Auf der dritten Etappe der diesjährigen Tour de Ski stand ein langer Einzelstart über 20 Kilometer von Toblach zum Drei-Zinnen-Bick und zurück auf dem Programm, den Harald Østberg Amundsen für sich entscheiden konnte. Johannes Høsflot Klæbo bleibt in Gold.
Geplantes Teamwork von Brugger und Kuchler
Die Taktik von Albert Kuchler und Janosch Brugger, die mit Nummer eins und zwei das Rennen eröffneten, wurde schnell klar: Kuchler ging sehr langsam an und hatte bei der ersten Zwischenzeit nach zwei Kilometern schon 25 Sekunden Rückstand auf den Teamkollegen, der extrem schnell anging, so dass beide einen Großteil des Rennens zusammenarbeiten konnten. An Bruggers Bestzeiten auf den ersten fünf Kilometern bissen sich die ersten 30 Starter die Zähne aus, erst dann waren andere Athleten bei 5,6 Kilometer schneller, die sich das Rennen anders eingeteilt hatten – darunter Friedrich Moch.
Amundsen nicht zu schlagen
Durch das spezielle Streckenprofil leicht ansteigend bis zum höchsten Punkt beim Drei-Zinnen-Blick und wieder runter nach Toblach war die richtige Einteilung des Rennens enorm wichtig und im Laufe des Rennens kristallisierte sich Harald Østberg Amundsen, der Führende in der Bergwertung, als Favorit auf den Tagessieg heraus. Bei Kilometer 5,6 und 10,6 am höchsten Punkt setzte er die Bestzeiten und nahm damit auch noch die 30 Punkte für die Bergwertung mit, so dass er nun der alleinige Führende in Lila ist. Tragen wird er das neu eingeführte Trikot auch auf der vierten Etappe, denn das goldene Trikot des Tour de Ski-Führenden verpasste er knapp um 16 Sekunden. Aber der Norweger war auch auf dem Rückweg durchs Höhlensteintal nicht einzuholen und holte sich immerhin den Tagessieg. Im Ziel war er 21 Sekunden schneller als sein Landsmann Simen Hegstad Krüger und der in Norwegen lebende Schotte Andrew Musgrave, die ihn auf das Podium begleiteten. „Ich wollte Revanche für die ersten beiden Tage. Ich war bereit, von Anfang an schnell zu laufen. Vielleicht war es am Anfang etwas zu schnell, ich musste das Tempo etwas anpassen. Nach der Wende war ich wieder sehr schnell, da hatte ich wieder viel Energie. Es war ein unglaubliches Rennen für mich, die Strecke war großartig. Es war sehr hart, aber ich habe es genossen, allein gegen die Zeitz kämpfen“, sagte Amundsen, der die 20 Kilometer lange Runde als sehr speziell empfand: „Es war ein ganz anderes Rennen und an manchen Stellen im Wald war es so still, nur ich und mein Atmen. Das war mental sehr schwer, aber ich war sehr stark und hatte das ganze Rennen viel Kraft.“
Klæbo rettet Tour-Führung
Das goldene Trikot bleibt mit 16 Sekunden Vorsprung bei Johannes Høsflot Klæbo, der bei der ersten Zwischenzeit nur an 46. Stelle lag mit 23 Sekunden Rückstand. Er hatte sich das Rennen aber gut eingeteilt, verzichtete bewusst auf Sprintpunkte nach 2,1 Kilometern, da ihn heute ohnehin rechnerisch niemand einholen konnte, und arbeitete sich kontinuierlich im Klassement nach vorne. Am Schluss bedeuteten 46 Sekunden Rückstand Platz fünf hinter Andreas Fjorden Ree und vor Jan Thomas Jenssen, der mit dem 30 Sekunden früher gestarteten Krüger zusammenarbeitete. „Das ist ein Rennen, das ich als schmerzhaft bezeichnen würde. Ein Rennen, wie ich es am wenigsten mag“, sagte Klæbo nach 20 Kilometern ohne Hilfe eines Teamkollegen, die er durch seinen langsamen Angang verpasste. Nur der Este Martin Himma war in seiner Nähe. „Er war weiter hinter mir und das hat mich geärgert. Als ich bergauf lief, sah ich Jenssen und Krüger zusammen vergab laufen. Ich dachte ‚Verdammt!'“, erzählte er der VG. Hugo Lapalus wurde als Siebter bester Mitteleuropäer vor seinem jungen Landsmann Mathis Desloges, der im U23-Weltcup aber deutlich hinter Edvin Anger liegt. US-Sprinter Ben Ogden wurde überraschend starker Neunter mit nur einer Minute Rückstand an dem Ort, an dem er sein erstes Sprint-Podium holte. Der 13. Iver Tildheim Andersen beschwerte sich nach dem Rennen über viele Steine in der Strecke. Er sei gestürzt in der Abfahrt und seine Ski seien zerstört. Offenbar klagten auch andere Athleten über Steine im Schnee.
