Langlauf Weltcup Engadin: Heidi Weng triumphiert beim Finale über 30km - Fink Siebte - xc-ski.de Langlauf
Langlauf Weltcup Engadin: Heidi Weng triumphiert beim Finale über 30km – Fink Siebte
Nadine Gärtner
Das letzte Weltcup Rennen des Winters fand unter schwierigen äußeren Bedingungen bei gelegentlichem leichten Schneefall statt, auch wenn der große Schneefall vermutlich erst bei den Herren einsetzt. Heidi Weng setzte sich im letzten Anstieg ab und triumphierte vor Ebba Andersson, Yulia Stupak und Jessie Diggins. Als beste Deutsche wurde Pia Fink sehr gute Siebte.
Rennbeginn: Vier Führende, drei Deutsche bei Verfolgern
Pünktlich zum Start näherten sich die angekündigten Schneewolken durch das Tal. Yulia Stupak wartete nach dem Start im Windschatten des Schneemobils auf Heidi Weng und Ebba Andersson und auch Laura Gimmler und Jessie Diggins konnten auf den ersten 500 Metern noch im Ort zur Spitze aufschließen, so dass sie sich als Quintett gegen den Nordwind stemmten. Dahinter bildete sich eine fünfköpfige Verfolgergruppe mit Katharina Hennig und Victoria Carl, die auf dem ansteigenden Teil Richtung Stazersee etwas näher kam. Bergauf verlor Laura Gimmler schnell den Anschluss an die erste Gruppe, wie auch Victoria Carl aus der zweiten Gruppe herausfiel. Am höchsten Punkt der heutigen Etappe nach etwa fünf Kilometern hatte sich Helene Marie Fossesholm aus der zweiten Gruppe gelöst und lag noch 20 Sekunden hinter dem Führungsquartett. Zehn Sekunden später folgten Hennig, Ribom, Sorina, Gimmler sowie Brennan, Tiril Weng und Victoria Carl, die nach dem Anstieg wieder herangelaufen waren. Als Solistin versuchte Hailey Swirbul an Gruppe zwei heranzulaufen, Pia Fink war unterwegs in Gruppe drei mit Nadine Fähndrich und Teresa Stadlober, fast eine Minute hinter Gruppe zwei. Nach etwa acht Kilometern wurde Pontresina erreicht, wo die Familie von Nadine Fähndrich lebt – die Abstände bleiben relativ konstant, die Führungsarbeit in Gruppe drei übernahm zu diesem Zeitpunkt die Lokalmatadorin. Nach etwas mehr als zehn gelaufenen Kilometern gaben Fossesholm und Swirbul ihre Hoffnungen auf und ließen sich bei Gruppe zwei beziehungsweise drei einholen.
Führungsgruppe mit großem Vorsprung auf riesige Gruppe
Da man sich in der Verfolgergruppe mit den drei Deutschen nicht einig war, wuchs der Abstand nach vorne immer weiter an, während sich an der Spitze alle außer Stupak in der Führung abwechselten. Durch eine Tempoverschärfung von Pärmäkoski kam Gruppe drei mit Pia Fink, Nadine Fähndrich und Teresa Stadlober deutlich näher an Gruppe zwei heran, nach 18 Kilometern kam es am Verpflegungspunkt kurz vor La Punt zum Zusammenschluss, bei dem Pärmäkoski aber ihrem hohen Tempo Tribut zollen musste und zusammen mit Laura Mononen und Dahria Beatty leicht den Anschluss verlor. Bei der einzigen Zwischenzeit in La Punt nach etwas mehr 21 Kilometern betrug der Rückstand der 17-köpfigen Verfolgergruppe mit vier Deutschen, Fähndrich und Stadlober fast 90 Sekunden. Hinter Jonna Sundling, die sich noch zwischen Gruppe zwei und drei hielt, folgen weitere 90 Sekunden danach 19 Athletinnen in der zweiten Verfolgergruppe inklusive Natalia Nepryaeva, Charlotte Kalla und Sofie Krehl. Sechs Kilometer vor dem Ziel kurz vor Zuoz hatte sich Pärmäkoski genügend erholt, um wieder die Tempoarbeit zu übernehmen.
