Mit dem Massenstart der Herren endete in Oslo der Biathlon Weltcup 2024/25 und damit auch die beispiellose Karriere der Brüder Tarjei und Johannes Thingnes Boe. Der Massenstarterfolg von Sebastian Samuelsson vor Eric Perrot aus Frankreich und dem Norweger Endre Stroemsheim ging dabei fast unter. Sturla Holm Laegreid ist Gesamtweltcupsieger und wurde daneben auch mit der kleinen Kugel für die Massenstartwertung ausgezeichnet. Cambell Wright ist bester Biathlet im Alter unter 23 Jahren.
Sebastian Samuelsson gewinnt Massenstart in Oslo
Der Schwede Sebastian Samuelsson übernahm zur Hälfte des Massenstarts die Führung und obwohl er noch eine Extrarunde zu drehen hatte, setzte er sich durch seine läuferische Klasse durch und brachte den Sieg vor dem Franzosen Eric Perrot ins Ziel. Für Samuelsson war es der siebte Weltcupsieg überhaupt. Nach einem harten Fight im Kampf um den Bronzerang setzte sich Endre Stroemsheim durch und verwies Sturla Holm Laegreid auf den vierten Platz. Quentin Fillon Maillet überquerte die Ziellinie als Fünfter vor dem Slowenen Jakov Fak, der 0,2 Sekunden vor Johannes Thingnes Boe ins Ziel kam. Johannes Thingnes Boe hatte bei jedem Schießen eine Strafrunde kassiert, dennoch die schnellste Schlussrunde und die schnellste Gesamtlaufzeit geboten. Tarjei Boe musste Sprint und Verfolgung in Oslo wegen einer fiebrigen Erkältung auslassen und wollte unbedingt im Massenstart, dem letzten Rennen in seiner Karriere, dabei sein. In seinem letzten Wettkampf überquerte er die Ziellinie mit der norwegischen Fahne auf Rang 23, was für ihn und auch für die zahlreichen Fans im heimischen Stadion eher nebensächlich war.
Erstes Schießen: Emilien Jacquelin geht in Führung

Auf der Runde zum ersten Anschlag waren Quentin Fillon Maillet und Johannes Thingnes Boe in Führung und kamen auf Schießbahn eins und zwei an. Der Franzose Emilien Jacquelin agierte am Schnellsten, übernahm die Führung vor Eric Perrot und Martin Uldal und Justus Strelow, der den ersten Anschlag ebenso fehlerfrei absolvierte. Die Boe-Brüder trafen sich in der Strafrunde wieder und Tarjei kam als 15. mit einem Rückstand von 14,2 Sekunden in die Spur zurück, Johannes Thingnes als 15.; sein Rückstand auf die Spitze betrug ausgangs der Strafrunde 24,4 Sekunden. Jacquelin an der Spitze lief hohes Tempo, baute seinen Vorsprung auf Martin Uldal und Sturla Holm Laegreid, der sich auf die dritte Position vorgeschoben hatte, um mehr als zehn Sekunden aus. Die Boe-Brüder fielen beide deutlich zurück Richtung zweites Schießen, wie auch Justus Strelow, der mit Philipp Nawrath nun gemeinsame Sache machte.
Zweites Schießen: Samuelsson kommt heran
Auf Schießbahn eins räumte der Franzose in Windeseile ab, hielt sich an der Spitze und hatte durch seine schnelle Schießeinlage seinen Vorsprung wiederum ausgebaut. Hinter ihm kamen Sebastian Samuelsson, Endre Stroemsheim und Philipp Nawrath zurück in die nächste Runde. Justus Strelow musste eine Strafrunde drehen und auch Johannes Thingnes Boe kassierte eine weitere Extrarunde. Er war nun auf 13. Position. Tarjei Boe hatte sich zwar auch im zweiten Anschlag schadlos gehalten, aber ihm schien die krankheitsbedingte Pause noch in den Gliedern zu hängen, da er mit knapp einer Minute Rückstand als 17. im Rennen war. In der nächsten Runde lief Jacquelin etwas dosierter, Samuelsson konnte zu ihm aufschließen und auch Philipp Nawrath schob sich dynamisch und kraftvoll die Anstiege hinauf, rückte auf die dritte Position vor und setzte sich deutlich von den ihm folgenden Norwegern Uldal, Stroemsheim und Frey ab. Samuelsson zog auf dem letzten Kilometer an Jacquelin vorbei und setzte sich deutlich von ihm ab.
