Der nächste Biathlon Weltcup findet vom 08.03. bis 10.03.2024 in Soldier Hollow (USA) statt. An drei Wettkampftagen stehen Staffeln, Sprints und Verfolgungen auf dem Programm. Johannes Thingnes Boe und Ingrid Landmark Tandrevold tragen das gelbe Trikot und die Gewinner der Staffelwertungen werden dort ausgezeichnet.
Nach fünfjähriger Pause wieder Biathlon Weltcup in Soldier Hollow
Nach fünfjähriger Pause findet im Soldier Hollow Nordic Center wieder ein Biathlon Weltcup statt. Im Rahmen der Olympischen Winterspiele 2002 wurden dort die Biathlon- und Langlaufwettkämpfe und die Langlaufbewerbe der Nordischen Kombination ausgetragen und zuvor, im Februar 2001 wurden die olympischen Strecken beim ersten Biathlon Weltcup getestet. Der letzte Biathlon Weltcup in Soldier Hollow wurde im Februar 2019 durchgeführt. Das Sportzentrum befindet sich oberhalb der Stadt Midway im Schatten der Wasatch Mountains im Wasatch Mountain State Park. Obwohl Soldier Hollow vor allem als olympischer Austragungsort bekannt ist, finden im Herbst, Frühling und Sommer zahlreiche Aktivitäten statt. In dem kleinen Stadion kommen die Fans ganz nah an die Athleten und die überarbeiteten Strecken führen in einer Höhe zwischen 1.600 und 1.800 Meter über dem Meeresspiegel durch unberührte Natur und insbesondere die extreme Höhenlage mit 1.700 bis 1.800 Meter ü.M. stellt eine große Herausforderung für Skijäger dar. Die Strecken beim Weltcup zuvor in Oslo sind zum Vergleich auf einer Höhe ab 300 Metern und der höchste Punkt der Loipen befand sich auf knapp über 600 Metern. Der Flug aus Oslo dauert 13 Stunden. Zielflughafen war Salt Lake City, Hauptstadt des größten US-Bundesstaats Utah. Von dort ist Soldier Hollow etwa 85 Kilometer entfernt. Die Athleten müssen zu der anstrengenden Reisetätigkeit nun versuchen, sich so schnell wie möglich an die andere Zeitzone zu gewöhnen und damit schnellstmöglich einen eventuellen Jetlag überwinden. Der Zeitunterschied beträgt in etwa acht Stunden, die auf die MEZ aufzusummieren sind. Für die Wettkämpfe in Soldier Hollow sind 252 Athleten aus 27 Nationen gemeldet, davon 124 Damen 128 Herren sowie 237 Offizielle und die Wettervorhersage meldet Neuschnee, Temperaturen tagsüber minimal und nachts deutlich unter dem Gefrierpunkt, leichte Böen und am Sonntag soll sich die Sonne blicken lassen.
Wie sieht es mit dem gelben Trikot aus?
Bei den Damen liegt derzeit Ingrid Landmark Tandrevold in Führung. Aber Lisa Vittozzi, Julia Simon und auch Justine Braisaz-Bouchet sind nah an ihr dran. Nur 93 Punkte liegt die Italienerin Vittozzi zurück, 97 sind es bei Julia Simon und 104 bei Braisaz-Bouchet. Alle vier waren beim Weltcup 2019 in Soldier Hollow am Start, auf das Podest kam keine der Vier und beste Platzierung erreichte Lisa Vittozzi mit Rang sechs in der Verfolgung.
Bei den Herren liegt Johannes Thingnes Boe an der Spitze der Gesamtwertung, aber sein Bruder Tarjei liegt nur 59 Punkte hinter ihm. Tarjei war nur in der Saison 2010/11 besser, wo er sowohl die Gesamtwertung als auch die Sprint- und Verfolgungswertung gewann. Tarjei könnte möglicherweise nach dieser Saison Ski und Gewehr an den Nagel hängen. Definitiv hat er sich noch nicht geäußert, aber Andeutungen gemacht, dass er sich noch nicht im Klaren sei. In jedem Fall steckt er mit der Mutter seines einziges Sohnes Aron, der Mitte September 2022 zur Welt kam, gerade in den Hochzeitsvorbereitungen. Die Hochzeit zwischen ihm und Gita Simonson wird diesen Sommer stattfinden. Johannes Thingnes kann, wenn überhaupt, nur von einem Norweger vom Thron gestoßen werden. Hinter ihm liegen in der Gesamtwertung fünf Norweger, deren Abstand zur Spitze aber bereits zu groß ist.
Wer liegt in der Staffelwertung an der Spitze?
Bei den Damen liegt Norwegen nur einen Punkt vor Frankreich und Schweden. Die Norwegerinnen haben zuletzt in Ruhpolding beim Sieg der Französinnen nur einen enttäuschenden zehnten Rang erreicht, nachdem die Staffel gleich zu Beginn durch zwei Strafrunden ins Hintertreffen geriet. Frankreich hat derzeit eine extrem starke Mannschaft. Neben Simon und Braisaz-Bouchet sind auch eine Lou Jeanmonnot oder Sophie Chauveau auf Top-Niveau und ob die Schwedinnen ihre zuletzt gesundheitsbedingten Ausfälle in der Staffel kompensieren können, wird sich zeigen. Allerdings wird Sophie Chauveau ihr Team in Soldier Hollow nicht unterstützen können. Ihr wurde die Einreise in die USA wegen Problemen mit dem Einreiseformular Esta nicht gestattet, wie sie auf Instagram schrieb. Beim Saisonfinale in Canmore will sie aber wieder dabei sein. Der Abstand der deutschen Damenstaffel ist bereits zu groß, um noch um die Kristallkugel mitkämpfen zu können. Dennoch werden die sechs aufgebotenen Damen, und wer davon dann für die Staffel nominiert wird, alles tun, um zum Abschluss ein versöhnliches Ergebnis zu erreichen.
