Erik Lesser läuft im ersten Biathlon-Weltcup Rennen der Saison hinter dem überraschenden Sieger Sturla Holm Laegreid aus Norwegen und Johannes Thingnes Boe auf Rang drei und sichert dem deutschen Team den ersten Podestplatz. Denise Herrmann legt nach und muss sich im Einzel von Kontiolahti nur ganz knapp Dorothea Wierer geschlagen geben.
Überraschungssieg von Sturla Holm Laegreid
Der erste Sieg in einem Biathlonwettkampf der neuen Saison geht an Norwegen, aber nicht an einen der Arrivierten, sondern an Sturla Holm Laegreid (23). Nach vier fehlerfreien Schießen ging der junge Norweger mit einem Vorsprung von 36,3 Sek. auf die Schlussrunde und obwohl der Vorsprung auf der tiefen Loipe schwand, kam er 19,6 Sek. vor seinem Landsmann Johannes Thingnes Boe ins Ziel. Gut die Hälfte der 101 Starter war zu diesem Zeitpunkt noch im Rennen unterwegs, aber keiner hinter ihm kam mehr fehlerfrei durch und Sturla Holm Laegreid holt sich bei seinem fünften Weltcupstart den ersten Sieg. Johannes Thingnes Boe setzte seine Treffer etwas langsamer als man das von ihm gewöhnt ist, verfehlte eine Scheibe und konnte auch mit der schnellsten Laufzeit die Strafe von einer Minute auf der Strecke nicht kompensieren. Komplett ohne Schießfehler kamen neben dem Sieger nur der Tscheche Ondrej Moravec (Rang 5) und der Kanadier Christian Gow (Rang 18) durch. Laegreid wird beim Sprint im gelben Trikot des Gesamtweltcupführenden starten und wie beim heutigen Einzel werden auch im Sprint die Ränge leer bleiben. Kurzfristig hatten die finnischen Behörden entschieden, die Wettkämpfe ohne Zuschauerbeteiligung auszutragen.
Erik Lesser mit glänzendem Saisonstart
Der Frankenhainer Erik Lesser lief nach nur einem Schießfehler hinter den beiden Norwegern auf den dritten Rang. Nachdem Lesser die finale Schießeinlage fehlerfrei absolvierte ging er als Fünftplatzierter aus dem Schießstand und zog nach einer beeindruckenden Schlussrunde an dem Tschechen Ondrej Moravec (5. Rang) und dem Franzosen Quentin Fillon Maillet (4. Rang) vorbei und komplettierte mit einem Rückstand von 1:03,6 Min. das erste Podest der Saison. Mit der zehnten Laufzeit lag er rund eine Minute hinter der Laufbestzeit von J. T. Boe. Nach dem Rennen sagte Lesser zu seinem Podestplatz: „Wie ich das geschafft habe, weiß ich nicht. Ich habe mich von Anfang bis zum Ende auf mein Skimaterial verlassen können“, und in der Pressekonferenz übte er wie sein Zimmerkollege Arnd Peiffer zuvor, Kritik am Zustand der Strecke. Erik Lesser, der sich bei den teaminternen Testrennen in Muonio mit zwei Siegen einen der zwei zu besetzenden Startplätze sicherte, hat mit dem 3. Rang gleich im ersten Rennen die WM-Norm geschafft. Im ZDF-Interview erklärte er, dass er sich damit noch gar nicht befasst hat. „Mein Ziel war es beim Saisonstart dabei zu sein und auch die zweite Woche in Kontiolahti dabei zu sein und vor allem auch mal daheim in Oberhof dabei zu sein. An die WM-Norm habe ich noch gar nicht gedacht.“ Hinter Erik Lesser war Arnd Peiffer zweitbester Deutscher auf Rang 17; Roman Rees wurde 28. und Benedikt Doll 29.; er war mit seinem Rennen nicht zufrieden. Im ZDF-Interview sagte er: „Auf der Strecke hat die Aggressivität gefehlt, die Ski sind nicht so toll gelaufen; da müssen wir schauen, woran es lag und ich selbst war nicht so wach und nicht so aggressiv. Irgendwie bin ich nicht so richtig ins Rennen gekommen und beim Schießen wollte ich auf alles achten und richtig machen und habe dabei vergessen zu treffen.“ Johannes Kühn sicherte sich als 40. noch einen Punkt für die Weltcupgesamtwertung und der im blauen Trikot gestartete Lucas Fratzscher war mit fünf Strafminuten belastet und belegte am Ende Rang 74. Ein Startplatz des deutschen Herrenteams blieb frei, nachdem Philipp Horn nach „indifferenten“ Corona-Test und im Hinblick auf die internen Bestimmungen auf sein Startrecht verzichtete. Er befindet sich bereits auf dem Weg nach Deutschland und wird sich zu Hause in Quarantäne begeben um frühestens in Hochfilzen wieder zum Team zu stoßen.
