Rückblick auf die Biathlon Saison 2024/2025

Franziska Preuss (GER) © Authamayou/NordicFocus

Mit dem Saisonfinale am Holmenkollen in Oslo endete die Biathlon Weltcup-Saison 2024/25. In drei Trimestern mit neun Weltcupstationen wurde der bis zum Ende spannende Kampf um den Gesamtsieg und die kleinen Kristallkugeln in den einzelnen Disziplinen ausgetragen. In Lenzerheide in der Schweiz fand mit der Biathlon Weltmeisterschaft das Großereignis statt und wir beleuchten in unserer Rückschau die Ereignisse der Saison.  

Die erste Saison mit dem neuen Startgruppensystem

IBU flag in the wind © Manzoni/NordicFocus

Zu Beginn der Saison 2024/25 gab es für die Biathleten wieder einige bedeutende Änderungen im Regelwerk. Für großen Wirbel sorgte die Entscheidung der Internationalen Biathlon Union (IBU) im Hinblick auf die Startgruppenregelung. Die Top-Athleten konnten ihre Startgruppe nicht mehr wie bisher selbst wählen, sondern wurden in vier festgelegte Gruppen eingeteilt, wonach die 15 besten Athleten der jeweiligen Weltcup-Gesamtwertung erst mit den Startnummern 46-75 an der Reihe waren und damit sprichwörtlich das Feld von hinten aufrollen konnten. Nach deutlichen Protesten der Betroffenen wurde beschlossen, das System probeweise im November und Dezember anzuwenden und schließlich nach einer Auswertung des Weltverbands weiterhin beibehalten. Bei außergewöhnlichen Wetterbedingungen und schwierigen Streckenverhältnissen war es jedoch der Wettkampfjury vorbehalten ein alternatives Startgruppensystem anzuwenden, bei dem die 15 besten Athleten zu Beginn des Wettkampfs starten. Zum Ende der Saison wurde nach einer Entscheidung der jeweiligen Wettkampfjury sowohl in Nove Mesto und auch auf der Pokljuka das alternative Startgruppensystem angewendet. In Nove Mesto wegen deutlicher Plus-Temperaturen und der damit erwarteten anspruchsvollen Streckenbedingungen und auf der Pokljuka wegen Dauerregens und ebenfalls zu warmem Wetter. Über die weiteren Änderungen und Ergänzungen haben wir gesondert detailliert berichtet (zum Bericht). Das eine Saison zuvor eingeführte Testsystem auf flourfreies Wachsen hat sich etabliert. Verstöße wurden nicht mehr bekannt.

 

Für Franziska Preuß hat sich ein Traum erfüllt

Franziska Preuss (GER) © Manzoni/NordicFocus

In Hochfilzen ist Franziska Preuß in das gelbe Trikot geschlüpft und mit konstanter Leistung und wenigen Platzierungen außerhalb den Top-10 hat sie es schließlich während der Saison verteidigt, obwohl ihr ärgste Widersacherin, die Französin Lou Jeanmonnot mit dem Verfolgungssieg im vorletzten Rennen in Oslo mit fünf Punkten Vorsprung an die Spitze kletterte. Zuvor stand die Französin in sechs Rennen als Siegerin auf dem Podest, hatte aber in den anderen Wettkämpfen meist weniger Punkte geholt als Preuß. Der Ausgang des Massenstarts musste schließlich die Entscheidung bringen. In einem Herzschlagfinale, als beide im entscheidenden Schießen fehlerfrei blieben und zeitgleich in die Schlussrunde einbogen, kam Jeanmonnot nach einem harten Fight auf der Strecke aufgrund eines eigenen Fehlers in einer Kurve an der Bande kurz vor dem Ziel zu Sturz und Franziska Preuß überquerte die Ziellinie als Siegerin. Statt in Jubel auszubrechen wartete sie im Ziel auf die Französin und die Bilder, als beide sich im Schnee knieend umarmen, sprachen Bände. Beide wollten nicht, dass sich der Kampf um die große Kristallkugel so entscheidet. Vier Weltcupsiege (Sprint Hochfilzen, Verfolgung Annecy, Sprint und Massenstart Oslo), vier Silberplatzierungen (Sprint und Massenstart Annecy, Einzel und Massenstart Ruhpolding) sowie fünf dritte Plätze (Massenstart Kontiolahti, Verfolgung Hochfilzen, Sprint und Verfolgung Antholz, Einzel Pokljuka) füllten das Punktekonto von Preuß und mit 1278 Zählern hat sie die große Kristallkugel gewonnen. Für Deutschland gelang dies zuletzt Laura Dahlmeier in der Saison 2016/2017. Lisa Vittozzi, die letztjährige Gesamtsiegerin konnte krankheitsbedingt ihren Titel nicht verteidigen. Erst verschob sie ihr Saisondebüt von einer Weltcupstation zur anderen um Anfang des Jahres bekanntzugeben, dass sie die ganze Saison verpasst. Lou Jeanmonnot lag schon letzte Saison auf dem zweiten Gesamtweltcupplatz mit 23 Punkten hinter Vittozzi. Die Schwedin Elvira Oeberg musste ihre Ambitionen auf den Gesamtweltcupsieg aufgeben. Immer wieder wurde sie von Krankheiten heimgesucht, musste Antholz und Nove Mesto komplett auslassen und beendete die Saison auf dem vierten Gesamtweltcuprang.
Neben der großen Kristallkugel hat Franziska Preuß auch die kleine Trophäe für den Sieg in der Sprint- und in der Massenstartwertung gewonnen.    

