Immer wieder gibt es Ärger um die Weltcup Organisation der FIS und die Absage einiger Team. Lest hier alle Neuigkeiten zu dem Thema. Außerdem haben Martin Johnsrud Sundby und Didrik Tønseth gesundheitliche Sorgen, während die Kombinierer Bernhard Gruber und Laurent Mühlethaler auf die Schanze zurückkehren konnten. Die olympischen Testwettkämpfe in Peking mussten coronabedingt abgesagt werden.
Schlickenrieder und Flury kritisieren Boykott
Lauter Ärger bezüglich der coronabedingten Absagen der drei nordischen Länder bei den vorweihnachtlichen Weltcups kommt inzwischen aus Deutschland und der Schweiz, wie der Schweizer Blick berichtet. DSV Teamchef Peter Schlickenrieder erklärte: „Das ist ein Armutszeugnis, was da gerade passiert.“ Christian ‚Hitsch‘ Flury, der Langlauf-Chef bei Swiss Ski, ist derselben Meinung: „Das sehe ich genauso, es ist ein Armutszeugnis. Aber es überrascht mich nicht. Wir haben erwartet, dass bei diesem Kalender so etwas passiert.“ Trotz aller Kritik hatte die FIS in alle Sportarten am ursprünglich geplanten Wettkampfkalender festgehalten – anders als die IBU. Dabei hätte es eine andere Möglichkeit gegeben, ohne dass die FIS selbst hätte viel nachdenken müssen. „Wir haben mit den Deutschen im Sommer ein Konzept vorgelegt, wie ein angepasster Kalender aussehen könnte. Unter anderem wurde das aber von den Skandinaviern abgelehnt. Es ist darum sehr enttäuschend und nicht ganz fair, dass sie nun absagen“, ärgerte sich Flury, der verständlicherweise wütend auf Norwegen & Co. ist. „Sie hätten uns unterstützen können, als wir im Mai den Vorschlag gemacht haben!“ Damals hatte man in den nordischen Ländern offenbar die Corona Pandemie unterschätzt, beziehungsweise kein Wiederaufflammen im Herbst und Winter erwartet. Weiter übte Flury heftige Kritik an der FIS: „Da fehlt die Führung in der FIS-Langlauf-Crew, welche die Rahmenbedingungen vorgeben sollte. Man hat es im Sommer verpasst, Anpassungen im Kalender und einheitliche Regeln zu machen. Es ist eigentlich traurig, was da abgeht.“ Statt einem Boykott im Dezember und eventuell bei der Tour de Ski hat Swiss-Ski ganz andere Pläne. Die Schweizer werden bei der Tour de Ski definitiv teilnehmen, rechnen aber danach mit coronabedingten Pausen für das Team. „Die Rennen im Januar und Februar vor der WM sind sehr fragwürdig. Da ist Weltcup-Kalender fast nicht zu stemmen“, sagte er.
Krisen-Meeting mit FIS und Teams: Forderungen
Der coronabedingte Boykott der Athleten im Langlauf Weltcup zieht immer weitere Kreise. Inzwischen hört man auch verschiedene Aussagen aus Russland: Dass die Russen möglicherweise bei der Tour de Ski wegen der Infektionsgefahr und mangels Gegnern auch nicht antreten beziehungsweise, dass es darauf ankommt, ob die anderen Nationen am Start sind. Verbandspräsidentin Elena Välbe sagte inzwischen aber klar gegenüber der Tass: „Nein, diese Option gibt es nicht.“ Russland wird demnach also definitiv am Start sein. Ob und wie die Tour de Ski stattfinden wird, wurde am heutigen Freitag in einem virtuellen Meeting mit der FIS, Mannschaftsärzten und Athleten besprochen. „Wir hoffen auf einen guten Dialog, wie wir die Saison weiter fortführen können“, sagte Schwedens Langlauf Manager Daniel Fåhraeus vorher. In dem Krisen-Meeting wurden keine Entscheidungen getroffen, aber die Teams gaben ihre Forderungen für die Teilnahme an der Tour de Ski bekannt. Die Infektionszahlen in den betroffen Regionen müssen sinken: Graubünden hat aktuell 734 aktive Fälle, Val Müstair selbst hat aktuell 37 Aktive Fälle und meldete sieben Neuinfektionen heute. In Italien ist die Lage schwieriger, weil aktuell noch Massentests in ganz Südtirol (gestern 285 Neuinfektionen) laufen, genaue Zahlen für Toblach und Val di Fiemme sind nicht zu finden. Generell sind die Infektionszahlen in den letzten Wochen in der Schweiz und in Italien nach Restriktionen aber gesunken. Außerdem fordern die Teams, dass die Tour de Ski nur in einem Land oder besser an einem Ort stattfindet und dass die Regeln in der Blase besser eingehalten werden als von manchen Nationen in Ruka. Das berichteten Medien aus Norwegen und Schweden. Die FIS muss sich nun Lösungen überlegen und hoffen, dass die Infektionszahlen generell in den Regionen weiter sinken – sonst werden die großen Nationen wohl auf einen Start verzichten.
