Zum Abschluss des Biathlon Weltcups in Soldier Hollow (USA) setzte sich Lou Jeanmonnot im Zielsprint der Verfolgung gegen Lisa Vittozzi durch und bei den Herren zeigte Johannes Thingnes Boe seine Klasse. Die Ausgangssituation der DSV-Starter versprach kaum Aussicht auf eine Podestplatzierung und bereits morgen geht es für die komplette Biathlonfamilie weiter nach Canmore in Kanada zum Saisonfinale.
Die Ausgangssituation bei den Damen
Fünf deutsche Athletinnen waren eigentlich für die Verfolgung qualifiziert aber Sophia Schneider, die schon in der Damenstaffel erkrankt passen musste, ließ auch im Hinblick auf die Wettkämpfe in Canmore die Verfolgung aus. Die Sprintsiegerin Justine Braisaz-Bouchet war die Gejagte, aber ihr Vorsprung war minimal, Ingrid Landmark Tandrevold kam bereits 13,4 Sekunden nach ihr ins Rennen und kurz dahinter Lou Jeanmonnot und Lisa Vittozi. Julia Simon führte vor dem Rennen mit acht Punkten Vorsprung vor Tandrevold und nur 13 Punkte liegt Braisaz-Bouchet zurück. Auf das Rennen in Soldier Hollow folgt noch eine Verfolgung zum Saisonfinale in Canmore und dort wird sich entscheiden, wer die kleine Kristallkugel gewinnt. Aus deutscher Sicht lag für die Verfolgung in Soldier Hollow Selina Grotian mit einem Rückstand von 1:38,7 Minuten am aussichtsreichen. Aber bei vier Schießeinlagen bei denen jede verfehlte Scheibe mit einer Extrarunde bestraft wird, war alles möglich.
Entscheidung auf den letzten Metern
Nach dem ersten Anschlag gab es an der Spitze keine Veränderung, allerdings konnte die Österreicherin Anna Gandler durch fünf Treffer einen Platz gut machen. Nach dem zweiten Schießen übernahm Ingrid Landmark Tandrevold die Führung, dicht gefolgt von Lou Jeanmonnot, da beide fehlerfrei blieben während Justine Braisaz-Bouchet zwei Strafrunden kassierte. Im dritten Schießen, erstmals im Stehen, wurden von den Athletinnen, die bis dahin an der Spitze liefen, viele Fehler geschossen und es gab mit Lou Jeanmonnot eine neue Führende und Lisa Vittozzi verließ den Schießstand nach einer Null nur 5,2 Sekunden hinter ihr. Braisaz-Bouchet, Tandrevold und Simon liefen mit deutlichem Abstand von mehr als 45 Sekunden aus der Strafrunde in die Spur zurück. Jeanmonnot und Vittozzi kamen zeitgleich zum entscheidenden Schießen, räumten fehlerfrei ab und waren weg in die Schlussrunde. Im Kampf um Platz drei zwischen Tandrevold, Braisaz-Bouchet und Julia Simon erarbeitete sich Simon mit nur einer Strafrunde den Vorteil, nachdem die anderen beiden zwei Scheiben verfehlten. An der Spitze taktierten Vittozzi und Jeanmonnot, Vittozzi trat als erste an, konnte sich aber nicht absetzen, Jeanmonnot blieb dran und konnte aus dem Windschatten in der nächsten Abfahrt vorbeigehen und den Schwung bis zum Zielsprint mitnehmen. 0,4 Sekunden vor Lisa Vittozzi überquerte Lou Jeanmonnot als Siegerin die Ziellinie. „Ich wollte erst einmal dahinter bleiben und dann alles auf der Ziellinie bringen,“ sagte die Siegerin nach dem Rennen im ARD-Interview, und weiter: „Es ist ein richtig gutes Gefühl gegen Lisa (Vittozzi) gewonnen zu haben. Julia Simon behauptete Rang drei gefolgt von Karoline Offigstad Knotten, Lena Häcki-Groß und Tuuli Tomingas. Anna Gandler bestätigte ihre Sprintleistung und erreichte mit Rang acht (2 Fehler) erneut eine Top-Platzierung.