Sturla Holm Laegreid gewinnt erstmals Gesamtweltcup

Sturla Holm Laegreid (NOR) © Nordnes/NordicFocus

Gesamtweltcup und drei kleine Kugeln

Der Kampf um den Gesamtweltcupsieg bei den Herren spitzte sich Richtung Saisonfinale in einen Zweikampf zwischen Johannes Thingnes Boe und Sturla Holm Laegreid zu. Letztendlich wurde J. T. Boe schon auf der Pokljuka durch eine fiebrige Erkältung ausgebremst, als er im kurzen Einzel angeschlagen lief und nur auf Rang zehn ins Ziel kam. Den Massenstart musste er krankheitsbedingt absagen und diesem Zeitpunkt hatte Sturla Holm Laegreid einen satten Vorsprung von 104 Punkten auf seinem Konto. Aus eigener Kraft war es J. T. Boe  kaum mehr möglich in der letzten Saison vor seinem Karriereende zum sechsten Mal den Gesamtweltcupsieg zu gewinnen. Den Sprint in Oslo gewann er, aber Laegreid wurde Zweiter und als Laegreid in der anschließenden Verfolgung vor J. T. Boe siegte, stand Laegreid bereits als Gesamtweltcupsieger fest. Da tat es dann auch nichts mehr zur Sache, dass Laegreid im abschließenden Massenstart Vierter und J. T. Boe Siebter wurde. Am Ende hatte der Gesamtweltcupgewinner 118 Punkte Vorsprung und siegte auch in der Verfolgungs-, in der Einzel- und in der Massenstartwertung. Johannes Thingnes Boe blieb zum Abschluss nur die kleine Sprintkugel.  

Besondere Leistungen kurz beleuchtet

Ella Halvarsson (SWE) © Thibaut/NordicFocus

Marketa Davidova stieg mit einem Sprintsieg in Kontiolahti stark in die Saison ein und war auch in Hochfilzen mit Top-10-Pätzen in Sprint und Verfolgung vorne dabei. Ein Bandscheibenvorfall mit Operation zwang sie zu einer Pause. Lediglich beim Heimweltcup in Nove Mesto feierte sie ein kurzes Comeback im Sprint, entschied sich dann aber gegen weitere Starts. Bei den Schweden kam nach dem Ausfall von Linn Gestblom (früher: Persson) die 25jährige Ella Halvarsson ins Team und erreichte in den ersten beiden Saisonrennen jeweils das Podest und gewann WM-Silber im Einzel. Hinter den Oeberg-Schwestern wurde sie mit Rang 18 in der Gesamtwertung in ihrer ersten Weltcupsaison drittbeste Schwedin. Neben Halvarsson auf dem Silberrang im kurzen Einzel von Kontiolahti überraschte auch die 26jährige Polin Natalia Sidorowicz. Bisher kaum in Erscheinung getreten traf auch sie alle zwanzig Scheiben und erreichte mit Rang vier das beste Weltcup-Ergebnis ihrer Karriere. Die laufstarke Slowenin Anamarija Lampic kann auf ihre stärkste Saison als Biathletin zurückblicken. Zweimal erreichte sie auf Rang drei das Podest: Im Sprint von Annecy (2 Fehler) und im Massenstart zu Hause auf der Pokljuka (1 Fehler). Milena Todorova aus Bulgarien machte erstmals mit dem dritten Platz im Sprint von Oberhof auf sich aufmerksam und erreichte schließlich im Massenstart auf der Pokljuka mit zwanzig Treffern den Silberrang hinter Lou Jeanmonnot. Im Herrensprint von Oberhof gab es erstmals in der Saison mit dem siegreichen Quentin Fillon Maillet, Fabien Claude auf dem Silberrang und Emilien Jacquelin auf Rang drei ein rein französisches Podest. In der Verfolgung schlugen die Norweger zu und Sturla Holm Laegreid, Tarjei Boe und Johannes Thingnes Boe liefen auf das Podium. Beim Einzel der  Herren in Ruhpolding feierte der Norweger Vebjoern Soerum seinen ersten Weltcupsieg, Emilien Claude und Andrejs Rastorgujevs komplettierten das eher überraschende Podest und für den Letten sollte es nach Rang fünf im Ruhpoldinger Massenstart das beste Ergebnis der Saison bleiben, die er ohnehin nach einem unschönen Zwischenfall bei der WM in Lenzerheide (wir berichteten) beendete.