Sundby und Tønseth hoffen auf Januar
Martin Johnsrud Sundby gibt sich selbst noch vier bis sechs Wochen, um seine gesundheitlichen Probleme in den Griff zu bekommen. „Wen in den nächsten vier bis sechs Wochen keine Besserung eintritt, werde ich mir diese Ski schnappen und sie in die Ecke stellen. So kann ich nicht weitermachen“, sagte der 36-Jährige dem NRK am Rande der nationalen Wettkämpfe in Sjusjøen als Ersatz für den Lillehammer Weltcup. Seit den Testrennen in Beitostølen, wo er das Rennen mit Schmerzen im Rücken („als wenn man mit Messern im unteren Rücken laufen würde“), wurde der Norweger erneut medizinisch komplett durchgecheckt. Die Ursache für seine mehr als ein Jahr andauernden Rückenschmerzen wurde aber immer noch nicht gefunden. Ein Karriereende ist somit zu erwarten, wenn es ihm nicht gelingt, bis Januar Form auszubauen und sich für die Weltmeisterschaften zu qualifizieren. Zwar wäre er für die 15 Kilometer als Titelverteidiger vorqualifiziert, mit Schmerzen und ohne Form würde er aber nicht antreten: „Ja, ich darf über 15 Kilometer antreten, aber es macht keinen Sinn, zu einer Weltmeisterschaft zu fahren und dann nach sieben Kilometern das rennen abzubrechen. Ich brauche eine Trainingsphase, ich muss die Dinge zum Laufen bringen.“ Auch Didrik Tønseth befindet sich in einer schwierigen Phase, er ist auf der Suche nach der Form. „Leider gibt es dazu keine gute Antwort“, sagte er auf die Frage, was sein Problem ist. Nach durchwachsenen Leistungen in Beitostølen merkte er im Sprint-Prolog in Ruka (Rang 39), dass er in guter Form ist. In den nächsten beiden Wettkämpfen schloss er aber jeweils weit hinter den Erwartungen ab: Die Erfahrungen aus Beitostølen wiederholten sich. „Der Körper konnte nur knapp zwei Rennen in Beitostølen überstehen. In Finnland war alles nach dem Sprint sehr schlecht. Ich konnte das nicht verstehen. Sich schnell genug zu erholen und für den nächsten Tag fit zu sein, das ist das Problem. Wir müssen den Grund dafür herausfinden“, sagte er dem NRK. „Wenn du Langlaufrennen bestreitest und nicht in Form bist…. Du kannst es nicht verstehen, wieso die anderen so schnell sind. Wenn du alles gibst, aber die anderen an dir vorbei fliegen. Das ist brutal. Rennen bestreiten, wenn du nicht konkurrieren kannst, ist nicht gut für Körper und Psyche.“ Auch er hofft nun auf den Januar: Den Scandinavian Cup Anfang Januar und die NM später im Januar. Dann werden die WM-Tickets verteilt und Tønseth hofft, noch auf den WM-Zug aufspringen zu können.
Gruber und Mühlethaler zurück auf der Schanze
Gute Nachrichten aus dem Lager der Kombinierer: Routinier Bernhard Gruber ist wieder zurück auf der Schanze. Erstmals nach seiner Herzoperation im Frühjahr absolvierte der Österreicher einige Sprünge. Zunächst absolvierte Gruber einige Sprünge mit kurzen Ski auf der K30-Schanze in Velden, dann reiste er für zwei Sprungeinheiten nach Planica auf die K60. Auch auf der Normalschanze in Ramsau am Dachstein ist der 38-Jährige mittlerweile gesprungen und zeigte sich sehr zufrieden: „Die ersten Sprünge waren richtig cool. Ich bin am Balken der K60 in Planica gesessen und war zuerst einmal nur froh, wieder springen zu dürfen. Wir haben an der Basis gearbeitet, die ersten Sprünge haben sich etwas komisch angefühlt. Ich bin jedoch schnell wieder reingekommen, es macht mir wieder irrsinnige Freude.“ Noch ist nicht klar, wann Gruber in den Weltcup zurückkehrt. Momentan scheint sogar bereits ein Start beim nächsten Weltcup in Ramsau kurz vor Weihnachten im Bereich des Möglichen: „Ich fühle mich fit und kann super trainieren. Wenn die kommenden beiden Wochen, in denen noch interne Testwettkämpfe sowie Sprung-, Kraft- und Ausdauertrainings am Programm stehen, normal verlaufen, dann sieht es gut aus. Ich liebäugle natürlich mit einem Comeback beim Heimweltcup in Ramsau am Dachstein in zwei Wochen. Dazu muss aber wirklich alles passen und ich konkurrenzfähig sein“, ist Gruber vorsichtig optimistisch. Selbiges gilt auch für Laurent Mühlethaler. Der Franzose hat nach seinem Armbruch vor rund zwei Monaten ebenfalls das Sprungtraining wieder aufgenommen. Wenn sein Arm die Belastungen beim Langlauf gut verkraftet, träumt Mühlethaler ebenfalls von einem Comeback in Ramsau.
Olympische Testwettkämpfe abgesagt
Wie die FIS am Freitag bekannt gab, sind nach dem Biathlon Weltcup Finale in Peking auch alle weiteren Testwettkämpfe der FIS Disziplinen in dieser Saison abgesagt sind wegen der globalen Covid19 Situation. Das betrifft die Freestyle und Snowboard Weltmeisterschaften, Continental Cup und Weltcup im Skispringen, dem Weltcup der alpinen Damen sowie die Weltcups der Langläufer und Nordischen Kombinierer. Anreisende Athleten und Teammitglieder müssten in China eine 14-tägige Quarantäne einhalten. „Wir waren zuversichtlich, dass wir die Testwettkämpfe in China diese Saison möglich machen können“, sagte FIS Präsident Gian Franco Kasper. „Aber die aktuelle zweite Covid19 Welle sorgt für sehr strenge Reise Restriktionen, die es quasi unmöglich machen, internationale Wettbewerbe auszutragen. Es war eine schwierige Entscheidung, die wir treffen mussten, aber dank der guten Vorbereitung des Beijing 2022 Teams, wissen wir, dass alle Wettkampforte rechtzeitig auf höchstem Standard sind für die Spiele im Februar 2022.“