Zum fünften und vorerst letzten Mal findet der Langlauf Weltcup am kommenden Wochenende am Dresdner Elbufer statt. Auch diesmal stehen wieder ein Einzelsprint sowie ein Teamsprint in freier Technik auf dem Programm.
Fünfte und vorerst letzte Austragung am Elbufer
Zunächst zum letzten Mal macht der Langlauf Weltcup im sächsischen Dresden Station. Im Langzeit-Kalender der FIS ist Dresden zumindest vorerst nicht vorgesehen, es könnte aber dennoch in den nächsten Jahren ein Comeback des City-Sprints an der Elbe geben. Da die Corona-Lage in der Landeshauptstadt (550.000 Einwohner) mit einer Inzidenz von etwa 750 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb der letzten sieben Tage sowie der gesamten Region mit einer Krankenhausinzidenz in Sachsen bei etwa 7,5 Einweisungen in den letzten Tagen pro 100.00 Einwohnern nach wie vor angespannt ist, muss auch der Abschied von der Strecke am Flussufer leider erneut ohne Zuschauer stattfinden. Skilanglauf-Nachwuchs kann man aber dennoch mit dem Weltcup ansprechen: „Auch wenn es schwer ist, gesteuertes Training für den Nachwuchs anzubieten, haben wir es durch diverse Challenges und sonstige Angebote geschafft, eine gewisse Begeisterung für den Skilanglauf zu erzeugen. Man hat im letzten Jahr gesehen, dass wahnsinnig viele Leute Gefallen daran gefunden haben, sich auf Langlaufskiern zu bewegen. Deshalb ist es für uns auch so wichtig, unseren Sport in die Stadt zu bringen. Dresden bietet dafür optimale Möglichkeiten“, sagte Andreas Schlütter, der Sportliche Leiter Langlauf im DSV. „Ich möchte dem OK in Dresden jetzt schon ein großes Kompliment aussprechen. Sie haben es wieder geschafft, sehr gute Bedingungen für diesen Weltcup zu organisieren. Es ist genügend Schnee produziert, die Anlagen sind aufgebaut, und sie haben auch ein sehr schönes Programm neben den Weltcup-Rennen vorbereitet. Es wird in der Woche nach dem Weltcup die sogenannte Schulsportwoche – unter der Schirmherrschaft von Tobias Angerer – geben. Da haben dann auch die Jüngsten die Chance, den produzierten Schnee am Elbufer zu nutzen, kleine Wettbewerbe auszutragen und ein Gefühl zu bekommen, wie es ist, sich auf Skiern zu bewegen. Außerdem gibt es sogenannte Unterstützertickets, deren Erlös dem Nachwuchs zu Gute kommt.“
Schneeproduktion im Hangar und Nachnutzung
Auch in diesem Jahr wird der benötigte Schnee wieder vor Ort in Dresden produziert, die Snowfactory hat erneut den Hangar am Dresdner Flughafen im Stadtteil Klotzsche im Norden der Stadt zur Verfügung gestellt bekommen. Der Transportweg zum Königsufer ist demnach nur etwa neun Kilometer lang. Produziert wird der Schnee mit 100% grünem Strom und es werden keine chemischen Zusätze verwendet. Das benötigte Wasser dafür stammt aus einem Regenwasser-Auffangbecken, welches Wasser vom Dach des Terminals sammelt. Die Stadt Dresden zahlt für Nachnutzbarkeit im Breitensport und Schulsport. In diesem Jahr ist es auch wieder möglich, dass Schulen anschließend die Strecken weiter nutzen. Mit dem Projekt „Schulsport auf Ski“, bei dem Grundschüler der Klassen 1 bis 3 zwischen dem 20. und 22. Dezember und zwischen dem 03. und 07. Januar das Langlaufen lernen können, will Tobias Angerer den Nachwuchs für den Sport begeistern. „In diesem Jahr ist dieses tolle Projekt für die Kinder wichtiger denn je! Sie brauchen die Bewegung, die ihnen durch die Einschränkungen fehlt. Schulsport auf Ski ist ein Leuchtturmprojekt, für das wir alle gemeinsam 110 Prozent geben“, so Tobias Angerer. Um den Skilanglauf-Nachwuchs finanziell zu unterstützen, haben die Organisatoren das „Unterstützer Ticket“ ins Leben gerufen. Zum symbolischen Preis von 5 Euro können Skilanglauf-Fans unter www.skiweltcup-dresden.de ab sofort das Unterstützer Ticket kaufen. Der Erlös geht zu 100 Prozent in das „DSV-BSV-Nachwuchscamp 2022“ und die Skivereine in Niedersedlitz, Klotzsche und Altenberg. Personen, die bereits Tickets für den Skiweltcup gekauft haben, können den Ticketpreis ebenfalls in das Unterstützer- Ticket umwandeln lassen.
