Biathlon Weltcup: Sensationeller Sieg der deutschen Damenstaffel in Hochfilzen

Julia Tannheimer (GER), Vanessa Voigt (GER), Selina Grotian (GER), Franziska Preuss (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Die deutsche Damenstaffel landet einen sensationellen Sieg beim Biathlon Weltcup in Hochfilzen. Nach guter Vorleistung von Vanessa Voigt, Julia Tannheimer und Selina Grotian bringt Franziska Preuß den Sieg sicher ins Ziel. Die Französinnen laufen auf den Silberrang und die Schwedinnen komplettieren das Podest.

Staffelsieg der deutschen Damen

Selina Grotian (GER), Vanessa Voigt (GER), Julia Tannheimer (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Beim Biathlon Weltcup in Hochfilzen gelingt der deutschen Damenstaffel mit Vanessa Voigt, Julia Tannheimer, Selina Grotian und Franziska Preuß ein großartiger  Erfolg. Mit insgesamt nur vier Nachladern hat das Team vor allem am Schießstand perfekt gearbeitet und schließlich mit einem Vorsprung von 1.05,7 Minuten vor Frankreich mit Julia Simon, Justine Braisaz-Bouchet, Sophie Chauveau und Lou Jeanmonnot gewonnen. Die französische Schlussläuferin kassierte unter der Drucksituation beim letzten Anschlag eine Strafrunde und hatte keine Chance mehr auf den Sieg (1 Strafrunde/13 Nachlader). Schweden mit Anna Magnusson, Anna-Karin Heijdenberg, Ella Halvarsson und Elivra Oeberg (1 Strafrunde/6 Nachlader) setzte sich im letzten Anschlag durch die Schlussläuferin der Schweiz durch und komplettierte das Podest. Slowenien kam mit sechs Nachladern auf Rang vier ins Ziel vor der Schweiz mit Amy Baserga, Aita Gasparin, Lena Häcki-Groß und Elisa Gasparin. Die schweizerische Schlussläuferin lag auf Podestkurs und hat wie Frankreich im entscheidenden Schießen eine Strafrunde kassiert. Am Ende wurden sie Fünfte (1 Strafrunde/10 Nachlader) vor Norwegen auf dem sechsten Rang. Juni Arnekleiv, Karoline Offigstad Knotten, Gro Randby und Maren Kirkeeide hatten im Ziel einen Rückstand von 3:08,2 Minuten nach 2 Strafrunden und elf Nachladern. „Alle drei Mädels vor mir haben schon so einen super Job gemacht. Der Sieg ist für uns alle vier, für die Techniker, die bei den Bedingungen einen super Job gemacht haben. Ich glaube, da freuen sich heute alle für uns,“ sagte eine strahlende Franziska Preuß nach dem Rennen und bedankte sich, dass knapp 10.000 Zuschauer in Hochfilzen im Stadion und an der Strecke das Team anfeuerten. „Wir nehmen das gerne mit, dass wir so angefeuert werden. Es ist ein sehr schönes Gefühl. Der Tag wird sich bei den Youngsters einbrennen.“

Podium war Ziel des deutschen Quartetts

Im letzten Jahr lief die deutsche Damen-Staffel beim Biathlon-Weltcup in Hochfilzen auf den fünften Rang, der Sieg ging an die Norwegerinnen und beim ersten Staffelrennen der Saison siegten die Schwedinnen vor Frankreich und Norwegen und das deutsche Quartett landete auf dem siebten Rang. In Hochfilzen waren mit Vanessa Voigt als Startläuferin und Franziska Preuß als Schlussläuferin zwei erfahrene Athletinnen aufgeboten. Dazwischen waren Julia Tannheimer und Selina Grotian nominiert und bei veränderten Bedingungen, insbesondere dem Neuschnee und weiterhin leichtem Schneefall, war das Ziel des DSV-Teams das Podium zu erstürmen.  