Jakov Fak (SLO) © Authamayou/NordicFocus

Bei der WM in Lenzerheide überraschte das tschechische Mixed-Team (Jessica Jislova, Tereza Vobornikova, Vitzeslav Hornig und Michal Krcmar) auf dem Silberrang und Suvi Minkkinen holte als Dritte im Sprint die einzige Medaille für Finnland. Der US-Amerikaner Campbell Wright ließ bereits vor der WM mit Top-Platzierungen aufhorchen, aber in der Lenzerheide ging sein Stern richtig auf, als er sowohl im Sprint als auch in der Verfolgung auf dem Silberrang ins Ziel kam. Die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold hatte im kurzen Einzel von Kontiolahti mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Im Dezember musste sie sich deshalb einer minimalinvasiven Herz-OP unterziehen, ließ Hochfilzen und Annecy aus, kam in Oberhof zurück um in Ruhpolding erneut zu pausieren. Auch bei der WM in der Lenzerheide schaffte sie es in den Einzelrennen nicht in die Top-10 und wurde daher sowohl von Fans als auch von norwegischen Medien heftig auf social media attackiert. Mit dem Sprintsieg in Nove Mesto zeigte sie eine Glanzleistung, hatte aber in der Folge immer wieder bessere Platzierungen wegen zu vieler Schießfehler vergeben. Beim Biathlon Weltcup in Nove Mesto lief das Herrenquartett aus der Ukraine (Artem Tyshchenko, Vitalii Mandzyn, Anton Dudchenko, Dmytro Pidruchnyi) auf Rang drei und erreichte damit das einzige Team-Podest der Saison. Jakov Fak war der Überraschungssieger im kurzen Einzel in seinem Heimstadion auf der Pokljuka. Zehn Jahre waren seit seinem letzten Weltcupsieg vergangen und für ihn war es ein emotionaler Sieg, da es sein letzter Auftritt in der Heimat war. Was bei der Heim-WM nicht gelang schafften Aita Gasparin und Niklas Hartweg im Team mit dem Sieg in der Single Mixed-Staffel auf der Pokljuka und die Finnen Suvi Minkkinen und Tero Seppala überraschten mit Rang drei. Die Schweizerin Lena Häcki-Groß kam mit dem Bronzerang in der Verfolgung von Oslo, das erste Podest der Saison, auch noch zu einem versöhnlichen Abschluss.

Roman Rees (GER) © Authamayou/NordicFocus

Den Gesamtsieg im IBU Cup gewann bei den Damen Camille Bened (FRA) und bei den Herren Isak Frey (NOR). Demnach dürfen in der nächsten Saison bei den ersten beiden Weltcups in den Einzelbewerben sieben Französinnen und sieben Norweger starten. Stefanie Scherer schloss die Saison auf Rang sechs als beste Deutsche, ebenso Roman Rees bei den Herren. In der Nationenwertung haben die DSV-Herren Platz vier erreicht; demnach stehen ihnen nächste Saison wieder sechs Startplätze zu. Die Damen haben dieses Ziel nicht erreicht. Auf Platz sechs stehen ihnen nächste Saison nur mehr fünf Startplätze im IBU Cup zu.     

