Die bevorstehenden Langlauf Weltcups in Québec, Minneapolis und Canmore werden ohne norwegische Langläufer stattfinden. Das gab der norwegische Skiverband am späten Dienstagabend bekannt.
Norwegisches Team beendet Saison
Maiken Caspersen Falla, Tiril Udnes Weng, Ane Appelkvist Stenseth, Kristine Stavås Skistad, Johannes Høsflot Klæbo, Sindre Bjørnestad Skar, Emil Iversen, Erik Valnes, Pål Golberg, Eirik Brandsdal, Håvard Solås Taugbøl und Gjøran Holstad Tefre waren für die Sprint Tour in Québec und Minneapolis vorgesehen gewesen, Therese Johaug, Heidi Weng, Ragnhild Haga, Tiril Udnes Weng, Sjur Røthe, Simen Hegstad Krüger, Pål Golberg, Johannes Høsflot Klæbo, Emil Iversen und Gjøran Holstad Tefre für das Weltcup-Finale mit zwei Distanzrennen und Mixed-Staffel in Canmore. Niemand von ihnen wird in den nächsten zehn Tagen noch im Weltcup an den Start gehen, sie traten gestern die geplante Reise nicht an. „In dieser Situation, mit dem Risiko der Verbreitung des Corona-Virus und der Infizierung damit, sind wir verantwortlich für die Gesundheit und nicht dafür, erste Plätze zu erreichen“, sagte Thorbjørn Skogstad, Langlauf-Chef im norwegischen Skiverband. Damit verliert Johannes Høsflot Klæbo möglicherweise noch die kleine Kristallkugel für den Sprintweltcup, den er mit 165 Punkten vor Federico Pellegrino anführt. Bei der Sprinttour gibt es aber noch 350 Punkte zu holen, 150 auf den drei Etappen und 200 für die Gesamtwertung. Das war seinem Trainer Arild Monsen gar nicht bewusst, weil die Regeln der FIS unklar formuliert waren – Klæbo selbst aber schon. Dennoch steht er hinter der Entscheidung des Teams: „Ich unterstütze den Entschluss des NSF zu 100%. Wir alle sollen helfen, die Infektion einzudämmen, so wie es im Moment in der Welt ausssieht. Das ist wichtiger als zu den letzten Weltcups zu fahren in Kanada und den USA.“ Heidi Weng und Ragnhild Haga reisten bereits Anfang der Woche nach Canmore, um dort zu trainieren. „Sie können dort bleiben und trainieren, aber wir ziehen Norwegen komplett zurück aus der Startliste“, so die Verantwortlichen. „Man weiß ja auch gar nicht, ob es noch Flugzeuge zurück geben wird“ so Vegard Ulvang.
Infektionen im Raum Oslo „außer Kontrolle“
Laut eines Arztes der Intensivabteilung am Ullevål Krankenhauses in Oslo ist COVID19 im Großraum Oslo außer Kontrolle. Zwar gibt es in der Stadt nur 54 Fälle, das gesamte Umland rund um den Oslofjord ist aber deutlich stärker betroffen. Das größte Problem: Der Ansteckungsweg ist nicht mehr nachzuvollziehen. Nach der Meinung der Ullevål-Ärzte wird nicht genügend getan, um die weitere Ausbreitung zu verhindern. Am Morgen waren in Norwegen 401 Fälle bekannt, darauf entfallen etwa 40% auf die Metropolregion Oslo.
Unschönes Karriereende für Jacobsen?
Auch ohne die Absage des norwegischen Teams hätte Astrid Uhrenholdt Jacobsen bei den Rennen in Übersee gefehlt. Sie hatte schon vor Monaten bekanntgegeben, sich nun endlich auf die Beendigung ihres Medizinstudiums zu konzentrieren – laut eigener Aussage ist ein Karriereende sehr wahrscheinlich, so dass der Start am Osloer Holmenkollen möglicherweise ihr letztes Rennen war, das sie mit tränenüberströmtem Gesicht beendet hatte. Für die letzten Weltcuprennen hatte sie ohnehin keine Freigabe von ihrer Universität bekommen, sie hätte dort gerne noch am Start gestanden, was durch den norwegischen Startverzicht aber sowieso nicht mehr in Frage gekommen wäre. Eine endgültige Entscheidung über ihre Karriere will die Norwegerin im April oder Mai treffen.
Larkov unter Corona-Verdacht abgereist
Am Morgen gab das schwedische Team bekannt, im Gegensatz zu Norwegen bei den letzten Weltcups antreten zu wollen. Auch die FIS informierte, die Rennen würden „wie geplant“ stattfinden. Die Russen sind ebenfalls schon am Montag nach Québec geflogen – allerdings ohne Andrey Larkov, der mit Corona-Verdacht aus Oslo abreiste. Er wachte am Sonntag mit Fieber auf, musste deswegen auf einen Start über 50 Kilometer verzichten. Zunächst hieß es noch, der Russe würde in Moskau zum Arzt gehen und sich einem Corona-Test unterziehen. Weitere Meldungen dazu gab es aber nun nicht mehr. „Corona-Virus? Das saugt ihr Journalisten euch doch immer aus den Fingern. Muss man jemanden immer vorab in eine Schublade stecken, bevor es sicher ist?“, meinte Trainer Oleg Perevozchikov. Auch Teamkollege Alexander Bessmerthnykh wurde in einem Interview unter anderem auf Larkov angesprochen und glaubt nicht an Corona. „Der ist doch nur ein bisschen verschnupft! Sobald im Moment irgendjemand anfängt zu husten, wird sofort an Corona gedacht!“ Dennoch erwartet Larkov nun eine Quarantäne: Der Bürgermeister von Moskau unterschrieb am Donnerstag eine Anordnung, dass Rückkehrer aus von Corona betroffenen Ländern zunächst zwei Wochen in Quarantäne müssen, um die weitere Ausbreitung in der Hauptstadt zu verhindern. Alexander Bolshunov hat den Gesamtweltcup durch Klæbos Abwesenheit definitiv sicher, außer ihm vertreten auch Sergey Ustyugov, Gleb Retivykh, Andrey Melnichenko und Natalya Nepryaeva die russischen Farben. Damit ist schon jetzt klar, dass es in Canmore keine norwegische, russische, italienische, slowenische und österreichische Mixed-Staffel geben wird, die alle nicht genügend Sportler vor Ort haben. Die russische Verbandspräsidentin Elena Välbe reagierte mit Freude auf die norwegische Absage: „Es war ja eigentlich schon klar, dass Sanya [Bolshunov] den Gesamtweltcup gewinnt. Fast 500 Punkte Vorsprung – was sollte da noch passieren? Ich denke, die Norweger wissen einfach, wie man verliert. Sie haben gemerkt, dass es für sie nichts mehr zu gewinnen gibt – warum also dann hinfahren?“
Quelle: nrk.no, sports.ru, skisport.ru