Traditionell treffen sich Skispringer, Nordische Kombinierer und Langläufer in der siebtgrößten Stadt Finnlands, um an einem Wochenende dort ihre Wettkämpfe auszutragen. Diesmal finden die Wettkämpfe unmittelbar nach den Olympischen Spielen statt.
Nordische Sportler seit vielen Jahren gemeinsam in Lahti
Zum wiederholten Mal in diesem Winter treffen Langläufer und Nordische Kombinierer aufeinander, auch die Skispringer sind mit dabei: Wenige Tage nach dem Ende der Olympischen Winterspiele reisen viele Sportler bereits wieder nach Finnland, um dort um Weltcupsiege zu kämpfen. Im Süden Finnlands werden die 97. Salpausselkä-Skispiele ausgetragen. Lahti, die siebtgrößte Stadt Finnlands, hat etwa 100.000 Einwohner und brachte viele berühmte Wintersportler wie die Skispringer Janne Ahonen oder Toni Nieminen hervor. Die Stadt liegt etwa 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Helsinki am Vesijärvi-See. Trotz der südlichen Lage ist es eines der bedeutendsten nordischen Zentren in Finnland. Die Schanzenanlage Salpausselkä ist benannt nach dem Salpausselkä-Höhenzug, der sich von Süd- nach Ostfinnland zieht. Lahti ist Rekordhalter im Austragen der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften, siebenmal fand das Großereignis bereits dort statt – zuletzt im Jahr 2017. In diesem Jahr sind im Stadion auch wieder Zuschauer erlaubt, die im letzten Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht zugelassen waren. Insgesamt erwarten die Veranstalter wie üblich etwa 300 Athleten aus 23 Nationen. 2020 ernannte die EU Lahti zur European Green Capital 2021, so dass sich Wahrzeichen der Stadt 2021 grün erleuchtet präsentierten, darunter auch der Turm der Großschanze. Als grüne Stadt hat Lahti weitere Pläne, um noch umweltfreundlicher zu werden: Bis 2025 will man CO²-neutral sein, die Nutzung von Kohle wurde bereits aufgegeben und 99% des Hausmülls wird recycelt. In Lahti hat der Besucher sowohl Stadtleben als auch Natur drumherum wie den See Vesijärvi, der seit Jahrzehnten unter Naturschutz steht, und die Finnische Seenplatte generell.
Langlauf: Freistilsprint und Klassik-Einzelstart
Für die Langläufer stehen in Lahti in diesem Jahr ein Sprint in freier Technik und ein Intervallstart im klassischen Stil auf dem Programm. Die Wettkämpfe starten ungewöhnlich spät verglichen mit den Lahti-Startzeiten vergangener Jahre, nämlich erst ab Mittag finnischer Zeit. Das heißt, dass die Finalläufe des Sprints am Samstag um 13:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnen, die Einzelstarts um 11:30 Uhr und 13:30 Uhr. Aber nicht alle Stars sind dabei. In Norwegen zum Beispiel sind zwar bei den Herren die großen Namen am Start plus weitere Athleten, die kein Olympiaticket erhielten. Bei den Damen waren nur Therese Johaug, Lotta Udnes Weng und Mathilde Myhrvold in Peking am Start, jetzt kehrt zum Beispiel Heidi Weng nach ihren Corona-Infektionen ins Team zurück, während Anne Kjersti Kalvå am Mittwoch wieder zurückzog, weil sie noch nicht ganz genesen fühlt. Helene Marie Fossesholm hat ihre Saison wegen schwacher Form bereits für beendet erklärt. Mit im Aufgebot sind auch Margrete Bergane und Kristine Stavås Skistad, die auch bei der U23-WM im Aufgebot sind und dann nach nur einem Start dort am Donnerstag nach Lahti weiterreisen. Es fehlt allerdings Harald Østberg Amundsen, was der gar nicht verstehen kann und viele andere auch nicht, da er sich in „saustarker Klassikform“ befindet. Stattdessen gibt man Emil Iversen eine weitere Chance. Im schwedischen Team wurde Charlotte Kalla zumindest vorläufig wegen Formschwäche aussortiert – andere zeigten bessere Leistungen und bekommen ihre Chance in Lahti. Mit dabei sein soll auch Frida Karlsson nach den enttäuschend verlaufenen Olympischen Spielen mit mehreren schweren Einbrüchen, sie will Revanche für Peking, wie sie selbst sagte. Ob sie wirklich nach Finnland reisen wird, steht aber noch nicht fest. Sie wird erst gründlich durchgecheckt, ob es eine gesundheitliche Ursache für ihre Probleme gibt. Auch im finnischen Aufgebot findet sich ein Teilnehmer der JWM in Lygna, nämlich Alexander Ståhlberg. Das russische Team für Lahti wird von Alexander Bolshunov und Natalia Nepryaeva angeführt, mit Denis Spitsov, Alexei Chervotkin, Maria Istomina und Alexander Terentev sind auch weitere Athleten aus der Borodavko-Gruppe dabei. Andere Starter wurden nicht veröffentlicht.
