Startschuss zum Biathlon Weltcup 2024/25 fällt in Kontiolahti

Kontiolahti, Finland (FIN) © Manzoni/NordicFocus

Morgen fällt in Kontiolahti bei der Single Mixed Staffel der erste Startschuss in die Biathlon Weltcup Saison 2024/25. Der Auftakt erstreckt sich über zwei Wochenenden, zehn Entscheidungen stehen auf dem Plan und zum Abschluss nach nur zwei Einzelbewerben wird bereits der erste Massenstart gelaufen. Interessante Informationen haben wir in unserem Vorbericht zusammengefasst.

Weltcup-Auftakt im finnischen Kontiolahti

Kontiolahti steht regelmäßig im Wettkampfkalender der Internationalen Biathlon Union, sei es im Rahmen des Biathlon Weltcups oder im zweitklassigen IBU-Cup. Zuletzt fand dort im März 2015 eine Biathlon Weltmeisterschaft statt. Das Biathlonstadion in Kontiolahti ist eine Trainingsstätte für Biathlon und Langlauf in der Region Nordkarelien auf einer Höhe von 120 Meter, ca. 15 km nördlich des Verwaltungssitzes Joensuu im Gebiet der Gemeinde Kontiolahti und grenzt an den Höytiäinensee. Es ist derzeit das einzige Stadion in Finnland, das eine Lizenz zur Durchführung von Rennen im Rahmen des Biathlon Weltcups besitzt. Die installierte Flutlichtanlage ermöglich Wettkämpfe auch in der Dämmerung oder bei Dunkelheit. Der bekannteste Streckenabschnitt ist die so genannte „Kontiolahti Wall“, einer der steilsten Anstiege im Biathlonweltcup auf halber Strecke zwischen Schießstand und des Ziels, der tiefste Punkt der Loipen liegt auf 88 Meter und der höchste Punkt auf 128 Meter. Bereits am 18. Oktober wurde die Skisaison dort auf einer gekühlten 1,5-km-Loipe eröffnet.

Erste internationale Vergleichsmöglichkeit

Mit Spannung werden die ersten Erkenntnisse über den jeweiligen Leistungsstand und damit die Ergebnisse des Biathlon-Weltcups in Kontiolahti erwartet. Es sind Minusgrade und leichter Schneefall vorhergesagt und wem diese Bedingungen in der zweiten Saison des absoluten Fluorverbots entgegen kommen, wird sich zeigen. Mit Spannung werden auch die ersten Ergebnisse im Hinblick auf die neu eingeführte und kontrovers diskutierte Startgruppenregelung (wir berichteten) erwartet. 259 Athleten aus 27 verschiedenen Nationen sind gemeldet, davon 128 Frauen und 131 Männer sowie 285 Offizielle. Jüngste Teilnehmerin ist die 18jährige Inka Hamalainen aus dem Gastgeberland, ältester Teilnehmer mit 41 Jahren wird der Österreicher Simon Eder sein. Die spannende Frage zum Saisonbeginn lautet: Wer wird das Rennen machen und sich am Ende die große Kristallkugel holen? Bei der letztjährigen Saisoneröffnung in Östersund siegte Schweden vor Norwegen und Frankreich in der Single Mixed-Staffel und mit der Mixed-Staffel stand Frankreich auf dem Siegerpodest vor Norwegen und Italien.

Norwegen und Frankreich mit sieben Startplätzen

Dem norwegischen Herrenteam und dem französische Damenteam stehen sowohl in Kontiolahti als auch beim zweiten Weltcup in Hochfilzen sieben Startplätze zu. Nachdem Mats Oeverby und Oceane Michelon die letztjährige IBU-Cup-Gesamtwertung für sich entschieden, darf ihr Verband bei den Einzelwettkämpfen sieben Athleten bzw. Athletinnen ins Rennen schicken. Seit dieser Saison ist damit kein persönliches Startrecht mehr für den IBU Cup-Gesamtsieger verbunden, sondern ein zusätzlicher Startplatz, der mit einem beliebigen Top-Athleten besetzt werden kann. Insbesondere auf die Norweger kommt nach Hochfilzen das „Luxusproblem“ zu, wer von den sieben Herren aus dem Weltcupteam fliegt.  

