Eine neue, (hoffentlich) spannende Langlauf-Saison steht bevor. Wir werfen einen Blick voraus auf den Weltcup-Kalender mit vielen Etappen-Rennen, auf Rücktritte und wichtige Änderungen nach der Saison 2019.
Viele Etappenrennen in Saison ohne Großereignis
Der nächste Winter wirft seine Schatten voraus und ausgerechnet in einer Saison ohne Großereignis wie Weltmeisterschaft und Olympische Spiele kamen offenbar alle Top-Athleten ohne größere Schwierigkeiten durch die Saisonvorbereitung. Sie arbeiten auf den Weltcup-Auftakt im finnischen Ruka hin, wo am kommenden Wochenende wie so oft der Winter mit dem dreitägigen Ruka-Triple beginnt – der ersten Mini-Tour der Saison. Über Lillehammer (NOR), Davos (SUI) und Planica (SLO) zieht der Tross zum ersten Highlight des Winters, der Tour de Ski, die diesmal aus sieben Etappen in der Lenzerheide (SUI), Toblach (ITA) und dem Val di Fiemme (ITA) besteht. Anschließend sind die Sprint-Spezialisten beim ersten deutschen Heimweltcup in Dresden am Elbufer unter sich, bevor in Nové Mesto na Morave (CZE) auch die Distanzläufer nach der kraftzehrenden Tour de Ski wieder am Start sind. Es folgt Ende Januar der zweite Weltcup auf deutschem Boden in Oberstdorf, wo die Strecken für die Nordische Ski-WM 2021 im Allgäu getestet werden – zeitgleich mit den Nordischen Kombinierern. Nach einer Woche Weltcup-Pause, in der traditionell in vielen Ländern nationale Meisterschaften stattfinden, reisen die Langläufer weiter nach Schweden. Nach dem Weltcup in Falun beginnt in der Biathlon-Hochburg Östersund die FIS Ski Tour 2020. Bei sechs Etappen in neun Tagen geht es von Östersund insgesamt 260 Kilometer immer nach Westen: In das Ski Alpin-Mekka Åre (SWE), Petter Northugs Heimat Meråker (NOR) und in Norwegens drittgrößte Stadt Trondheim – mit insgesamt drei Reisetagen und ohne Final Climb ist die Ski Tour 2020 aber nicht so anstrengend wie die Tour de Ski. Lahti (FIN), Drammen (NOR) und Oslo (NOR) sind wie jedes Jahr Anfang März im Weltcup-Kalender vertreten. Anschließend reist der Tross wie im Vorjahr auf den amerikanischen Kontinent, wo innerhalb von neun Tagen noch einmal sechs Wettkämpfe anstehen: Zunächst die FIS Sprint Tour in Québec City (CAN) und in Jessie Diggins‘ Heimat Minneapolis (USA), bevor beim Finale in Canmore (CAN) neben zwei Einzelrennen auch die allererste Mixed-Staffel im Langlauf-Weltcup ausgetragen wird.
Harter Kampf um große Kristallkugeln
Nachdem Überflieger Johannes Høsflot Klæbo seinen Vertrag mit dem norwegischen Skiverband unterzeichnet hat, steht dem Gewinn des dritten Gesamtweltcups in Folge für das Riesentalent des norwegischen Langlaufs nicht viel im Wege – auch wenn er angekündigt hat, in diesem Winter nur Klassikrennen bestreiten zu wollen. Seine größte Konkurrenz dürfte wie im Vorjahr aus Russland kommen – kann Alexander Bolshunov diesmal seine Chance nutzen? Ähnlich umkämpft wird die Saison sicher bei den Damen werden: Für Therese Johaug, die in diesem Sommer auf den Spuren ihrer Ex-Teamkollegin Kristin Steira auch in der Leichtathletik Medaillen sammelte, wird es sicherlich schwerer, auch 2019/20 ein Distanzrennen nach dem anderen zu gewinnen: Gesamtweltcup-Siegerin Ingvild Flugstad Østberg wird von Jahr zu Jahr immer mehr zur Allrounderin und auch das schwedische Lager ist mit der erfahrenen Charlotte Kalla sowie den ‚jungen Wilden‘ Ebba Andersson, die wegen einer Verletzung aber nicht vor Januar im Weltcup auftauchen wird, und dem gerade erst 20-jährigen Shooting-Star Frida Karlsson sehr stark besetzt – schon im letzten Winter kämpfte das Nachwuchstalent mehrfach mit Johaug um den Sieg beziehungsweise WM-Medaillen. Etwas unter dem Radar konnte sich eine junge Russin an die Weltspitze schieben. Natalia Nepryaeva gelang ein Sieg und mehrere Podestplatzierungen, was am Ende Rang zwei im Gesamtweltcup bedeutete. Von ihr ist sicher auch 2019/2020 einiges zu erwarten.
