Ebba Andersson heißt die Siegerin über zehn Kilometer Freistil im Einzelstart beim ersten Langlauf Weltcup im französischen Les Rousses. Bei ihrem Weltcup-Comeback nach ihrer Covid-Erkrankung Anfang Dezember triumphierte sie vor Delphine Claudel und Jessie Diggins. Victoria Carl meldete sich nach leichter Knieverletzung als sehr gute Siebte zurück.
Andersson und Claudel profitieren von Zusammenarbeit
Die Nordische Ski WM wirft ihre Schatten voraus. Wie in Livigno ist das Starterfeld mit nur 39 Damen sehr schwach besetzt, auch wenn viele Nationen ihre besten Athletinnen schickten. Darum begann die rote Gruppe der Weltcupbesten schon mit Startnummer elf und es waren alle Athletinnen gestartet, als die ersten Damen gerade erst ihre dritte Runde begannen. Wie im Vorfeld schon bekannt wurde, hatte es der erste Teil der 3,3 Kilometer Runde in sich mit einem schweren Anstieg direkt nach dem Start. Jessie Diggins, die sich nach ihrer durchwachsenen Tour de Ski in Livigno noch eine Pause gönnte, ging die erste Runde viel schneller an als andere Favoritinnen und führte das Klassement mit wenigen Sekunden Vorsprung vor Ebba Andersson, Ingvild Flugstad Østberg, Rosie Brennan und Delphine Claudel an. In der zweiten Runde gab aber Ebba Andersson, die bei der Stadionpassage die gerade gestartete Delphine Claudel aufsammelte, richtig Gas und lief zusammen mit der Französin dem Sieg entgegen. Nach zwei Runden lag Andersson acht Sekunden vor Diggins und Claudel und Østberg mit elf Sekunden Rückstand auf Podestkurs. Auf ihrer letzten Runde konnte die Schwedin noch weitere Sekunden auf Diggins gutmachen, während die Französin ihre Schlussrunde ohne Andersson alleine laufen musste. Dennoch büßte sie, angefeuert durch die französischen Fans, mit zwei Sekunden deutlich weniger Zeit ein als Diggins und Østberg, was Rang zwei bedeutete. Im Ziel jubelte die Französin als letzte Starterin laut und feierte den ersten Podestplatz einer Französin auf heimischem Boden. Ebba Andersson sagte nach dem Sieg: „Es ist toll, wieder zurück zu sein im Weltcup. Es hat Spaß gemacht, zwei Runde mit Delphine zu laufen, denn das Publikum hat sie ständig angefeuert. Eine tolle Erfahrung. Es war so laut und wir haben einfach Gas gegeben, während die Zuschauer uns angefeuert haben. Mein Plan war es, mich auf meine Technik zu konzentrieren und ich freue mich einfach, wieder zurück zu sein.“ Hinter Jessie Diggins belegte Ingvild Flugstad Østberg den vierten Platz. Rosie Brennan und Silje Theodorsen, die mehr als eine Runde mit Diggins mitlaufen konnte, hatten mit 40 Sekunden als Fünfte und Sechste schon einen größeren Abstand auf die Siegerin.