Unsere Saisonvorschau

Die Favoriten

Wenn es um die Favoritenrolle bei den Herren geht, führt kein Weg am Norweger Johannes Thingnes Boe vorbei. Bereits sechs Mal hat er den Gesamtweltcup gewonnen und seine Ambitionen hat er klar definiert, wenn er in seine vorletzte Saison als aktiver Biathlet geht. Auch wenn er bei den Testrennen in Sjusjoen vor zwei Wochen noch etwas schwächelte, wird er in Kontiolahti in bester Form erwartet. Beim letzten Weltcup in Kontiolahti im November 2022 gewann J. T. Boe nach einem schwachen Start mit Rang 12 im Einzel in der Folge Sprint und Verfolgung und siegte auch mit der Herrenstaffel. Die beiden Schweden Martin Ponsiluoma und Sebastian Samuelsson und auch der Franzose Emilien Jacquelin sind Podestanwärter, aber auch ein starkes deutsches Herrenteam. Die letztjährige Gesamtsiegerin Lisa Vittozzi lässt wegen gesundheitlicher Probleme den Weltcup in Kontiolahti aus. Ob es ihr nach drei verpassten Einzelrennen gelingt am Ende ihren Titel zu verteidigen kommt auch darauf an, wie die anderen Damen durch den Winter kommen. Ihre Teamkollegin Dorothea Wierer, die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold und vor allem die Französinnen und nicht zu vergessen die erfahrene Deutsche Franziska Preuß werden sicherlich ein Wörtchen im Kampf um den Gesamtsieg mitreden wollen und in Kontiolahti wird sich bereits eine erste Tendenz zeigen.           

Das Heimteam

Der finnische Verband hat fünf Herren und vier Damen für den Heimweltcup in Kontiolahti benannt.  Unter Cheftrainer Erik Torneus Kulstad starten die erst 18jährige Inka Hämäläinen, Venla Lehtonen, Sonja Leinamo und Suvi Minkkinen sowie Arttu Heikkinen, Olli Hiidensalo, Otto Invenius, Jaakko Ranta und Tero Seppala. Letzterer lebt seit fast vier Jahren in Kontiolahti, benötigt mit dem Auto nur zehn Miuten zum Stadion und genießt damit einen absoluten Heimvorteil. (Quelle: Kontiolahtibiathlon.com) Letzte Saison belegte Seppala in der Gesamtwertung Rang 35 hinter seinem Teamkollegen Otto Invenius.

Das deutsche Nationalteam

Aufgebot aus Österreich

Die finale Vorbereitung des ÖSV-Teams sowie zwei Test-Wettkämpfe fanden vor dem bevorstehenden Saisonstart traditionell in Obertilliach statt. Zwischenzeitlich wurde auch das österreichische Startaufgebot bekanntgegeben, mit Fabian Müllauer als Debütanten. Der Saalfeldener musste allerdings, wie der ÖSV mitteilte, krankheitsbedingt absagen. Ob er bereits in Hochfilzen erstmals Weltcupluft schnuppern wird, ist noch offen. Für ihn rückt mit Fredrik Mühlbacher ein weiterer Debütant ins Team. Der 26jährige bestritt gestern noch den IBU Cup-Sprint in Idre, wurde mit zwei Schießfehlern 40. und wird von dort nach Kontiolahti weiterreisen. Die Damen gehen mit Cheftrainer Reinhard Gösweiner in die neue Saison. Er hat den Posten mit Markus Fischer getauscht, der nun im IBU Cup verantwortlich zeigt. Gösweiner zur Seite stehen Alexander Jakob und Hannes Kuppelwieser, die ebenfalls aus dem ehemaligen IBU Cup-Team aufrückten. Das Herrenteam wird wie in der vergangenen Saison weiterhin von Cheftrainer Vegard Bitnes und Co-Trainer Ludwig Gredler betreut. Ein besonderes Auge sind sicherlich auf Lisa Lauser und Felix Leitner gerichtet, die sich beide abseits vom ÖSV, alleinverantwortlich, auf die Saison vorbereiteten. 

