Für die anstehenden Biathlon Weltcups in Oberhof hat der Deutsche Skiverband sechs Damen und sechs Herren nominiert. Simon Schempp rückt zehn Monate nach seinem letzten Weltcupauftritt ins Weltcupteam und Lucas Fratzscher kehrt zurück. Kristian Mehringer ist mit dem ersten Trimester nicht ganz zufrieden, dennoch startet das Damenteam in unveränderter Besetzung.
Simon Schempp und Lucas Fratzscher im Weltcupteam
Seine nach der Biathlon World Team Challenge in Ruhpolding geäußerten Hoffnungen auf einen Weltcupstart in Oberhof haben sich für Simon Schempp erfüllt. In Oberhof steht für ihn der erste Start in der Weltcup-Saison 2020/21 bevor. Bei den Ausscheidungswettkämpfen in Muonio während der finalen Saisonvorbereitung hat er sich nicht für die Nationalmannschaft qualifziert, aber bei internen Wettkämpfen in der Chiemgau-Arena mit einem Sieg in der Verfolgung, Rang sechs im Sprint und Rang drei im Einzel erneut aufgezeigt. In Ruhpolding bei der WTC hat er eine beachtliche Leistung am Schießstand und auch in der Loipe nachgewiesen. Diese Form gilt es in Oberhof zu bestätigen, wenn die weltbesten Herren wieder komplett am Start sein werden. Neben ihm kehrt Lucas Fratzscher zurück zum Weltcupteam. Er hatte in Kontiolahti als IBU-Cup-Gesamtsieger des Vorjahres ein Sonderstartrecht, konnte sich nicht behaupten und blieb ohne Weltcuppunkte. Nun erhält er nach guten Leistungen bei internen Testwettkämpfen als Lokalmatador in der Heimat eine neue Chance in der Hoffnung, dass es besser für ihn läuft, als die beiden Jahre zuvor, als er den Sprint von Oberhof jeweils mit vier Schießfehlern beendete. Ihren Weltcupstartplatz verloren haben hingegen Johannes Kühn und Roman Rees, die beide beim ersten IBU-Cup der Saison am Arber an den Start gehen werden.
Das Herrenteam für Oberhof
– Benedikt Doll (SZ Breitnau)
– Lucas Fratzscher (WSV Oberhof 05)
– Philipp Horn (SV Eintracht Frankenhain)
– Erik Lesser (SV Eintracht Frankenhain)
– Arnd Peiffer (WSV Clausthal-Zellerfeld)
– Simon Schempp (SZ Uhingen)
Keine Veränderung beim Damenteam
Das deutsche Damenteam bleibt unverändert und geht in gleicher Aufstellung wie zuletzt in Hochfilzen an den Start. Franziska Preuß als Siebte und Denise Herrmann als Neunte sind in der Weltcupgesamtwertung derzeit in den Top-10, aber auch die anderen vier Damen konnten bereits punkten. „Franziska Preuß ist wirklich sehr gut in die Saison eingestiegen. Mit Platz sieben in der Gesamtwertung ist sie super mit dabei. Von ihr können wir uns sicherlich wieder einiges erwarten. Denise hatte sich nach einem guten Einstieg im ersten Hochfilzen-Wochenende schwer getan. Sie hat sich sehr gut gefangen, und der abschließende Massenstart hat gezeigt, was sie leisten kann“, so der Leitende Disziplintrainer der Damen Kristian Mehringer in einer Verbandsmitteilung, der sich dennoch mit dem ersten Trimester nicht ganz zufrieden zeigte. „Janina ist langsam in der Weltspitze angekommen. Das hilft ihr enorm bei den anstehenden Aufgaben. Sie ist hochmotiviert, kann aber trotzdem mit einer gewissen Lockerheit an die Rennen rangehen. Auch Maren Hammerschmidt ist zu Beginn sehr gut eingestiegen, hat in Kontiolahti auch schon die WM-Norm geschafft. Danach ist das Rad nicht ganz so rund gelaufen. Sie hat sich körperlich nicht so gut gefühlt“, so Mehringer weiter und „Vanessa hat sich nach ihrer Verletzung im Herbst gut zurückgekämpft. Die Leistungstests waren gut, den abschließenden Testwettkampf in Muonio hatte sie noch gewonnen. Dann wurde es schwierig. Für eine Athletin wie Vanessa ist es immer der Anspruch, in die Top-15 zu laufen. Wir Trainer wissen was sie drauf hat, was sie kann.“