Vanessa Voigt: „Das mache ich jetzt mal von vorne“

Vanessa Voigt (GER) © Authamayou/NordicFocus

19 Staffeln gingen ins Rennen und obwohl erfahrene Athletinnen als Startläuferinnen aufgeboten waren, stürzte die Österreicherin Dunja Zdouc gleich zu Beginn, während Vanessa Voigt sich schnell an die Spitze setzte, aber Gesellschaft von Julia Simon aus Frankreich bekam. Simon erhöhte Richtung Schießstand das Tempo deutlich und hat sich dadurch leicht von den Verfolgerinnen abgesetzt. Mit fünf schnellen Treffern bog sie aus dem Schießstand in die nächste Runde ein und hatte sich auf die ebenfalls fehlerfrei gebliebene Norwegerin Juni Arnekleiv einen Vorsprung von 15 Sekunden erarbeitet. Vanessa Voigt kam als Dritte 2,1 Sekunden dahinter. Die favorisierten Schwedinnen waren durch zwei Nachlader von Anna Magnusson auf die zwölfte Position zurückgefallen. Voigt hielt in der Loipe den zeitlichen Abstand zur führenden Französin, wobei diese läuferisch etwas taktierte und die Verfolgerinnen näher kommen ließ. Mit 13,6 Sekunden Vorsprung kam sie auf die Schießmatte, begann mit einem Fehler, ein weiterer folgte, aber die beiden Nachlader trafen ins Ziel. Simon blieb dennoch in Führung mit 7,1 Sekunden Vorsprung vor Bulgarien. Vanessa Voigt benötigte eine Reservepatrone, lud einmal nach und mit 20,5 Sekunden Rückstand ging sie auf Rang sieben in die Schlussrunde, vor ihr die Finnin Suvi Minkkinen und die Schwedin Anna Magnusson. Mit überzeugender Vorstellung in der Spur blieb die Französin vorne und übergab mit 9,5 Sekunden Vorsprung vor Finnland auf Justine Braisaz-Bouchet. Tschechien wechselte an dritter Position und Voigt hatte in der Schlussrunde mit der vierten Laufzeit (+ 5,4 Sek.) als Vierte mit 19,1 Sekunden Rückstand auf die Spitze an Julia Tannheimer übergeben, die Anna-Karin Heijdenberg aus Schweden an den Skienden hatte. Vanessa Voigt erklärte nach dem Wettkampf im ZDF, dass in ihrer ersten Runde sehr taktiert wurde. „Man hat es sehr gut in der ersten Runde gesehen, da wurde ganz schön taktiert. Wir hatten Startnummer 7, deshalb war für mich der Start enorm wichtig, da wurde nur noch auf die Stöcke getreten und versucht, den Weg abzuschneiden, da hab ich mir gedacht, das mach ich jetzt einfach mal von vorne.“

Julia Tannheimer bringt Staffel an die Spitze

Julia Tannheimer (GER) © Manzoni/NordicFocus

Justine Braisaz-Bouchet kam als erste zum Schießen, ihr Vorsprung auf die Verfolgerin aus Tschechien betrug 21,9 Sekunden, aber sie schoss zwei Fehler, Tschechien neben ihr sogar drei und eine Strafrunde war die Konsequenz. Die Französin konnte mit zwei Nachladern eine Strafrunde vermeiden, aber der Vorsprung auf die fehlerfrei gebliebene Ukrainerin Yuliia Dzhima schmolz. Julia Tannheimer benötigte eine Reservepatrone und bog mit 16,4 Sekunden Rückstand als Vierte in die nächste Runde ein. Tannheimer zeigte eine beachtliche Laufleistung und übernahm die Führungsarbeit der Verfolgergruppe. Die Französin baute auf der Strecke erwartungsgemäß ihren Vorsprung aus. Tannheimer zog im letzten Anstieg noch an der Norwegerin vorbei und kam mit 22,4 Sekunden Rückstand als Zweite zum Stehendanschlag. Braisaz-Bouchet verfehlte zwei Scheiben, die Schwedin begann mit drei Fehlern, kassierte eine Strafrunde und Julia Tannheimer schoss wie aus dem Bilderbuch, ließ alle Scheiben weiß werden und verließ den Schießstand in Führung liegend mit 3,1 Sekunden Vorsprung vor der Französin. Die Schweiz mit Aita Gasparin hatte sich an die dritte Position nach vorne gearbeitet. Tannheimer und Braisaz-Bouchet kämpften um die Führung, aber die junge Deutsche ließ sich nicht von der Französin beeindrucken, blieb an deren Skienden und wechselte nur 0,6 Sekunden hinter Frankreich auf Selina Grotian. Läuferisch lag Tannheimer auf der Schlussrunde mit der zweitbesten Zeit lediglich 3,7 Sekunden hinter Braisaz-Bouchet. Bulgarien wechselte auf Rang drei, allerdings bereits mit deutlichem Abstand nach vorne und die Schweiz zusammen mit Norwegen kamen auf Rang vier und fünf. „Im Team ist es noch einmal cooler als in einem Einzelrennen,“ freute sich Julia Tannheimer nach ihrem starken Auftritt. Dass sie den Anweisungen ihres Trainers Sverre Olsbu Roeiseland nicht folgte und am Berg sich hinter der Französin hielt kommentierte die junge Athletin im ZDF so: „Am Berg war es mir ein bißchen zu langsam, und bevor mir der Abstand nach vorne zu groß wird, dachte ich, gehe ich lieber mal vor.“ 

Selina Grotian hält Podestkurs

Selina Grotian (GER) © Authamayou/NordicFocus

Selina Grotian hielt sich auf der ersten Runde hinter der Französin Sophie Chauveau, aber das Führungsduo vergrößerte den Vorsprung auf die Verfolgerinnen, wobei Lena Häcki-Groß für die Schweiz zwar eine Platzierung, aber keinen Meter nach vorne gut machen konnte. Norwegen mit der jungen Gro Randby hielt sich an den Skienden der Schweizerin. Gemeinsam nahmen Frankreich und Deutschland zum liegenden Anschlag Platz, Chauveau räumte ab, Grotian benötigte zwei Nachlader und behauptete sich auf der zweiten Position, allerdings war der Rückstand auf 11,4 Sekunden angewachsen. Häcki-Groß musste auch zwei Mal nachladen und mit 43 Sekunden Rückstand hielt sie sich auf Rang drei. Auf der Runde zum zweiten Anschlag liefen Frankreich und Deutschland hohes Tempo und vergrößerten den Vorsprung zu Häcki-Groß auf 52,6 Sekunden. Selina Grotian bot eine starke Vorstellung mit einer sicheren Fünferserie, während Chauveau neben ihr zwei Reservepatronen benötigte. Mit 5,2 Sekunden Vorsprung übernahm Grotian die Führung vor der Französin und Häcki-Groß kam als Dritte nach einem Nachlader mit 42,3 Sekunden Rückstand. Chauveau und Grotian schenkten sich auf der Runde nichts. Frankreich wechselte mit 6,9 Sekunden Vorsprung auf Lou Jeanmonnot und für Deutschland kam die Sprintsiegerin aus Hochfilzen, Franziska Preuß. Die Schweiz wechselte auf Rang drei, gefolgt von Bulgarien, Schweden und Tschechien. Ihr Rückstand betrug mehr als eine Minute. Norwegen war nach mittlerweile zwei Strafrunden mit 2:34 Minuten Rückstand auf die achte Position zurückgefallen. „So ein Staffelrennen ist was besonderes, da will man nichts falsch machen,“ so Selina Grotian.

Starke Vorstellung von Franziska Preuß

Franziska Preuss (GER) © Authamayou/NordicFocus

Lou Jeanmonnot setzte sich gleich etwas von Franziska Preuß ab, die in ihrem Tempo lief. Die Französin war schon zum ersten Schuss bereit, bevor Preuß ankam. Jeanmonnot schoss einen Fehler und Preuß traf ihre fünf Scheiben. Die Französin musste für die eine Scheibe zwei Reservepatronen laden und mit 6,4 Sekunden auf Preuß kam Jeanmonnot zurück in die Spur. Dahinter benötigte die Schweizerin Elisa Gasparin einen Nachlader, der Rückstand war mit 1:03 Minuten in etwa gleich geblieben und auch Elvira Oeberg hat nach einem Nachlader den Abstand zur Schweizerin nicht verkürzen können. Mit 10,7 Sekunden Vorsprung kam Franziska Preuß zum entscheidenden Anschlag auf die Schießbahn eins, wartete etwas mit dem ersten Schuss und räumte unter den Beifallsstürmen von der Tribüne in einer sensationellen Schießzeit ihre fünf Scheiben ab. Jeanmonnot hielt dem Druck den Preuß durch ihr schnelles Schießen ausübte nicht stand und kassierte eine Strafrunde, aus der sie mit 58,2 Sekunden hinter Preuß auf Rang zwei in die Schlussrunde einbog. Dahinter zog Elvira Oeberg mit fünf schnellen Treffern an der Schweiz vorbei, nachdem Elisa Gasparin auf Podestkurs im entscheidenden Schießen ebenfalls eine Strafrunde kassierte.
Die ÖSV-Damen mit Dunja Zdouc, Anna Gandler, Anna Andexer und Lisa Theresa Hauser erreichen nach einer Strafrunde und neun Nachladern Rang 13. 

Ergebnis

Der letzte Weltcup vor der Weihnachtspause findet in Annecy Le Grand Bornand (FRA) mit diesem Wettkampfprogramm statt.

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