Zwei Runden im Einzel, eine Runde im Teamsprint
In Dresden wird schon fast traditionell wieder im freien Stil gesprintet. Geändert wurde Anfang 2020 bei der dritten Austragung die Laufrichtung, so dass es nun zuerst den Elbdeich hinauf und wieder hinunter geht. Vor der Augustusbrücke ist die Wende auf der 650 Meter kurzen Runde, es folgen ein paar eingebaute Wellen, bevor es auf die lange Zielgerade geht, damit ein höheres Tempo im Zielsprint erreicht wird als in den ersten Jahren. Das gewohnte Programm eines Sprint-Weltcups findet am Samstag ab 09:00 Uhr statt, wo es mit den Qualifikationen der Damen und Herren im Einzelsprint losgeht. Die Finalläufe folgen dann ab 11:30 Uhr, so dass schon vor 13:00 Uhr die Sieger feststehen. Am Sonntag starten die Vorläufe für die Teamsprints erst um 10:00 Uhr, die Finals folgen ab 12:00 Uhr. In den Teamsprints in Dresden wird seit 2020 zwischen den Wechseln nur noch eine Runde gelaufen, bevor jeweils gewechselt wird. Das bedeutet: Größere Sturzgefahr durch höheres Tempo und mehr Wechsel, keine Zeit mehr zum Skipräparieren, kaum Erholung – allerdings vermutlich auch durch die lange Zielgerade mehr Ruhe und Zeit, um den Partner in der Wechselzone zu finden. Im Einzelsprint wird nach wie vor eine Doppelrunde gelaufen.
Neue Regeln für Teamsprints
Wie bereits bei den ersten drei Weltcups in dieser Saison angewendet, werden seit diesem Winter auch Weltcuppunkte im Prolog des Einzelsprints verteilt. Der Schnellste der Qualifikation erhält zusätzliche 15 Punkte, so dass in einem Weltcup bis zu 115 Punkte zu verdienen sind. Abgestuft gibt es Punkte bis zum Zehntplatzierten des Prologs. In Dresden treten auch erstmals die neuen Regeln für den Teamsprint in Kraft, um ein faires System für beide Semifinals betreffend Schneebedingungen und Erholungszeit zu gewährleisten. Ab sofort qualifizieren sich die ersten Vier beider Halbfinals für das Finale, zwei weitere Duos kommen als Lucky Loser über die Zeit weiter. Bisher war es so, dass sich nur die ersten beiden Teams sich direkt qualifizierten und die anderen über die Zeit ins Finale kamen – oftmals alle aus demselben Halbfinale. Zudem gibt es seit dieser Saison auch erstmals Weltcuppunkte für Team Events zu gewinnen. So erhält der Sieger eines Teamsprints jeweils 25 Weltcuppunkte, die für den Sprintweltcup und den Gesamtweltcup zählen. Der 15. eines Teamsprints erhält noch einen Punkt pro Athlet.
Training, Ausfälle und Nominierungen
Heute in 50 Tagen beginnen die Olympischen Spiele in Peking, darum befinden sich viele Athleten im Höhentraining beziehungsweise bereiten sich auf die Tour de Ski vor. Im norwegischen Team sind fast ausschließlich Sprintspezialisten vertreten mit Ausnahme von Finn Hågen Krogh, der eher zu den Allroundern zu zählen ist, wenn er in Form ist. Eine erneute Chance im Weltcup erhält Thomas Helland Larsen, der in Davos erkrankt war, nachdem er in Lillehammer sensationell auf Platz zwei sprintete. Auch Even Northug und Kristine Stavås Skistad dürfen sich erneut beweisen. Große Namen im Sprintteam wie Johannes Høsflot Klæbo, Erik Valnes oder die Weng-Zwillinge fehlen allerdings in Dresden, sie bereiten sich auf die Tour de Ski vor. Ebenfalls nicht am Start ist die ursprünglich nominierte Maiken Caspersen Falla, die lieber in der Höhe trainieren will. Im schwedischen Team wird Jonna Sundling nach ihrem Bänderriss im Daumen vor Saisonbeginn ein Comeback feiern. Allerdings wurde ihr erst vor einer Woche die Gipsschiene abgenommen, so dass sie wieder vorsichtig mit zwei Stöcken trainiert. Ihre Teamkollegin Maja Dahlqvist will dafür sorgen, dass ihre Siegesserie nicht abreißt, während sonst bei den Damen nur Hansson, Lundgren, Ribom und Sohlin am Start. Bei den Herren versuchen unter anderem Oskar Svensson, Johan Häggström und Marcus Grate (nach Erkältung) ihre Form zu finden. Bei den Finnen haben wohl Jasmi Joensuu, Lauri Vuorinen und Youngster Niilo Moilanen noch die besten Chancen – alle Stars bleiben zu Hause. Frankreich hofft mit seinen drei großen Sprintern Jouve, Jay und Chanavat auf ein Podium – dafür dürfen sie sich aber nicht wieder gegenseitig zu Fall bringen, wie es schon einmal in Dresden der Fall war. Italien schickt einen reduzierten Kadern von vier Herren und drei Damen, aber natürlich sind Federico Pellegrino und Francesco de Fabiani als Dritte des letzten City-Teamsprints in Dresden wieder mit von der Partie. Die Russen schicken unter anderem mit Alexander Bolshunov, Alexander Terentev und Natalia Nepryaeva drei große Namen ins Rennen. Für Ruka-Sieger Terentev wird es der erste City-Sprint. Bolshunov hat nach Blutuntersuchungen definitiv keinen Virus im Körper, der seine Probleme während der Tage in Davos erklären könnte – die in Auftrag gegebene Allergie-Diagnostik dauert einige Tage länger. Seine Bewährung (fünf Weltcups) nach dem Stockschlagen gegen Joni Mäki in Lahti ist diese Woche abgelaufen.
