Gegenüber der spektakulären Altstadt-Silhouette der sächsischen Landeshauptstadt mit Frauenkirche und Semperoper macht der Langlauf Weltcup Station. Mit Einzelsprint und Teamsprint jeweils im freien Stil sollen in vielen Nationen noch Olympiatickets gebucht werden.
Erster Weltcup in Dresden
Vor wenigen Tagen erinnerte noch nichts an den Langlauf Weltcup am Dresdner Elbufer, aber bald darauf startete der Bau der Strecke am Königsufer. Die Tribüne bietet 3000 zahlenden Gästen Platz, an einigen Teilen der Strecke können die Fans aber auch kostenlos zuschauen. Laut Grünen-Stadtrat Torsten Schulze könne das Sportevent einerseits für einen Tourismusboom in der Elbmetropole sorgen, andererseits müsse die Nachhaltigkeit des Weltcups weiterhin geprüft werden. Auch wenn sich viele über den Weltcup in der Elbmetropole freuen, gibt es auch einigen Ärger unter den Einheimischen. Hauptgrund ist der schon seit zehn Tagen gesperrte Elberadweg – denn die Umleitung führt direkt an einer gefährlichen Hauptstraße entlang. Wiederverwertet wurde allerdings das Tannengrün der Reisigzweige für die Abgrenzung der Zielkorridore: Die 20 Meter hohe Fichte stammt ursprünglich aus dem Tharandter Wald, 30 Kilometer südöstlich der Wettkampfstrecke. 66 Tage lang stand sie bis diese Woche auf dem Dresdner Striezelmarkt als Weihnachtsbaum. Inzwischen wurde sie abgeschmückt und zerlegt, die besten Zweige für die Weltcupstrecke abgezweigt. „Für uns ist es sehr wichtig, einen möglichst grünen Weltcup durchzuführen“, sagte Wettkampfleiter Georg Zipfel. „Der Schnee unserer Snow-Factory wird am Flughafen Dresden mit Regenwasser produziert und wir setzen auf kurze Wege und eine gute ÖPNV-Anbindung. Da ist es nur logisch, dass auch die Zweige nicht frisch geschnitten werden, sondern vom diesjährigen Weihnachtsbaum des Striezelmarktes stammen.“
FIS begeistert vom Konzept
Gut zwei Jahre haben die Veranstalter an der erfolgreichen Bewerbung des Weltcups gearbeitet und dem Internationalen Skiverband FIS ein Konzept vorgelegt, das neben dem Athletenwohl und Nachhaltigkeit auch die kommende Generation im Blick hat. „Wir freuen uns, Dresden als neuen Weltcup Veranstalter im Langlauf begrüßen zu dürfen“ sagte der Vorsitzende des FIS Skilanglauf-Komitee und dreifache Langlauf-Olympiasieger Vegard Ulvang im Mai 2017. „Das Konzept über die nächsten 4 Jahre hat uns überzeugt. Vor allem auch deshalb weil es hier nicht nur um ein reines Weltcup Wochenende geht, sondern auch der Nachwuchs und Kinder allgemein mit einbezogen werden. Wir freuen uns auf die Tage am Elbufer!“ Als kleine Generalprobe für den Streckenbau fand am Sonntag eine Werbeveranstaltung am Dresdner Flughafen statt – gesucht wurde der schnellste Sachse auf 100 Metern im Langlaufsprint: Trotz Plusgraden und Regen sprinteten 36 Sportler und Freizeit-Athleten über ein Kunsteisband auf dem Rollfeld des Dresdner Flughafens. Der Sieger schaffte die 50 Meter in ziemlich genau sechs Sekunden. Einige Impressionen im Video gibt es hier: VIDEO Nach dem Wochenende soll die Strecke noch einige Tage weiter genutzt werden: Fünf Tage lang werden Kinder aus Dresden und den umliegenden Landkreisen eine Schulsport-Stunde auf Ski verbringen. Betreut von erfahrenen Trainern des Sächsischen Skiverbandes, mit erprobten Mitmach-Modulen – und mit ganz viel Spaß. Gleich der erste Tag der Nachwuchs-Woche wird ein besonderer werden. Kinder und Jugendliche aus Inklusions-Kindertagesstätten und Förder-Schulen der Region testen das Skifahren – betreut von erfahrenen Trainern des Sächsischen Skiverbandes. Als Finale des Tages wird die deutsche Paralympics Schüler-Nationalmannschaft einen Demonstrations-Wettbewerb Para-Skilanglauf veranstalten. Beim Internationalen Sachsen-Cup am Samstag, 20. Januar 2018, sprinten die Stars der nächsten Generation auf der Original Weltcup-Strecke.
