FIS reglementiert Länge der Klassik-Langlaufstöcke

Alexey Poltoranin (KAZ), Dario Cologna (SUI), Andreas Katz (GER) (l-r) zu Beginn des Rennens © Felgenhauer/NordicFocus

Im Rahmen des Herbstmeetings der FIS-Komitees in Zürich wurde eine neue Regelung beschlossen. Demnach gibt es ab sofort eine individuelle Maximallänge für Langlaufstöcke in Klassik-Rennen. Der Vorschlag zur Reglementierung kam aus Deutschland.

83 Prozent der Körpergröße

Ab sofort gibt es eine neue wichtige Regel im Skilanglauf: Bei allen internationalen Skilanglauf-Wettbewerben, also unter anderem Weltcups, Continental Cups und auch Skimarathons, die als FIS-Rennen registriert sind, gilt ab sofort eine maximale Klassik-Stocklänge von 83 Prozent der Körpergröße. Diese wird zur einfacheren Kontrollierbarkeit mit angezogenen Langlaufschuhen gemessen, die Länge des Stockes von der Stockspitze bis zum Eintrittspunkt der Schlaufe in den Griff. So will man seitens des internationalen Skiverbandes die klassische Technik erhalten, aber insbesondere auch vermeiden, dass Nachwuchssportler mit eigentlich zu langen Stöcken nur das Doppelstockschieben trainieren. In den letzten Jahren wurde bei immer mehr Klassik-Rennen nur geschoben. Inbesondere bei relativ flachen Skimarathonrennen und Weltcups mit langen Abfahrten sowie gleichmäßigen Anstiegen bekam man nur noch selten die Diagonaltechnik zu sehen. Während Profis für diese extreme Beanspruchung von Gelenken und Muskulatur durch ihr tägliches Training vorbereitet sind, birgt das Doppelstockschieben für Nachwuchssportler gesundheitliche Risiken.

Vorstoß kam aus Deutschland

Eingebracht hatte diesen Regelvorschlag bereits beim FIS-Kongress im Frühjahr der sportliche Leiter für Skilanglauf im deutschen Skiverband, Andreas Schlütter. „Nachdem wir auch in Deutschland Entwicklungen im Nachwuchsbereich gesehen haben, die wir aus gesundheitlichen und trainingswissenschaftlichen Gründen nicht gut heißen können, mussten wir handeln. Deshalb habe ich bereits beim Kongress in Cancun vorgeschlagen, die Stocklänge in Klassik-Rennen zu reglementieren. Hier beim FIS-Herbstmeeting wurde nun der Grenzwert festgelegt und die Regeländerung beschlossen. Wir wollen den Skilanglauf sicher nicht überreglementieren, aber haben uns mit Einführung dieser Regel ganz klar für den Erhalt der klassischen Technik ausgesprochen. Und Längenbegrenzungen gab es im Skilanglauf auch schon in der Vergangenheit. So galt einige Jahre eine Minimallänge für Skating-Ski“, so Schlütter.

8 Kommentare

  1. Carsten Unger

    Grundsätzlich eine gute Sache, um
    1) das Training der Nachwuchssportler nicht ausschließlich auf Doppelstock auszurichten
    2) die klassische Technik am Leben zu erhalten.

    Aber: 83%….etwas mehr hätte es schon sein dürfen….so steht zum Beispiel bei euch:
    Körpergröße (in cm) x 0,84 = Klassik-Stocklänge mit dem Hinweis, das geübte Läufer den Wert aufrunden sollten….

    Darf ich mir jetzt lauter neue Stöcke zulegen?

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    1. Mario Felgenhauer

      Hallo Carsten,
      die Körpergröße wird mit Schuhen gemessen. Das entspricht dann laut Andreas Schlütter ungefähr einer Stocklänge von 0,85 mal Körpergröße (ohne Schuhe).
      Und neue Stöcke brauchst du nicht. Wenn sie zu lang sind, kannst du sie ja einfach abschneiden. 😉
      Grüße
      Mario

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      1. Carsten Unger

        Hallo Mario,

        dann schauen wir mal wie lange es dauert bis es Schuhe mit hohen Sohlen gibt 🙂

        So wie früher in der „Hörzu“: bis zu 8cm größer, unsichtbar für andere….

