Die Sorge vor einer Corona Infektion zieht immer weitere Kreise. Inzwischen sind Startverzichts von Johannes Høsflot Klæbo sowie Emil Iversen bekannt und nun zieht sich auch noch das gesamte norwegische Team bis mindestens zur Tour de Ski aus dem Weltcup zurück.
Klæbo und Iversen verzichten auf Weltcup
Wie Johannes Høsflot Klæbo und sein Trainer Eirik Myhr Nossum bereits nach dem Wettkampf am Sonntag andeuteten (wir berichteten), wird der norwegische Gesamtweltcupführende aus Angst vor einer Corona Infektion die Weltcups in Davos und in Dresden auslassen. „Der Weltcup ist unwichtig verglichen mit der Ausbreitung der Pandemie“, sagte er. Über die Tour de Ski wird er später entscheiden, aber angesichts der Weihnachtstage, wodurch mögliche Infektionen in den Weltcup geschleppt werden könnten, erscheint ein Start eher unwahrscheinlich. Kurz darauf gab Emil Iversen bekannt, dass er Davos, Dresden und die Tour de Ski definitiv auslassen wird. Auch Heidi Weng geht es in der Corona Krise nicht gut: Die Form ist nicht da, sie verzichtete nach dem enttäuschenden Prolog auf die weitere Mini-Tour aus Angst vor Infektionen. Laut Heidis bester Freundin und Cousine dritten Grades, der ehemaligen Weltcup Athletin Martine Ek Hagen, sei Heidi durch die Corona Krise psychisch schwer beeinträchtigt. „Ihre größte Angst ist es, fern der Heimat zehn Tage lang in der Isolation festzusitzen“, sagte sie im Gespräch mit dem Dagbladet im Rahmen des Sprints in Ruka. „Ich denke, Heidi ist nicht sie selbst. Sie sollte keine Rennen bestreiten, bis sie nicht ganz fit ist.“ Allerdings brauche Heidi immer extrem lange, um nach einer Enttäuschung wieder auf die Füße zu kommen. „Darum bin ich sehr besorgt um Heidi, nach dem, was wir heute gesehen haben.“
Weltcup Rückzug des gesamten norwegischen Teams
Nach reiflichen Überlegungen entschied sich der Norwegische Skiverband, keine Athleten zu den nächsten Weltcups in Davos und Dresden zu schicken. Auch die Tour de Ski steht laut Teammanager für das gesamte norwegische Team in Frage. „Die Frage ist, ob wir das Risiko in einer WM-Saison eingehen sollen. Würde es nach mir gehen, würde ich die Tour de Ski an nur einem Ort austragen“, so Espen Bjervig gegenüber TV2. Das Problem sei, dass man sich nicht so gut isolieren könne wie in den 3-Personen-Hütten in Ruka. Außerdem müsse man gemeinsam im Bus von Ort zu Ort reisen. „Das Risiko, sich mit Covid19 zu infizieren immer da ist, wenn man im Weltcup antritt. Zusätzlich zum Risiko während der Reise haben wir festgestellt, dass Abstand halten und Kontakte vermeiden im Weltcup Stadion schwieriger ist als gedacht. Ausdauer-Athleten haben ihre Lungenkapazität als Werkzeug und wir wissen zu wenig über die Spätfolgen. Darum lassen wir Vorsicht walten“, sagte Bjervig nach dem endgültigen Entschluss. Auch der schwedische Verband blickt skeptisch auf die Tour de Ski. Vermutlich würde man Athleten zur Tour schicken, aber man hofft dennoch auf ein Umdenken der FIS, um Reisen zu minimieren. „Hoffentlich denkt die FIS noch einmal darüber nach, das Reisen und das Risiko der Ausbreitung der Pandemie zu minimieren. Ich hoffe wirklich, dass das noch einmal diskutiert wird und es so sicher wie möglich gemacht wird“, sagte Team Manager Daniel Fåhraeus gegenüber SVT. Auch ein Start in Davos scheint für die Schweden noch nicht sicher zu sein. „Ich weiß nicht, wie weit die Diskussionen in Norwegen sind, aber natürlich werden auch wir den Weltcup in Ruka genau analysieren. Wir werden das Risiko abwägen, ob es sicher genug ist oder nicht“, meinte er noch vor dem endgültigen Rückzug der Norweger. Ob auch schwedische Läufer einen Startverzicht erwägen, ist ihm bisher nicht bekannt. Die Russen als drittes großes Team sind bereits in Davos vor Ort und absolvieren dort ein Trainingslager.
