Langlauf News: Neuigkeiten vom FIS-Kongress – Eklat bei Wiederwahl

FIS-Flagge
FIS-Flagge © Sandra Volk

Am Donnerstag fielen beim FIS-Kongress in Mailand einige wichtige Entscheidungen. Unter anderem wurden Präsident und Vorstand gewählt.

Eliasch unter Protest wiedergewählt

Der seit Juni 2021 amtierende FIS-Präsident Johan Eliasch wurde im Rahmen des FIS-Kongresses mit 100 Prozent der abgegebenen Stimmen wiedergewählt. Der 60-Jährige sagte: „Ich möchte der FIS-Familie für ihren Support und ihr Vertrauen danken. Das letzte Jahr hat gezeigt, das dies erst der Anfang sein kann und muss. Ich bin dankbar und freue mich über diese klare Zustimmung zum Weitermachen unseres Weges, den Schneesport in eine rosige und erfolgreiche Zukunft zu führen.“ Soweit lautet die offizielle Meldung der FIS. So groß, wie es den Anschein hat, war die Zustimmung aber nicht. Auf der Sitzung kam es zum Eklat: Der Geschäftsmann, gebürtige Schwede, nun britischer Staatsbürger sowie ehemalige Chef des Ausrüsters Head war der einzige Kandidat und hatte zunächst eine Wahl per Handzeichen beantragt, was die Delegierten jedoch ablehnten. Wenig später wurde wieder Kritik laut, weil die FIS nur die Alternativen „Ja“ und „Enthaltung“ zuließ und man nicht mit „Nein“ stimmen konnte. Darum verließen etwa 40 Prozent der Delegierten unter Protest den Saal, darunter auch die Delegationen des DSV, ÖSV und von Swiss-Ski. Somit wurde Eliasch zwar mit 100 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt, es nahmen aber nur noch 70 von 116 Delegierten an der Wahl teil. Grund für die internationale Kritik sind Eliaschs Pläne für die Zukunft, die seit seinem Amtsantritt immer wieder für Irritationen sorgen – vor allem im alpinen Bereich: So plant er, Skirennen in Dubai zu veranstalten, den Riesenslalom nur noch in einem Durchgang auszutragen sowie Alpin-Weltcups zentral zu vermarkten. „Eine Wahl, in der man nur die Wahl hat, „Ja“ zu stimmen, entspricht nicht unserem Rechtsverständnis und ist einfach eine Farce“, sagte DSV-Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach bei insidethegames. „Nach Meinung unserer Rechtsexperten widerspricht so ein Vorgehen dem Schweizer Vereinsrecht. Zusammen mit anderen Verbänden haben wir unsere Meinung schriftlich vor der Wahl niedergelegt. Danach haben wir, der DSV, wie auch andere Verbände nicht mehr an der Wahl teilgenommen. Wir haben ebenfalls im Vorfeld schriftlich angekündigt, dass wir rechtliche Schritte prüfen.“ Dem stimmt auch Bernhard Aregger, Direktor von Swiss-Ski, zu. Auch er kündigte an, Eliaschs Wiederwahl rechtlich zu prüfen. Eliasch war ohne Gegenkandidat zur Wahl angetreten, weil mögliche Gegenkandidaten bereits im Vorfeld eine Niederlage gegen ihn befürchteten, da er insbesondere die kleinen Nationen innerhalb des Verbandes hinter sich wusste.