Vegard Bitnes (Cheftrainer Herren): „Die Vorbereitung in Obertilliach war wirklich sehr gut. Wir konnten unser Training planmäßig durchziehen und auch wichtige schnelle Einheiten absolvieren. Die Verantwortlichen vor Ort haben einen großartigen Job gemacht und die Loipe war in einem sehr guten Zustand. Was das Team betrifft, beobachten wir alle Athleten natürlich über die gesamte Vorbereitung und verfolgen deren Entwicklung ganz genau. In Obertilliach hatten wir dann Anfang der Woche noch zwei Test-Wettkämpfe und jetzt haben wir unsere Mannschaft für Kontiolahti fixiert. Es freut mich wirklich sehr, dass Fabian Müllauer sein Weltcup-Debüt feiern wird, denn das ist für jeden Athleten etwas Besonderes. Er hat bereits letztes Jahr mit guten Leistungen aufgezeigt und den Platz absolut verdient. Nichtsdestotrotz ist er noch ein sehr junger Athlet, für den es jetzt in erster Linie darum geht, wichtige Erfahrungen bei den Besten zu sammeln.“

Reinhard Gösweiner (Cheftrainer Damen): „Dieses Jahr konnten alle Athletinnen in Obertilliach ihr Training wie geplant umsetzen und auch das Wetter und die Bedingungen vor Ort waren optimal. Die fünf Athlet:innen, mit denen wir jetzt zum Weltcup-Auftakt fahren, haben sich in der Vorbereitung und auch bei den abschließenden beiden Test-Rennen sehr gut präsentiert und aufgrund ihrer Leistungen in den letzten Wochen einen Platz für den Weltcup verdient. Kontiolahti ist besonders in Hinblick auf die Strecke einzigartig, denn die Loipe hat einige sehr steile Anstiege sowie schnelle Abfahrten zu bieten. Der Schießstand-Zulauf ist alles andere als einfach und auch den Wind muss man immer im Auge behalten.“

Österreich Damen: Anna Gandler, Lisa Hauser, Kristina Oberthaler, Lea Rothschopf, Dunja Zdouc
Österreich Herren: Simon Eder, Patrick Jakob, David Komatz, Felix Leitner, Fredrik Mühlbacher

(Quelle: PM ÖSV)

Selektion der Schweiz

Die Selektionswettkämpfe der Schweiz gingen in der Roland Arena in Lenzerheide über die Bühne, erstmals unter Sandra Flunger, als gesamtverantwortlicher Trainerin, die von Kein Einaste und Andreas Kuppelwieser unterstützt wird. Fünf Damen und fünf Herren werden in Kontiolahti um erste Punkte kämpfen, nämlich

Damen: Amy Baserga, Aita Gasparin, Elisa Gasparin, Lena Häcki-Groß und Lea Meier.Herren: Joscha Burkhalter, Jeremy Finello, Niklas Hartweg, Gion Stalder und Sebastian Stalder. 

Insbesondere Niklas Hartweg dürfte gute Erinnerungen an Kontiolahti haben. Beim letzten Weltcup im November 2023 erreichte er dort erstmals auf Rang zwei im Herren-Einzel ein Weltcuppodest. Der 24jährige hatte sich im Sommer bei einem Mountainbike-Sturz eine schwere Schulterverletzung zugezogen und Amy Baserga lief die ganze letzte Saison mit einem gerissenen Band (wir berichteten). Beide scheinen nun so weit genesen zu sein, dass einem Start, vielleicht sogar schon im Singel-Mixed-Bewerb, nichts im Wege steht.

Programm:

Samstag, 30.11.2024 – 13.15 Uhr: Mixed Staffel (W+M)
Samstag, 30.11.2024 – 15.45 Uhr: Single Mixed Staffel (W+M)

Sonntag, 01.12.2024 – 13.45 Uhr: Staffel Herren, 4 x 7,5 km
Sonntag, 01.12.2024 – 17.25 Uhr: Staffel Damen, 4 x 6 km

Dienstag, 03.12.2024 – 16.20 Uhr: Kurzes Einzel Herren, 15 km

Mittwoch, 04.12.2024 – 16.20 Uhr: Kurzes Einzel Damen, 12,5 km

Freitag, 06.12.2024 – 16.20 Uhr: Sprint Herren, 10 km

Samstag, 07.12.2024 – 17.10 Uhr: Sprint Damen, 7,5 km

Sonntag, 08.12.2024 – 14.30 Uhr: Massenstart Herren, 15 km
Sonntag, 08.12.2024 – 17.10 Uhr: Massenstart Damen, 12,5 km

Die Rennen werden im ZDF, in der ARD und auf Eurosport live übertragen. Kurzfristige Änderungen der Start- bzw. Übertragungszeiten sind möglich.