Umdenken im russischen Verband
Im russischen Verband hat inzwischen offenbar inzwischen ein Umdenken in Sachen Corona stattgefunden, berichtete am Wochenende der finnische Fernsehsender YLE, der ein Gespräch mit Elena Välbe führte. Die Verbandschefin Russlands hatte die 1500 Kilometer von Moskau nach Ruka aus Angst vor Infektionen am Flughafen oder während des Fluges im Auto bewältigt. Auch zumindest ein Teil der Athleten verzichtete auf den Flug. Im März schien das russische Team allerdings den beginnenden Ausbruch der Corona Pandemie noch auf die leichte Schulter zu nehmen. Während andere Teams schon aus Kanada abreisten, blieb das russische Team wettkampfbereit, bis die letzten Rennen im Langlauf Weltcup offiziell abgesagt wurden. Bei den ersten Restriktionen in Moskau reiste Välbe noch mit Familie aufs Land, um dort bei weiteren Familienmitgliedern „sicher“ zu sein. „Hier gibt es kein Corona“, sagte sie damals. Vor Saison stand aber dann sogar ein Nicht-Start des russischen Teams im Raum – zumindest, wenn es positive Fälle im Team gibt. Das Umdenken ist wohl darin begründet, dass Verbandschefin Elena Välbe im Herbst Freunde an das Corona Virus verloren hat, auch ihre Tochter erkrankte schwer. In den letzten Wochen und Monaten wurden viele Infektionen im russischen Ausdauersport bekannt, wenn auch vor allem im Langlauf wenige Namen genannt wurden. Nur Denis Spitsov und Andrey Sobakarev wurden von Trainer Borodavko erwähnt, beide sind noch nicht wieder fit. Laut Välbe waren 40% der Mitglieder des Nationalkaders (39 Athleten) von Corona betroffen, darunter auch viele Teamärzte und anderes medizinisches Personal. „Manche haben die Infektion gar nicht gespürt, manche hatten eine schwere Zeit. Das Schlimmste war aber, dass das das Nationalteam für eine Weile ohne medizinisches Personal auskommen musste. Viele Patienten waren Teamärzte“, sagte Välbe. Aber nicht nur die waren betroffen: „Einige unserer Top Athleten wurden auch ernsthaft krank und brauchten zusätzlichen Sauerstoff.“ Weiter warnte Välbe: „Auch wenn die Corona Infektion asymptomatisch ist, kann chronische Erschöpfung lange anhalten.“
Drei Weltcups vor Weihnachten in Ramsau
Nach vielen coronabedingten Absagen reagierte der ÖSV und begrüßt nun kurz vor Weihnachten nicht nur wie geplant die Nordischen Kombinierer, sondern auch die Skispringerinnen und Kombiniererinnen. Sonst hätten die Damen in beiden Sportarten lange auf ihren Weltcup Auftakt warten müssen beziehungsweise bei den Nordischen Kombiniererinnen standen bisher nur zwei Weltcups im Kalender. Lillehammer (Anfang Dezember) und Otepää (Anfang Januar) wurden allerdings bereits abgesagt, so dass der neu geschaffene Termin in der Ramsau am Wochenende vor Weihnachten aktuell der einzige Weltcup Termin für die Kombiniererinnen ist. „Im Interesse des Sports hat sich der Österreichische Skiverband dazu entschlossen die Austragung zweier zusätzlicher Damen-Bewerbe zu übernehmen. Wir sind uns der Verantwortung gegenüber unseren Sportlerinnen und Sportlern bewusst und wollen in dieser für alle schwierigen Zeit unseren Teil zu einer gelungenen Weltcupsaison beitragen. Diese Entscheidung hat auch eine wichtige Signalwirkung für den Nachwuchs. Ich darf mich beim Land Steiermark, bei der Region Ramsau, dem WSV Ramsau, unserem Hostbroadcaster ORF und allen treuen und zuverlässigen ÖSV-Partnern für ihre Unterstützung bedanken. Ohne sie wäre eine kurzfristige Durchführung von zwei weiteren Weltcupveranstaltungen nicht möglich“, so ÖSV-Präsident Prof. Peter Schröcksnadel in einer Pressmeldung. Vom 18. bis 20. Dezember stehen für die Nordischen Kombiniererinnen drei Wettkämpfe auf dem Plan, zusätzlich wie geplant zwei Wettkämpfe für die Herren sowie ein Wettkampf als Weltcup Auftakt für die Skispringerinnen.