FIS-Vorstand: Elena Välbe nicht wiedergewählt

Einen herben Rückschlag musste der russische Skiverband hinnehmen. Präsidentin Elena Välbe, die trotz des russischen Angriffskrieges wieder kandidieren durfte, verlor ihren Platz im Vorstand und wurde von den Delegierten nicht wiedergewählt. Stattdessen gehören auch einige kleine Ski-Nationen wie Andorra, Argentinien oder Bulgarien zum neuen FIS-Vorstand, der auf zwei Jahre gewählt wurde. Mit 114 und 113 Stimmen erhielten Flavio Roda (ITA) und Enzo Smrekar (SLO) den meisten Zuspruch. Für Deutschland ist trotz Ablehnung von Eliasch Franz Steinle mit 93 Stimmen weiterhin im Vorstand vertreten, der Österreicher Patrick Ortlieb, der die Nachfolge des 80-jährigen Peter Schröcksnadel antritt, erhielt 105 Stimmen. Für die Schweiz ist Urs Lehmann mit 107 Stimmen in das „FIS Council“ gewählt worden. Elena Välbe und andere Mitglieder des russischen Skiverbands sehen ihr Ausscheiden aus dem Vorstand in der weltweit vorherrschenden ablehnenden Haltung gegenüber Russland begründet: „Das hatten wir so befürchtet: Jeder merkt, wie politisch der Sport nun ist und niemand will es aussprechen. Wir haben am Wahltag und davor mit vielen Kollegen gesprochen und verstanden, dass es keine Entscheidung gegen mich persönlich ist. Das heißt, dass der FIS-Vorstand die nächsten zwei Jahre ohne uns tagt. Vielleicht hat sich die Situation bis dahin geändert und dann werde ich wieder um einen Platz kämpfen“, so Välbe zu RT. Välbe und damit der russische Skiverband erhielt mit nur 48 Stimmen die geringste Unterstützung aller 23 Kandidaten für die 18 Plätze im Vorstand. Sie unterstützt Putin und den russischen Angriffskrieg und sagte bei championat.ru: „Natürlich sollte es gar keinen Nazismus geben, aber es gibt ihn und nun wurde die Büchse der Pandora geöffnet. Einige dieser Menschen werden nach Europa flüchten und das sind keine armen Flüchtlinge – in keinster Weise. Sie werden ihr wahres Ich noch zeigen.“ Ihrer Aussage nach soll auch ein Brief des ukrainischen Verbandes dazu beigetragen haben, dass alle Nationen sich gegen Russland stellten.

Nordische WM 2027 in Falun

Weiterhin wurden auch verschiedene Großereignisse vergeben, darunter die Nordische Ski-WM 2027. Zwölf Jahre nach der letzten erfolgreichen WM im schwedischen Falun werden die Titelkämpfe im Jahr 2027 erneut in der schwedische Wintersport-Hochburg stattfinden. „Falun hat uns schon 2015 unvergessliche Weltmeisterschaften verschafft und ich freue mich, dass wir so schnell, nur zwölf Jahre später, dorthin zurückkehren. Damit können die Veranstalter auf ihre Erfahrungen bauen und uns wieder zwei fantastische Wochen mit nordischem Sport bereiten“, so Eliasch. Wegen der Heim-WM gab Calle Halfvarsson bekannt, seine Karriere noch fünf Jahre fortsetzen zu wollen, obwohl er eigentlich „von Jahr zu Jahr“ entscheide. Andere Kandidaten neben Falun gab es nicht, allerdings erklärte das Organisationskomitee von Lahti gestern, sich für die Nordische Ski-WM 2029 bewerben zu wollen – ebenfalls nur zwölf Jahre nach der letzten WM dort.

Weitere Entscheidungen

Des Weiteren bestätigte die FIS die Anpassung der Renndistanzen bei Damen und Herren, obwohl sich Athletinnen und teilweise auch Athleten vieler großen Nationen ablehnend zu den geplanten Änderungen äußerten und lieber ihre bisherigen Renndistanzen beibehalten wollen. Wie geplant kann das Fluor-Verbot zum kommenden Winter in Kraft treten. Untersuchungen in den letzten Monaten hätten gezeigt, dass das Testgerät Fluor-Wachse zuverlässig erkennt. Über den Sommer sollen noch offene Fragen geklärt und Sanktionen festgelegt werden.