Traditionell treffen sich Skispringer, Nordische Kombinierer und Langläufer in der siebtgrößten Stadt Finnlands, um an einem Wochenende dort ihre Wettkämpfe auszutragen – meistens allerdings Anfang März. In diesem Jahr bleibt der Zuschaueransturm jedoch coronabedingt aus.
Nordische Sportler seit vielen Jahren gemeinsam in Lahti
Zum wiederholten Mal in diesem Winter treffen Langläufer und Nordische Kombinierer aufeinander, auch die Skispringer sind mit dabei: Zwei Wochen nach dem Ende der Ski Tour der Langläufer und einer Woche Weltcup Pause für die Langläufer macht der nordische Tross Station im Süden Finnlands, wo die 96. Salpausselkä-Skispiele ausgetragen werden. Lahti, die siebtgrößte Stadt Finnlands, hat etwa 100.000 Einwohner und brachte viele berühmte Wintersportler wie Janne Ahonen oder Toni Nieminen hervor. Die Stadt liegt etwa 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Helsinki am Vesijärvi-See. Trotz der südlichen Lage ist es eines der bedeutendsten nordischen Zentren in Finnland. Die Schanzenanlage Salpausselkä ist benannt nach dem Salpausselkä-Höhenzug, der sich von Süd- nach Ostfinnland zieht. Lahti ist Rekordhalter im Austragen der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften, siebenmal fand das Großereignis bereits dort statt – zuletzt im Jahr 2017. Wie bei jedem Weltcup in diesem Winter sowie bei den bevorstehenden Weltmeisterschaften wird es kein frenetisch anfeuerndes Publikum im Stadion und an der Strecke geben. Insgesamt erwarten die Veranstalter aber etwa 300 Athleten aus 23 Nationen. 2020 ernannte die EU Lahti zur European Green Capital 2021, so dass sich Wahrzeichen der Stadt aktuell grün erleuchtet präsentieren, darunter auch der Turm der Großschanze. „Als grüne Hauptstadt werden wir die besten europäischen Umweltlösungen hervorheben, die Klimaziele von Lahti und ganz Finnland unterstützen und ehrgeizige Kooperationsprojekte starten. Wir werden die langfristige Umweltarbeit in Lahti sowohl in Finnland als auch auf der ganzen Welt bekannt machen und sicherstellen, dass der Alltag der Bürger in der Stadt reibungslos verläuft“, heißt es dazu auf greenlahti.fi.
Corona Situation vor Ort
Die Corona Situation in Finnland hat sich wie in vielen Regionen Europas nach dem Hoch im November nach entsprechenden Restriktionen gebessert. Seit dem Jahreswechsel haben sich die täglichen Neuinfektionen im gesamten Land bei durchschnittlich 250 neuen Fällen eingependelt, am 20. Januar wurden allerdings 444 neue Infektionen landesweit gemeldet. In Päijät-Häme, einer Region mit etwa 200.000 Einwohner, zu der auch die 100.000 Einwohner von Lahti gehören, wurden in den letzten 14 Tagen 81 Neuinfektionen vermeldet, was einer Inzidenz von 38,6 entspricht. Auf Lahti selbst entfielen während der Pandemie 847 Infektionen und die Stadt ist auch aktuell nicht coronafrei. Allerdings gab es in den letzten Tagen immer nur vereinzelte Neuinfektionen.
Nordische Kombinierer mit Rückenwind
Im Unterschied zu anderen Wintersportarten hat die Saison für die Kombinierer gerade erst so richtig begonnen. Mit den Wettkämpfen in Val di Fiemme am vergangenen Wochenende konnten die Athleten endlich so richtig in einen Wettkampfrhythmus starten. Und insbesondere die DSV-Athleten reisen mit ordentlich Rückenwind an. Nach dem Teamsprint-Sieg von Eric Frenzel und Fabian Rießle sowie weiteren Podestplätzen ist Bundestrainer Hermann Weinbuch optimistisch, aber auch gespannt: „Für uns wird es interessant sein zu sehen, ob wir auch auf der großen Schanze näher an die Konkurrenz herangekommen sind: Zuletzt in Kuusamo waren wir doch etwas weiter weg. Die Laufstrecke ist sehr schwer, das kommt uns wiederum entgegen. Wir fahren optimistisch nach Finnland und wollen unsere positive Entwicklungstendenz weiter fortschreiben.“ Aber nicht nur die deutschen Kombinierer haben zuletzt ordentlich Aufwind bekommen. Dies gilt insbesondere auch für die gastgebende Mannschaft. Mit einem zweiten Platz im Einzel durch Ilkka Herola sowie einem dritten Platz im Teamsprint gemeinsam mit Eero Hirvonen lösten die Finnen in ihrer Heimat große Begeisterung aus. Der Teamsprint am vergangenen Sonntag erzielte im finnischen Fernsehen sogar die höchsten Einschaltquoten der ganzen Woche. Bereits vor zwei Jahren konnten Herola und Hirvonen den Teamsprint im heimischen Lahti gewinnen. Spannende Wettkämpfe dürften also garantiert sein.