Carl sehr gute Siebte nach Verletzung
Beste Deutsche wurde Victoria Carl als Siebte, die sich nach ihrer leichten Knieverletzung bei der Tour de Ski nun in sehr guter Form zurückmeldete. Die Thüringerin lief ein sehr konstantes Rennen, in dem sie jede Runde etwa 15 Sekunden auf Andersson einbüßte. Mit ihren 45 Sekunden Rückstand verwies sie Kerttu Niskanen, die überraschend starke Flora Dolci und Ragnhild Gløersen Haga in deren erstem Weltcup nach Corona auf die weiteren Top10-Plätze. „Das Rennen war sehr gut, ich bin tendenziell eher langsam angegangen, weil natürlich am Anfang die Berge kamen und mein stärkerer Part eher zum Schluss. Ich denke, es war von der Renneinteilung her ganz gut. Man hat auch am Albert gesehen, dass man hintenraus noch Plätze gutmachen kann“, sagte Victoria Carl später. „Ansonsten würde ich jetzt nicht sagen, dass mir die Strecke liegt. Das Publikum war super, sie hatten ganz viele Kinder von den Schulen mit eingeladen und es war wirklich richtig gute Stimmung. Ich hatte einen sehr guten Ski, aber ich habe mir in meinen Wettkampfski einen Kratzer reingelaufen. Ich weiß aber gar nicht so genau, wo das passiert ist. An manchen Stellen liegt schon mehr Dreck, aber ansonsten sind die Bedingungen sehr gut.“ Heidi Weng hatte schwer zu kämpfen und wurde 15., nachdem sie von Østberg eingeholt wurde und mit ihr mitlaufen konnte. „Ich konnte in der letzten Runde nichts mehr sehen, mir war so kalt“, sagte sie später. Pia Fink war sehr vorsichtig in den ersten schweren Anstieg gegangen, aber vor allem mit einer starken letzten Runde konnte sie sich noch einige Positionen verbessern und das Rennen als 19. beenden. Katherine Sauerbrey, die nach einer Knochenhautreizung erst spät in die Saison einstieg und noch nicht für die WM qualifiziert ist, hatte sich sehr auf den Weltcup mit den schweren Anstiegen gefreut. Die Thüringerin lag während des gesamten Rennens im Bereich von Rang 30 und konnte am Ende noch etwas mit Flora Dolci mitgehen, die eine Minute vor ihr gestartet war. Darum landete sie noch auf Rang 29. Auch Andreas Schlütter, Sportlicher Leiter im DSV, lobte seine Schützlinge: „Sehr gute Leistung von Victoria Carl nach der verletzungsbedingten Pause. Sie hat sich sehr gut zurückgemeldet und gut ins Rennen reingefunden. Sie hat sich das Rennen sehr gut eingeteilt und konnte am Ende noch eine Schippe drauflegen und in die Top10 laufen. Auch ein sehr guter Einstieg für Pia Fink als 19. Auch sie hat nach der Trainingsphase nach der Tour de Ski wieder gut in den Wettkampfmodus gefunden und auch Katherine Sauerbrey ist als 29. noch unter die besten 30 gekommen. Alle drei unter den besten 30, damit können wir zufrieden sein.“
Stadlober immerhin Zwölfte
„Der erste Teil der Strecke ist sehr hart, da geht es viel bergauf und man muss viel arbeiten. Ich habe nach der Tour de Ski nicht viel trainiert, darum habe ich keine großen Hoffnungen und will nur in den Rennrhythmus wieder reinkommen“, sagte die einzige Österreicherin Teresa Stadlober vor dem Start. Nach einer kontrollierten ersten Runde fand sie aber immer mehr ins Rennen und arbeitete sich trotz ihrem Erkältungsinfekt nach der Tour bis auf Rang zwölf hinter Julia Kern nach vorne. Im Ziel wies sie 55 Sekunden Rückstand auf Ebba Andersson auf, die eine Minute früher startete und sie fast noch erreichte. „Ich bin heute eigentlich zufrieden, vor allem weil meine Vorbereitung wirklich alles andere als gut war. Ich konnte nach der Tour aufgrund einer Verkühlung eine Woche gar nicht auf Ski trainieren, danach nur lockere Einheiten absolvieren und habe erst gestern hier vor Ort wieder kurze und schnelle Intervalle trainiert“, sagte die Salzburgerin, die sich erst nach dem Training vor Ort für einen Start entschied. „Im Laufe des Rennens ist es mir heute immer besser gegangen und ich habe mich körperlich eigentlich ganz gut gefühlt. Das stimmt mich auch zuversichtlich für das Rennen am Sonntag, das aufgrund der schwierigen Strecke und der vielen Abfahrten sicherlich nicht einfach werden wird.“
=> Ergebnis 10 Kilometer FT Damen