Strecke am Königsufer
Die Strecke für den Weltcup selbst ist 1400 Meter lang und liegt direkt an der Elbe. Das Königsufer liegt am nördlichen Elbufer, genau gegenüber der spektakulären Altstadt-Silhouette der sächsischen Landeshauptstadt mit Frauenkirche und Semperoper. Start/Ziel ist auf dem Elberadweg, dem die Strecke zunächst folgt. Am Weltcuphotel, wo Jessica Yeaton aus Australien am Dienstag als erste Sportlerin ankam und die Präsidentensuite des The Westin Bellevue Hotels beziehen konnte, ist der Wendepunkt der Strecke. Nachdem erneut die Augustusbrücke unterquert wird, geht es links den Elbdeich hinauf und wieder hinunter. Vor der natürlichen OpenAir-Tribüne auf den Stufen des Sächsischen Finanzministeriums, wo im Sommer große Freilicht-Kinonächte und OpenAir-Konzerte wie zum Beispiel von Silbermond stattfinden, befindet sich der Zielbereich vor 3000 Zuschauern.
4000 Kubikmeter Schnee
Am Donnerstag war es soweit – der Winter hielt Einzug! Weil Naturschnee erwartungsgemäß nicht existent ist, werden mindestens 4000 Kubikmeter Schnee in vielen LKW-Ladungen angekarrt, um bei leichten Plusgraden die perfekte Strecke für die Sportler bereitzustellen. Das entspricht dem Wasserbedarf eines 50-Meter-Schwimmbeckens. Da aber das Konzept ja „grüne“ Wettkämpfe verspricht, entstand der Schnee ohne künstliche Zusätze. Am Flughafen kühlte ein Wärmeaustauscher das Wasser bis zum Gefrierpunkt, bis eiskristallähnlicher Schnee entstand. Zusammen mit dem feineren Kanonenschnee soll eine perfekte Mischung entstehen. Außerdem wurden zusätzlich zehn LKW-Ladungen Naturschnee aus dem Fichtelgebirge geholt. 30 Zentimeter soll die Auflage auf der gesamten Länge haben, damit die Strecke den Witterungsbedingungen in den nächsten Tagen standhält. Mit dem Streckenbau ging es aber eigentlich schon am Mittwoch los, als mittels Werbebanden die Strecke abgesteckt wurde. Bis 22 Uhr soll auch die letzte im Hangar am Flughafen produzierte Schneeladung vor Ort sein. Dann werden die letzten Arbeiten an der etwa sieben bis acht Meter breiten Strecke beendet, damit am Freitag Vormittag die ersten Trainings stattfinden können.
Ustiugov pausiert
Bei den meisten Teams fehlen die besten Allrounder nach einer anstrengenden Tour de Ski, so dass die Sprinter, die dort nicht antraten oder nach einigen Etappen ausstiegen, quasi unter sich sind. Im deutschen Team feiert der Dresdner Lokalmatador Richard Leupold sein Weltcupdebüt, große Namen haben aber andere: Während Johannes Høsflot Klæbo sich im Einzelsprint die Weltcupführung zurückholen will, wo er nach der Tour de Ski nur rund 80 Punkte zurückliegt, fehlt der wohl zweitbeste Sprinter – Sergey Ustiugov verletzte sich während der Tour am Rücken und ließ sich inzwischen gründlich durchchecken: „Es wurde ein MRT durchgeführt, das Problem ist muskulär, die Wirbelsäule und die Nerven sind in Ordnung. Es sind Verspannungen und Entzündungen in der Muskulatur“, sagte Elena Välbe. Ustiugov soll sich nun ausruhen, in einer Woche soll dann wieder alles in Ordnung sein.
Gute Bedingungen beim City-Sprint
Ganze zehn Tage soll der Schnee liegen bleiben – damit auch die Dresdner mit ihren Langlaufski noch die Strecke nutzen können. Und auch das Wetter spielt mit. Allerdings machten der hohe Wasserstand der Elbe und die teilweise hohen Temperaturen in den letzten Tagen den Veranstaltern Kopfschmerzen. Inzwischen gibt es aber Entwarnung: Der Elbpegel fällt und auch die Tenperaturen sinken. Zwar ist kein Schnee angesagt, aber recht winterliche Temperaturen knapp über Null. Dazu soll die Sonne scheinen.
Player oder Zusammenfassung
Bei der aktuellen Planung der Sender sieht es so aus, als würde es den Heimweltcup der deutschen Langläufer nicht live im Fernsehen geben – es sei denn, man hat Eurosport 2. Dann hat man zumindest den Einzelsprint ab 12:30 Uhr live und mit Kommentar. Alternativ muss man auf den Eurosport Player zurückzugreifen, wo es auch den Teamsprint zumindest kommentarlos zu sehen geben wird. Die Öffentlich-Rechtlichen, in dem Fall das ZDF, bieten aber manchmal kurzfristig noch Streams zu Sportveranstaltungen an. Zusammenfassungen bietet der Mainzer Sender sonst erst ab voraussichtlich 13:55 Uhr beziehungsweise 16:25 Uhr.
Weltcup Dresden im Überblick
Samstag, 13. Januar 2018:
09:50 Uhr: Prolog Einzelsprint FT
12:20 Uhr: Finalläufe Einzelsprint FT
Sonntag, 14. Januar 2018:
09:50 Uhr: Halbfinals Teamsprint FT
12:20 Uhr: Finalläufe Teamsprint FT