Lisa Theresa Hauser wurde Weltmeisterin im Massenstart auf der slowenischen Pokljuka. Die Österreicherin traf als einzige alle Scheiben und gewann verdient vor drei Norwegerinnen und Simon Eder schrammte als Vierter knapp an einer Medaille vorbei, während der Norweger Sturla Holm Laegreid sein viertes Gold gewann. Franziska Preuß und Vanessa Hinz und auch Arnd Peiffer verpassen am Abschlusstag der Biathlon-WM die Medaillenränge.
Historischer Erfolg von Lisa Theresa Hauser
Lisa Theresa Hauser hat mit dem Gewinn der Goldmedaille und des Weltmeistertitels im Massenstart auf der Pokljuka einen historischen Erfolg für Österreich erzielt. Sie ist die erste Frau aus Österreich, die WM-Gold gewinnt. Die 27jährige Tirolerin blieb als einzige der 30 Starterinnen bei allen vier Schießeinlagen fehlerfrei. „Es ist echt unglaublich, ich kann das Ganze noch gar nicht so richtig realisieren, das ist so schön, man kämpft so hart den ganzen Sommer über. Dass einem das vergönnt ist, dass man da oben steht, das ist nicht jedem vergönnt. Ich darf heute da oben stehen und bekomme die Goldene, das ist einfach unglaublich,“ so eine glückliche Lisa Theresa Hauser. Ihr Trainer Markus Fischer hatte vor dem Rennen mit einer Medaille geliebäugelt. Lisa Theresa Hauser startete in diesem Winter richtig durch. Ihre Serie begann mit drei dritten Plätzen in Oberhof, im Einzel von Antholz feierte sie ihren ersten Weltcupsieg und wurde im Massenstart noch einmal Dritte. Bei der Biathlon-Weltmeisterschaft auf der Pokljuka holte sie zusammen mit David Komatz, Simon Eder und Dunja Zdouc bei der Mixed-Staffel die Silbermedaille. Eine weitere Silberne kam in der Verfolgung hinzu und im Massenstart hat sie sich heute zur Weltmeisterin gekrönt. „Es war öfter knapp in diesem Winter, die Leistungsdichte ist groß. Ich war im Einzel mit dem 4. Platz noch einmal knapp dran und die Verfolgung war gigantisch mit Silber. Ich habe heute drei Mal Null gehabt und vor dem Schießen habe ich mir gedacht, Lisa heute darfst du nicht den gleichen Fehler machen, wie im Einzel. Da habe ich den 19. und 20. Schuss verballert. Von dem her ist mir heute vier mal Null geglückt. Es ist grad unglaublich,“ resümierte die sympathische Österreicherin.
Silber und Bronze für Norwegen
Hinter Lisa Theresa Hauser platzierten sich drei Norwegerinnen, die sich auf der Schlussrunde einen teaminternen Kampf lieferten. Nahezu zeitgleich mit Hauser kam die Lettin Baiba Bendika zum entscheidenden Schießen. Sie musste dem hohen Tempo, dass sie mit Hauser mitging Tribut zollen und war nach zwei Strafrunden raus aus dem Kampf um die Medaillen. Die beiden Italienerinnen Lisa Vittozzi und Dorothea Wierer waren nah dran und während Vittozzi nach fünf Treffern hinter Hauser auf die letzte Runde ging, verabschiedete sich auch Wierer in die Strafrunde. Die Norwegerinnen Ingrid Landmark Tandrevold und Marte Olsbu Roeiseland blieben fehlerfrei, Tiril Eckhoff kassierte eine Strafrunde und auf der Schlussrunde waren alle drei schnell an Vittozzi vorbei und lieferten sich einen unerbittlichen Kampf um die noch offenen beiden Podestplätze mit dem schlechteren Ende für Marte Olsbu Roeiseland, die zwar Gold mit der Mixed-Staffel und mit der Damen-Staffel erreichte, aber keine Einzelmedaille. Ingrid Landmark Tandrevold holte sich Silber (+ 21,7 Sek.) und ihre Freundin Tiril Eckhoff (+ 23 Sek.) fing Roeiseland noch auf der Zielgeraden ab und lief zu Bronze, 0,6 Sek. vor Roeiseland. Letztere hatte bei der WM schon das gelbe Trikot an Tiril Eckhoff abgeben müssen und wurde im letzten Rennen als Titelverteidigerin von ihren Teamkolleginnen auf den vierten Rang verdrängt vor der Italienerin Lisa Vittozzi. Bei den letztjährigen Biathlon Weltmeisterschaft in Antholz war sie die große Gewinnerin mit fünf Gold- und zwei Bronzemedaillen. In diesem Jahr gelang ihr keine Einzelmedaille. Lena Haecki, Selina Gasparin und Elisa Gasparin belegten die Plätze 15, 18 und 21.