Deutsches Team ohne Ringwald, Böhler und Fessel
Große internationale Namen werden in der kommenden Saison nicht fehlen. Zu nennen ist in erster Linie Doppel-Weltmeister Alex Harvey, der nach dem letzten Heim-Weltcup in Québec seine Ski an den Nagel hängte. Im deutschen Lager wird Sandra Ringwald eine große Lücke hinterlassen, nachdem sie in der letzten Saison ihren ersten Sieg nur knapp verpasst hatte. Außerdem beendeten Elisabeth Schicho und Steffi Böhler, die in ihrer geplant letzten Saison durch den Folgen eines Wildunfalls keine Rennen mehr bestreiten konnte, ihre Leistungssport-Karriere. Die Hoffnungen ruhen nun ganz auf dem relativ jungen deutschen Team um Victoria Carl, Katharina Hennig, Pia Fink, Laura Gimmler, Jonas Dobler, Lucas Bögl, Janosch Brugger und Thomas Bing, der nach seinem komplizierten Beinbruch Ende Januar ins Team zurückkehrt. Im Sommer gab auch die 36-jährige Nicole Fessel, deren letztes großes Ziel die Heim-WM 2021 war, noch ihr Karriereende bekannt. Schon die gesamte letzte Saison verpasste die Allgäuerin wegen einer langwierigen Entzündung der Fußsehnen. Diesmal ist der Grund aber erfreulich: Nicole Fessel ist schwanger.
Cologna will es wieder wissen, Karriereende für Von Siebenthal
Der große Schweizer Publikumsliebling ist weiterhin der 33-jährige Dario Cologna – auch wenn es in den letzten Jahren nicht nach Wunsch für ihn lief. Um neue Reize zu setzen, hatte er angekündigt, im kommenden Winter nur sporadisch im Weltcup aufzutauchen. Mittlerweile ist das kein Thema mehr, der Bündner hat ein hartes Sommertraining absolviert und will wieder voll angreifen. Ein Problem war in den letzten Jahren immer sein Husten nach Anstrengungen, der vor allem bei trockener Kälte für Schwierigkeiten sorgte und ihn unter anderem zum Abbruch der Tour de Ski zwang. Dafür wurde nun nach zahlreichen Tests offenbar eine Ursache gefunden, nämlich aufsteigende Säure aus dem Magen. Ob das wirklich des Rätsels Lösung ist, muss erst der Winter zeigen. Inzwischen scheinen ihm die Damen den Rang abzulaufen: Laurien van der Graaff feierte vor zwei Jahren ihre ersten beiden Sprintsiege und auch Nadine Fähndrich verpasste in der letzten Saison ihren ersten Weltcup-Sieg nur knapp. Nicht mehr dabei sein im Kampf um die Top-10 wird dagegen Nathalie von Siebenthal. Die 25-Jährige kündigte zunächst eine Weltcup-Pause an, inzwischen erklärte sie allerdings ihre Karriere für beendet.
Neuanfang im ÖSV-Team
Nach dem erneuten Doping-Skandal bei der Heim-WM 2019 in Seefeld steht dem Österreichischen Skiverband ein Neuanfang bevor. Anfang Juli wurde bekanntgegeben, dass die Sparte Langlauf ausgegliedert wird. Anstelle von Nationalkadern gibt es künftig Fördergruppen. Die Verantwortung für die auf Weltcup-Niveau agierende Fördergruppe I wird an den neu gegründeten „Verein zur Förderung des Langlaufsports“ übertragen. Dieser ist unter der Leitung von Alois Stadlober für die Abwicklung des kompletten Trainings- und Wettkampfprogramms inklusive Betreuung und Service zuständig. Zu dieser Fördergruppe zählt aktuell aber nur noch Stadlobers Tochter Teresa, bei entsprechenden Leistungen können aber weitere Athleten zu dieser Gruppe stoßen.