Drittes Schießen: Isak Frey geht an die Spitze
Zum ersten Stehendanschlag richtete sich Sebastian Samuelsson auf der ersten Schießbahn ein, verfehlte eine Scheibe während Jacquelin neben ihm zwei Strafrunden kassierte. Philipp Nawrath konnte die Chance nicht nützen, setzte auch zwei Patronen vorbei und so übernahm der junge Norweger Isak Frey nach einer fehlerfreien Fünferserie die Führung, dicht gefolgt von Endre Stroemsheim. Aber Quentin Fillon Maillet, Sebastian Samuelsson, Eric Perrot, Sturla Holm Laegreid und Michal Krcmar folgten innerhalb zehn Sekunden. Der Rückstand von Philipp Nawrath betrug 41,9 Sekunden als er aus der Strafrunde zurück kam. Johannes Thingnes Boe, der schnellste Zeit in der dritten Runde lief, war Zehnter und sein Rückstand auf die Spitze betrug 28 Sekunden. Tarjei Boe fiel nach einem Fehlschuss weit zurück auf den 22. Platz und hatte einem Rückstand von 1:21 Minuten. Wegen der geringen Abstände wechselten die Positionen bis zum Schießstand mehrmals und Quentin Fillon Maillet übernahm unfreiwillig die Führungsarbeit vor Sebastian Samuelsson. Sechs Athleten kamen nahezu gemeinsam zum entscheidenden Anschlag und jeder von ihnen hatte Aussicht auf eine Podestplatzierung.
Viertes Schießen: Sebastian Samuelsson setzt sich durch
Quentin Fillon Maillet hatte beim letzten Schießen den Sieg vor Augen, schoss sehr schnell, aber die letzte Scheibe kam nicht ins Ziel und er musste in die Strafrunde abbiegen. Dahinter räumten Samuelsson, Stroemsheim, Perrot und Laegreid ab und innerhalb sieben Sekunden bogen sie in die alles entscheidende letzte Runde ein. Fillon Maillet hatte auf der fünften Position 15,4 Sekunden Rückstand. Alle Augen waren nun auf Johannes Thingnes Boe gerichtet. Die letzte Scheibe fiel nicht und die Fans im Stadion hatten die Gelegenheit ihn in der Strafrunde noch länger zu beobachten. Mit 49,9 Sekunden Rückstand kam er als Achter zurück in die Loipe. Vorne setzte sich Sebastian Samuelsson von Endre Stroemsheim ab, der seinerseits etwas einbrach. Eric Perrot war an seinen Skienden und auch schnell an ihm vorbei. Sebastian Samuelsson brachte den Sieg sicher ins Ziel, Eric Perrot hielt die zweite Position und dahinter kämpften Sturla Holm Laegreid und Endre Stroemsheim um den Bronzerang. Stroemsheim zog am Anstieg zum Schießstand aus dem Windschatten heraus an Laegreid vorbei und komplettierte das Podest.
Roman Rees bester Deutscher
Mit Philipp Nawrath, Justus Strelow, Danilo Riethmüller und Roman Rees, der sich über die Ergebnisse in Sprint und Verfolgung in Oslo für einen Start im Rahmen der 30 weltbesten Biathleten qualifiziert hat, waren vier Deutsche im letzten Rennen der Saison am Start. Niklas Hartweg vertrat die Schweiz und aus Österreich war leider kein Athlet qualifiziert. Eigentlich wäre auch Philipp Horn qualifiziert gewesen. Er konnte im abschließenden Massenstart nicht mehr laufen. Der DSV schrieb hierzu: „Um keine gesundheitlichen Risiken einzugehen, wird Philipp heute nicht starten. Die zwei Wettkampfbelastungen nach dem Infekt haben gezehrt und die Zeit zur Erholung zwischen den Wettkämpfen ist zu kurz, um Philipp grünes Licht geben zu können.“ Roman Rees leistete sich nur im ersten Anschlag einen Fehler, brachte danach drei Mal die Null und war auch in der Schlussrunde richtig schnell unterwegs. In der Gesamtlaufleistung fehlte ihm zu viel auf die Schnellsten und so kam er als bester Deutscher auf Rang 15 ins Ziel. Philipp Nawrath lag noch nach dem zweiten Schießen auf Podestkurs, verfehlte stehend erst zwei und dann im entscheidenden Anschlag nochmals eine Scheibe. In der Laufzeit lag er hinter Rees und beendete das Rennen auf Platz 20. Danilo Riethmüller begann mit zwei Fehlern, ließ zwei Nuller folgen um im entscheidenden Schießen nochmals in die Strafrunde abzubiegen. Am Ende belegte er nach insgesamt drei Extrarunden Platz 22. Für Justus Strelow lief das letzte Rennen nicht nach Wunsch. Mit der Null begonnen folgten insgesamt vier Strafrunden und Platz 27. Niklas Hartweg belegte nach acht Schießfehlern den letzten Platz.