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  2. Alexander Bollwein

    Ich denke, dass nur wenige Langläufer im Weltcup/COC ihre Stöcke kürzen müssen. Die Stöcke wirken meist länger als sie tatsächlich sind.
    Spannend wird es aber beim Worldloppet. Dort müsste die Regel doch auch angewedet werden, oder?

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  3. Michael Ganz

    Endlich wird was für den Diagonalschritt unternommen. Ob es was bringt wird man dann sehen.
    Dazu endlich mal das viel zu oft zu beobachtende Skaten beim Klassisch Laufen hart sanktionieren.
    Und sich mal Gedanken machen über die Streckenplanung da kann man sicher wie im Artikel angesprochen auch den Klassikschritt forcieren.

    Und alle Doppelstockfanatiker können ja ihre eigenen Doppelstockschubwettbewerbe organisieren.

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  4. Tobias Burger

    Es wird sich zeigen, ob sich wirklich was ändert,… ich denke der Knackpunkt ist eher Steigwachs vs. Gleitwachs.

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  5. Manfred Berger

    Als Klassikläufer ist es fürwahr nicht lustig, wenn man links und rechts von „Schiebern“ stehen gelassen wird.
    Allerdings wird die reglementierte kürzere Stocktechnik auch nichts Positives dazu beitragen. Die Rückenprobleme werden nur noch größer, weil noch mehr gebückt!
    Als Veranstalter von Schüler- und Kinder-Cup-Bewerben haben wir Strecken ausgewählt, wo wir Abschnitte markiert haben, in denen jeder Teilnehmer den Diagonalschritt verwenden musste!!! Nur allein diese Maßnahme bringt einen nachhaltigen Erfolg!!
    Jedem Weltcup-Läufer und Volksläufer würde bzw. müsste dann zum Steigwachs greifen – ansonsten er sofort disqualifiziert und aus dem Rennen genommen wird!!
    Wie fachlich daneben die Verantwortlichen der FIS sind, hat sich gezeigt, dass ein deutscher Trainer die verkürzten Stöcke empfohlen hat und die FIS – ohne zu prüfen oder etwaige Alternativen zu erfragen – diese „blind“ umgesetzt hat.

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  6. Uwe Lehmann

    Aus meiner Sicht gut gemeint, aber (wie so oft im Leben) letztlich schlecht realisiert.
    Ich bin mein Lebtag lang mit „viel zu langen“ Stöcken klassisch gelaufen, weil mir das einfach liegt; unter anderem habe ich relativ kurze Beine im Vergleich zur Gesamt-Körpergröße. Deshalb bin ich trotzdem nie ein reiner „Schieber“ geworden; habe mit normalem Doppelstockschub und Zwischenschritt oft genug auch an etwas steileren Anstiegen noch Plätze gut machen können. Ich habe soeben nachgeprüft: alle meine Stöcke haben etwa 87% (anstatt der nun geforderten 83%). Auch meine Ski waren immer schon „viel zu hart“ – mit einem ordentlichen Abdruck hat mir auch das sicher oft Vorteile beim Gleiten gebracht – kommt nun bald auch dafür eine Vorschrift ? Um die Gesundheit junger Leute zu schützen, hätte man doch diese neue Regel z.B. ganz simpel an das Lebensalter koppeln können. Ich bin 54 und wollte eigentlich noch zwei-drei Jahrzehnte ab und zu mal auf dem Podest stehen. Mit dieser neuen – wie gesagt, sicher gut gemeinten – hoppla-hopp-Vorschrift und meinem vorgegebenen Körperbau werde ich in diesem Alter bestimmt nicht mehr meinen Stil derart anpassen können. Als mögliche Alternativvariante könnte ich auch gut mit Manfred Bergers Vorschlag leben: angekündigte und realisierte Kontrollen, daß beispielsweise an bestimmten Anstiegen auch wirklich klassisch gelaufen wird ! – So wird´s ja schließlich auch gemacht, um unerlaubtes Skaten zu verhindern. – Also wie gesagt: aus meiner Sicht keine gute Lösung für ein (vielleicht viel zu hoch gespieltes) Problem.

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