Langlauf Kurznews: Finnen müssen zahlen, Carl bei Ragde Charge, Covid in Norwegen und weitere gesundheitliche Probleme

Perttu Hyvarinen (FIN) © Modica/NordicFocus

In der heutigen Zusammenfassung der Neuigkeiten geht es um die finanzielle Misere des finnischen Skiverbandes und Victoria Carl, die für Team Ragde Charge antreten wird. Außerdem gibt es gesundheitliche Probleme in Norwegen und bei Martina Di Centa.

Finnen müssen zahlen

Dass die finanzielle Lage im finnischen Skiverband sehr schlecht ist, ist schon länger bekannt. Immer mehr müssen die Athleten aus eigener Tasche zahlen wie Höhentraining oder Reisen, weil der Verband sparen muss. In der Vergangenheit mussten sie auch schon ihren Transfer von ihrer Heimat zum Flughafen Helsinki und eventuelle Übernachtung zahlen. Nun könnte es richtig ins Geld gehen, denn die Sportler sollen nun auch zahlen müssen, um im Weltcup starten zu dürfen. Das wurde am Donnerstag auf einer Verbandssitzung beschlossen. Die Summen stehen noch nicht ganz fest, aber es soll um bis zu 500 Euro pro Weltcup Wochenende pro Athlet gehen, wie die Direktorin des Skiverbandes, Marleena Valtasola, der Ilta Sanomat [auf Deutsch: Abendnachrichten] mitteilte. Die IS ist als größte Boulevardzeitung Finnlands seit Jahren einer der Sponsoren des Verbandes. Im Frühjahr wurde bekannt, dass der finnische Skiverband und seine Marketingfirma Nordic Ski Finland Oy einen Verlust von zwei Millionen Euro gemacht haben – allein in der Finanzperiode von Juni 2022 bis Oktober 2023! Darum müssen also die Athleten noch mehr als vorher in die eigene Tasche greifen, wenn sie ihren Beruf weiter ausüben wollen. „Die Zuzahlung gilt für jedes Wochenende und für alle Athleten“, sagte Valtasola. Es gibt also keine Ausnahmen, weder für die Stars noch für den Nachwuchs, der ohnehin knapp bei Kasse ist. „Wegen der schlechten Finanzen mussten wir schwere Entscheidungen treffen, um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen“, wird Verbandspräsidentin Sirpa Korkatti in der Pressemeldung zitiert. „Im kommenden Winter müssen wir zweigleisig denken, wie wir in Zukunft unsere Arbeit in hoher Qualität sicherstellen können auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2026. Aus den roten Zahlen zu kommen ist eine absolute Notwendigkeit.“ Die Sportler wurden mitten im Trainingslager in Vuokatti von der Ankündigung überrascht. Perttu Hyvärinen und Aki Pajunoja, der Manager von Krista Pärmäkoski und Niko Anttola, kritisieren vor allem den Zeitpunkt der Entscheidung und die schlechte Kommunikation. „Es ist schon eine sehr spezielle Situation in der Arbeitswelt, wenn die Angestellten [Nationalmannschaftsathleten] davon in Kenntnis gesetzt werden, dass ihnen hunderttausend Euro abgenommen werden. Das ist ein tiefer Einschnitt, vor allem für den Nachwuchs“, sagte Hyvärinen zu IS. Der 33-Jährige, der letzten Winter überraschend seinen ersten Sieg feierte, ist der Meinung, dass eine solche Information viel früher hätte kommen müssen. „Es ist überraschend, dass so eine Entscheidung erst wenige Monate vor dem Beginn der Weltcupsaison kommt. Die Situation muss schon sehr schlimm sein, wenn man sich für so eine Maßnahme entscheidet.“ Manager Pajunoja ist derselben Meinung: „Es ist verwirrend, wenn so eine Entscheidung aus dem Nichts kommt und so spät. Seit Jahren kämpfen wir um den Inhalt der Athletenverträge, aber wir hatten bisher keinerlei Hinweis oder Warnung wegen dieser Zahlungen seit dem Frühjahr bekommen. Wenn versprochen wird, dass Dinge zusammen geplant und entschieden werden, dann sollte das auch so sein. Das war hier aber nicht der Fall.“ Im kommenden Winter stehen neben der WM und der Tour de Ski zehn Weltcup-Wochenende auf dem Programm. Man wird sehen, wer das Geld dafür aufbringen kann und will. Aber: „Die Langläufer stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie müssen mit dieser Entscheidung leben, um ihren Beruf als Profisportler weiter ausüben zu können“, so Pajunoja.