Franziska Preuß auf Rang sechs
Im Laufe des Vormittags wurde bekannt, dass Denise Herrmann wegen einer Erkrankung (es handelt sich um keine Coronainfektion) bereits aus Pokljuka abgereist sei und deshalb alle Hoffnungen auf den beiden verbliebenen Starterinnen Franziska Preuß und Vanessa Hinz lägen. Beide hatten in ihrer Karriere bereits ein Massenstartrennen für sich entschieden. Mit insgesamt zwei Strafrunden im Gepäck wurde Franziska Preuß auf dem sechsten Rang beste Deutsche. Knapp vor Vanessa Hinz war Preuß nach dem letzten Schießen Richtung Ziel unterwegs und hat noch drei Plätze gut gemacht, mehr war vom zeitlichen Abstand nach vorne nicht möglich. „Ich hatte schon das Ziel, dass ich um eine Einzelmedaille mitkämpfe“, sagte Franziska Preuß nach dem Rennen. „Das habe ich jetzt leider nicht geschafft. Dann probiere ich es nächstes Jahr, dann habe ich schon wieder ein neues Ziel. Das motiviert mich gleich wieder für die kommende Trainingssaison. Es gibt Sachen, die ich verbessern muss, das sehe ich jetzt wieder, das nehme ich mit, ich bin absolut in Reichweite. Gestern hatte ich wirklich einen guten Tag erwischt, das hat mega Spaß gemacht und ich sehe, dass ich es kann. Es sind so kleine Stellschrauben, die nicht hundertprozentig passen, trotzdem, habe ich eine gute WM mit guten Platzierungen gemacht, und das nehme ich mit für den kommenden Dreierblock, der noch kommt. Die sonst in den zurückliegenden Saisonen immer wieder durch Krankheiten aus der Bahn geworfene Preuß ist diese Saison ohne einen Infekt durchgekommen. „Das freut mich auch total. Ich glaube mir persönlich kommen die ganzen Corona-Maßnahmen sehr zu Gute. Das merke ich auf alle Fälle, das freut mich, jetzt hat mein Immunsystem ein Jahr, wo es sich wirklich stabilisieren kann. Jetzt sehe ich was möglich ist, wo man sich die mentale Energie spart, wenn man sich nicht immer wieder nach einer Krankheit zurückkämpfen muss. So macht es deutlich mehr Spaß.“ Vanessa Hinz musste einmal kreiseln und behauptete Rang zehn. Nach dem Rennen meinte sie, dass es „verdammt schwer auf der Loipe“ war.
Sturla Holm Laegreid holt sich Massenstarttitel bei den Herren
Drei Massenstarts wurden in dieser Saison bereits ausgetragen. Es gab drei verschiedene Sieger: In Hochfilzen gewann Arnd Peiffer, in Oberhof Tarjei Boe und in Antholz Johannes Thingnes Boe. Im goldenen Trikot des Titelverteidigers war ebenfalls Johannes Thingnes Boe im Rennen. Mit dem Ausgang des Rennens hatte J. T. Boe aber wenig zu tun. Er begann mit zwei Fehlern, drei weitere folgten im Verlaufe des Rennens und am Ende belegte er Rang acht. Dafür war erneut sein 23jähriger Teamkollege erfolgreich. Sturla Holm Laegreid stellt in seiner ersten Biathlon-Weltcupsaison alles auf den Kopf. Mit dem Titel im heutigen Massenstart gewann er sein viertes Gold auf der Pokljuka (Mixed-Staffel, Staffel, Einzel, Massenstart). Ab der ersten Schießeinlage mit einer Null setzte er sich an die Spitze des 30köpfigen Feldes und behauptete sich dort. Auf dem Weg zum letzten Schießen erhöhte Laegreid das Tempo und hat sich von seinen beiden Verfolgern Jakov Fak (SLO) und Simon Eder (AUT) deutlich abgesetzt. Laegreid kassierte eine Strafrunde, blieb dennoch an der Spitze und auch Fak und Eder mussten einmal kreiseln, blieben aber ebenfalls an zweiter und dritter Position. Dahinter kamen der Franzose Quentin Fillon Maillet und auch Johannes Dale, die deutlich spritziger in der Spur unterwegs waren, als Fak und Eder. Den Österreicher Eder hatten die beiden schnell geschluckt, Fak musste sich schließlich auch geschlagen geben, fiel hinter Eder zurück, während vorne ein heißer Fight um Silber und Bronze lief. Am Ende kam der Jugendfreund von Laegreid, der Norweger Johannes Dale auf dem Silberrang ins Ziel und nur 2,6 Sek. dahinter der Franzose Fillon-Maillet, der sich damit nach fünf Top-6 Plätzen am Abschlusstag der WM noch mit der Bronzemedaille belohnte. Nur 10,3 Sek. dahinter wurde Simon Eder Vierter (0:0:0:1), Jakov Fak Fünfter (0:0:0:1) und Tarjei Boe Sechster (0:1:0:1).