Heidi Weng gewinnt Finale vor Andersson
Im Kampf um den Sieg machte ab Zuoz größtenteils Ebba Andersson das Tempo, da sie wusste, dass sie im Zielsprint ohnehin den Kürzeren ziehen würde. Über dem Zielort S-chanf hingen dicke Schneewolken, von denen die Damen aber noch verschont blieben. Vier Kilometer vor dem Ziel bei den ersten Häusern von S-chanf wirkte Jessie Diggins, die mit einer Geste andeutete, zu wenig getrunken zu haben, immer müder und konnte zwei Kilometer vor dem Ziel bei Attacken von Ebba Andersson und wenig später Heidi Weng nicht mitgehen wie auch Stupak. Nach Ende des S-chanfer Anstiegs hatte Weng sich einen Vorsprung von sechs Sekunden auf Andersson erlaufen sowie weitere acht Sekunden auf Stupak und Diggins. Als das Skidoo die Norwegerin überholte, war ihr klar, dass Andersson sich wieder nähert, was sich mit einem Blick über die Schulter bestätigte. Dennoch konnte die Schwedin die Lücke nicht ganz wieder schließen und Heidi Weng feierte den Sieg beim Weltcup Finale vor Ebba Andersson, ihren ersten Sieg seit drei Jahren. Bei sehr schweren Bedingungen benötigte sie 1:28 Minuten für die 30 Kilometer. „Das hat unglaublich viel Spaß gemacht! Ich war unterwegs sehr müde, aber ich habe an meine Stärke im letzten Anstieg gehofft, um Jessie und Julia abzuschütteln und dann als Erste oben am Anstieg zu sein“, so Heidi Weng bei TV2. Nachdem sie während die gestrigen Rennens schon schlimme Magenprobleme hatte, erzählte sie weiter. „Das war ein großer Sieg. Ich wurde sehr müde, aber meine Eltern können nun sehr stolz auf mich sein, dass ich gelaufen bin, bis ich Sterne sah im Ziel. Ich habe heute alles gegeben und noch ein bisschen mehr.“ Mit 36 Sekunden Rückstand setzte sich Yulia Stupak im Kampf um Platz drei gegen Diggins durch, die neben dem Gesamtweltcup aber auch den Distanzweltcup vor Andersson gewinnt. In der Abfahrt zum Ziel hatte es noch Stehversuche gegeben, die darauf folgende Attacke konnte die Amerikanerin jedoch nicht erfolgreich beenden.
Pia Fink starke Siebte hinter Fossesholm und Sorina
Auch bei den hinteren Gruppen, erwies sich der lange Anstieg vorbei an S-chanf als Scharfrichter, der alle Gruppen auseinanderriss und viele Athletinnen blau werden ließ. Aus der zweiten Gruppe setzte sich erwartungsgemäß die 1,51 Meter kleine und kräftige Skating Spezialistin Helene Marie Fossesholm durch, 1:40 Minuten hinter Heidi Weng. Hinter Tatiana Sorina erwies sich Pia Fink als stärkte Deutsche auf den letzten Kilometern, was einen starken siebten Platz für die Wahl-Allgäuerin bedeutete mit der fünftschnellsten Tageszeit. Die Weng Zwillinge kamen fast zeitgleich als Achte und Neunte ins Ziel, Nadine Fähndrich erkämpfte sich noch einen sehr guten zehnten Rang mit der sechstschnellsten Zeit. Mit leichtem Rückstand auf die Gruppe kam Katharina Hennig als 13. ins Ziel, die ihren Formzenit eindeutig überschritten hat, wie sie gestern sagte. Auch Teresa Stadlober konnte das Tempo am Ende nicht mehr halten wie auch Laura Gimmler. Das bedeutete für die Österreicherin, die im Engadin ebenfalls nicht mehr in guter Form ist, Rang 18. „Es war wie vermutet nochmals ein kräfteraubendes Rennen, vor allem durch die schwierigen äußeren Bedingungen wie starker Wind, Kälte und teilweise Neuschnee. Ich versuchte einfach in der Gruppe mit zu laufen und keine Führungsarbeit zu machen. Die Finnin Parmakoski führte uns zur vorderen Gruppe, wo daraus eine große Verfolgergruppe entstand. Hier war es schwierig Positionen gut zu machen, da außerhalb der Spur Neuschnee lag, der bremste. Am Ende merkte ich, dass ich nicht mehr angreifen kann. Mit dem heutigen Wettkampf bin ich nicht unzufrieden, da mir die flache Streckenführung nicht so liegt wie die bei der Weltmeisterschaft. Das Ergebnis heute spiegelt meine Weltcupsaison wider. Mit fünf Top Ten Plätzen sowie mit meinen sehr guten Rennen bei der Weltmeisterschaft bin ich mit dieser Weltcupsaison durchaus zufrieden. Wenngleich mir heuer die Konstanz gefehlt hat. Ich weiß, woran ich weiter arbeiten muss“, sagte sie.
