In den letzten Tagen wurden einige Änderungen bekannt. Linn Svahn wird sich bis auf Weiteres allein auf ihre Rückkehr in die Weltspitze vorbereiten wie es gezwungenermaßen auch Ingvild Flugstad Østberg mit neuem Trainer tut. Anamarija Lampi? vollzieht nun ihren lange geplanten Wechsel zum Biathlon.
Linn Svahn trennt sich von Team
Auch wenn die schwedischen Kader für die kommende Saison immer noch nicht bekannt sind, steht jetzt eines fest: Linn Svahn gehört nicht mehr zum Team. Die 22-jährige Sprinterin, die seit einer schweren Schulterverletzung vom Weltcup in Ulricehamn Anfang Februar 2021 außer Gefecht ist, entschied sich nun, außerhalb des Nationalteams allein wieder um Anschluss an die Weltspitze zu kämpfen. Das gab sie am heutigen Montag in einer Pressemeldung bekannt. „Diese Entscheidung habe ich getroffen, weil ich enger mit meinem eigenen Trainer zu Hause zusammenarbeiten will. Wir haben einen Plan aufgestellt, der sowohl optimal für meine Rehabilitation nach der Verletzung ist, mich aber auch motiviert und fordert im Hinblick auf meine nächsten großen Ziele“, so Linn Svahn. Teamchef Anders Byström findet ihre Entscheidung „schade“, kann sie aber verstehen: „Wir werden sie vermissen. Wir haben vollen Respekt vor ihrer Entscheidung und freuen uns auf ihre Rückkehr, wenn die Zeit dafür reif ist.“
Østberg trainert mit Johaugs Trainer
Ingvild Flugstad Østberg wird sich ebenfalls allein auf den kommenden Winter vorbereiten – allerdings nicht freiwillig. Sie hat ihren Platz im Team wegen ihrer zweijährigen Verletzungsphase verloren und muss sich nun allein zurückkämpfen. Unterstützt wird sie dabei von ihrem neuen Trainer Pål Gunnar Mikkelsplass, der bisher der persönliche Trainer von Therese Johaug war. Als Ratgeberin an ihrer Seite steht auch Marit Bjørgen, die ebenfalls bei Østbergs Pressekonferenz in der vergangenen Woche anwesend war. Auch Therere Johaug wird sicher ein Auge auf die Freundin haben – sie soll generell dem norwegischen Damen-Team mit Rat und Tat zur Seite stehen, um die Teamkolleginnen wieder auf Kurs zu bringen. Mit dieser dreifachen Unterstützung sollte es Ingvild Flugstad Østberg gelingen, den Sprung zurück in die Weltspitze zu schaffen – sofern der Körper der 31-Jährigen mitspielt. „Natürlich musste ich eine Weile darüber nachdenken – ‚Ist es das alles wirklich wert?‘ Dann wurde mir aber klar, dass ich es versuchen will. Aber es gibt keine Garantien oder wie lange es dauern wird“, sagte sie der VG. „Außerhalb des Nationalteams auf mich allein gestellt zu sein, ist ein ganz neues Gefühl für mich. Seit 14-15 Jahren gehörte ich dem Nationalteam an. Das wird nun ganz anders, aber ich bin motiviert.“ Von den Erfahrungen der zurückgetretenen Therese Johaug sowie dem Elite Training Center im Olympiatoppen will auch Helene Marie Fossesholm profitieren, für die es letzten Winter nicht gut lief. Grund dafür war ein nicht erfolgreiches Höhentraining im Herbst, so dass sie in der Folge weitere Trainingslager verpasste. Sie will aber trotz ihres Umzugs nach Oslo weiterhin mit ihrem persönlichen Trainer Geir Endre Rogn zusammenarbeiten. „Ich werde wieder stärker und erhöhe mein Training mehr und mehr“, so Fossesholm zur VG, nachdem sie ihre Saison vorzeitig beendet hatte. „Aber mit intensivem Training sollte man nicht zu früh starten. Das kann sehr schlecht ausgehen, wenn man zu früh zu hart trainiert, das kann dem Körper sehr schaden, wenn der Körper nicht dazu bereit ist. Das Leben ist großartig. Aber im Hinblick auf die Form kann es auch ein Arschloch sein!“
Lampi? wird Biathletin