Bei den Herren liegen die Norweger mit 360 Punkten an der Spitze. Sie haben alle vier gelaufenen Staffeln dominiert, Deutschland liegt an zweiter Position, aber mit einem Abstand von 90 Punkten besteht keine Chance mehr für das DSV-Team die Wertung zu gewinnen.
Welche Erinnerungen hat das deutsche Team an Soldier Hollow?
Von den damaligen DSV-Starterinnen ist nur mehr Franziska Preuß aktiv, alle anderen haben ihre Karriere bereits beendet, und Franziska Preuß tritt ja aus gesundheitlichen Gründen (Atemwegsinfektion) nicht in Solder Hollow an. Die Strecken und das drumherum sind also komplettes Neuland für die sechs aufgebotenen DSV-Läuferinnen. Anders bei den Herren: Johannes Kühn, Benedikt Doll, Philipp Nawrath und Roman Rees waren 2019 bereits dabei und Roman Rees gewann damals Sprintbronze und Benedikt Doll mit der Mixed-Staffel Silber, wobei aus dem Silberteam nur noch er aktiv ist. Sicherlich wird es darauf ankommen, wie das Material funktioniert und auch wie jeder Einzelne die Reisetätigkeit und den Jetlag verarbeitet hat und ob die Leistungsfähigkeit abgerufen werden kann.
In Erinnerung geblieben ist wohl so manchem Fan die Verfolgungsjagd eines T-Rex mit Benedikt Doll.
Heimspiel für die Amerikaner
Deedra Irwin liegt als beste Amerikanerin derzeit auf Rang 39 der Gesamtwertung und bei den Herren liegt der seit dieser Saison neue im Team, Campbell Whrigt auf Rang 35. Ein Ausreisser nach oben kann insbesondere dem Neuseeländer Campbell Whrigt zugetraut werden, der im Einzel von Oslo mit einem achten Rang aufhorchen ließ und damit erstmals im Weltcup die Top-10 erreichte und auch bei der WM in Nove Mesto na Morave als Elfter im Sprint die Top-10 knapp verpasste. Der Antholzer Armin Auchentaller führt die Geschicke des Teams als Trainer der amerikanischen Frauen- und Herren-Biathlon-Nationalmannschaft. Sein Co-Trainer ist der ebenfalls aus Südtirol stammende Emil Bormetti.
Das ÖSV-Team
Die sportliche Leitung Biathlon beim ÖSV hat gegenüber Oslo keine Veränderung im Weltcupteam vorgenommen. In Soldier Hollow als auch in Canmore sind aufgeboten:
Damen: Anna Gandler, Lisa Hauser, Anna Juppe, Lea Rothschopf, Tamara Steiner
Herren: Simon Eder, Patrick Jakob, David Komatz, Magnus Oberhauser, Dominic Unterweger
Vegard Bitnes (Cheftrainer Herren): „Oslo war aufgrund des schlechten Wetters eine echte Herausforderung. Wir sind teilweise ganz gut durchgekommen, aber leider hat es nicht bei jedem optimal funktioniert. Die Jungs sind jetzt top-motiviert für die letzten beiden Stationen, wollen sich steigern und unbedingt noch einmal zeigen, was sie draufhaben.“
Markus Fischer (Cheftrainer Damen): „Die Rennen in Oslo waren turbulent und aufgrund des Wetters alles andere als einfach. Der Schießstand hat uns mit den wechselhaften Bedingungen alles abverlangt, aber die Athletinnen haben das sehr gut gemeistert. Im Großen und Ganzen sind wir gut in Form und haben in Oslo so weitergemacht, wie wir bei der WM aufgehört haben. Die letzten beiden Stationen sind für mich neu und ich weiß nicht wirklich, was uns erwartet. Deswegen heißt es jetzt den Schießstand und die Strecke kennenzulernen und uns gut auf die Rennen vorzubereiten. Ich persönlich freue mich sehr, dass noch ein Staffelrennen ansteht. Ein Platz zwischen vier und sechs ist definitiv möglich und irgendwann kommt dann vielleicht sogar ein Ausreißer nach vorne.“(Quelle: PM ÖSV)
Das DSV-Team
Nach dem Biathlon Weltcup in Oslo kommen zu den bisherigen Athleten Danilo Riethmüller und Julia Kink neu ins Team, wobei Kink in Soldier Hollow erstmals ein Weltcuprennen bestreiten wird.
Das Programm
08. März 2024: 20.25 Uhr – Staffel Herren, 4 x 7,5 km
08. März 2024: 23.00 Uhr – Sprint Damen, 7,5 km
09. März 2024: 20.25 Uhr – Staffel Damen, 4 x 6 km
09. März 2024: 23.00 Uhr – Sprint Herren, 10 km
10. März 2024: 17.00 Uhr – Verfolgung Damen, 10 km
10. März 2024: 18.50 Uhr – Verfolgung Herren, 12,5 km
Die Rennen werden live von ARD und Eurosport und wegen der achtstündigen Zeitverschiebung zuschauerfreundlich abends übertragen.
Weltcupgesamtstand Damen nach Oslo
Weltcupgesamtstand Herren nach Oslo