Therese Johaug und Johannes Høsflot Klæbo heißen die Sieger des ersten Bergsprints im Langlauf Weltcup. Die Norweger gewannen somit die ungewöhnliche dritte Etappe der Ski Tour. Nadine Fähndrich wurde Fünfte.
Ein „Sprint“ für Johaug
Zeit aufholen gegen Therese Johaug? Mit diesem Sprint war das nicht wirklich möglich…. „Das kann man nicht als Sprint bezeichnen, nur die Länge ist die eines Sprints!“, meinte Therese Johaug und Sprintspezialisten wie Lucas Chanavat wählten in Interviews dieselben Worte. Dementsprechend kam der Kurs der Norwegerin entgegen, auch wenn sie sich einen richtigen Sprintkurs für die Fairness in der Ski Tour gewünscht hätte. Schon im Prolog war Therese Johaug 4,5 Sekunden schneller als Heidi Weng, im Viertelfinale konnte sie dann aber zunächst nicht ihre Stärken ausspielen: Als Distanzläuferin kam sie nicht so schnell aus den Startlöchern und das Überholen gestaltete sich schwierig auf dem nur 666 Meter langen Kurs mit einem kleinen Anstieg, einer Steilkurve und einem langen Anstieg, der schon als Mördarbakken bezeichnet wurde und im steilsten Abschnitt 35 Steigungsprozente hatte. Am Ende konnte sie sich aber mit Weng durchsetzen, wie auch im Halbfinale, obwohl sie nach der Startpassage den anderen mit einigen Metern Abstand hinterher lief. Im langen, steilen Anstieg spielten ihr dann die anderen in die Karten: Hätten sich die Athletinnen wieder über die gesamte Strecke verteilt, hätte Johaug wieder Slalom laufen müssen – aber alle Damen reihten sich hintereinander rechts am Anstieg ein, links war alles frei für Johaug zum Überholen und dem ungefährdeten Einzug ins Finale zusammen mit Heidi Weng.
Im Slalom zum ersten Sprintsieg
Auch im Finale blieb wieder alles beim Alten: Mit einer Reaktionszeit von 0,59 Sekunden war Johaug mit Abstand die langsamste am Start und hatte nach dem ersten kleinen Anstieg und der Steilkurve wieder einen kleinen Rückstand auf die ersten Fünf. Vorn bestimmten zunächst Linn Svahn und Jonna Sundling das Geschehen, gefolgt von Nadine Fähndrich im dritten Sprintfinale ihrer Karriere. Nun startete Johaug wieder ihren Angriff, nutzte eine Lücke in der Mitte, kurz danach ging links eine Lücke auf: Johaug lag nun Seite an Seite mit Heidi Weng und Astrid Uhrenholdt Jacobsen an der Spitze. Aber die Teamkolleginnen konnten Johaugs Tempo nicht mitgehen, so dass die Ski Tour-Führende mit klarem Vorsprung ihren ersten „Sprint“-Sieg ihrer Laufbahn einfuhr – bisher hatte sie einmal 2016 auf dem schwierigen Kurs in Oberstdorf als bestes Resultat den fünften Platz erreicht. Rang zwei ging an Heidi Weng, die in der Ski Tour 1:07 Minuten hinter Johaug liegt. Astrid Uhrenholdt Jacobsen sorgte für ein rein-norwegisches Podium. Jonna Sundling kam als Vierte ins Ziel und Linn Svahn und Nadine Fähndrich kämpften um Platz fünf, den sich schließlich die Schweizerin sicherte. Die 31-jährige Johaug jubelte ausgiebig über ihren Erfolg und lief im Ziel auf und ab, während die anderen fünf Athletinnen noch völlig erschöpft am Boden lagen. „Das war ein verrücktes Rennen. Wie man ja weiß, ich mag es, wenn es bergauf geht. Das war mein Tag! Das kann man jetzt nicht als Sprint bezeichnen, aber es ist schön, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Ich bin sehr glücklich“, so Johaug.