Frankreich löst Norwegen in den Teambewerben ab

Fabien Claude (FRA), Quentin Fillon Maillet (FRA), Eric Perrot (FRA), Emilien Jacquelin (FRA), Emilien Claude (FRA), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Französische Herrenstaffel nicht zu schlagen

Im Team waren die Franzosen unschlagbar. Fünf Bewerbe standen auf dem Saisonprogramm: Kontiolahti, Hochfilzen, Ruhpolding, Antholz und Nove Mesto. Quentin Fillon Maillet war immer dabei, und egal ob Fabien Claude, Emilien Jacquelin, Eric Perrot, Emilien Claude oder zuletzt Oscar Lombardot in der französischen Staffel lief, der Weltcupsieger in der Herrenstaffel hieß immer Frankreich. Im letzten Jahr lief es mit ihrem neuen Trainer, dem ehemaligen Top-Athleten Simon Fourcade, noch nicht ganz rund, aber in der abgelaufenen Saison konnten sie die Früchte bereits ernten. Lediglich die Goldmedaille bei der Biathlon Weltmeisterschaft ging nicht an Frankreich. Die schnappten ihnen die Norweger weg. Auch die Französinnen wurden als Gesamtsieger in der Staffelwertung ausgezeichnet. Sie waren zwar nicht so dominierend wie die Herren, dennoch reichte es mit 30 Punkten Vorsprung zum Sieg vor den Schweden und fünf weiteren Punkten vor den Norwegern. Schweden wurde als Gesamtsieger in der Mixed-Wertung ausgezeichnet mit knappem Vorsprung vor wiederum den Franzosen. Diese drei Kugeln holte in der Vorsaison jeweils Norwegen, aber in der abgelaufenen Saison gingen sie hier leer aus.  

Frankreich gewinnt auch in den Nationenwertungen

Team France © Danielsson/IBU

Gerade in den Einzelbewerben waren die Norweger Dauergast auf dem Podest. Während der ganzen Weltcupsaison landete nur in den Sprints von Kontiolahti und Oberhof kein Norweger auf dem Podest. Beim Oberhofer Sprint liefen drei Franzosen auf das Podium, in der Verfolgung dann drei Norweger und im abschließenden Sprint in Oslo gab es sogar einen norwegischen Fünffacherfolg. Dennoch ging die Nationenwertung der Herren an Frankreich vor Norwegen und Schweden. Bei den Damen platzierte sich Frankreich vor Schweden und Deutschland. Gerade in diesem Jahr war es wichtig einen der ersten drei Plätze zu erreichen, da diesen Nationen bei den olympischen Biathlonbewerben in Mailand/Cortina 2026 sechs Startplätze zustehen. Mit Oceane Michelon, Jeanne Richard, Camille Bened, Voldiya Galmace Paulin, Paula Botet, Gilonne Guigonnat und Amandine Mengin haben die Französinnen viele junge Athletinnen, die neben den arrivierten Julia Simon, Justine Braisaz-Bouchet und der Zweitplazierten im Gesamtweltcup, Lou Jeanmonnot, jederzeit in der Lage sind, auf das Podest zu laufen oder eben wertvolle Punkte zu holen. Keine Nation hat im Damenbereich eine derartige Dichte von hochtalentierten Nachwuchsathletinnen.     

Überflieger Campbell Wright gewinnt U-23-Wertung

Campbell Wright (USA) © Nordnes/NordicFocus

Die besten Athleten, männlich und weiblich, im Alter unter 23 Jahren, werden zum Saisonabschluss von der IBU ebenfalls mit einer Trophäe geehrt. Bei den Damen sicherte sich die Französin Oceane Michelon diesen Preis. Mit einem vierten Rang im letzten Rennen überholte sie ihre Teamkollegin Jeanne Richard um fünf Punkte. Bei den Herren ist der für die USA startende Neuseeländer Campbell Wright mit einem Vorsprung von 225 Punkten dem Ukrainer Vitalii Mandzyn davongezogen. Für Wright hat sich der Nationenwechsel in jeder Hinsicht positiv ausgewirkt. Er punktete mit mehreren Top-10 Plätzen und überzeugte auch bei der Biathlon Weltmeisterschaft in der Lenzerheide als er sowohl in Sprint als auch in der Verfolgung auf dem Silberrang landete. Seit die Wertung für unter 23jährige gilt sind gerade bei den Herren nicht viele Anwärter auf diesen Preis im Weltcup unterwegs. Nächster Kandidat war auf dem dritten Rang Isak Frey. Der Norweger wurde, nachdem er frühzeitig als IBU-Cup-Gesamtsieger feststand, auf der Pokljuka und in Oslo im Weltcup eingesetzt. Letzte Saison ging der Preis, da noch U-25-Wertung, an Elvira Oeberg und an den Italiener Tommaso Giacomel.  

