Morgen fällt in Antholz der Startschuss für den letzten Biathlon-Weltcup vor den Weltmeisterschaften in Oberhof. An vier Wettkampftagen finden mit Sprints, Verfolgungen und Staffelbewerben sechs Wettkämpfe in Südtirol-Arena statt. 285 Athleten aus 29 Nationen sind angemeldet und haben bereits ein erstes Training bei Schneegestöber absolviert.
Höchstgelegenes Stadion im Weltcupzirkus
Antholz ist eine kleine Gemeinde im Osten Südtirols mit knapp 3.000 Einwohnern östlich von Bruneck. Im Talschluss befindet sich der Antholzer See bevor das Gelände zum Staller Sattel aufsteigt, einem befahrbaren Pass über die italienisch-österreichische Staatsgrenze. Das beschauliche Tal steht unter normalen Umständen während des dort jährlich stattfindenden Biathlon-Weltcups im Ausnahmezustand und erfreut sich bei den Biathlon-Fans im europäischen Raum höchster Beliebtheit. Direkt an der Strecke liegt die bekannte Huber-Alm, wenige Geh-Minuten von der Südtirol-Arena Alto Adige entfernt, dem höchstgelegenen Biathlon-Stadion im Weltcupzirkus. Die Strecken befinden sich auf 1.600 Metern über dem Meeresspiegel und sind umgeben von der imposanten Bergkette der Rieserfernergruppe. Seit 1971 führt man in Antholz internationale Biathlonbewerbe durch und mittlerweile auch sechs Biathlon-Weltmeisterschaften, zuletzt im Februar 2020. Im Februar 2026 finden in der Südtirol-Arena die Biathlon-Wettkämpfe im Rahmen der Olympischen Winterspiele statt. Dann werden erstmals olympische Medaillen auf Südtiroler Boden verliehen. Das Biathlon-Stadion in Antholz bietet Platz für ca. 15.000 Zuschauer und nach dem letztjährigen „Geisterweltcup“ sind 2023 wieder Zuschauer ohne Beschränkungen zugelassen und zehntausende Biathlonfans werden die weltbesten Biathleten vor atemberaubender Kulisse anfeuern. Autos und Reisebusse parken in Antholz-Mittertal und von dort geht es mit kostenlosen Shuttle-Bussen ins Stadion. Schnee hat man dort genügend und die ersten Trainingseinheiten wurden bei Schneegestöber absolviert. An allen Wettkampftagen werden bei bedecktem Himmel Minustemperaturen vorherrschen und vielleicht zeigt sich Samstag und Sonntag sogar die Sonne. Beste Aussichten für einen erfolgreichen Biathlon-Weltcup.
Heimweltcup für die Italiener
Insgesamt sind 15 „Azzurri“ in Antholz gemeldet und bei den Damen mit Lisa Vittozzi und Dorothea Wierer zwei der erfolgreichsten Biathletinnen dieses Winters am Start. Lisa Vittozzi liegt derzeit in der Gesamtwertung auf Rang drei und als Vierte kommt Dorothea Wierer zum Heimweltcup. Daneben stehen die beiden Lokalmatadorinnen Rebecca Passler und Hannah Auchentaller, Michela Carrara, Samuela Comola und Eleonora Fauner im Aufgebot der Damen. Bei den Herren findet man Lukas Hofer zwar auf der Meldeliste und er wurde auch bereits im Stadion auf Skiern gesichtet, aber hinter einem Start steht noch ein dickes Fragezeichen. Es wird wohl bei Trainingseinheiten bleiben und nach ständigen verletzungsbedingten Rückschlägen ist nächstes Ziel für ihn für die WM in Oberhof fit zu werden. Bei den Männern werden die Hausherren Patrick Braunhofer und David Zingerle, der formstarke Tommaso Giacomel, Daniele Cappellari und Daniele Fauner zum Einsatz kommen.
