Der Sprint der Damen beim Biathlon Weltcup in Oberhof endete bei schwierigen Bedingungen mit einem Überraschungssieg der jungen Französin Paula Botet. Julia Tannheimer und Selina Grotian platzierten sich in den Top-10 und Franziska Preuß übte Kritik bezüglich der Startgruppenregelung.
Französischer Überraschungssieg
Die 24jährige Paula Botet gewann den Sprint der Damen in Oberhof. Als Gesamtführende im IBU Cup bekam sie erstmals nach zwei Jahren eine Startchance im Weltcup und hätte diese nicht besser nutzen können. Sie kam trotz schwierigen äußeren Bedingungen mit Wind und Dauerregen am Schießstand am Besten zurecht, zog in beiden Anschlägen sauber durch und schaffte, was nur wenigen gelang, zehn Treffer. Insbesondere am Stand überzeugte sie mit schnellen Schießzeiten, der zweiten Gesamtschießzeit überhaupt, und obwohl sie in der Spur deutlich hinter der laufstarken Französin Braisaz-Bouchet und der Slowenin Anamarija Lampic lag, brachte sie ihren ersten Weltcupsieg mit 31,1 Sekunden Vorsprung vor mehr als 10.000 Zuschauern sicher ins Ziel. Botet gab im Januar 2022 ihr Weltcupdebüt in Oberhof und wie sie nach dem Rennen im ZDF-Interview erklärte, hat Oberhof deshalb eine besondere Bedeutung für sie: „Ich war im Oktober hier mit meiner Mutter und habe in der Skihalle trainiert und davon geträumt hier einmal im Weltcup zu starten.“ Nun ist dieser Traum für sie wahr geworden. Die Verantwortlichen im französischen Team haben damit die richtige Entscheidung getroffen, als Sophie Chauveau den Platz im IBU Cup mit Paula Botet tauschen musste. Botet konnte es gar nicht fassen, dass sie ihren ersten Weltcupsieg erreicht hat. „Als ich über die Ziellinie fuhr wusste ich, dass noch viele von den Guten kommen und mich überholen würden. Aber das ist alles nicht eingetreten.“
Vorteil für frühe Startnummern?
Die 21jährige Norwegerin Maren Kirkeeide ging direkt vor Paula Botet ins Rennen, verfehlte im liegenden Anschlag eine Scheibe, und machte nach der Null im Stehen einen großen Satz nach vorne. Gerade die Schlussrunde, nur 3,2 Sekunden hinter der Schnellsten, Anamarija Lampic, war dann schließlich ausschlaggebend für ihren zweiten Rang. Kirkeeide erreichte damit ihr erstes Weltcup-Einzelpodest. Milena Todorova aus Bulgarien, früh als Zweite ins Rennen gegangen, komplettierte das Podest. Sie war mit einer Strafrunde aus dem stehenden Anschlag belastet und hatte am Ende 35 Sekunden Rückstand auf die Siegerin und strahlte ebenso glücklich über ihr erstes Weltcup-Einzelpodest. Justine Braisaz-Bouchet (1:2) belegte Rang vier vor der Finnin Suvi Minkkinen und den beiden weiteren Französinnen Oceane Michelon und Lou Jeanmonnot. Nachdem die weiteren Französinnen Jeanne Richard auf Rang elf und Julia Simon auf Platz 12 ins Ziel kamen, haben sich alle Französinnen in den Top-12 platziert und damit eine starke Mannschaftsleistung gezeigt.
Franziska Preuß übt Kritik
Nach einer Strafrunde aus dem liegenden Anschlag fiel Franziska Preuß bereits ins Mittelfeld zurück und bei strömendem Regen kamen im Stehendanschlag, obwohl sie bei schwierigen Windverhältnissen bei kräftigen Böen um jeden Schuss kämpfte, zwei weitere Extrarunden hinzu. „Mein Rennen war schlecht,“ sagte sie anschließend im ZDF-Interview und kritisierte aber zugleich, dass die Internationale Biathlon Union (IBU) nicht reagierte und die geänderte Startgruppenregelung für den Sprint aussetzte. „Es regnet wie Hölle und ich verstehe nicht, wieso man da die Startgruppe nicht verschiebt.“ Tatsächlich hatte die IBU angekündigt die „neue“ Startgruppenregelung gegebenenfalls nicht anzuwenden, wenn die äußeren Bedingungen dafür sprechen, dass die später am Start stehenden Athletinnen nicht dieselben Bedingungen vorfinden, wie zu Beginn des Rennens. Es war offensichtlich, dass die äußeren Bedingungen schon Einfluss auf das Ergebnis hatten. Preuß sagte auch, dass sie sich auf der Strecke von der Energie her nicht so schlecht gefühlt habe. „Ich habe über Weihnachten schon gut trainiert. Von der Spritzigkeit und von der Energie habe ich mich eigentlich gut gefühlt und dann stapfst du durch die nasse Pampe,“ und weiter „es hilft jetzt nichts: die Platzierung steht und der Zeitrückstand steht. Oberhof ist unberechenbar.“ Mit zwei Minuten Rückstand wurde Preuß schließlich 28. und bleibt damit weiterhin sowohl in der Gesamtwertung als auch in der Sprintwertung in Führung. Die Italienerin Dorothea Wierer startete kurz vor Franziska Preuß, hielt sich in beiden Schießen schadlos und kam dennoch mit einem Rückstand von 1:36 Minuten nur auf Rang 19 ins Ziel. Ob es an der Laufleistung, an einem Materialproblem oder an der Startgruppenregelung liegt, darüber kann spekuliert werden.