Pech des Franzosen Emilien Jacquelin
Nach fünf Treffern im ersten Anschlag kam der Franzose als Erster zum zweiten Schießen. Er traf mit keinem der fünf Schüsse und hatte fünf Strafrunden zu absolvieren, die er widerwillig und in ziemlich aufrechter Position absolvierte. Als letzter im Feld hatte er offensichtlich keine gesteigerte Lust das Rennen zu Ende laufen, was seine Trainer aber offensichtlich aus Respekt von ihm verlangten. Die beiden weiteren Schießeinlagen ballerte er in Zeiten unter 20 Sekunden raus, blieb aber ohne weiteren Fehlschuss. Etwas trotzig lief er auch die Schlussrunde, hielt immer wieder zu Gesprächen mit Betreuern auf der Strecke an und wurde von manchem Betreuer mit einem Schulterklopfer getröstet. Er lief die letzte Runde mit Tränen in den Augen und setzte sich, um sie zu verbergen, kurz vor dem Ziel seine Brille auf. Sieg und Niederlage liegen im Sport sehr nahe beieinander und gerade beim Biathlon kann ein Ausfall am Schießstand das komplette Rennen zerstören. Jacquelin hatte im letzten Rennen sicher noch auf eine Medaille gehofft.
Arnd Peiffer zeigte sich zufrieden
Arnd Peiffer ist der älteste im DSV-Biathlon-Nationalteam, aber auf ihn ist Verlass. „Ich habe vorher gesagt, ich würde gerne mit einer Medaille nach Hause fahren, deshalb bin ich schon zufrieden.“ Arnd Peiffer holte die einzige Einzelmedaille des deutschen Teams und war auch beim Massenstart nah dran. Während Benedikt Doll nach drei Schießfehlern beim ersten Anschlag ans Ende des Feldes gespült wurde, blieb Peiffer in den beiden Liegendschießen fehlerfrei und kam zum ersten Stehendanschlag zusammen mit dem späteren Weltmeister im Abstand von weniger als drei Sekunden. Nach einem Fehlschuss im ersten stehenden Anschlag büßte er zwar Zeit ein, aber er war immer noch in Schlagdistanz. Beim letzten Anschlag schoss er mit viel Risiko worauf zwei Scheiben schwarz blieben und damit war auch die Aussicht auf einen Medaillenrang verloren. Am Ende belegte Arnd Peiffer Rang 12 und Benedikt Doll wurde nach insgesamt sechs Strafrunden 23. Obwohl für Doll keine Chance mehr nach ganz vorne bestand gab er sich nicht auf und verausgabte sich auch auf der Schlussrunde noch einmal komplett. Der Bundestrainer meinte nach dem Wettkampf: „Wir haben nicht das erreicht, was wir erreichen wollten, wir haben aber eine Einzelmedaille gewonnen, das war unser Ziel. Wir sind nicht einhundertprozentig zufrieden, aber es war auch nicht alles schlecht.“ Für das deutsche Team geht es jetzt erst einmal zurück in die Heimat und nach einer kleinen Pause weiter nach Nove Mesto na Morave mit zwei Wettkampfwochen. Das Finale in Östersund (SWE) beschließt die Biathlon Weltcup Saison.