Überraschend gab Anamarija Lampi? letzte Woche via Social Media ihren Wechsel zum Biathlon bekannt – überraschend wegen des Zeitpunktes, weniger als ein Jahr vor der Hem-WM in Planica, wo sie Mitfavoritin auf eine erneute Medaille im Langlauf gewesen wäre. Überlegt hat die 26-Jährige aber offenbar schon länger: Nach den letzten Saisonrennen im Langlauf Weltcup verabschiedete sie sich von den slowenischen Medien mit den Worten: „Wir sehen uns bald wieder – im Langlauf oder im Biathlon!“ Inzwischen hat die Sprintspezialistin also ihre Entscheidung getroffen und gab dazu am heutigen Montag noch eine Pressekonferenz. „Als die Saison endete, dachte ich darüber nach, was ich nun machen soll. Im Langlauf habe ich alles erreicht, was ich erreichen konnte. Mit Ausnahme der Olympischen Spiele in diesem Jahr“, sagte sie auf der Pressekonferenz und meinte damit Platz zwölf im Freistilsprint sowie den siebten Rang im Teamsprint mit Eva Urevc. Der Slowenin ist klar, dass sie sich für eine Biathlonkarriere weiter in der freien Technik verbessern muss – und auch das Schießen wird natürlich eine Herausforderung. Ihr Lebensgefährte Boštjan Klavžar stammt aus Loška Dolina (dt.: Laastal), einem Tal im Süden Sloweniens an der Grenze zu Kroatien, aus dem viele slowenische Biathleten stammen. „Ich habe im Loška Dolina schon das Schießen probiert. Ein paar Mal im Sommer, sieben- oder achtmal im letzten Jahr – alles ganz im Geheimen. Im Laufen sehe ich keine Probleme, in der freien Technik habe ich mich seit Jahren kontinuierlich verbessert. Aber man wird sehen, wie es mit dem Schießen läuft. Darauf bin ich am meisten gespannt – nicht nur alle anderen. Als junges Mädchen habe ich ein paar Biathlonrennen bestritten, aber mit dem Luftgewehr, nun muss ich mich an das Kleinkalibergewehr gewöhnen. Aber ich bin ein technikaffiner Mensch und kann mich schnell anpassen“, sagte die 26-Jährige. Auch wenn ihr Weg sie zunächst in den IBU-Cup führt, will sie auch im Biathlon zu den Weltbesten gehören. Schon vor fünf Jahren, als sie ein Jahr vor den Olympischen Spielen in PyeongChang dort gerade ihren ersten Weltcupsieg feierte, beschloss sie gemeinsam mit ihrem Trainer, dem Italiener Stefan Saracco, dass mit dem Spielen in Peking ihre Langlauf-Karriere enden wird. „Er hat mir viel beigebracht, zeigte mir, wie und wie viel ich trainieren muss, um erfolgreich zu sein. Wir waren die ganze Zeit in Kontakt, haben jede Woche voneinander gehört. Er sagte, ich sei verrückt, als er von meinen Wechselplänen hörte. Vielleicht finden wir im Biathlon irgendwann wieder zusammen.“ Nun wird ihr Trainer im slowenischen Biathlon Team aber zunächst Ricco Groß sein. Ob Probleme im Team auch ein Grund für den Wechsel sind, erwähnte die Slowenin heute zwar nicht. Erst vor vier Wochen kritisierte sie die Arbeitsbedingungen und die Verbandsführung generell aber heftig. Detaillert sprach sie an, dass die Trainer im slowenischen Team auch gleichzeitig die Ski präparieren müssten und sie sich in Peking um viele Dinge hatte kümmern und Probleme lösen müssen, an die Athleten aus den großen Teams gar nicht erst denken müssen. Sie hofft, dass sich das im Biathlon-Team ändert. Internationale Athleten zeigten sich begeistert von ihrem Wechsel. Aber dennoch hat Anamarija Lampi? noch nicht ganz mit dem Langlauf abgeschlossen. Wie sie auf der Pressekonferenz bekannt gab, will sie im Februar einen Ausflug zurück zu den Langläufern machen und bei der Heim-WM antreten. Diese Pläne hat auch Biathlet Jakov Fak. Beide müssten vorher aber zunächst FIS-Punkte im Langlauf sammeln.