Tannheimer und Grotian in Top-10
Julia Tannheimer überzeugte mit guter Laufleistung, Selina Grotian agierte am Schießstand schneller. Am Ende belegte Tannheimer nach einem Fehlschuss im liegenden Anschlag mit 56,4 Sekunden Rückstand auf die Siegerin Rang neun nur 2,6 Sekunden vor Selina Grotian auf Platz zehn. Grotian begann mit einer fehlerfreien Serie im Liegen und vergab als im stehenden Anschlag ausgerechnet die letzte Patrone das Ziel verfehlte eine Podestplatzierung. Dennoch haben sich die beiden jungen Deutschen eine aussichtsreiche Position für die Verfolgung erarbeitet. Sophia Schneider (1:3) mit 2:19 Minuten Rückstand auf Rang 35 und Julia Kink (0:2), ebenfalls mit einem Rückstand von 2:19 Minuten werden in der Verfolgung sicher angreifen um sich weiter nach vorne zu arbeiten, für eine Podestchance scheint der Rückstand nach vorne bereits zu groß. Einen gebrauchte Tag erwischte die Thüringerin Vanessa Voigt. Mit zwei Fehlschüssen im Liegendanschlag und 300 Extrametern in den Beinen räumte sie stehend zwar ab, aber in der Spur konnte sie auf der Schlussrunde nichts mehr nach vorne gut machen. Am Ende kam sie auf Rang 68 ins Ziel und hat sich damit nicht für die Verfolgung qualifiziert. Voigt war über Weihnachten und zur Jahreswende krank, musste die World Team Challenge auf Schalke absagen und eine Woche mit dem Training aussetzen. Möglicherweise ist sie noch nicht bei einhundert Prozent ihrer Leistungsfähigkeit, wollte aber in jedem Fall vor heimischem Publikum an den Start gehen.
Tandrevold nach Eingriff am Herzen wieder am Start
Die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold zeigte sich nach dem Rennen gewohnt fröhlich. „Heute fühlte ich mich sehr gut auf der Strecke, am Schießstand war nicht mein bester Tag.“ Erst vor drei Wochen hatte sie einen minimalinvasiven Eingriff am Herzen und in Oberhof, als 23. ins Rennen gegangen, gelang ihr am Ende ein respektabler 15. Platz. Für die Null im liegenden Anschlag investierte sie wohl der äußeren Bedingungen geschuldet mehr Zeit als man von ihr gewohnt ist; läuferisch scheint sie nach ihrem Eingriff nichts eingebüßt zu haben. Trotz konzentriertem Schießen im Stehen verfehlte sie die letzten beiden Scheiben. Nicht nur sie kämpfte um jeden Schuss, bei den meisten Athletinnen konnten längere Schießzeiten notiert werden.
Lisa Theresa Hauser wird beste Österreicherin
Mit nur einem Fehlschuss im stehenden Anschlag und einer guten Schlussrunde sicherte sich Lisa Theresa Hauser am Ende Rang 13. Tamara Steiner schaffte zehn Treffer und landete auf dem 32. Rang, direkt vor der mit drei Strafrunden belasteten Anna Gandler. Auch Anna Juppe (2:2) auf Rang 46 hat sich für die Verfolgung qualifiziert, was Anna Andexer (3:2) auf Platz 61. um 0,1 Sekunden nicht gelang.
Alle Schweizerinnen in der Verfolgung
Wenn am Samstag die Verfolgungen auf dem Programm stehen, sind alle vier Schweizerinnen mit dabei. Amy Baserga wurde beste ihres Teams. Nach fünf Treffern im Liegen ging stehend eine Patrone vorbei und am Ende belegte sie Rang 20. Aita Gasparin erreichte nach zwei Strafrunden knapp vor Franziska Preuß Platz 28 und Lena Häcki-Groß sortierte sich mit demselben Schießergebnis wie Preuß (1:2) direkt hinter der Deutschen auf Rang 29 ein. Preuß und Häcki-Groß können gerade in der Spur bei der Verfolgung voneinander profitieren. Elisa Gasparin (0:3) wird von Rang 50 aus in die Verfolgung starten.
Der weitere Wettkampfplan in Oberhof