Sturla Holm Laegreid ist Gesamtweltcupsieger
Drei Mal war Sturla Holm Laegreid Zweiter in der Gesamtweltcupwertung. In der Saison 2024/25 hat er es ganz nach oben geschafft und sich die große Kristallkugel nach einer beeindruckenden Saison verdient. In Oslo wurde er nach der Siegerehrung erst mit der kleinen Kristallkugel für den Sieg in der Massenstartwertung und später mit der großen Kristallkugel als Gesamtweltcupsieger geehrt. Sturla Holm Laegreid, der in Interviews versucht in deutsch zu antworten sagte nach dem Rennen in der ARD: „Es ist ein wunderbarer Tag, die letzte Nacht habe ich nicht viel geschlafen. Es ist gute Stimmung hier, schönes Wetter, ein fantastischer Tag“. Über J. T. Boe sagte er: „Er ist mein Freund, ein fantastischer Mann und ich bin sehr glücklich, dass ich ihn kenne. Ich habe in den letzten Jahren sehr viel von ihm und Tarjei gelernt. Sie sind meine großen Vorbilder. Von ihnen habe ich gelernt, dass Biathlon nicht alles ist. Für ihn (J. T. Boe) steht Biathlon an erster Stelle, er ist der größte Sportler und doch stand die Familie immer an erster Stelle.“Vor der Ehrung von Sturla Hom Laegreid erhielt Campbell Wright die Auszeichnung als bester U-23 Athlet der Saison. Der sympathische Neuseeländer startet seit zwei Jahren für die USA. Amüsant war auch die Übergabe des 33+-Trikots, ein selbstgestricktes Trikot das anschließend auch wieder zurückgegeben werden muss. Dorothea Wierer und Tarjei Boe waren sichtlich amüsiert über diese Auszeichnung.
Abschied der Boe-Brüder

Auch nach der Siegerehrung und der Übergabe der Kristallkugeln blieben alle Fans auf der Haupt- und Nebentribüne um den Abschied von Tarjei und Johannes Thingnes Boe mitzuerleben. Einige Fans waren tausende von Kilometer angereist, um die beiden in ihrem letzten Weltcup-Wettkampf zu sehen. Auch die Sportler der anderen Nationen waren noch geblieben, als den beiden eine goldene Krone aufgesetzt und die norwegische Fahne als Art königlicher Umhang übergelegt wurde. Nach einem Interview und nach Einspielungen mit guten Wünschen von vielen Kontrahenten und Mitstreitern auf den großen Videowänden drehten die beiden zu „Time to say good by“ eine Ehrenrunde im Stadion, vorbei an der immer noch gefüllten Tribüne. „Es ist eine tolle Geschichte, dass wir jetzt diesen Weltcup zusammen verlassen,“ so J. T. Boe. „Wir wollten uns hier verabschieden. Es war ein ganz schöner Ritt für uns, es sein zu lassen und die Bühne frei zu machen für die nächste Generation. Zusammen so lange in diesem Weltcupzirkus zu sein, das war ein Traum. Wir haben so viel erreicht zusammen, wir können zurückblicken auf viele Erinnerungen.“ Auch Tarjei Boe fand rührende Abschiedsworte: „Jetzt sind wir zufrieden mit allem. Sonntag am Holmenkollen, die Sonne scheint. Es fühlt sich an, als würde die Sonne für uns scheinen. Ich bin zufrieden und stolz und wir sagen Dankeschön zu allen. Und zum Abschluss ließ es sich J. T. Boe nicht nehmen, live bei der ARD noch einen Glückwunsch an Franziska Preuß zum Gesamtweltcupsieg auszusprechen.
Weltcupgesamtstand Herren Saison 2024/25