Die Gewinner der Weltcup-Trophäen

Gesamtweltcup: Franziska Preuß (GER) / Sturla Holm Laegreid (NOR)
Sprint: Franziska Preuß (GER) / Johannes Thingnes Boe (NOR)
Verfolgung: Lou Jeanmonnot (FRA) / Sturla Holm Laegreid (NOR)
Einzel: Lou Jeanmonnot (FRA) / Sturla Holm Laegreid (NOR)
Massenstart: Franziska Preuß (GER) / Sturla Holm Laegreid (NOR)
Staffel Damen: Frankreich
Staffel Herren: Frankreich
Mixed-Staffel: Schweden
Nationenwertung: Damen: Frankreich / Herren: Frankreich
Beste U-23 Athleten: Oceane Michelon (FRA) / Campbell Wright (USA)

Weltcupgesamtstand Damen Saison 2024/25

Weltcupgesamtstand Herren Saison 2024/25

Die Biathlon-Weltmeisterschaft in Lenzerheide

Julia Simon (FRA) © Thibaut/NordicFocus

Mehr als 85.000 Zuschauer kamen an den neun Wettkampftagen zu zwölf Entscheidungen, die für die Athleten mit einem Preisgeld von insgesamt 1.598.500 Euro dotiert waren, in die Roland Arena in der Lenzerheide. Das waren deutlich weniger als im Jahr zuvor in Nove Mesto na Morave, als 210.000 Fans die Wettkämpfe live verfolgten. 860 freiwillige Helfer sowie Armee und Zivilschutz sorgten für einen reibungslosen Ablauf der ersten Biathlon Weltmeisterschaft in der Schweiz. Acht verschiedene Nationen standen in der Lenzerheide auf dem Podest und haben eine Medaille erreicht. Erfolgreichste Athletin mit vier Goldmedaillen war die Französin Julia Simon (Einzel, Staffel, Mixed-Staffel, Single Mixed-Staffel) und Johannes Thingnes Boe gewann bei seiner letzten WM drei Goldmedaillen sowie eine silberne und eine bronzene. Stärkste Nation war Frankreich mit insgesamt sechs Gold-, zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen. Das deutsche Team, im Medaillenranking hinter Frankreich, Norwegen und Schweden auf dem vierten Platz, reiste mit einer Gold-, einer Silber und drei Bronzemedaillen in die Heimat. Am erfolgreichsten war dabei Franziska Preuß. Sie wurde Verfolgungsweltmeisterin, gewann zuvor Silber im Sprint und Bronze im Team mit Justus Strelow bei der Single Mixed-Staffel und eine weitere Bronzemedaille zusammen im Team mit Selina Grotian, Philipp Nawrath und Justus Strelow mit der Mixed Staffel. Eine Heimweltmeisterschaft ist für jeden Athleten etwas Besonderes. Vor allem möchte man gerade in der Heimat seine beste Leistung abrufen, setzt sich dadurch selbst unter Druck verbunden mit der allgemeinen Erwartungshaltung. So erging es auch der schweizerischen Nationalmannschaft, die mehrmals knapp am Podium vorbeischrammte und bei der Heim-WM leer ausging. Im Sprint fehlten Lena Häcki-Groß auf Rang vier nur 1,4 Sekunden auf die Bronzemedaille und auch Amy Baserga und Niklas Hartweg belegten mit der Single Mixed-Staffel den undankbaren vierten Rang nur 4,4 Sekunden neben dem Podest. 

Die Medaillengewinner

Single Mixed Staffel: Gold: Frankreich – Silber: Norwegen – Bronze: Deutschland
Mixed-Staffel: Gold: Frankreich – Silber: Tschechien – Bronze: Deutschland

Staffel Damen: Gold: Frankreich – Silber: Norwegen – Bronze: Schweden
Sprint Damen: Gold: Justine Braisaz-Bouchet (FRA) – Silber: Franziska Preuß (GER) Bronze: Suvi Minkkinen (FIN)
Verfolgung Damen: Gold: Franziska Preuß (GER) – Silber: Elvira Oeberg (SWE) – Bronze: Justine Braisaz-Bouchet (FRA)
Einzel Damen: Gold: Julia Simon (FRA) – Silber: Ella Halvarsson (SWE) – Bronze: Lou Jeanmonnot (FRA)
Massenstart Damen: Gold: Elvira Oeberg (SWE) – Silber: Oceane Michelon (FRA) – Bronze: Maren Kirkeeide (NOR)