Gruber gibt Comeback
Einen Wechsel gibt es derweil im österreichischen Team zu verzeichnen. Der neunzehnjährige Johannes Lamparter, der derzeit der beste Österreicher im Weltcup ist, wird auf die Wettkämpfe in Lahti verzichten und zuhause seine Kräfte schonen. Dafür kehrt mit Bernhard Gruber ein echtes Urgestein in den Weltcup zurück. Nach fast einem Jahr Zwangspause nach seiner Herzkranzgefäßverengung freut sich der 38-Jährige riesig: „Die Vorfreude auf mein Weltcup-Comeback ist enorm. Ich habe am Dienstag meine ersten Großschanzensprünge absolviert und dafür den Bergisel ausgewählt, weil er mir richtig taugt und ich dort ein super Gefühl aufbauen kann. Es fühlt sich alles wie gewohnt an, fast so als ob ich nie weg gewesen bin. Ich habe die letzten Wochen richtig gut trainieren können und ich bin körperlich super vorbereitet, das Feuer in mir brennt wie eh und je. Natürlich ist es noch schwer zu sagen, wo ich im internationalen Vergleich stehe. Die Schanze und die Loipe in Lahti taugt mir aber richtig gut und ich werde mit viel Selbstvertrauen in die Wettkämpfe gehen. Ich halte den Ball flach und habe keine hohen Erwartungen, im Training und in den Intervalleinheiten hat es sich super angefühlt, ein Wettkampf ist aber dann doch nochmal was anderes. Ich werde mit einem positiven Gefühl reingehen, meine Sache machen und hoffen, dass was Gutes dabei rauskommt“, so Berni Gruber.
Norweger zurück, Karlsson und Klæbo fehlen
Neben Sergey Ustiugov, der nach seiner Corona Infektion sein erstes Kräftemessen auf internationalem Niveau absolvieren wird, kehrt auch das norwegische Team in den Weltcup zurück. Nach einem, wie sich im Nachhinein herausstellte, falschpositiven Corona Test eines russischen Kombinierers beim Weltcup Auftakt in Ruka und einer angeblich undichten Corona Bubble boykottierte das norwegische Team aus Angst vor einer Infektion alle weiteren Weltcups wie auch zunächst die Schweden und Finnen. Während die anderen Teams jedoch schon zur Tour de Ski wieder am Start waren, kehren die Norweger erst jetzt in den Weltcup zurück, um vor den Weltmeisterschaften ab 23. Februar in Oberstdorf auch auf internationalem Niveau die Form zu testen. Nicht dabei sein wird allerdings Johannes Høsflot Klæbo, auch wenn sein Kommen vom Team ebenfalls angekündigt worden war. Er selbst widersprach der Meldung jedoch sofort, er werde sich kurzfristig angesichts der Corona Lage entscheiden, ob der nach Lahti reist. Nach einer guten Trainingsphase, Teilnahme an Distanzrennen der Norwegischen Meisterschaften und sicherlich auch der Tatsache, dass es in Lahti keinen Sprint gibt, entschied er sich nun gegen einen Start. Nicht dabei ist auch Frida Karlsson, die nach ihrem Klimmzug Unfall in Toblach noch in der Rehabilitation steckt, nachdem sich die muskulären Schmerzen in die Arme ausgeweitet hatten. Inzwischen kann sie aber den Oberkörper im Training wieder voll einsetzen und wird bei den schwedischen Weltcups wieder am Start stehen. Komplett fehlen wird in Lahti das französische Team, nachdem bei Jean Marc Gaillard und zwei Technikern gegen Ende der Tour de Ski ein PCR Test positiv ausfiel. Die Angst im französischen Team ist groß, dass bei einer möglichen Restpositivität das ganze Team in Finnland in der Quarantäne festsitzen könnte. Darum traf man die schwierige Entscheidung, mit dem gesamten Team auf Lahti zu verzichten, obwohl Manificat & Co. immer sehr gute Erinnerungen an Lahti hatten. Allerdings können sich Langlauf Fans auf die Rückkehr von Charlotte Kalla freuen, die nach ihrer Corona Infektion im November langsam wieder in Form gekommen ist. Auch Jens Burman bestreitet seinen ersten Weltcup in diesem Winter. Bei ihm war allerdings nicht Covid 19 der Hinderungsgrund, sondern Rückenschmerzen.