„Wir gehen gestärkt nach Oberhof“
„Wir kennen die Strecke, den Schießstand, die Bedingungen. Oberhof ist ein gutes Pflaster für das deutsche Team. Wir werden wieder alles geben, sodass wir den anderen Nationen das Leben etwas schwerer machen.“ Und dennoch wird in diesem Jahr bei den beiden Weltcups alles anders sein, wenn die Athleten ohne Publikumsunterstützung starten, schießen, in der Loipe alles geben und vor menschenleeren Rängen die Ziellinie überqueren. „Für uns alle ist es unser Job, unsere Leistung abzurufen, sei es als Trainer, Techniker oder Sportler. Wir müssen professionell mit der Situation umgehen und zusammenhalten. Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder die volle Unterstützung der Zuschauer und Fans vor Ort haben.“
Das Damenteam für Oberhof
– Maren Hammerschmidt (SK Winterberg)
– Denise Herrmann (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal)
– Janina Hettich (SC Schönwald)
– Vanessa Hinz (SC Schliersee)
– Franziska Preuß (SC Haag)
– Anna Weidel (WSV Kiefersfelden)
Statements
Simon Schempp: „Ich freue mich natürlich, dass ich in Oberhof dabei bin und meine ersten Weltcup-Rennen in dieser Saison absolvieren kann. Wo ich genau stehe, ist schwierig zu sagen, weil mir bisher der internationale Vergleich fehlt. Wunderdinge sind nicht zu erwarten, aber ich denke schon, dass ich ordentliche Ergebnisse einfahren kann.Die Wochen zuvor waren für mich nicht so leicht. Selbstverständlich war ich auch enttäuscht, dass ich mich nicht gleich für den Weltcup qualifizieren konnte. Wir hatten trotzdem einige Wettkämpfe in Ruhpolding, bei denen wir uns zeigen und für die Mannschaft anbieten konnten. Aufgrund der Ergebnisse konnte ich mich jetzt wieder für das Weltcupteam qualifizieren. Ich habe einfach weiterhin bestmöglich mein Zeug gemacht. Zum Glück ist es jetzt aufgegangen.Von der World Team Challenge in Ruhpolding habe ich ein ganz gutes Gefühl mitgenommen. Der Wettkampfmodus ist mit den kürzeren Runden und den häufigen Wechseln allerdings ein anderer als im Weltcup. Trotzdem war ich natürlich sehr froh, dass der Wettkampf so positiv ausgegangen ist. Das gibt Auftrieb.“
Arnd Peiffer: „Ich habe die Weihnachtstage ganz entspannt zu Hause verbracht. Normalerweise habe ich mich immer ganz gerne in Obertilliach auf das nächste Weltcup-Trimester vorbereitet. Das war aufgrund der Pandemie-Situation in diesem Jahr schwierig. Deswegen bin ich schon nach Weihnachten nach Oberhof gefahren. Gut ist, dass hier richtig Winter ist. Wir konnten hier gut trainieren. Ich bin froh, dass ich dadurch nicht mehr viel hin und her reisen musste.Natürlich ist in diesem Jahr alles anders. Die Strecke ist anders und ohne Zuschauer wird es sicherlich auch komisch sein. An den Trainingstagen ändert sich nicht so viel. Aber wenn das erste Rennen ist und am Birxsteig ist eben nicht die Hölle los, dann wird’s so richtig spürbar. In Hochfilzen hat man es auch schon gemerkt. Man gewöhnt sich dann doch relativ schnell wieder daran, dass weniger los ist.Natürlich möchte ich in Oberhof gute Rennen machen. Vor allem am Schießstand möchte ich gut arbeiten. Das hat häufig ganz ordentlich geklappt im ersten Trimester. Läuferisch waren auch gute Rennen dabei. Natürlich war es schön, dass ich zweimal auf dem Podium stand und sogar einen Sieg hatte. Aber das ist für mich schon wieder Geschichte und abgeheftet. Ich weiß, dass ich mir alles neu erkämpfen muss. Alles ist wieder auf Null gesetzt. Jetzt geht’s weiter und ich freue mich drauf!“