Staffel Herren: Gold: Norwegen – Silber: Frankreich – Bronze: Deutschland
Sprint Herren: Gold:Johannes Thingnes Boe (NOR) – Silber: Campbell Wright (USA) – Bronze: Quentin Fillon Maillet (FRA)
Verfolgung Herren: Gold: Johannes Thingnes Boe (NOR) – Silber: Campbell Wright (USA) – Bronze: Eric Perrot (FRA)
Einzel Herren: Gold: Eric Perrot (FRA) – Silber: Tommaso Giacomel (ITA) – Bronze: Quentin Fillon Maillet (FRA)
Massenstart Herren: Endre Stroemsheim (NOR) – Silber: Sturla Holm Laegreid (NOR) – Bronze: Johannes Thingnes Boe (NOR)

Die Boe-Brüder verabschieden sich

Johannes Thingnes Boe (NOR), Tarjei Boe (NOR), (l-r) © Nordnes/NordicFocus

„That´s the perfect ending“, sagte Johannes Thingnes Boe als sich er und sein Bruder Tarjei nach dem Massenstart der Herren in seinem Heimstadion in Oslo am Holmenkollen von der Biathlonbühne verabschiedeten. In einer emotionalen Pressekonferenz kündigte J. T. Boe beim Biathlon Weltcup in Ruhpolding seinen Rücktritt zum Ende der Saison an. Seine Motivation reiche nicht, um noch ein Jahr weiterzumachen gab er in einer tränenreichen Erklärung an. Tarjei Boe wartete mit seiner Ankündigung auf die richtige Gelegenheit und als er den Sprint von Antholz gewann gab auch er seinen Abschied zum Saisonende bekannt. Zu diesem Zeitpunkt stiegen die Verkaufszahlen der Tickets für die Rennen am Holmenkollen sprunghaft an – viele wollten die beiden ein letztes Mal laufen sehen. Um die beiden gebührend verabschieden zu können, hat der Weltverband sogar kurzfristig das Wettkampfprogramm geändert.    

Der Saisonverlauf aus deutscher Sicht

Vanessa Voigt (GER), Julia Tannheimer (GER), Selina Grotian (GER), Franziska Preuss (GER), Julia Simon (FRA), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Mit dem bewährten Trainerteam Kristian Mehringer und Sverre Olsbu Roeiseland (Damen) sowie Uros Velepec und Jens Filbrich (Herren) ging der DSV unter der Leitung von Felix Bitterling in die Saison 2024/25. Mit einem jungen Damenteam, nämlich Vanessa Voigt (27), Franziska Preuß (31), Johanna Puff (22), Julia Tannheimer (19), Julia Kink (21) und Selina Grotian (21) sowie Johannes Kühn (33), Justus Strelow (28), Philipp Nawrath (33), Philipp Horn (30), David Zobel (28) und Danilo Riethmüller (25) bei den Herren, startete das deutsche Team in Kontiolahti in die Saison. Roman Rees, der letztes Jahr einen fulminanten Saisonstart hinlegte, konnte wegen anhaltender gesundheitlicher Probleme seine Leistung nicht abrufen und hat sich nicht für den Weltcup qualifiziert. Vanessa Voigt und Justus Strelow erreichten in der Eröffnungs-Single-Mixed Rang drei, die Mixed-Staffel wurde Vierter, ebenso die Herrenstaffel, Philipp Nawrath erreichte Bronze im Sprint und Franziska Preuß verpasste das erste Podest im Sprint um 0,1 Sekunden. Danilo Riethmüller wurde im Massenstart Vierter, Franziska Preuß, Vanessa Voigt und Julia Tannheimer belegten die Ränge drei, vier und fünf im Massenstart. In Hochfilzen gewann Franziska Preuß den Sprint und schlüpfte damit in das gelbe Trikot der Gesamtweltcupführenden. Selina Grotian feierte beim Massenstart in Annecy ihren ersten Weltcupsieg, erreichte mehrere Mal die Top-10 und beendete die Saison als zweitbeste Deutsche auf dem neunten Gesamtrang. Bis zuletzt kämpfte Grotian um die Trophäe der U-23-Wertung. Durch einen Sturz im Sprint von Oslo hat sie sich nicht für die Verfolgung qualifiziert und konnte demnach in zwei Rennen nicht auf Punktejagd gehen. Vanessa Voigt platzierte sich im ersten Trimester stets in den Top-10, wurde Zweite in der Verfolgung von Hochfilzen und Dritte in der Verfolgung von Annecy. Dann holte sie sich über Weihnachten einen Infekt, der sie schließlich nicht richtig auskuriert im Januar zum Saisonaus zwang. Dennoch hielt sie sich auf Rang 25 der Gesamtwertung. Julia Tannheimer war Teil der siegreichen Damenstaffel in Hochfilzen (mit Vanessa Voigt, Selina Grotian und Franziska Preuß), wurde durch einen Infekt ausgebremst, konnte in Ruhpolding und in der Folge auch in Antholz nicht starten und hat sich am Ende auf dem 31. Gesamtrang platziert. In der Nationenwertung haben die DSV-Damen den erstrebten dritten Rang erreicht. 