Dorothea Wierer gewinnt vor Denise Herrmann
In der von Corona geprägten neuen Saison werden die Karten neu gemischt. Und doch steht schon im ersten Rennen die Gesamtsiegerin der Vorsaison wieder ganz oben auf dem Treppchen. Mit zwanzig Treffern gewann Dorothea Wierer das Einzel der Damen über 15 km. Obwohl sie auf der Schlussrunde ihren großen Vorsprung von 35 Sek. auf die Deutsche einbüßte, überquerte die Italienerin schließlich 0,8 Sek. vor Denise Herrmann die Ziellinie. „Ich dachte nicht, dass ich das noch schaffen kann,“ sagte Wierer nach dem Rennen im ZDF-Interview, „ich war ab der vierten Runde komplett blau. Ich wusste, dass ich nicht in bester Form bin, besonders auf den Skiern, darum musste ich die Null bringen. Auf der Strecke war es so hart. Morgen ist Sprint und ich bin nicht in bester Verfassung, da wird es sehr spannend werden“. Denise Herrmann zeigte sich nach dem Rennen gewohnt entspannt, obgleich sie schon ein bißchen ärgerlich war, dass ihr liegend der Fehler passierte und der Sieg dann nur um 0,8 Sek. an Wierer ging. Herrmann bezeichnete die tiefe Strecke als Quälerei. „Die Bedingungen waren nicht ganz einfach, aber wir hatten in der Vorbereitung ähnliche Bedingungen und man muss versuchen, sich darauf einzustellen, da muss man die Ski laufen lassen, das ist mir gut gelungen.“ Die Plätze dahinter belegte die starke schwedische Damenmannschaft mit Johanna Skottheim (3.), Elvira Oeberg (4.) und Linn Persson (5.); Sechste wurde die Französin Anais Bescond. Die Österreicherin Lisa Theresa Hauser lag bis zur Hälfte des Rennens gleichauf mit Dorothea Wierer und wechselte sich mit ihr in der Führung ab. Nach drei Fehlschüssen im dritten Anschlag musste Hauser aber ihre Podestambitionen mit einem Platz im hinteren Feld (Rang 38) tauschen. Beste Österreicherin wurde Julia Schwaiger auf 17 und beste Schweizerin war Aita Gasparin auf Platz 34.
Die weiteren Platzierungen der deutschen Damen
Maren Hammerschmidt lag bis zum finalen Schießen auf Podestkurs, verfehlte die zwanzigste Scheibe und kam mit 2:05 Min. Rückstand als zweitbeste Deutsche auf Rang 12 ins Ziel. Franziska Preuß war mit drei Strafminuten belastet und wurde 18. Sie fühlte sich auf der Strecke gut und hat sich auch schon in der Vorbereitung in den letzten Wochen sehr gut gefühlt. „Um in den Podestbereich laufen zu können, wäre beim letzten Schießen die Null erforderlich gewesen,“ so Preuß nach dem Rennen. Janina Hettich belegte Platz 36, hinter ihr reihte sich Vanessa Hinz ein. Sie war enttäuscht von ihrem Rennen, stellte aber klar, dass es an ihrem im Sommer erlittenen Bänderriss nicht lag. Anna Weidel begann mit einer Null und brachte auch beim letzten Anschlag die Null, dazwischen kassierte sie vier Fehler und landete am Ende auf Rang 68. Am morgigen Sonntag geht es in Kontiolahti mit jeweils einem Sprint weiter.
Hier findet Ihr das weitere Programm in Kontiolahti