichten die Schweden Viktor Brandt, Jesper Nelin, Martin Ponsiluoma und Sebastian Samuelsson nach insgesamt zehn Nachladern das Ziel auf dem Silberrang. Bis zur Hälfte des Rennens lag das schwedische Team im Mittelfeld und beim Wechsel auf Martin Ponsiluoma fehlten auf die Spitze mehr als eine Minute. Aber der laufstarke Ponsiluoma führte sein Team zurück in Schlagdistanz und der ebenso schnelle Samuelsson als Schlussläufer sicherte durch seine treffsicheren Schießeinlagen und eine starke Laufleistung den Silberrang.
Erstmals Staffelpodest der deutschen Herren
Justus Strelow, Danilo Riethmüller, Johannes Kühn und Philipp Nawrath gelang erstmals in dieser Saison im Team der Sprung auf das Podest. Nach insgesamt 14 Nachladern brachte Philipp Nawrath die Staffel mit einem Rückstand von 58,8 Sekunden auf die siegreichen Franzosen ins Ziel. Justus Strelow benötigte für jede seiner Schießeinlagen einen Nachlader und schickte auf der fünften Position mit einem Rückstand von 8,1 Sekunden Danilo Riethmüller ins Rennen. „In der Staffel hat man mit den Nachladern immer die Möglichkeit etwas mehr Risiko zu gehen. Ich weiß, dass ich liegend schnell genug bin, auch wenn mir mal ein Fehler passiert,“ so Strelow nach dem Rennen, der weiter sagte: „Auf der Schlussrunde war es ein harter Kampf. Die Bedingungen sind schnell, das merkt man auch, dass man auf der Geraden einen sehr großen Vorteil hat, wenn man im Windschatten ist.“ Auf den letzten Metern hatte Strelow richtig um seine Platzierung zu kämpfen und war froh, „dass am Ende der Rückstand sich in Grenzen gehalten hat.“ Riethmüller, der in seinem Leg mit dem Norweger Vebjoern Soerum und dem Franzosen Fabien Claude unterwegs war, schloss schnell zur Spitze auf, hielt sich dort auch nach einem Nachlader aus dem liegenden Anschlag. Stehend konnte mit seinen sämtlichen Nachladepatronen für einen Fehlschuss die Strafrunde vermeiden und übergab an dritter Position mit 31,8 Sekunden Rückstand auf Johannes Kühn. „Stehend war ich einfach nur glücklich, da ich eine Nähmaschine bekommen habe, dass ich die Strafrunde vermieden habe.“ Riethmüller war in seinem Leg Schnellster in der Spur, ließ sogar den Norweger Vebjoern Soerum hinter sich. Soerum kam als erster zum Schießen und kassierte zwei Extrarunden, worauf Norwegen seine zwischenzeitliche Führung deutlich einbüßte.
Nawrath bringt Staffel ins Ziel
Johannes Kühn hielt sich in der ersten Runde auf der dritten Position, fiel nach einem Nachlader im Liegendanschlag auf die Fünfte zurück und hatte große Mühe im Stehendanschlag. Erst mit der dritten Reservepatrone wurde die letzte Scheibe weiß, aber der Rückstand hat sich dadurch auf über eine Minute summiert. Neben Kühn verfehlte auch der Norweger Tarjei Boe zwei Scheiben und kassierte in der Folge eine Strafrunde, die mittlerweile dritte für die Norweger. In der Spur kämpfte Kühn um jeden Meter und verringerte den Rückstand bis zum Wechsel. Frankreich übergab mit einem guten Vorsprung von 39,1 Sekunden vor Slowenien und für Schweden an der dritten Position kam nur 2,2 Sekunden danach Sebastian Samuelsson. Deutschlands Rückstand beim Wechsel auf Philipp Nawrath betrug 54,9 Sekunden auf die Spitze, aber nur 13,6 Sekunden auf den Bronzerang. Jeweils zwei Nachlader im stehenden und im liegenden Anschlag ließen die Deutschen noch einmal zittern, denn der Vorsprung von Nawrath auf seine Verfolger aus Slowenien und Norwegen im Kampf um den Bronzerang betrug nur 6,2 bzw. 18 Sekunden. Von Slowenien drohte keine Gefahr mehr, Lovro Planko musste in der Verfolgung von Philipp Nawrath abreißen lassen, aber Johannes Thingnes Boe mit der schnellsten Gesamtlaufzeit in seinem Leg kam näher. Aber auch Philipp Nawrath war schnell in der Spur, lag läuferisch nur knapp hinter J. T. Boe und brachte den Vorsprung ins Ziel. „Das war schon eine sehr nervenaufreibende letzte Runde: nach vorne zu schauen, vielleicht aufzuschließen, und hinten mit Norwegen. Dann in die letzte Kurve zu gehen und wissen man hat´s, das war sehr gut,“ so ein erleichterter Philipp Nawrath nach dem Rennen. Norwegen mit Sturla Holm Laegreid, Vebjoern Soerum, Tarjei Boe und Johannes Thingnes Boe (3 Strafrunden/10 Nachlader) wurden Vierte vor Slowenien und der Ukraine. Österreich mit Felix Leitner, Simon Eder, David Komatz und Patrick Jakob (9 Nachlader) belegten im Ziel Rang acht und die Schweiz mit James Pacal, Joscha Burkhalter, Jeremy Finello und Sebastian Stalder (9 Nachlader) erreichten den elften Platz. Alle Staffeln erreichten das Ziel, keines der 22 Teams wurde überrundet.
Das weitere Wettkampfprogramm in Ruhpolding
Aufstellung der deutschen Damen-Staffel
Am morgigen Samstag steht die Damenstaffel auf dem Programm und für den Deutschen Skiverband werden Stefanie Scherer, Selina Grotian, Sophia Schneider und Franziska Preuß im Team starten. Julia Tannheimer ist nach wie vor nicht fit und wird weiterhin im Hinblick auf die anstehende Biathlon Weltmeisterschaft geschont. „Mit Vanessa Voigt ist zusammen mit Mannschaftsarzt und ihren Trainern entschieden worden, dass sie aus Ruhpolding abreist und ein paar Tage Ruhe einlegt, Kontrolluntersuchungen macht um dann sicher zu gehen, dass medizinisch alles in Ordnung ist und dann einen guten Trainingsblock einlegen, bevor sie mit der Mannschaft in die unmittelbare Vorbereitung auf die WM geht. Die Vorbereitung wird in Antholz stattfinden, unmittelbar nach dem Weltcup dort. Vanessa wird beim Weltcup in Antholz definitiv nicht dabei sein,“ so Felix Bitterling DSV-Sportdirektor Biathlon. Ob Julia Tannheimer in Antholz startet, wird laut Bitterling Anfang nächster Woche entschieden.