Sebastian Samuelsson (SWE), Emilien Jacquelin (FRA), Philipp Nawrath (GER), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Die Herren hatten gute Ergebnisse im ersten Trimester, aber danach stimmte entweder die Laufleistung nicht, aber meist wurde ein besseres Ergebnis am Schießstand vergeben. Sogar Top-10 Ergebnisse waren eher die Seltenheit und die Bronzemedaille mit der Staffel bei der WM in der Lenzerheide (Philipp Nawrath, Danilo Riethmüller, Johannes Kühn, Philipp Horn) war das Highlight. Insbesondere für Johannes Kühn war der Medaillengewinn sehr emotional; er gab danach bekannt, dass seine Karriere nach Olympia 2026 wohl endet. In der Summe erfolgreichster DSV-Athlet war Philipp Nawrath auf Rang 14 der Gesamtwertung, gefolgt von Justus Strelow auf Rang 16 und Philipp Horn auf 23. Nach der WM in Lenzerheide kam es zu einem Trainerbeben bei den DSV-Herren und der Cheftrainer Uros Velepec trat mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurück. Für den Rest der Saison übernahm Tobias Reiter als Cheftrainer und wird das Team auch in der olympischen Saison führen. Der dritte Rang von Philipp Nawrath im Eröffnungssprint und der zweite Platz von Danilo Riethmüller im Massenstart von Annecy sollten die einzigen Podestplätze der DSV-Herren bleiben. Insofern hat es nicht überrascht, dass die Herren sich am Ende in der Nationenwertung auf dem vierten Rang platzierten. 

Ein Blick nach Österreich

Lisa Theresa Hauser (AUT) © Manzoni/NordicFocus

Lisa Theresa Hauser beendete als Beste ihres Teams die Saison auf dem elften Gesamtrang. Zu einem Podestplatz reichte es nicht, ihr bestes Ergebnis war Rang fünf im Sprint von Nove Mesto, allerdings schaffte sie es mit wenigen Ausnahmen in die Punkteränge. Hauser hat sich in der Vorbereitung auf die Saison 2024/25 von den ÖSV-Strukturen gelöst und sich ihre Trainings auf eigene Kosten organisiert. In der Sommervorbereitung hat sie sich Sandra Flunger, ihrer ehemaligen Trainerin und hauptverantwortlichen Cheftrainerin der Schweiz, angeschlossen. Bei der WM in Lenzerheide blieben die österreichischen Skijäger gänzlich ohne Medaillenerfolg und die große Hoffnung bei den Damen Anna Gandler, die sich Ende letzter Saison immer öfter in den Top-10 platzieren konnte, musste erkrankt aus der Schweiz abreisen. Auch zuvor war sie nie richtig fit und schließlich zog die 24jährige nach der WM die Reißleine und beendete die Saison, um sich voll auf die kommende zu konzentrieren. Zum Damenteam gehörten abwechselnd Tamara Steiner, Anna Juppe, Lea Rothschopf und Dunja Zdouc. Zuletzt verstärkte auch die 22jährige Anna Andexer, Junioren-Weltmeisterin im Sprint, die ÖSV-Damen. Andexer war Teil der WM-Staffel, die in Lenzerheide als Vierte knapp das Podest verpasste und auch in der Mixed-Staffel auf der Pokljuka, die ebenfalls Vierte wurde, zeigte sie eine starke Leistung. In der Nationenwertung haben die Damen den siebten Platz zurückerobert.