Vermeulen noch in den Top-10
Mika Vermeulen hatte im Vorfeld gezweifelt, ob dieses lange Skatingrennen etwas für ihn ist, da man die ganze Zeit arbeiten muss. Mit einem zehnten Platz ist der Ramsauer aber nicht zufrieden sein und nahm auch an der Bergwertung keine Punkte mehr mit. Außerdem startete er mit Nummer 46 und nicht mit dem lila Bergtrikot wie Amundsen, obwohl nach der zweiten Etappe beide gemeinsam als punktgleiche Führende geehrt worden waren. Im Ziel blieb er noch knapp unter einer Minute Rückstand und sagte: „Heute war ein zacher Tag und es ist sicher nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgenommen habe. Aber mehr wie Vollgas zu laufen kann ich nicht machen und es ist nichts verloren, denn im Endeffekt bin ich heute Zehnter geworden und auch in der Gesamtwertung auf diesem Platz. Morgen steht ein cooler Verfolger auf dem Programm und dann schauen wir einfach, was noch möglich ist. Trotzdem ist ein zehnter Platz in einem 20 km Skating-Rennen ehrlicherwiese nicht das, was ich mir vorher gewünscht habe.“ Er ist der Meinung, dass Athleten in Gruppen zu sehr profitiert haben, wie er bei Fondo Italia sagte: „Das ist definitiv ein toller Wettkampf für eine Tour de Ski, aber nicht für ein normales Weltcuprennen. Bei der Tour de Ski möchte man etwas Besonderes und das war heute ein besonderes Rennen. Wenn man Einzelstarts auf Strecken wie diesen macht, sollte man Abstände von einer Minute einführen, wenn es macht einen großen Unterschied, ob man eine Gruppe findet oder nicht.“ Benjamin Moser setzte die Tour de Ski anders als geplant nicht fort. Das gab der ÖSV gestern bekannt. Grund ist eine Verletzung, die sich der Mauracher über Weihnachten zuzog: „Meine Wadenverletzung, die ich mir bereits vor einer Woche zugezogen habe, ist durch das klassische Rennen gestern leider wieder zurückgekommen. Wir haben gleich nach dem Wettkampf eine Untersuchung durchgeführt und gesehen, dass eine leichte Entzündung in der Wade vorhanden ist. Auslöser dafür war vermutlich ein leichter Muskelfaserriss. Vor allem klassisch ist es für mich im Moment deswegen leider nicht möglich, richtig schnell zu laufen. Das ist für mich jetzt natürlich richtig bitter, weil ich mich sehr gut fühle, und im Moment tut es im Herzen fast mehr weh, als in der Wade“, sagte er.