Update: Kurzfristig kommt Harald Østberg Amundsen dann doch noch zu einem Start in Lahti, nachdem Hans Christer Holund als Kontaktperson eines Infizierten ausfällt.
Elf Schweizer und zwei Österreicherinnen
Das Schweizer Team ist beim Weltcup In Lahti bestmöglich aufgestellt. Neben Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff stehen auch Alina Meier, Désirée Steiner und Lea Fischer im Aufgebot. Bei den Herren sieht das etwas anders aus. Unter den sechs Herren finden sich mehr Sprinter als Distanzläufer, Olympiastarter wie Dario Cologna, Jonas Baumann, Jason Rüesch und Roman Furger fehlen. Stattdessen schickt das Schweizer Team Jovian Hediger, Erwan Käser, Beda Klee, Janik Riebli, Roman Schaad und Cédric Steiner in Finnland an den Start. Österreich ist dort nur mit Teresa Stadlober und Lisa Stadlober vertreten. Nach dem anstrengenden 30er in Peking freut sich Stadlober auf das nächste Rennen: „Gerade die letzten Tage waren allerdings auch sehr anstrengend und jetzt werde ich die Zeit daheim einfach intensiv nutzen, um mich gut zu erholen. Gerade das 30 km Rennen war enorm kräftezehrend, aber so geht es allen, die bei diesem Rennen am Start waren. Ich habe schöne Erinnerungen an Lahti und bin dort eigentlich immer gut gelaufen. Das Ziel sind wieder die Top-Ten und ich freue mich schon auf das Rennen.“ Mika Vermeulen peilt heute bei der U23-WM Edelmetall an und wird anschließend in seiner zweiten Heimat Norwegen bleiben. Das Rennprogramm in Lahti mit einem klassischen Einzelstart kommt dem ehemaligen Kombinierer ohnehin nicht entgegen.
Nordische Kombination: Teamsprint und Einzelwettkampf
Auch für die Nordischen Kombinierer geht es kurz nach der Rückkehr aus Peking direkt im Weltcup weiter. Ein Teamsprint sowie ein Einzelwettkampf von der Großschanze stehen auf dem Programm. Beim Teamsprint starten je zwei Athleten pro Team; es gibt maximal zwei Teams pro Nation. Zunächst wird von Lahtis Großschanze (HS 130), die dieser Tage ihren fünfzigsten „Geburtstag“ beging, je ein Sprung absolviert. Anschließend laufen die Athleten im Wechsel je eine Runde über 1,5 Kilometer, bis insgesamt 15 Kilometer absolviert sind. In den letzten Jahren präsentierten sich hier neben den großen Nationen aus Norwegen, Deutschland und Österreich, auch Japan und die Lokalmatadoren aus Finnland, Eero Hirvonen und Ilkka Herola, stark. Für Japan bewies Ryota Yamamoto nicht zuletzt beim Team Event in Peking, dass er sich auf der Schlussrunde hervorragend an seinen Gegnern festbeißen kann. Norwegen dürfte in jeder möglichen Besetzung zu den Favoriten zählen, auch wenn Jarl Magnus Riiber auch in Lahti eine gewisse Geschichte der Pannen (Verlaufen inklusive) hat.