Simon Eder (AUT) © Thibaut/NordicFocus

Bei den Herren ist nach wie vor Simon Eder die Nummer eins. Der starke Schnellschütze beendete die Saison auf Rang 36. Eine Top-10-Platzierung gelang ihm vergangene Saison nicht, dennoch ist davon auszugehen, dass der mittlerweile 42jährige auch bei den olympischen Bewerben nächstes Jahr in Antholz antritt. Felix Leitner hatte bereits die letzten beiden Saison frühzeitig beendet und auch in dieser Saison konnte der ehemalige Hoffnungsträger des ÖSV nicht bedeutend punkten. Wie Hauser löste er sich vom ÖSV und kehrte zu seinem Vertrauenstrainer Florian Steirer zurück, der ihn bereits während seiner Zeit am Skigymnasium Stams betreute. Steirer war vier Jahre Co-Trainer der DSV-Damen. Leitner verpasste krankheitsbedingt auch die WM in der Schweiz. Neben Eder und Leitner waren David Komatz, Magnus Oberhauser und Dominic Unterweger im Weltcup am Start. Sie sammelten nicht genügend Punkte um Rang sieben in der Nationenwertung zu halten und sind auf Platz elf abgerutscht.
Bereits vor dem Saisonfinale rumorte es gewaltig in der Führungsebene des österreichischen Biathlons und Franz Berger, bis dahin Sportlicher Leiter der Biathlonsparte, gab bekannt, dass er Ende der Saison aufhört. Langsam sickerte durch, dass sich der ÖSV auch vom sportlichen Berater Dominik Landertinger und dem Cheftrainer der Herren, Vegard Bitnes, trennt. Zwischenzeitlich wurde bekannt gegeben, dass Christoph Sumann den Posten als Sportlicher Leiter Biathlon übernimmt. Sumann, der seine aktive Karriere nach der Saison 2013/14 beendete, war zuletzt mehrere Jahre als Biathlon-Experte für den ORF im Einsatz und will in den kommenden Jahren den heimischen Biathlonsport, vor allem in Hinblick auf die Heim-WM 2028 in Hochfilzen, in seiner neuen Funktion wieder zurück in die Erfolgsspur führen.

.. und in die Schweiz

Selina Gasparin (SUI), Aita Gasparin (SUI), Elisa Gasparin (SUI), Sandra Flunger (AUT) coach Team Switzerland, Lukas Keel (SUI); head of Swiss-Ski Biathlon, Ladina Meier-Ruge (SUI), Amy Baserga (SUI), Andreas Kuppelwieser (ITA); coach Team Switzerland, Lena Haecki-Gross (SUI), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Mit der ersten Weltmeisterschaft im Biathlon in der Schweiz in der Lenzerheide standen die heimischen Athleten besonders unter Erfolgsdruck und wie so oft zuvor bei einem Großereignis, gelang es der Heimmannschaft nicht, in die Medaillenränge zu laufen. Die Schweizer schrammten mehrmals knapp am Podium vorbei, im Sprint fehlten Lena Häcki-Groß auf Platz vier nur 1,4 Sekunden auf die Bronzemedaille und auch Amy Baserga und Niklas Hartweg belegten mit der Single Mixed-Staffel den undankbaren vierten Rang nur 4,4 Sekunden neben dem Podest. Im Weltcup gelang Amy Baserga nach ihrer von gesundheitlichen Problemen geprägten Vorsaison erstmals ein Podium. Im Einzel von Ruhpolding wurde sie nach zwanzig Treffern Dritte hinter Lou Jeanmonnot und Franziska Preuß. Mit mehreren Top-10-Platzierungen sammelte sie genügend Punkte um die Saison als bestplatzierte Schweizerin auf dem 16. Gesamtrang abzuschließen. Lena Häcki-Groß hatte viele Hop- oder Top-Ergebnisse und beim Saisonfinale gelang ihr in der Verfolgung auf Rang drei das ersehnte Podest (19. in der Gesamtweltcupwertung). Die Damen sammelten gemeinsam genügend Punkte um am Ende Rang fünf in der Nationenwertung zu behaupten. Elisa Gasparin beendete ihre Karriere in Oslo.

Sebastian Stalder (SUI), Joscha Burkhalter (SUI), Niklas Hartweg (SUI), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Bei den Herren haben Sebastian Stalder, Niklas Hartweg, Joscha Burkhalter und Jeremy Finello Punkte für die Schweiz gesammelt. Niklas Hartweg hat in der Gesamtwertung einen satten Sprung nach vorne gemacht und beschloss die Saison als bester Schweizer auf Platz 18. Sein bestes Ergebnis erzielte er auf Rang vier im Einzel von Ruhpolding. Sebastian Stalder hat seine gute Vorjahresplatzierung nicht halten können, hatte Mühe in die Top-10 zu laufen und rangiert zum Saisonende auf Platz 41, knapp vor Jeremy Finello auf 42 in der Gesamtwertung. In der Nationenwertung sind die Herren um einen Platz auf Rang sechs abgerutscht.