Moch zufriedener Zwölfter
Für Friedrich Moch ging es nach dem schwierigen Massenstart aus ungünstiger Startposition, bei den er alles riskierte und dann einbrach, wieder aufwärts. Im Oktober hatte er wegen einer Corona-Infektion zwei Wochen Training verpasst in einer wichtigen Phase der Saisonvorbereitung. Auf dieses Rennen über 20 Kilometer Skating allein gegen die Uhr hatte sich der Allgäuer sehr gefreut und wurde guter Zwölfter – allerdings lag er am höchsten Punkt noch an siebter Stelle. Dazu sagte er in der ARD: „Ich bin schon zufrieden. Ich habe versucht, mir das hochwärts gut einzuteilen. Ich habe ganz schon Gas gegeben und dann war der Rückweg ganz schön lang. Von der schönen Landschaft ist mir heute nichts aufgefallen bis auf die Strecke vor mir.“ In der Gesamtwertung ging es etwa 20 Plätze nach vorne, so dass der 24-Jährige nun 22. ist.
Brugger vorbei an halber Norm, aber glücklich
„Endlich!“, seufzte Janosch Brugger am ARD-Mikrofon. Der in Oberstdorf lebende Schwabe zeigte ein mutiges Rennen und war am Ende sehr glücklich, dass alles aufging, auch wenn er als 17. knapp an der halben WM-Norm des DSV vorbeilief. „Die Saison war bisher ein Auf und Ab der Gefühle. Öfter mal Pech mit dem Material, die Form hat eigentlich einigermaßen gepasst. Es gab bis jetzt einfach noch keinen Lohn und heute war eine ordentliche Ladung Frust dabei, dann war ich relativ schnell beim Albert und dann haben wir ein richtig geiles Ding hingezimmert“, sagte er und erklärte: „Ich habe 0,0 auf die Sprintwertung spekuliert. Ich wollte von Anfang an all-out gehen – koste es, was es wolle. Mein Plan war, entweder ich komme durch oder nicht und das ging ganz gut auf.“ Florian Notz war in einer Gruppe mit Gustaf Berglund und Zanden McMullen unterwegs und kam als 27. ins Ziel. „Ich bin zufrieden mit meinem Rennen. Nach einem langsamen Start habe ich eine gute Pace gefunden. Aber für ein Top Ergebnis reicht es noch nicht“, meinte er danach. Albert Kuchler hatte nach guter Zusammenarbeit über mehr als 17 Kilometer im Endspurt den Anschluss an Brugger verloren und lief wenige Sekunden hinter dem Teamkollegen als 33. im Endklassement über die Linie. „Noch immer nicht das Ergebnis, dass ich mir erhofft hatte, aber ein großer Schritt in die richtige Richtung“, meinte er danach. Sprinter Anian Sossau wurde 50. und Jan Stölben, der sich in einer Vierergruppe mitziehen lassen konnte, wurde 67.
Rüesch bester Schweizer, Riebli morgen in Silber
Jason Rüesch, der schon am Trainingstag gute Laune zeigte, erreichte als bester Eidgenosse Platz 21 mit knapp 90 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Beda Klee kam als 29. ebenfalls noch unter die besten 30, während Cyril Fähndrich, der im Massenstart durch einen Sturz mit Stockbruch zurückgeworfen wurde, 39. wurde. Mit Jonas Baumann belegte der vierte Schweizer Distanzläufer Rang 59 und war damit nur 25 Sekunden schneller als Janik Riebli als 64. Der Sprintspezialist hatte sich speziell auf diese Wertung konzentriert und er startete so schnell wie möglich, was auch aufging. Der gelernte Landwirt sammelte als Schnellster nach 2,1 Kilometern 15 Sprintpunkte wird morgen im silbernen Sprinttrikot starten -stellvertretend für Klæbo, der weiter in Gold läuft. Valerio Grond beendete das lange Rennen als 75.
Am Neujahrstag werden die Abstände im Verfolgungsrennen nach den heutigen Ergebnisse wieder reduziert.
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