Vanessa Voigt macht 20 Plätze gut
Selina Grotian begann in den beiden Liegendanschlägen jeweils mit Fehler, brachte stehend zwei Mal die Null und kam, wie auch im Sprint, auf Rang 13 und damit als beste Deutsche ins Ziel. Janina Hettich-Walz platzierte sich direkt hinter ihr als 14., nachdem die beiden die Schlussrunde gemeinsam bestritten. Vanessa Voigt gelang der größte Sprung nach vorne von 36 auf 16. Lediglich im dritten Schießen ging ein Schuss vorbei, die übrigen 19 Scheiben räumte sie ab und machte mit der schnellsten Schlussrunde, nur 4,6 Sekunden hinter der stärksten Läuferin Annamarija Lampic, allein in der letzten Runde fünf Plätze gut, den letzten in einem eindrucksvollen Zielsprint gegen Emma Lunder. Voigt war mit der vierten Gesamtlaufzeit von den DSV-Damen Schnellste in der Spur und Julia Kink konnte sich gegenüber dem Sprint auch verbessern. Während ihr das erste Schießen fehlerfrei gelang, ließ sie in den folgenden jeweils eine Scheibe stehen und überquerte die Ziellinie auf Platz 38.
Julia Simon bleibt in der Verfolgungswertung vorne, Lisa Vittozzi hat drei Plätze gut gemacht und liegt nun 26 Punkte auf dem zweiten Platz. Auch in der Gesamtwertung ist Vittozzi auf den zweiten Platz hinter Tandrevold vorgerückt, die damit das gelbe Trikot bis zum ersten Start in Canmore verteidigt hat.
Weltcupgesamtstand Damen (nach Soldier Hollow)
Die Ausgangssituation bei den Herren
Bei den Herren führt Johannes Thingnes Boe in der Verfolgungswertung mit sieben Punkten Vorsprung vor seinem Landsmann Johannes Dale-Skjevdal und in der Gesamtwertung mit 47 Punkten Vorsprung vor seinem Bruder Tarjei. Im Gegensatz zu den Damen lagen die Abstände in der Verfolgung zwischen dem Gejagten Eric Perrot aus Frankreich und den Verfolgern bis zum 18. Starter innerhalb einer Minute. Johannes Kühn lag 33,4 Sekunden hinter Perrot und damit aus deutscher Sicht am aussichtsreichsten.
Jacquelin geht früh in Führungsposition
Nach dem ersten Schießen setzte sich Emilien Jacquelin an die Spitze, gefolgt von Sturla Holm Laegreid und Sebastian Samuelsson, nachdem alle drei eine fehlerfreie Fünferserie schossen. Aus deutscher Sicht blieben außer Benedikt Doll die anderen DSV-Starter im ersten Anschlag fehlerfrei. Der Franzose baute seine Führung auf die Verfolger deutlich nach fünf weiteren Treffern aus. Der Rückstand von Laegreid betrug 29,1 Sekunden und Johannes Kühn hielt sich auch im zweiten Anschlag schadlos und rückte auf die dritte Position nach vorne, nachdem sich Samuelsson zwei Strafrunden einhandelte und zurück fiel. Direkt hinter ihm haben sich die Boe Brüder positioniert.
Führung leichtfertig vergeben
Jacquelin hielt das Tempo an der Spitze hoch und wollte im dritten Schießen eine besonders schnelle Serie bringen, setzte aber drei Patronen daneben und schien sich kopfschüttelnd darüber zu wundern. Allerdings war von außen klar ersichtlich, dass die Schüsse viel zu schnell abgefeuert wurden. Lagreid verfehlte zwar eine Scheibe, übernahm aber die Spitzenposition nur 2,2 Sekunden vor Johannes Thingnes Boe, der bis dahin bereits 15 Plätze gut gemacht hat. Jacquelin kam nach seinen drei Extrarunden mit nur 10,7 Sekunden Rückstand auf der dritten Position zurück in die Spur.