Vorfreude auf Normalität
Für das deutsche Team wurden die üblichen Weltcupstarter nominiert. Dazu zählen neben Manuel Faißt, Johannes Rydzek, Julian Schmid und Olympiasieger Vinzenz Geiger, auch Eric Frenzel und Terence Weber, der nach seiner Quarantäne in Peking wieder zum Team zurückkehrt. Ebenso wird Fabian Rießle wieder mit von der Partie sein, nachdem er als Einziger des Weltcupteams nicht mit nach Peking reisen durfte. Die Vorfreude auf einen „normalen“ Weltcup ist groß: „Auf Lahti freue ich mich jetzt richtig: endlich mal wieder ein Rennen mit Zuschauern! Und das an einem coolen Ort wie Lahti – da, wo der nordische Skisport richtig gelebt wird. Ich hoffe, dass ich richtig gute Leistungen zeigen kann, ich bin top motiviert!“, fiebert Geiger dem Wettkampfwochenende entgegen. Bundestrainer Hermann Weinbuch formuliert die Zielvorgabe: „Wir freuen uns auf ’normale‘ Weltcup-Rennen und haben das Ziel, in dieser Saison die Nationenwertung zu gewinnen. Da haben wir aktuell rund 300 Punkte Vorsprung auf Norwegen, dessen Athleten bei Olympia aber bärenstark aufgetreten sind – es wird nicht einfach werden, das noch nach Hause zu bringen. Außerdem wollen unsere Athleten – wie jedes Wochenende – auf das Stockerl kommen.“
Erst Regen, dann Wind in Lahti
Finnland präsentierte sich zuletzt sehr winterlich. Die Temperaturen in Lahti liegen aktuell allerdings über den Gefrierpunkt und es regnet bis Freitag Abend. Dann sinken die Temperaturen etwas ab und es bleibt am Wochenende voraussichtlich trocken. Beim Skispringen wird aber wahrscheinlich der Wind Probleme machen, der für das Wochenende in Böen bis zu 10m/s stark sein kann aus nördlicher oder nordwestlicher Richtung, was Rückenwind bedeuten würde. Die Wettkämpfe aus Lahti gibt es größtenteils live auf Eurosport 1 zu sehen, am Sonntag wird Langlauf der Damen und das Springen der Kombinierer allerdings nur auf Eurosport 2 gezeigt. Immer live dabei ist man mit dem Eurosport Player. Die ARD zeigt mit Ausnahme der Langläufe der Kombinierer nur Zusammenfassungen der Wettkämpfe. In der Schweiz werden sämtliche Rennen der Langläufer auf SRF2 gezeigt, in Österreich bei ORF Sport+. Den Langlauf der Kombinierer überträgt ORF1 jeweils live.
Zeitplan Nordische Kombination und Langlauf
Freitag, 25. Februar 2022
12:00 Uhr: Provisorischer Wertungsdurchgang/Qualifikation (HS130)
Samstag, 26. Februar 2022
11:00 Uhr: (LL) Prolog Sprint FT Damen und Herren
11:30 Uhr: (NOKO) Teamsprint – Springen HS130
13:30 Uhr: (LL) Finalläufe Sprint FT Damen und Herren
15:40 Uhr: (NOKO) Team Sprint – Lauf 2 x 7,5 km
Sonntag, 27. Februar 2022
10:15 Uhr: (NOKO) Individual Gundersen – Springen HS130
11:30 Uhr: (LL) 10km KT Damen
13:30 Uhr: (LL) 15km KT Herren
15:25 Uhr: (NOKO) Individual Gundersen – Lauf 10 km