Die Teams aus Österreich und der Schweiz
Das Team des Österreichischen Skiverbands wurde von den Trainern im Hinblick auf Ruhpolding erneut verändert. Bei den Damen wird Anna Gandler, die zuletzt aus gesundheitlichen Gründen auf einen Start in Ruhpolding verzichten musste, wieder zur Mannschaft stoßen und Kristina Oberthaler ersetzen. „Wir haben uns als Mannschaft geschlossen gut präsentiert und das gilt es jetzt in Antholz zu bestätigen. Zum Abschluss des Wochenendes steht zudem eine weitere Staffel auf dem Programm, bei der wir natürlich um eine gute Platzierung mitkämpfen wollen,“ so Markus Fischer, Cheftrainer der Damen. Die ÖSV-Herren sind mit einem vierköpfigen Team zu den Rennen nach Italien gereist. Neben dem arrivierten Duo Simon Eder und David Komatz werden auch Dominic Unterweger und Lucas Pitzer erneut im Weltcup an den Start gehen. Harald Lemmerer und Felix Leitner müssen nach zuletzt kleineren gesundheitlichen Problemen auf ein Antreten in Antholz verzichten. Beide sind auf dem Weg der Besserung und werden einen Trainingsblock einlegen. „Das ist natürlich schade und ein wenig ungünstig, aber wir müssen auf unsere Athleten aufpassen und, auch in Hinblick auf die WM, einfach vorsichtig sein. Das Spezielle in Antholz ist definitiv die Höhe und die dünne Luft macht die Arbeit auf der Loipe und am Schießplatz noch einmal deutlich schwieriger. Worauf wir uns jetzt besonders freuen, ist die großartige Umgebung, die hoffentlich so richtig winterlich sein wird,“ so Vegard Bitnes, Cheftrainer der ÖSV-Herren in einer Verbandsmitteilung.
Aus der Schweiz sind fünf Damen und fünf Herren selektioniert und die Umsteigerin vom Langlauf, Lydia Hiernickel, wird ihr Weltcupdebüt geben. Neben ihr sind Amy Baserga, Aita Gasparin, Elisa Gasparin und Lena Häcki-Gross aufgeboten. Bei den Herren kehrt Joscha Burkhalter nach der Pause in Ruhpolding zurück und wird mit Jeremy Finello, Niklas Hartweg, Sebastian Stalder und Serafin Wiestner die Schweiz in Antholz vertreten.
Das DSV-Aufgebot
Die Favoriten
Bei den Favoriten gilt dasselbe wie schon zu Beginn des Biathlon Weltcups in Ruhpolding. Bei den Herren liegt Johannes Thingnes Boe in der Gesamtweltcupwertung unangefochten in Führung. Nach zwei glanzvollen Siegen im Einzel und im Massenstart hat er sich nun etwas von seinem nächsten Verfolger Sturla Holm Laegreid mit 174 Punkten Vorsprung abgesetzt. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Sprint- und Verfolgungswertung, wobei sich Benedikt Doll im Sprint als Dritter und in der Gesamtwertung als Fünfter anschließt, jeweils als bester Deutscher. Die Norweger haben bisher in allen drei durchgeführten Staffelbewerben gesiegt; in der Wertung liegt Deutschland mit zwei Silber- und einem Bronzerang allerdings mit lediglich 60 Punkten Rückstand dicht dahinter auf dem zweiten Platz.
Bei den Damen ist weiterhin die Französin Julia Simon die große Favoritin. Mit Ausnahme des Sprints in Kontiolahti und des Sprints in Annecy Le Grand Bornand erreichte sie in den bisher gelaufenen Sprints und Verfolgungen stets einen Podestrang. In Kontiolahti lief sie von Rang 16 aus dem Sprint zum Sieg in der Verfolgung und in Annecy wurde sie 15. im Sprint und in der anschließenden Verfolgung lief sie auf den Bronzerang. Mit 141 Punkten Vorsprung führt sie die Gesamtwertung vor der Schwedin Elvira Oeberg an. Dahinter sind die beiden Italienerinnen Lisa Vittozzi und Dorothea Wierer platziert und sie werden versuchen den Heimvorteil in Antholz zu nutzen. Sie kennen die Höhenloipen gut und wissen mit der Herausforderung der höchstgelegenen Strecken umzugehen. Es wird sich zeigen wer sich innerhalb weniger Tage gut auf die Höhenlage einstellen kann, wer generell keine Probleme damit hat oder wem sprichwörtlich die Luft weg bleibt.
Das Wettkampfprogramm
Donnerstag, 19.01.2023, 14.30 Uhr – Sprint Damen, 7,5 km
Freitag, 20.01.2023, 14.30 Uhr – Sprint Herren, 10 km
Samstag, 21.01.2023, 13.00 Uhr – Verfolgung Damen, 10 km
Samstag, 21.01.2023, 15.00 Uhr – Verfolgung Herren, 12,5 km
Sonntag, 22.01.2023, 11.45 Uhr – Staffel Damen, 4 x 6 km
Sonntag, 22.01.2023, 14.30 Uhr – Staffel Herren, 4 x 7,5 km
Weitere Informationen zum Biathlon Weltcup in Antholz hier
Quellen: PM Biathlon Antholz, PM ÖSV, swiss biathlon team