Gimmler 20. und Carl mit Schmerzen 22.
Sieben Sekunden nach der Österreicherin erreichte Laura Gimmler als 20. das Ziel, nachdem die Oberstdorferin schon im ersten Anstieg zum St.Moritzersee Probleme hatte und zurückfiel und später bei einem Malheur vor dem Ziel weitere Zeit verlor. Victoria Carl wurde kurz vor dem Ziel zu Fall gebracht, als ihr jemand über einen Ski fuhr, wie das ZDF berichtete. Sie erreichte erst mehr als eine Minute hinter Gimmler und zwei Minuten hinter der ehemaligen Weggefährtin Fossesholm als 22. das Ziel und absolvierte die Zielgerade komplett im Doppelstockschub, hatte aber auch in der Verfolgergruppe viel Führungsarbeit verrichtet. Gegenüber xc-ski.de stellte sie klar: „Ich bin nicht gestürzt, aber durch den Skikontakt ist meine Sprunggelenksverletzung wieder schmerzhaft. Ich habe aber alles darauf ausgerichtet, zur WM wieder fit zu sein, dass ich noch nicht komplett schmerzfrei sein werde, war mir von Anfang an klar. Nach 28 km in den Beinen ist meine Muskulatur nicht in der Lage, Außeneinwirkungen auszugleichen. Aus diesem Grund musste ich die letzten Kilometer im Doppelstock absolvieren. Aufgeben war keine Option!“ Sofie Krehl verlor ebenfalls noch viel Zeit und wurde 46. mit über zwei Minuten Rückstand auf Ragnhild Haga, die ihre ursprüngliche Gruppe als 23. ins Ziel führte. Nur noch eine Minute dahinter wurde Julia Preußger 49., die sich gut geschlagen hatte. Auf den letzten Kilometern büßte Laurien van der Graaff noch eine Minute auf die Thüringerin ein und wurde 52. Swirbul und Lampic, als Nummer zwölf und elf gestartet, lachten gemeinsam im Ziel, als sie sich dort als 53. und 55. begegneten.
Pia Fink „überrascht“, Gimmler verliert Stock und Handschuh
Mit ihrem besten Weltcup Resultat beendete Pia Fink ihre Saison und überraschte sich damit selbst: „Ich habe mich heute auf das Rennen gefreut und wollte mein Bestes geben. Ich habe schon unterwegs gemerkt, dass es ziemlich gut geht und eine gute Gruppe erwischt habe. Klar war es dann auch motivierend, dass wir die Gruppe vor uns eingeholt haben. Da habe ich gedacht, ich muss jetzt einfach alles geben und dann war ich selbst von mir überrascht, dass das Ergebnis dabei raus kam“, sagte sie im ZDF. Neben dem Beinahe-Sturz von Victoria Carl kurz vor dem Ziel, hatte auch Laura Gimmler etwas Pech, was sie am Schluss noch etwas Zeit kostete. „Das Tempo war heute tendenziell viel zu hoch für mich. Natürlich bin ich dran geblieben und war immer ein bisschen am Limit. Am Schluss dachte ich, dass ich vielleicht im Zielsprint noch einmal etwas reißen kann, leider habe ich dann meinen Stock samt Handschuh verloren und musste noch einmal ein paar Meter umkehren. Ich dachte, mir friert die Hand ab, weil ich dann mit einem Handschuh weitergelaufen bin. Mir sind dann ein bisschen die Körner ausgegangen. Keine Ahnung, ob es nur daran lag oder ich zu lange am Limit war. Ich bin trotzdem zufrieden.“ Katharina Hennig erreichte beim Saisonfinale Platz sechs und 13 und hat eine erfolgreiche, aber auch mental fordernde Saison hinter sich: „Ich bin sehr, sehr froh, dass die Saison nun vorbei ist. Es war eine lange Saison, für mich auch mental fordernd. Ich bin einfach froh, dass es nun vorbei ist und am Schluss auch noch happy, weil ich meine beste Saison bisher gelaufen bin, wenn man mal das Ganze betrachtet, abgesehen von der WM. Ich denke, es geht nun in eine wohlverdiente Pause.“