Update Donnerstag 16:00 Uhr: Nadine Fähndrich und Janik Riebli werden doch im Schweizer Team für Dresden fehlen. Fähndrich kann wegen einer Erkältung ihren ersten Sieg aus dem Vorjahr nicht verteidigen. Riebli ist erst kürzlich von Corona genesen und fühlt sich nach der intensiven Belastung beim Heimweltcup angeschlagen. Auch Emma Ribom und Moa Hansson sind erkältet und werden nicht nach Dresden anreisen.
Vier Österreicher und acht Schweizer
Mit Michael Föttinger, Benjamin Moser, Lukas Mrkonjic und Lisa Unterweger schicken die Österreicher drei Herren und eine Damen an die Elbe. Lisa Unterweger peilt nach zwei Rennen knapp hinter den Top30 wieder einmal die Punkte an, auch wenn ihr Dresdens Strecke nie wirklich gelegen hat und sie deswegen seit Jahren nicht mehr dort war, wie sie vor der Abreise sagte. Ein gutes Pflaster ist das Elbufer dagegen für ihre männlichen Kollegen, auch wenn Michael Föttinger einen Start in Davos kurzfristig absagen musste: „Leider hat mich vor dem Weltcup eine kleine Verkühlung erwischt und ich musste ein paar Tage pausieren. Jetzt bin ich aber wieder fit und für Dresden sollten wir alle gut vorbereitet sein. Das Rennen dort liegt uns. Lukas Mrkonjic und ich konnten letztes Jahr dort Weltcup-Punkte holen und das ist auch für heuer das Ziel“, sagte er. Das Schweizer Aufgebot besteht aus vier Damen und vier Herren, von denen sich besonders Laurien van der Graaff und Nadine Fähndrich etwas vorgenommen haben, die letztes Jahr ihren ersten Weltcupsieg feierten. Aber auch Roman Schaad und Jovian Hediger schnitten letztes Jahr als Fünfte sehr gut ab und hoffen ebenfalls auf ein Podium, was ihnen beim letzten Teamsprint beim Weltcup in Ulricehamn erstmals gelang. Außerdem gehen Alina Meier, Lea Fischer, Janik Riebli und Valerio Grond an den Start.
Wolken und Wind – Live nur auf Euro2
Der Himmel über Dresden wird am kommenden Wochenende größtenteils von Wolken beherrscht sein, die Regenwahrscheinlichkeit wird aktuell als relativ gering angegeben. Die Temperaturen sollen tagsüber um 5°C liegen – erst ab Montag fallen die Temperaturen unter Null. Am Samstag weht ein leichter Westwind, der am Sonntag deutlich auffrischt mit Böen bis zu 48km/h. Beide Wettkampftage aus Dresden werden nur noch Eurosport2 live übertragen. Auch den Prolog gibt es in dieser Saison im Eurosport Player zu sehen. Trotz der Erfolge der Schweizer im letzten Jahr plant das SRF2 keine Live-Übertragung aus Dresden. Das ZDF zeigt wie gewohnt bestenfalls Zusammenfassungen, wie auch ORF Sport+, die nur eine Zusammenfassung am frühen Samstag Abend ankündigen.
Programm
Samstag, 18. Dezember 2021
09:00 Uhr: Prolog Freistilsprint Einzel
11:30 Uhr: Finalläufe
Sonntag, 19. Dezember 2021
10:00 Uhr: Halbfinals Teamsprint
12:00 Uhr: Finalläufe