Janina Hettich: „Ich habe über die Weihnachtstage und Silvester schon versucht, möglichst wenig Leute zu treffen, um das Risiko möglichst gering zu halten. Aber es war trotzdem sehr schön, einfach zu Hause zu sein und meine Eltern, Großeltern und meinen Freund zu sehen.Es wird schon irgendwie traurig. Letztes Jahr war es in Oberhof für mich das erste Mal mit richtig vielen Zuschauern. Das war wirklich ein tolles Erlebnis. Ich hatte wirklich Gänsehaut. Die Zuschauer werden da am Birxsteig schon sehr fehlen.Mein Fazit für das erste Weltcup-Trimester fällt sehr positiv aus. Ich wusste, dass ich mich im Schießen stabilisiert hatte. Aber dass es tatsächlich so gut funktioniert, hatte ich auch nicht erwartet. Läuferisch bin ich noch nicht ganz zufrieden. Da fehlt mir noch die Schnellkraft, die Spritzigkeit. Ich hoffe, dass ich mir das über Weihnachten noch mehr aneignen konnte. Dafür war die Regeneration sicherlich auch nicht schlecht.Ich möchte in Oberhof an meine bisherigen Leistungen anknüpfen. Den Platz 23 in der Gesamtwertung möchte ich gerne halten. Das wäre die Qualifikation für den Massenstart. Ich hoffe, dass ich am Schießstand meine Leistung bestätigen und läuferisch noch etwas draufpacken kann. Dann hoffe ich, dass es das ein oder andere Mal nochmal in die Top-15 geht.“
Denise Herrmann: „Nach Hochfilzen habe ich es erstmal ein paar Tage ruhiger angehen lassen und abgeschaltet. Das geht in der Vorweihnachtszeit ja gut. Ab Weihnachten ging´s dann wieder mit dem Grundlagentraining los. Die Bedingungen dafür waren nicht einfach. Es waren auch Skirollereinheiten im Schneematsch dabei. Ich bin dann nach der World Team Challenge nochmal nach Davos gefahren. Diese Trainingsphase ist für mich sehr wichtig, auch im Hinblick auf die WM, und die Bedingungen in Davos sind einfach top. Ich kann hier sehr gut trainieren und hoffe, dass ich den Schwung, auch von der WTC, mit nach Oberhof nehmen kann.Die bisherigen Weltcups ohne Zuschauer waren schon gewöhnungsbedürftig, aber in Oberhof wird es ganz speziell. Dort kennen wir nur die vollen Tribünen, den Lautstärke-Pegel am Birxsteig. Es wäre natürlich toll, die Tribünen so voll erleben zu können, wie es dann bei der WM sein wird. Aber wir laufen lieber Wettkämpfe ohne Zuschauer als gar keine Wettkämpfe! Wir hoffen, dass trotzdem viele am Fernseher mitfiebern und wir spannende Rennen abliefern können.Die World Team Challenge laufe ich richtig gerne. In diesem Jahr war es etwas speziell. Es war schön, auf heimischen Strecken unterwegs zu sein. Es war trotz allem wieder eine richtig coole Veranstaltung. Für den Körper war es erstmal ein kleiner Schock nach der Weihnachtspause. Aber letztendlich ist es für mich auch ein sehr gutes Training. Ich sehe es immer als große Chance, mich weiterzuentwickeln. Mit der WTC kam öfter schon eine kleine Kehrtwende, sodass ich mir im Schießen danach mehr zugetraut habe.Das erste Trimester war für mich etwas durchwachsen. Es ging sehr gut los, dann hatte ich etwas Schwierigkeiten. Es war aber auch schon viel Gutes dabei, darauf muss ich jetzt aufbauen und die Schwierigkeiten gut analysieren und an der ein oder anderen Stellschraube drehen. Deswegen habe ich den Reisestress auf mich genommen, um nach Davos zu fahren. Ich bin optimistisch und hoffe, dass die ein oder andere Scheibe mehr fällt am Schießstand.“
Das Programm für die beiden Weltcups in Oberhof findet Ihr hier