Der Bauernhof von Alexander Bolshunovs Familie ist unmittelbar vom Krieg in der Ukraine betroffen. In Norwegen tritt Espen Bjervig von seinem Cheftrainerposten zurück. In Oberhof gibt es ein neues Trainerteam am Stützpunkt und der Kombinierer Einar Lurås Oftebro fällt die gesamte Saison aus.
Sorge um Bolshunovs Familie
Auch nach 19 Monaten ist ein Ende von Putins Krieg nicht in Sicht. Auch wenn die Frontlinie sich in erster Linie im Südosten der Ukraine befindet, macht sich Alexander Bolshunov nun auch vermehrt Sorgen um seine Eltern. Der 26-Jährige wuchs außerhalb eines 500 Einwohner-Dorfes namens Podyvot’ye unmittelbar an der Grenze zur Ukraine auf, wo nun offenbar auch wieder gekämpft wird. Seine Eltern bewohnen eine Farm etwa drei Kilometer von der Grenze entfernt, die nächstgrößere Stadt in der Ukraine ist Schostka im Nordosten des angegriffenen Landes und liegt 60 Kilometer entfernt. Bolshunov selbst äußerte sich nicht zur Situation seiner Eltern, wohl aber sein Trainer Yuriy Borodavko gegenüber der Nachrichtenagentur R-Sport: „Sashas Eltern leben drei Kilometer von der Grenze, praktisch direkt an der Frontlinie. Es wurde dort bereits geschossen. Teile des Gebäudes wurden durch eine Bombe zerstört. Darum ist Sasha natürlich in ständiger Sorge“, so Borodavko. Weiter erklärt er: „Er wartet und steht in ständigem Kontakt mit ihnen. Wir sind alle in Gedanken bei ihm und sind besorgt. Ich würde seine Eltern lieber an einen sicheren Ort bringen, aber Aleksandr [der Vater] will die Farm nicht aufgeben.“ Auch Verbandspräsidentin Elena Välbe ist über die Situation informiert und sagte zu RIA Novosti: „Die Eltern von Sasha Bolshunov erhalten immer wieder „Besuch“ auf ihrem Grundstück. In dieser Situation bin ich sicher, dass Sasha niemals unter neutraler Flagge antreten würde, nur um Geld zu verdienen und einige Medaillen zu gewinnen.“ Der 26-Jährige lebt seit Jahren mit seiner Familie in Moskau, fernab des Krieges. Während er international nicht startberechtigt ist, brachte er kürzlich eine eigene Kollektion auf den Markt, an der er seit den Olympischen Spielen in Peking arbeitete. Unter anderem geht es um Handschuhe, Bolshunov will nicht mehr auf ausländische Kleidung angewiesen sein. Nun will er sein Sportstudium an der Penza State Universität fortsetzen. Ob er unter neutralem Status überhaupt startberechtigt wäre, ist unklar. Bolshunov ist zwar kein Mitglied der bewaffneten Streitkräfte, gehört aber im Rang des Captain der Nationalgarde an, die dem Nationalen Sicherheitsrat untersteht.
Bjervig nicht mehr norwegischer Langlauf Chef
Espen Bjervig tritt von seinem Posten als norwegischer Cheftrainer zum 1. Januar zurück. Den Posten hat er seit 2018 inne. Bjervig erzählte der VG, dass er nicht länger dieselbe Motivation und Freude aufbringen könne. Er bestreitet, dass negative Vorfälle wie die Mobbingvorwürfe oder andere nichtsportliche Gründe die Ursache für seinen Rücktritt seien. „Die Verantwortung im Sport ist ehr viel größer geworden. Im Sport muss man nun größere soziale Verantwortung übernehmen, was wir natürlich auch tun, aber es ist nun sehr viel komplexer als zuvor. Du bist hauptverantwortlich für sportliche Dinge, aber gleichzeitig auch für die Administration und auch die Erwartungen von Personen um uns herum müssen wir erfüllen“, sagte er. Schon nach den Olympischen Spielen in Peking wollte er zurücktreten, blieb aber wegen der Probleme im Damen-Team. Als er von den starken Leistungen der Damen im letzten Winter erzählt, muss er Tränen unterdrücken.
DSV Langlauf: Personelle Änderungen in Oberhof
Wie schon im Frühjahr angedeutet, kam es am Stützpunkt Oberhof zu personellen Änderungen. Am Rande der Zentralen Leistungskontrolle, die an diesem Wochenende dort bevorsteht, äußerte sich der Sportliche Leiter Andreas Schlütter zu dem Thema. „Axel Teichmann übernimmt über seine bestehende Tätigkeit als Co-Trainer von Per Nilsson in der Damen-A-Nationalmannschaft hinaus auch die Leitung von Damen und Herren der LG1 in Oberhof. Christoph Büttner betreut, wie bereits im letzten Jahr, die Junioren und Juniorinnen der U20. Seit diesem Frühjahr hat Ex-Langläufer Marius Cebulla die Rolle des Leitenden Stützpunkttrainers übernommen“, sagte er und fügte hinzu: „Außerdem freuen wir uns, dass Cuno Schreyl, einer der erfolgreichsten Trainer im deutschen Skilanglauf, seine Erfahrung im U16- bis U18-Bereich einbringt und seinen jungen Trainerkollegen als Mentor zur Seite steht. Ziel ist es, junge Talente für Weltspitzenleistungen vorzubereiten und damit entsprechend nachhaltigen Erfolg zu garantieren.“
Einar Lurås Oftebro langfristig verletzt
Das Team der norwegischen Nordischen Kombinierer muss einen Rückschlag hinnehmen. Mit Einar Lurås Oftebro fällt einer der Weltcupstarter für die gesamte Saison aus. Beim Sommer-Grandprix in Oberwiesenthal zog sich der 25-Jährige eine schwerwiegende Meniskusverletzung zu, die eine lange Pause bedeutet. „Im SGP in Oberwiesenthal habe ich mir Ende August den Meniskus komplett gerissen. Es passierte im Auslauf des PCR am Freitag. Die Operation verlief erfolgreich. Der Meniskus wurde größtenteils zusammengenäht und ein kleiner Teil entfernt“, sagte Einar, der der Bruder des noch stärkeren Jens Lurås Oftebro ist, in einem Statement. „Vermutlich bin ich nicht vor 2024/25 zurück im Wettkampf. Der Meniskus hat kaum Blutgefäße und benötigt darum lange zum Heilen. Ich möchte vorsichtig und nicht zu früh wieder ins Training einsteigen, um unnötige Rückschläge in der Rehabilitation zu vermeiden.“