Langlauf Kurznews: Essstörungen, Junioren-WM und Weltcup-Auftakt

Alexander Bolshunov (RUS) © Vianney THIBAUT/NordicFocus

In Norwegen sind Essstörungen immer noch ein heißes Thema, speziell nach einer aktuellen Umfrage. Die Junioren- und U23-Weltmeisterschaften im kommenden Winter finden in Norwegen statt. Außerdem gibt es bei einigen Athleten Fragezeichen bezüglich des Weltcup-Auftakts.

Umfrage: Essstörungen großes Problem beim Nachwuchs

Vor allem, nachdem Øystein Pettersen den wegen seiner eigenen schweren Erkrankung verschobenen Podcast zum Thema Essstörungen im Wintersport nachgeholt hatte, ist das Thema in Norwegen wieder in aller Munde. Zudem machte das Dagbladet eine Umfrage unter Nachwuchssportlern, die erschreckende Ergebnisse brachte. Schon 2016 wurde von einer Psychologin eine Umfrage unter jungen Athletinnen gemacht, bei der 18,7 Prozent ein gestörtes Essverhalten angaben. Doch auch wenn die aktuelle Umfrage vom Dagbladet etwas anders aufgebaut war, bestätigten sich die Ergebnisse. Die aktuellen Zahlen sind sogar noch alarmierender: Demnach gaben 29 Prozent der Langläuferinnen und Biathletinnen zwischen 16 und 19 Jahren, die bei der Umfrage mitmachten, ein gestörtes Essverhalten an. Damit haben sie ein gesteigertes Risiko, an einer Essstörung zu erkranken. In Zahlen bedeutet das, dass 41 von 141 jungen Athletinnen Essprobleme haben. Auch in Russland ist man überrascht über das Ausmaß der Erkrankung unter jungen Norwegerinnen. So sagte Junioren-Weltmeisterin Veronika Stepanova: „Das entspricht nicht meinem Empfinden in der Welt des Langlaufs. Ich habe persönlich noch niemanden getroffen, der die Diagnose Essstörung hat. Und ich kenne hunderte junge Langläufer!“ Sie sieht es als wichtig an, dass die Trainer ehrlich mit ihren Sportlern sind und auf mögliche gesundheitliche Probleme hinweisen, um bessere Leistungen zu bringen. „Aber mir wäre es lieber, wenn die Diskussionen um Gewicht oder anderes privat blieben zwischen mir und dem Trainer und nicht von allen Medien diskutiert werden.“ Trainer Markus Cramer sieht die Zahlen als großes Problem: „Auch darum bin ich gegen den Vorschlag, die Laufstrecken der Damen an die der Herren anzupassen. Wenn wir das tun würden, würden sich die Essstörungen und die Anzahl der betroffenen Athleten noch weiter verschärfen.“ Weiter macht er den Vorschlag: „Vielleicht sollte Norwegen seine eigenen BMI-Regeln für nationale Rennen einführen. Das Problem besteht in Russland oder Deutschland auch, dennoch überraschen die hohen Zahlen aus Norwegen.“

JWM 2022 nach Lygna/Norwegen

Seit Ende letzter Woche steht fest, dass die Junioren- und U23-Weltmeisterschaften 2022 im norwegischen Lygna stattfindet. Das Skizentrum liegt etwa eine Stunde nördlich von Oslo auf einer Höhe von 650 Metern. Nachdem sich Zakopane zum zweiten Mal nach 2021 coronabedingt von der Austragung zurückgezogen hatten, bewarben sich kurzfristig Toblach und Lygna für die Wettkämpfe im Jahr 2022. „Es gab mit Toblach und Lygna zwei sehr erfahrene Ausrichter. Da es aber eine Vereinbarung gab, dass das NRK die Wettkämpfe übertragen wird, erhielt Lygna und Norwegen den Zuschlag. Ich möchte allen danken, die in der kurzen Zeit für diese Bewerbung gearbeitet haben sowie Lygna, die erneut eine große Veranstaltung austragen“, sagte Ski-Präsident Erik Røste. Langlauf-Manager Espen Bjervig ergänzte: „Lygna hat noch nicht viele internationale Wettkämpfe ausgerichtet, aber dort fanden 2015 und 2017 die norwegischen Meisterschaften statt. Vorher wurde das Stadion und die Strecken ausgebaut, so dass man für solche Titelkämpfe bestens gerüstet ist.“

Manificat, Bolshunov, Østberg: Ruka oder nicht?

Bis zum Weltcup-Auftakt im finnischen Ruka Ende November sind es nur noch wenige Wochen. Die Athleten befinden sich bereits an verschiedenen Orten im Schneetraining. Schon jetzt steht aber fest, dass der Weltcup-Auftakt für Maurice Manificat zu früh kommt. Seit Ende letzten Winters leidet der Franzose an einer Schambeinentzündung mit Schmerzen im linken Adduktorenbereich und hat sieben Monate fast gar nicht trainiert. Inzwischen kann der 35-Jährige seine Intensität wieder steigern, voll trainiert er aber noch nicht wieder. „Ich habe immer noch Schmerzen, aber es verschlimmert sich nicht wieder. Ich kann die Intensität steigern, habe aber bisher nicht auf Speed trainiert“, sagte er letzte Woche in Davos zu SkiChrono. Er hofft, in Lillehammer in den Weltcup einsteigen zu können. Fraglich ist ein Start in Ruka auch bei den zweimaligen Gesamtweltcup-Sieger Alexander Bolshunov. Der Russe leidet immer noch unter den Nachwirkungen seiner Zahn-OPs Mitte September und Mitte Oktober. Zwar befindet er sich zum Schneetraining in Muonio, wird aber definitiv nicht nicht am kommenden Wochenende die FIS-Rennen mit verschiedenen anderen Nationen bestreiten. Das sagte Yuriy Borodavko gegenüber championat.com. Zur selben Zeit sagte Elena Välbe bei MatchTV: „Ich bin nicht sicher, ob er am Weltcup teilnehmen kann. Wir sprechen noch darüber. Er ist noch in der Rehabilitation.“ Grünes Licht gibt es dagegen bei Ingvild Flugstad Østberg. Nach 20 Monaten Verletzungspause wegen zweier Ermüdungsbrüche im Fuß und vielen ausgelassenen Trainingslagern noch in diesem Sommer gab der norwegische Skiverband nun in einer Pressemeldung bekannt, dass die 30-Jährige fit für den Weltcup-Auftakt in Finnland ist. „Das fühlt sich natürlich toll an. Es ist lange her, dass ich beim Team war und bei Langlaufrennen. Es fühlt sich vielleicht auch länger an als es war“, sagte sie zu NRK.