Vici Carl im Team Ragde Charge

Auch wenn die Prioritäten natürlich auf dem Weltcup und der Nordischen Ski WM in Trondheim liegen, bei der Victoria Carl nach ihrem Sieg im letzten Winter die Medaillen angreifen will, gehört die 29-Jährige nun auch zum Distanz Team Ragde Charge. Für das Aukland-Team bestritt sie schon am Saisonende 2024 zwei Rennen und wurde Zweite im Reistadløpet. Auch Schwedens Moa Lundgren und Stina Nilsson, die vom Biathlon zum Langlauf zurückkehrt, unterschrieben bei dem norwegischen Profi-Team. „Das wird sehr spannend. Sie werden unser Team verstärken. Beide Newcomer [Carl und Lundgren] haben bewiesen, dass sie stark in Skimarathons sind. Sie haben Stärken, die es ihnen erlauben, von Anfang an vorne mitzulaufen“, sagte Jørgen Aukland zu Langrenn.com. „Victoria war für uns schon bei dem Wochenende mit zwei Rennen in Nordnorwegen in der letzten Saison dabei und ihr haben die Rennen sehr gut gefallen – eine tolle Erfahrung. Sie denkt auch, dass Skimarathons sie zu einer besseren Langläuferin machen.“

Covid im Trainingslager

Während Johannes Høsflot Klæbo nach wie vor in Utah in der Höhe trainiert und mit seinen Fortschritten sehr zufrieden ist, haben einige seiner Teamkollegen gesundheitliche Sorgen. Gleich drei von ihnen mussten das Trainingslager in Torsby wegen einer Covid Infektion abbrechen. Zuerst musste Iver Tildheim Andersen krank abreisen, der zusammen mit Simen Hegstad Krüger im Auto nach Schweden gefahren war. So war Krüger der nächste Infizierte, der die Heimreise antrat. Athlet Nummer drei war Håvard Solås Taugbøl. Für Krüger ist es nach dem Januar 2022 vor den Olympischen Spielen sowie nach der WM in Planica 2023 schon die dritte Infektion. Trainer Eirik Myhr Nossum ist aber nicht besorgt: „Es ist besser, Covid jetzt zu bekommen als später kurz vor der Saison. Nun sind sie für sechs Monate immun und müssen sich in dieser Zeit keine Sorgen mehr machen“, sagte er zu Langrenn.com. Das nächste Trainingslager findet schon bald in Oslo statt – sicher wieder mit dem Covid-Trio.

Northugs Rückenprobleme gelöst

Nicht rund lief der Sommer auch für Even Northug. Als er auch nicht zur Toppidrettsveka antrat, machten sich seine Landsleute Sorgen. Von Rückenproblemen und Übertraining wurde gemunkelt, nun erklärte Trainer Eirik Myhr Nossum: „Diesen Sommer hat Even erstmals an den intensiven Sprint-Trainingseinheiten teilgenommen. Letztes Jahr hat er besser trainiert, aber er ist jetzt auf demselben Level wie letztes Jahr. Seine Rückenprobleme wurden im August beim Sprintwettkampf in Trysil akuter. Seitdem hat er keine so intensiven Einheiten wie zuvor machen können, aber nun geht es ihm wieder besser.“ Northug selbst sagte bei Langrenn.com: „Meinem Rücken geht es wieder gut und ich gebe Vollgas im Training.“ Dass er im Übertraining war, streitet der 28-Jährige vehement ab: „Mein Rücken hat mich gequält, aber ich hatte Hilfe, um das Problem zu lösen.“

OP bei Martina Di Centa

Die Rückenprobleme von Martina Di Centa, der Tochter von Olympiasieger Giorgio Di Centa und der Nichte von Olympiasiegerin Manuela Di Centa, ließen sich nicht so einfach lösen. Wie Cheftrainer Markus Cramer in einem Interview Anfang der Woche erzählte, musste sie sich einer Operation unterziehen. Seit dem Frühjahr hatte die 24-Jährige Rückenprobleme, die das Training deutlich einschränkten, so dass nun eine Lösung gefunden werden musste. Die Operation fand im IRCCS Humanitas Research in Rozzano bei Mailand statt, was genau operiert wurde, ist aber nicht bekannt. Inzwischen meldete sich die Italienerin auch aus dem Krankenbett: „Es gibt Momente im Leben, in denen man einen Schritt zurück machen muss, um stärker von vorne anfangen zu können. Das ist nun bei mir der Fall. Nach monatelangen Beschwerden war die Rücken-OP ein dringend benötigter Reset. Ich bin zutiefst dankbar für die Arbeit des Teams der Neurochirurgie und für all die Unterstützung, die ich von meinem Team, den Techniker, Physiotherapeuten und Ärzten des Bundes, dem Carabinieri-Sportzentrum, meiner Familie und meinen Lieben erhalten habe“, schreibt sie. „Jetzt bin ich bereit, meinen neuen Weg zu antreten, Schritt für Schritt werde ich wieder zu dem zurückkehren, was mich lebendiger fühlen lässt: Wieder Skifahren ohne Schmerzen und den Seelenfrieden zurückgewinnen, den ich seit Monaten verloren habe.“ Martina Di Centa hatte sich durch starke Leistungen im letzten Winter einen Platz im Weltcupteam erkämpft, den sie nun vorerst nicht nutzen kann. „Wir halten ihr den Platz im Weltcupteam frei. Wir erwarten sie in der zweiten Hälfte der Saison. Alles Gute“, sagte Markus Cramer.