Klarer Sieg für Klæbo
Aus den besten Zehn der Gesamtwertung mussten Martin Løwstrøm Nyenget, Hans Christer Holund und auch Dario Cologna bereits im Prolog die Segel streichen, andere wie der Sprintweltcup-Zweite Lucas Chanavat oder auch Alexander Bolshunov taten sich schwer. Während sich der Franzose dann in den Heats wie auch seine Teamkollegen überraschend stark präsentierte, war für Alexander Bolshunov im Halbfinale nach einer Kollision mit Simen Hegstad Krüger Endstation. Im Finale waren zunächst Federico Pellegrino und Lucas Chanavat vorne, als es steil wurde, griff Johannes Høsflot Klæbo an, der sich von den Konkurrenten absetzen konnte. Chanavat wurde durch seinen Landsmann Renaud Jay abgelöst, der sich aber im Kampf um Platz zwei dem Italiener geschlagen geben musste. Pål Golberg wurde Vierter und behauptete damit die Führung in der Ski Tour. Alexander Bolshunov liegt nach seinem achten Platz 23 Sekunden hinter ihm. Lucas Chanavat war im Anstieg völlig blau wie auch Erik Valnes, die weit abgeschlagen das Ziel erreichten. Auch Pellegrino brauchte viel Zeit, bis er sich für das Siegerfoto aufrecht hinstellen konnte. „Es war ein hartes Rennen“, meinte auch Johannes Høsflot Klæbo.“Aber es hat Spaß gemacht und am Ende habe ich alles gegeben. Das hatte ich mir vorgenommen vor dem Anstieg und am Ende war dann die Lücke da. Es war ein guter Tag. Schön, dass das Selbstvertrauen wieder da ist. Ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen weiter anhält.“
Andere Schweizer und Österreicher ohne Chance
Außer Nadine Fähndrich, die mit einem Sieg im Viertelfinale und der späteren Finalteilnahme überzeugen konnte, schaffte es kein weiterer Schweizer in die Runde der letzten 30. Das gelang aber zum zweiten Mal nach Oberstdorf der Radstädterin Teresa Stadlober, die im Viertelfinale aber als Fünfte ausschied und am Ende 25. wurde. „Es war ein echt cooles Rennen, aber überaus kräfteraubend mit diesem langen und sehr steilen Anstieg. In meinem Viertelfinale lag das Feld knapp bis zur Mitte des Anstieges beisammen, danach wurde das Tempo dann erhöht und ich konnte nicht mehr folgen. Zum Schluss habe ich mir noch den fünften Rang erkämpft und freue mich über mein bestes Sprintergebnis“, meinte sie. Laurien van der Graaff hatte das Viertelfinale als 33. knapp verpasst wie auch Lisa Unterweger. Ähnlich knapp war es bei Jason Rüesch, der als 34. ausschied sowie Dario Cologna als 36., der dadurch in der Ski Tour Wertung von neun auf zwölf zurückfiel. Beda Klee, Bernhard Tritscher, Roman Furger und Jonas Baumann belegten die Plätze 48, 51, 61 und 74.
Viel Kritik an Åre
Als die Athleten gestern den Bergsprint in Åre das erste Mal mit eigenen Augen sahen und sie den steilen Berg hinaufkraxelten, war das Entsetzen groß: „Ich sehe eine alpine Abfahrt, bei der jemand versucht hat, sie in eine Langlaufstrecke zu verwandeln – und das ging völlig in die Hose. Das ist das Dümmste, was ich je gesehen habe!“, meinte Finn Hågen Krogh auf Instagram. Auch Maiken Caspersen Falla ist alles andere als zufrieden: „Das ist kein regulärer Sprint! Auf diesem Kurs haben die Distanzläufer einen riesigen Vorteil!“ Weiteren Ärger gibt es in Åre durch die Unterkünfte der Finnen und der kleineren Teams. Iivo Niskanen machte in seiner Instagram Story darauf aufmerksam, dass er und sein Team miserabel untergebracht sind. „Das muss ein Scherz sein“, meinte er in dem Video, das er an die FIS weiterleitete. Das Team sollte offenbar zusammen mit Soldaten in Baracken untergebracht werden. „Athleten und Servicepersonal sollen hier übernachten, 30 Menschen und nur zwei Toiletten. Außerdem stinken die Räume modrig!“, so Niskanen. Das Team konnte am Montag Abend noch in eine andere Unterkunft umziehen. Die FIS entschuldigte sich später bei den Finnen für die Unterbringung, die nicht FIS-Standard wäre. „Das ist unakzeptabel“, so Pierre Mignerey. OK-Chefin Guri Hetland sagte dagegen, das die Unterkünfte eigentlich in Ordnung wären, aber man hätte vergessen, den Zustand zu überprüfen. Weiter sagte sie, dass die Unterbringung in Åre ein Problem gewesen wäre, wegen Ausbuchung der Zimmer in der Wintersaison. Viele kleinere Teams beschwerten sich ebenfalls über die Unterbringung in Åre, wer keinen Wachstruck hat, soll die Ski in fensterlosen Räumen ohne Belüftung präparieren. Die Service Teams aus Italien, Großbritannien, Polen und der Tschechischen Republik drohten mit Streik, wenn sich die Situation nicht bessert.
Info: Obwohl die FIS bereits (unter Vorbehalt) grünes Licht für die Austragung der Storlien-Meråker-Etappe gab, ist die Transferetappe, auf die sich Athleten und Fans freuen, noch nicht gesichert: Der Grund ist die schlechte Wettervorhersage, die stürmische Böen bis Windstärke acht prophezeiht.
=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren