Obwohl die große Rücktrittswelle vor allem nach dem bevorstehenden Olympischen Winter folgen wird, stellen auch jetzt schon einige Sportler ihre Wettkampf Ski in die Ecke. Bekannt sind bisher 13 Rücktritte, die wir euch hier aufgelistet haben – weitere könnten natürlich noch folgen…
Sadie Maubet Bjornsen (USA)
Schon im letzten Sommer nach ihrer Heirat überlegte Sadie Bjornsen, die seitdem den Doppelnamen Maubet Bjornsen führt, zusammen mit ihrem Bruder Erik die Ski an den Nagel zu hängen. Weil sie aber unbedingt noch eine Staffel Medaille gewinnen wollte, entschied sie sich, noch ein Jahr dranzuhängen. Allerdings drückte sie im Sommer den sportlichen Reset-Knopf, konzentrierte sich auf ihr Wirtschaftsmanagement Studium (MBA) und kam erst zur Tour de Ski nach Europa. Wenige Stunden nach der im Zielsprint knapp verpassten Staffel Medaille gab die 31-Jährige bekannt, dass die bevorstehenden 30 Kilometer in Oberstdorf ihr letztes Rennen sein würden. Seitdem betreibt sie in Alaska sehr viel anderen Schneesport, wie ihre Instagram Posts zeigen. Ihr größter Erfolg war der Gewinn der Bronzemedaille im Teamsprint mit Jessie Diggins bei der WM in Lahti 2017. Außerdem wurde sie 2017/18 Sechste im Gesamtweltcup und zwei Jahre später Siebte in der Tour de Ski. Ein Sieg blieb ihr in ihrer zehnjährigen Weltcup Karriere verwehrt, aber sie holte zwei Podestplätze, jeweils einen in Sprint und Distanz.
Sophie Caldwell Hamilton (USA)
Die 31-jährige Sophie Caldwell Hamilton, seit 2019 mit Teamkollege Simi Hamilton verheiratet, hatte sich ein anderes Karriereende vorgestellt, nämlich mit einem schönen Abschluss beim Weltcup Finale im Engadin. Stattdessen verbrachte sie wegen der strengen Schweizer Corona Regeln mehr als eine Woche in Isolation, nachdem ihr Corona Test bei Anreise positiv ausgefallen war. Auch wenn der PCR Test später negativ war, so dass ihr Test vorher nur falschpositiv war, änderte das nichts an der zehntägigen Quarantäne in der Schweiz. Internationale Medaillen konnte sie nie gewinnen, ihr bestes WM Ergebnis blieb der sechste Platz im Sprint von Lahti. Sie war aber im Weltcup erfolgreicher als die Teamkollegin und feierte zwei Sprintsiege sowie acht weitere Podestplätze – alle in Sprints. 2017/18 erreichte sie Platz drei im Sprintweltcup.
Simi Hamilton (USA)
Zusammen mit seiner Ehefrau verpasste auch Simeon Hamilton, von allen immer nur Simi genannt, als Kontaktperson ersten Grades den letzten Weltcup im Engadin. Wie nach dem Massenstart bekannt wurde, bekamen aber zumindest seine Ski einen letzten Weltcup Einsatz. Als dem Briten Andrew Young eine Bindung brach, war US Teamchef Chris Grover als Erster zur Stelle und versorgte Young mit einem Ersatzski – einem Ski aus dem Sortiment von Simi Hamilton. Der größte Erfolg des 33-Jährigen bleib sein erster und einziger Weltcupsieg im Sprint bei der Tour de Ski 2013/14, außerdem ersprintete er drei weitere Podestplätze. Seine besten Platzierungen bei Großereignissen erreichte er in Teamsprints, wo er mit Ausnahme von Oberstdorf (Sturz im Halbfinale) immer zwischen Platz fünf und acht landete.
Sebastian Eisenlauer (GER)
Aus dem deutschen Lager zieht Sebastian Eisenlauer einen Schlussstrich unter seine sportliche Karriere. Wie er im xc-ski.-de Interview sagte, habe ihm die nötige 120%ige Motivation für die Vorbereitung auf die Olympia Saison gefehlt. Nun ist es Zeit, neue Wege zu gehen. „In den vergangenen Jahren habe ich viel probiert, bin teilweise etwas eigenere Wege gegangen – wichtig war mir, dass ich in Oberstdorf (unabhängig vom Ergebnis) sagen kann „ich habe alles probiert, stehe nach wie vor hinter jeder Entscheidung und mehr war nicht möglich“. Allgemein konnte ich meine Leistung in den letzten vier Jahren kaum steigern und dann kommt einfach irgendwann der Punkt, an dem man einsehen muss, dass es wohl Zeit wird, neue Wege zu gehen.“ Zunächst wird sich der 31-Jährige nun auf sein Studium konzentrieren (internationales Management an der FH Ansbach) und dann, sobald es Corona zulässt, eine etwas größere Reise mit seiner Frau in Angriff nehmen: Mit dem Landrover durch Südamerika und Kanada… In den letzten Jahren hielt Sebastian Eisenlauer im deutschen Lager oft ein einziger Sprinter die deutschen Fahnen hoch und lief im Laufe seiner Karriere achtmal unter die besten Zwölf im Sprint, dabei schaffte er zweimal den Sprung in ein Finale. Über ein internationales Podium konnte er sich leider nie freuen, im Teamsprint verpasste er das Stockerl einmal knapp. Als beste Distanzergebnisse stehen drei Top15 Resultate zu Buche, eines davon bei der WM in Seefeld.
Livio Bieler (SUI)
Im Schweizer Lager gibt es zwei Rücktritte zu vermelden. Livio Bieler zeigte sich in seinem letzten Weltcup beim Heim Weltcup im Engadin noch einmal einige Minuten ganz vorne, bevor er sich winkend nach hinten verabschiedete. Wie er selbst sagte, gab es in seiner sportlichen Laufbahn, die ihn als Mensch stark geprägt hat, sowohl Siege als auch Niederlagen. „Nicht alle meine Träume und Wünsche gingen in Erfüllung, aber ich war immer mit vollem Herzen dabei und habe gekämpft, sie zu erreichen.“ Für ihn ist es nun Zeit, neue Wege zu gehen. Nachdem er wegen ausbleibender Resultate keinen Kaderstatus mehr erhielt, versuchte der 27-Jährige im letzten Frühjahr trotz der Corona Pandemie einen Neustart in Trondheim – nachdem er aber nicht so regelmäßig wie gehofft mit dem MidtNorge Regional Team trainieren konnte, ist nun aber endgültig Schluss, nachdem er in seiner letzten Saison nur zum Karriere Abschluss im Engadin im Weltcup starten durfte. Zu Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen schaffte er es nie (außer als Junior und U23 Athlet), sein bestes Weltcup Resultat ist Platz 14 beim schwach besetzten Weltcup in PyeongChang 2017, sonst konnte er nur ein weiteres Mal zwei Weltcup Pünktchen ergattern.
Anja Lozza (SUI)
Wer die Schweizer Meisterschaften kürzlich im Livestream verfolgt hat, wird sich auch schon Gedanken über ein Karriereende gemacht haben, wenn eine Athletin auf Platz 20 von den Teamkolleginnen mit einer Sektdusche im Ziel erwartet wird. Nun ist es offiziell: Anja Lozza hat ihre Karriere beendet. Die 20-Jährige gehörte im März 2020 in Oberwiesenthal zur Schweizer Juniorinnen Staffel, die völlig überraschend die Goldmedaille gewann. Nach dem Titel ging Maturantin aus Zuos, die mit einer Loipe direkt vor der Haustür aufwuchs, mit großen Ambitionen in ihr erstes Profi Jahr, sagte damals aber direkt gegenüber der Engadiner Post: „In diesem Jahr konzentriere ich mich voll und ganz auf das Langlaufen, was nächstes Jahr ist, weiß ich noch nicht.“ Danach wollte sie gerne ein Studium in Biologie beginnen, „allerdings ist dies nicht ganz einfach mit dem Sport zu kombinieren“, meinte sie realistisch, so dass sie das Studium zunächst aufschob und es nun wohl jetzt in Angriff nehmen wird. In Davos debütierte sie als 41. im Weltcup und hat damit zumindest auch einen Weltcupstart auf ihrem Konto. Kürzlich gewann sie noch ihr erstes FIS Rennen bei den Damen, nun stellt sie die Wettkampfski in die Ecke.
Anna Zherebyateva (RUS)
Seit wenigen Tagen steht fest, dass es keine russische Weltcup Athletin mit Namen Anna Bolshunova geben wird. Anna Zherebyateva, die zukünftige Ehefrau von Alexander Bolshunov, erklärte erwartungsgemäß ihren Rücktritt. Einerseits wegen der geplanten Gründung einer Familie, andererseits wegen der massiven gesundheitlichen Probleme der 24-Jährigen, die sie zur Aufgabe der Tour de Ski zwangen. Ihr Verlobter erzählte dazu: „Anya hat die Rückenprobleme schon eine ganze Weile. Ein Bein ist 1,5 oder zwei Zentimeter kürzer und wenn sie trainiert, besonders im Klassischen, verdreht sie ihre Wirbelsäule und sie kann sich mit dem Fuß nicht abdrücken. Bis jetzt gibt es keine Lösung dafür.“ So ist es auch nicht verwunderlich, dass Top Ergebnisse im Erwachsenenalter ausblieben. Als bestes Einzelresultat steht ein zehnter Platz aus dem Januar 2019 zu Buche, kurz darauf wurde sie U23 Weltmeisterin im Klassik Massenstart, nachdem sie im Jahr zuvor schon Silber bei der U23 WM gewonnen hatte. Bei ihrer einzigen Junioren-WM konnte sie nur mit der Staffel den Titel holen. Nach ihrem JWM Titel 2015 trat sie der Trainingsgruppe von Yuriy Borodavko bei, wo sie bei der medizinischen Untersuchung vor der Saison Bolshunov kennenlernte, der dort bereits ein Jahr trainierte. Während aller Sommertrainingslager machte er ihr Avancen, bis beide schließlich ein Paar wurden. Zherebyateva ist eine begeisterte Bäckerin und wird ihren Ehemann nun sicher häufig mit Selbstgebackenem verwöhnen. „Sasha sagt mir oft, ich solle öfter für ihn backen, aber dazu ist nie so viel Gelegenheit“, sagte sie im letzten Sommer. In einer Homestory über Bolshunov beim russischen Eurosport hieß es: „Anna übt eine Sogwirkung aus: Wo sie ist, will auch er sein.“ Und umgekehrt natürlich. Zuletzt trat sie als Gast bei der Nordischen Ski WM in Oberstdorf in Erscheinung sowie beim Weltcup Finale im Engadin, wo sie Alexander Bolshunov unterstützte.
Martin Johnsrud Sundby (NOR)
Wie bereits erwähnt, wird sich Martin Johnsrud Sundby in Zukunft auf Skimarathon Rennen konzentrieren. Weitere Infos zu seinem Abschied aus dem Langlauf Weltcup gibt es hier:
Mari Eide (NOR)
Ihren größten und auch überraschendsten sportlichen Erfolg erreichte Mari Eide bei der Nordischen Ski WM in Seefeld vor zwei Jahren, als sie sensationell zu Bronze sprintete, nachdem sie Schwedinnen vor ihr stürzten. Damals war sie noch in Trauer über den überraschenden Tod ihrer Schwester Ida, die im Alter von 30 Jahren während einer Trainingseinheit im Sommer 2018 einen Herzinfarkt erlitt und von Passanten bewusstlos gefunden wurden. Für ihre jüngere Schwester Mari war das ein schwerer Schlag, die nun aber aus positiven Gründen ihre Karriere beendet. Die inzwischen 31-Jährige, die zweimal in Teamsprints auf Weltcup Podien stand und davon einen gewann und ansonsten einen fünften Platz als bestes Weltcup Resultat zu bieten hat, erwartet Nachwuchs. Sie und ihr langjähriger Partner Anders Gløersen erwarten im Sommer die Geburt ihrer ersten Tochter, verkündete sie live im Fernsehen am Rande der WM in Oberstdorf.
Viktor Thorn (SWE)
Bei Viktor Thorn sind es gesundheitliche Gründe, die den 24-Jährigen zum Aufhören zwingen. Seit Jahren hat er – wie viele andere Kollegen – Probleme mit dem Rücken und musste im Herbst 2019 bereits zum zweiten Mal an einer Bandscheibe operiert werden, die dann durch eine künstliche ersetzt wurde. Probleme durch die Bandscheibenvorfälle beeinträchtigen ihn schon seit vielen Jahren, so dass er nun des Kämpfens müde ist. „Alle Reisen gehen einmal zu Ende so wie meine jetzt. es ist Zeit, die Ski in die Ecke zu stellen. Seit fast fünf Jahren habe ich große Probleme mit dem Rücken und ich denke nun, es ist es nicht mehr wert, so viel Zeit in dieses Leben zu stecken, wenn mein Rücken mich daran hindert, voranzukommen“, schrieb er gestern auf Instagram. Die morgen beginnenden schwedischen Meisterschaften wird er jedoch noch bestreiten und seinen Abschied feiern. Seine letzten Weltcups bestritt er in Falun und Ulricehamn mit den Plätzen 21 und 46 in den Sprints. Seine besten Resultate bei Großereignissen erreichte er in Seefeld mit Rang zwölf im Distanzrennen und als Sprint 20. Im Weltcup erreichte er in drei Sprints immerhin das Halbfinale und beendete das Lillehammer Triple 2018 als Neunter.
Anouk Faivre Picon (FRA)
Im französischen Lager wird die 35-jährige Anouk Faivre-Picon nach vielen Jahren im Weltcup eine Lücke hinterlassen. Seit Sommer 2019 ist sie mit dem ehemaligen Athleten Mathias Wibault verheiratet, der sie seitdem als Heimtrainer betreut. Beide haben einen im März 2017 geborenen Sohn Even und Tochter Stina, die 2020 das Licht der Welt erblickte. Im Weltcup und bei Weltmeisterschaften wurde die Französin darum schon 2019 letztmalig gesehen, seitdem bestritt sie mehrere World Loppets. Vor vier Wochen bei Vasaloppet entschloss sie sich auch, ihre Karriere zu beenden: „Als ich durch die Pinienwälder und über die zugefrorenen schwedischen Seen lief, habe ich mir die Zeit genommen, über meine Langlauf Karriere nachzudenken“, schreibt sie. In Sochi verpasste sie mit dem Team eine Staffel Medaille nur knapp, bei den Weltmeisterschaften in Falun 2015 wurde sie sehr gute Fünfte, im Weltcup lief sie nur einmal als Achte unter die besten Zehn.
Stefan Zelger (ITA)
Als eher kleinerer Name, auch im italienischen Team, nimmt der Südtiroler Stefan Zelger seinen Hut. Bei seinen 41 Weltcupstarts erreichte der 25-Jährige Bozner als bestes Resultat Platz 16, landete dreimal im Teamsprint unter den ersten Sieben und wurde vor einem Jahr beim Weltcup in Lahti Vierter mit der italienischen Staffel. Nach der Seefeld Saison, wo er 29. im Sprint wurde, wurde er nicht mehr in den A-Kader eingestuft, sondern in das Team „Milano Cortina 2026“. Für eine Fortsetzung der Karriere bis zu den Olympischen Spielen vor der Haustür reicht seine Motivation jedoch nicht mehr, so dass er nun seine Ski in die Ecke stellt.
Valentin Mättig (GER)
Um Valentin Mättig ist es sehr still geworden in letzter Zeit, nun zieht er mit ebenfalls 31 Jahren einen Schlussstrich unter seine sportliche Karriere, die von vielen kleinen Verletzungen und Krankheiten geprägt war. Seinen letzten Weltcupstart hatte er vor einem Jahr in Oberstdorf, seitdem hatte er nur wenige Starts im Alpencup und zuletzt bei den Schweizer Meisterschaften. Seine besten Rennen im Laufe seiner Weltcup Karriere absolvierte der Oberlausitzer bei Tour de Skis, wo er die 14. Zeit in einem Handicap Rennen lief sowie 21. in einem Massenstart wurde. 2015 feierte er einen Deutschen Meistertitel und gewann zudem Bronze. Valentin Mättig ist verheiratet und Vater der 2010 geborenen Amelie. Damals wechselte er den Wohnort, trainierte auf eigene Faust und verlor die Sportförderung durch den Zoll, so dass er anschließend eine Ausbildung bei der Polizei begann und dadurch wieder Sportförderung erhielt.