Zurückgeholte Spitzenposition führt nicht zum Erfolg
Johannes Thingnes Boe und Sturla Hom Laegreid kamen gemeinsam in Führung liegend zum entscheidenden Anschlag, jeder von ihnen musste in die Strafrunde abdrehen und Emilien Jacquelin nutzte die Gunst, schoss nun konzentriert und holte sich mit fünf Treffern die Spitzenposition wieder zurück. 10,1 Sekunden hinter kam Johannes Thingnes Boe aus der Strafrunde zurück ins Rennen 2,3 Sekunden später Sturla Holm Laegreid und auch Tarjei Boe hatte mit 17,1 Sekunden Rückstand noch Podestchancen. Bereits zur nächsten Zwischenzeit war Johannes Thingnes Boe an Jacquelin vorbei, der alle Kräfte bündelte um sich gegen den Angriff von Tarjei Boe und Sturla Holm Laegreid zu erwehren. Johannes Thingnes Boe kam völlig erschöpft als Sieger ins Ziel, sein Bruder holte sich Silber (+6,4 Sek.) und Emilien Jacquelin setzte sich gegen Sturla Holm Laegreid durch und komplettierte das Podest auf dem Bronzerang. Sebastian Samuelsson wurde Fünfter hinter Laegreid und Tommaso Giacomel belegte Rang sechs. Für Johannes Thingnes Boe war es ein perfektes Rennen, wie er nach Rennen in der ARD bestätigte: „Ich kam liegend gut durch, ohne Fehler. Gestern war eine Art Weckruf für mich und heute ging ich von Anfang an volle Attacke.“ Zum Kampf in der Gesamtwertung mit seinem Bruder Tarjei meinte er: „Ich fühle, dass es sehr eng ist. Seine letzten Rennen waren sehr gut, meine letzten Rennen waren eher schlecht. Ich habe ein paar Punkte mehr, die brauche ich auch, wer weiß, was passiert.“ J. T. Boe hat mit diesem Sieg in der Gesamtwertung nun 62 Punkte Vorsprung vor Tarjei Boe und in der Verfolgungswertung liegt er aktuell 71 Punkte vor Dale-Skjevdal.
Philipp Horn wird bester Deutscher
Das erste Schießen ging mit Ausnahme von Benedikt Doll für die DSV-Starter gut aus. Am Ende waren es zu viele Fehler und insbesondere Johannes Kühn hat mit drei Fehlern im entscheidenden Schießen seine gute Ausgangsposition mit nur 23,9 Sekunden Rückstand eingangs des Schießstands vergeben. Philipp Horn, mit zwei Extrarunden im Gepäck, wurde als Elfter bester Deutscher und zeigte sich nach dem Rennen zufrieden mit seinen 90 % Trefferleistung. „Läuferisch war es zäh. Ich habe in der zweiten und dritten Runde viel investiert und deshalb war in der letzten Runde nicht mehr viel da. Da hatte ich keine Chance mehr mit Botn (Johan-Olav, NOR) mitzugehen. Man merkt in der Höhe, dass weniger Sauerstoff in der Luft ist.“ Johannes Kühn beendete das Rennen auf Rang 13 und einen soliden Wettkampf lief auch Danilo Riethmüller, der nur einen Fehlschuss zu beklagen hatte, um sechs Ränge verbessert als 16. ins Ziel kam. Justus Strelow, mit einer Strafrunde belastet, überquerte die Ziellinie auf Rang 19. Benedikt Doll traf insgesamt fünf Scheiben nicht und platzierte sich mit der vierten Laufzeit, nur 26 Sekunden langsamer als J. T. Boe, als 25. und Philipp Nawrath fiel nach fünf Extrarunden zurück auf Platz 31. Roman Rees hatte sich als 65. im Sprint nicht für die Verfolgung qualifiziert.
Weltcupgesamtstand Herren (nach Soldier Hollow)