Skiathlon und Staffel für die Langläufer
Üblicherweise nimmt sich Iivo Niskanen für die Einzelstarts bei Heimweltcups besonders viel vor und feiert meist einen Heimsieg, besonders wenn in der klassischen Technik gelaufen wird. Auch dieses Jahr wird er speziell auf Lahti hintrainiert haben, da er kurzfristig darauf verzichtete, bei der Tour de Ski anzutreten und er nun seine Form vier Wochen vor Beginn der Weltmeisterschaften im internationalen Vergleich testen muss. Allerdings gibt es diesmal weder ein Klassikrennen noch einen Einzelstart: In Lahti steht nach der Lillehammer Absage der erste Skiathlon in diesem Jahr auf dem Programm sowie ein Staffelrennen. Im klassischen Stil muss an beiden Renntagen die knapp 2,5 Kilometer lange Nordschleife absolviert werden mit viele kleineren Anstiegen, während auf der Südschleife längere Anstiege warten und die Freistil Runde mit 2846 Metern deutlich länger ist als klassisch.
Teresa Stadlober und fünf Schweizer
Mit einigen trainingsfreien Tagen erholte sich Teresa Stadlober von der anstrengenden Tour de Ski. Nach leichtem Aufbautraining am Ski und im hauseigenen Keller wird nur die Salzburgerin als ÖSV Athletin in finnischen Lahti am Start sein. Eine traurige Nachricht ereilte das Langlaufweltcupteam rund um Stadlober einen Tag nach der Tour. Der langjährige Servicetechniker Rudi Janach verstarb ganz plötzlich und hinterlässt eine Lücke im Team. Dennoch freut sich Stadlober auf das Rennen in Lahti: „Nach der Absage des Weltcups in Lillehammer wo auch ein Skiathlon am Programm gestanden wäre, freue ich mich, dass nun doch noch einer stattfindet. Außerdem habe ich gute Erinnerungen an Lahti und komme immer wieder gerne in den ehemaligen WM Ort zurück. Die Tour Müdigkeit steckt noch ein wenig in den Beinen und die Hiobsbotschaft über das Ableben von Rudi hinterließ Spuren. Für Rudi werde ich mein Bestes geben und versuchen mich wieder in den Top Ten zu platzieren.“ Für die Schweiz machen sich lediglich fünf Männer auf die Verteidigung des tollen Staffel Resultats aus dem letzten Winter – die Damen bleiben diesmal zu Hause. Die Herren haben jedoch beste Erinnerungen an Lahti 2020, wo sie durch Schneefall und Bummeltempo begünstigt, überraschend als Zweite hinter Norwegen die Ziellinie überquerten. Die fünf Schweizer Athleten findet ihr hier:
Immer wieder Schneefall bei eisigen Temperaturen
Finnlands Wintersport Hochburg Lahti zeigt sich dieser Tage winterlich verschneit. Nach Neuschneefällen in den letzten Tagen ziehen sie Fahrzeuge auf den Straßen immer wieder ihre Spuren in den frischen Schnee und auch in den nächsten Tagen soll es immer wieder schneien. Aktuell liegen in Lahti knapp 30 Zentimeter Schnee. Die Temperaturen liegen aktuell auch tagsüber im zweistelligen Minusbereich, ab Freitag soll es jedoch wärmer werden, so dass die Wettkämpfe nur noch bei einstelligen Minusgraden ausgetragen werden. Neuschnee und Wachsprobleme werden aber auch in diesem Jahr wieder während der Wettkämpfe eine wichtige Rolle spielen. Der zur Zeit kräftige Ost-Süd-Ost Wind soll am Wochenende nachlassen und dann aus südlicher Richtung kommen.
Kaum Live Übertragung im Free TV
Die Langlaufrennen am kommenden Wochenende werden alle von Eurosport2 übertragen, so dass viele Zuschauer auf den Eurosport Player angewiesen sein werden. Das ZDF plant bestenfalls kurze Zusammenfassungen der Rennen, aber keine Live Bilder. Ähnlich ist die Lage diesmal aber auch bei den Nordischen Kombinierern: Keine Live Übertragung im ZDF, der Wettkampf am Samstag nur bei Eurosport2, der Teamsprint am Sonntag allerdings komplett bei Eurosport1 im Free TV. ORF Sport+ und SRF2 zeigen jeweils Zusammenfassungen vom Skiathlon, am Sonntag steigen die Österreicher verspätet in die Damen Staffel ein und zeigt die Herren erst zusammengefasst am Nachmittag, während SRF2 trotz Schweizer Erfolg im letzten Winter in Lahti die Staffeln gar nicht überträgt.
Lahti Ski Games 2021
Den Zeitplan der Langläufer findet ihr hier: Langlauf Lahti
Das Programm der Kombinierer hier: Nordische Kombination Lahti