Beim Biathlon Weltcup in Kontiolahti entscheidet sich der Sieg beim Staffelbewerb der Damen in der letzten Runde. Schweden gewinnt, Julia Simon kämpft sich mit letzter Kraft ins Ziel und sichert Frankreich den Silberrang. Das junge deutsche Team muss sich mit Rang sieben zufrieden geben.
Drama auf der Schlussrunde – Schweden gewinnt
Lange führte die französische Damenstaffel das Rennen an. Offensichtlich waren sie wie die Herren zuvor mit hervorragendem Material ausgestattet, dazu kam die Qualität die sie am Schießstand zeigten. Dass die Schlussläuferin Julia Simon im entscheidenden Schießen eine Strafrunde kassierte führte zu unvorhergesehener Spannung im Rennen. Dicht hinter Elvira Oeberg kam sie aus der Strafrunde zurück in die Spur und absolvierte das Rennen bis zur „Wall“ an den Skienden der Schwedin. Der erwartete Angriff der Französin blieb aus, vielmehr setzte sie im steilsten Anstieg kurz ab, fasste sich an die Wade um dann mit schmerzverzerrtem Gesicht in einem Tempo weiterzulaufen, dass sogar der zweite Platz in Gefahr schien. Anna Magnusson, Sara Andersson und Hanna Oeberg empfingen ihre Schlussläuferin Elvira Oeberg im Ziel und feierten den Sieg. Lou Jeanmonnot, Justine Braisaz-Bouchet, Sophie Chauveau und Julia Simon (1 Strafrunde/9 Nachlader) mussten sich nach dem sicher geglaubten Sieg mit Silber zufrieden geben (+ 29 Sek.). Julia Simon kam später humpelnd zur Siegerehrung und zeigte sich bereits wieder mit einem Lächeln. Norwegen mit Juni Arnekleiv, Karoline Offigstad Knotten, Maren Kirkeeide und Ingrid Landmark Tandrevold komplettierten das Podest (1 Strafrunde/8 Nachlader) mit einem Rückstand von 36,2 Sekunden auf die siegreichen Schweden. Dahinter platzierte sich Italien (Samuela Comola, Dorothea Wierer, Hanna Auchentaller, Michela Carrara) und die österreichischen Damen Dunja Zdouc, Anna Gandler, Lea Rothschopf und Lisa Hauser belegten mit insgesamt sieben Nachladern und einem Rückstand von 2:20,4 Minuten einen starken fünften Rang, gefolgt von Polen. Das junge deutsche Team mit Johanna Puff, Julia Tannheimer, Julia Kink und Vanessa Voigt hatte nach einer Strafrunde und elf Nachladern im Ziel einen Rückstand von 2:51,2 Minuten und wurde Siebte. Die Schweiz mit Amy Baserga, Elisa Gasparin, Aita Gasparin, und Lena Häcki-Groß (1 Strafrunde/9 Nachlader) belegte Rang 12 (+ 4:19,9 Min.).
Frankreichs Damen setzen sich früh an die Spitze
19 Damenstaffeln gingen beim Biathlon Weltcup in Kontiolahti ins Rennen über 4 x 6 km und 16 davon kamen in die Wertung. Während zehn Läuferinnen im ersten Anschlag fehlerfrei blieben, setzte die deutsche Startläuferin Johanna Puff den ersten Schuss vorbei, kam nach einem Nachlader mit einem Rückstand von 12,2 Sekunden auf dem elften Rang zurück auf die Strecke. Norwegen führte zu diesem Zeitpunkt vor Schweden, Frankreich und Österreich. Die Französin Lou Jeanmonnot räumte später auch stehend sicher ab und setzte sich an die Spitze, gefolgt von der Schwedin Anna Magnusson und der Norwegerin Juni Arnekleiv. Johanna Puff räumte ebenfalls sicher ab und kam mit 23 Sekunden Rückstand als Siebte in die Schlussrunde, dicht gefolgt von der Österreicherin Dunja Zdouc.
Julia Tannheimer mit Schwierigkeiten im Liegendanschlag
Mit 16,5 Sekunden Vorsprung vor Tschechien übernahm Justine Braisaz-Bouchet für Frankreich, dahinter wechselten die Schwedinnen als Dritte. Johanna Puff übergab mit 41 Sekunden Rückstand als Zehnte auf Julia Tannheimer, die sich hinter der Österreicherin Anna Gandler einsortierte. An der Spitze legte die Französin wie ihre Teamkollegin zuvor ein hohes Tempo vor, keine ihrer Verfolgerinnen konnte Zeit nach vorne gut machen. Am Schießstand wurde das Feld dann komplett durcheinandergewirbelt, nachdem sich der Wind gegenüber dem Anschießen verändert hatte. Braisaz-Bouchet hatte große Probleme, die nutzte Marketa Davidova (CZE) und die Schwedin Sara Andersson und übernahmen die Führung mit einem Vorsprung von 10,3 Sekunden auf Frankreich. Karoline Offigstad Knotten aus Norwegen musste in die Strafrunde abbiegen, Dorothea Wierer benötigte einen Nachlader, Anna Gandler drei und Julia Tannheimer verfehlte die ersten drei Scheiben. Mit drei Nachladern konnte sie die Strafrunde zwar vermeiden, aber der Rückstand war auf Platz elf über eine Minute angewachsen. Auch im stehenden Anschlag zeigten sich dieselben Probleme mit vielen Fehlschüssen und erneut war es Marketa Davidova, die mit nur einem Nachlader abräumte. Die Französin rückte nach drei Ersatzpatronen auf den zweiten Rang vor und hatte nunmehr einen Abstand von 13,7 Sekunden zur führenden Tschechin. Sara Andersson für Schweden kassierte eine Strafrunde und sortierte sich nach dem stehenden Anschlag auf Rang vier ein. Julia Tannheimer verfehlte erneut den ersten Schuss, die weiteren vier traf sie. Nach einem Nachlader lag sie auf Rang 10, hatte allerdings bereits einen Rückstand von 1:10,2 Minuten.
Frankreich geht erneut in Führung
Justine Braisaz-Bouchet mit ihrer läuferischen Klasse zog im Stadion vor dem Wechsel noch an der Tschechin vorbei und übergab als Erste. Finnland folgte auf Rang drei, dann Italien, Norwegen, Belgien und Schweden. Julia Tannheimer schickte Julia Kink als Neunte mit einem Rückstand von 1:17,7 Minuten ins Rennen. Beim Liegendanschlag waren die Verhältnisse am Schießstand gut beherrschbar, was sich auch in den Schießergebnissen widerspiegelte. Die Französin Chauveau baute ihren Vorsprung auf 37,8 Sekunden aus, an zweiter Position kam die erst 18jährige Finnin Hämalainen, deren fünf Treffer von den finnischen Fans im Stadion laut bejubelt wurden. An ihren Skienden lief auf Platz drei Hanna Oeberg, die auch gleich zum Angriff auf Finnland ansetzte. Julia Kink räumte sicher ab und kam auf Rang neun zurück ins Rennen. Ihr Rückstand betrug 1:23,8 Minuten. Nach dem Stehendanschlag behauptete Frankreich die Führung vor Schweden, Italien und Norwegen. Julia Kink blieb nach drei Nachladern auf Rang neun, aber der Rückstand wuchs weiter und die junge Finnin hatte sich auf der Strecke wohl übernommen und musste in die Strafrunde abbiegen.
Spannung auf der Schlussrunde
Frankreich lag auch beim letzten Wechsel an der Spitze mit 28,4 Sekunden vor Norwegen und Schweden. Italien war noch in Schlagdistanz, aber dahinter betrugen die Abstände bereits mehr als eine Minute und es sah alles danach aus, dass Frankreich der Sieg nicht mehr zu nehmen wäre. Aber es sollte anders kommen. Kink wechselte an der achten Position mit einem Rückstand von 1:51,4 Minuten auf Vanessa Voigt, die kurzfristig für die erkrankte Franziska Preuß ins Team berufen wurde. Bei Preuß hatten sich über Nacht leichte Infektzeichen gezeigt und nach einer Pressemitteilung des DSV musste „darauf reagiert werden, um eine weitere Zunahme der Beschwerden möglichst zu verhindern.“ Mit einer überzeugenden Vorstellung im Liegendanschlag baute Julia Simon ihre Führung aus und auch stehend feuerte sie die Schüsse schnell ab, traf aber nicht und musste in die Strafrunde abbiegen. Jetzt wurde es noch einmal richtig spannend. Elvira Oeberg blieb fehlerfrei und kam zeitgleich mit der aus der Strafrunde laufenden Julia Simon zurück auf die Strecke. Ingrid Landmark Tandrevold hat mit zwei Nachladern die Chance nach ganz vorne vergeben, reihte sich aber mit 21,3 Sekunden Rückstand auf Platz drei ein. Dahinter hagelte es auch für die sonst so schießstarke und treffsichere Vanessa Voigt eine Strafrunde. Als Neunte kam sie zurück, machte am Ende noch zwei Plätze gut. In einem packenden Kampf versuchte Julia Simon am steilen Anstieg, genannt „Wall“ mit aller Kraft an Elvira Oeberg dranzubleiben, musste kurz innehalten, fasste sich an die Wade und kämpfte sich förmlich die letzten Meter über die Ziellinie und sicherte ihrem Team damit unter schmerzverzerrtem Gesicht den zweiten Platz. Wie die französische Zeitung ledauphine angibt, hatte Simon 2018 bereits einen Muskelriss in der Wade. Demnach soll sie am Montag untersucht werden, ob es sich nur um einen Krampf oder etwa doch um einen Riss handelt.
Fazit Felix Bitterling
Im Hinblick auf die drei doch sehr jungen Läuferinnen, erklärt der Sportdirektor Biathlon beim DSV, Felix Bitterling, dass man durchaus auch Positives gesehen hat, was die Leitung hoffnungsfroh in die Zukunft schauen lässt. „Alle drei sind in erster Linie da um hier auch zu lernen, um ihre ersten Erfahrungen zu machen. Der Wind in der Weltspitze ist ein rauer, daher wachsen die Bäume nicht in den Himmel aber mit stetiger Arbeit werden alle drei da oben ankommen, da sind wir sicher. Für die Vanessa war heute nicht mehr allzuviel zu holen, der Abstand nach vorne war schon sehr, sehr groß. Daher auch kein Beinbruch die Runde geschossen zu haben. Auch da werden wir uns ein bißchen in die Analyse begeben, auch da werden wir mit Blick auf die nächste Staffel in Hochfilzen unsere Lehren daraus ziehen.“