Die Gastgeber konnten sich beim Langlauf Weltcup im Engadin über einen Podestplatz in der Mixed-Staffel freuen. Auch Österreich kämpfte bis kurz vor Schluss um das Treppchen.
Rennen in der Höhe bei traumhaften Bedingungen
Der zweite Langlauf Weltcup im Engadin im Schweizer Kanton Graubünden begann mit einer 4 x 5 Kilometer Mixed-Staffel, in der die Herren die Staffel anliefen, auf die erste Dame wechselten und auch die Position des Schlussläufers war diesmal in weiblicher Hand – wie schon vor einem Jahr im Goms. Auf diese insgesamt sehr kurze Distanz von 20 Kilometern gingen aber nur die Gastgeber aus der Schweiz wie auch die Österreicher und Kanadier in Bestbesetzung, alle anderen schonten zumindest teilweise ihre besten Kräfte für Sprint und Massenstart, wo in manchen Nationen noch WM-Tickets vergeben werden. Die Weltcupstrecke am Ufer des Silvaplanersees hat nicht allzu viele Höhenmeter zu bieten, hat es aber wegen der Höhe von 1800 Meter über dem Meer in sich. Zudem wehte ein kräftiger Wind über das völlig offene Wiesengelände des Dorfes Surlej, so dass das Laufen in einer Gruppe von Vorteil war.
Finnen bestimmen erste Rennhälfte
Strahlender Sonnenschein und später untergehende Sonne sorgte für traumhafte Bilder vom Silvaplanersee und die Herren gingen die ungewohnt kurze Distanz aggressiv an. Auch wegen des kräftigen Windes gelang es aber dem norwegischen Startläufer Paal Golberg nicht, sich abzusetzen. Dazu brauchte es in der zweiten Schleife die tatkräftige Hilfe von Iivo Niskanen, aber ein starker Antoine Cyr konnte die kanadische Mannschaft nach vorne bringen und gemeinsam mit Finnland und Norwegen auf die erste Dame wechseln. Dann folgte schon Schweiz II mit Cyril Fähndrich und einem starken Auftakt. Nach dem Wechsel versuchte es Jasmi Joensuu mit einer Attacke, wurde aber bald von der Gruppe eingeholt, weil die Soloflucht zu viel Kraft kostete. Hinten machte Emma Ribom das Tempo, die mit sieben Sekunden Rückstand ins Rennen geschickt worden war und kurz vor dem Stadiondurchlauf nach 7,5 Kilometern setzten sich Joensuu und Ribom zusammen ab und liefen in der zweiten Runde zehn Sekunden Vorsprung heraus. Nach einem weiteren Angriff wechselte die Finnin vier Sekunden vor der Schwedin und vier weitere Sekunden vor Österreich nach starker Leistung von Teresa Stadlober.
Anger entscheidet, Ilar verwaltet
Die dritten fünf Kilometer sollten die entscheidenden für den Rennausgang werden, denn ein bärenstarker Edvin Anger lief sofort an Finnlands Remi Lindholm heran und ließ ihn bald stehen. Mit 16 Sekunden Vorsprung kam der Schwede zum letzten Wechsel – 16 Sekunden vor Österreich! Denn Sprinter Benjamin Moser hatte sich unerwartet gut geschlagen und sogar attackiert und sich so zehn Sekunden von Norwegen und 20 Sekunden von Finnland abgesetzt. Schweiz II lag mit 51 Sekunden Rückstand an fünfter Stelle, Schweiz I zehn Sekunden dahinter nur an achter Position. Moa Ilar war nach dem letzten Wechsel komplett im Verwaltungsmodus und brachte den Sieg problemlos nach Hause. „Es war hart, hat aber Spaß gemacht. Es war Vollgas vom Start, aber ich denke, ich habe es gut hingekriegt und den Abstand im Rahmen gehalten“, meinte Startläufer Jens Burman im Ziel. „Es war wirklich schwer, aber ich liebe diese fünf Kilometer, darum hatte ich eine gute Zeit da draußen“, sagte Emma Ribom und Edvin Anger gab ihr recht: „Auch ich mag die fünf Kilometer und die Strecke hier in Engadin. Abgesehen von dem Wind hat es Spaß gemacht.“ Für Moa Ilar war die Position als Schlussläuferin eine ganz besondere Aufgabe: „Das war großartig. Das Team hat vor mir einen super Job gemacht, so war ich sehr glücklich über den großen Vorsprung, den ich mitbekommen habe. Am Ende mit der Flagge ins Ziel zu laufen, war ein tolles Gefühl. Das war ein Kindheitstraum.“
Schweiz Dritte hinter Norwegen
Über Platz zwei konnten sich die Norweger Pål Golberg, Nora Sanness, Iver Tildheim Andersen und Kristin Austgulen Fosnæs freuen, die nach dem Einholen von Österreich ungefährdet auf Platz zwei lagen. Über den dritten Podestplatz entschied ein Zielsprint, den Nadine Fähnrich für sich entschied. Zuvor hatte die Luzernerin eine Aufholjagd gestartet, die Gruppe vor ihr eingeholt und sich von acht auf drei nach vorne gearbeitet, so dass sie mit Jonas Baumann, Anja Weber und Jason Rüesch über einen weiteren Podestplatz zu Hause freuen konnte – wie schon in Davos im Dezember. Nach verlorenem Zielsprint belegte Norwegen II mit Martin Kirkeberg Mørk, Ersatzfrau Johanne Hauge Harviken, Andreas Fjorden Ree und Anne Kjersti Kalvå den vierten Platz vor Finnland und Kanada. Schweiz II mit Cyril Fähndrich, Nadja Kälin, Valerio Grond und Marina Kälin verlor in der letzten Runde 20 Sekunden und belegte Platz sieben vor Österreich und Deutschland.
Perfekt aufgestellte Österreicher verpassen Podium knapp
Platz acht wäre für Österreich, die das erste Mal eine Mixed-Staffel stellen konnten, generell ein tolles Ergebnis gewesen unabhängig vom Rückstand. Tatsächlich lag das Quartett, das mit Mika Vermeulen und Teresa Stadlober auf den Klassikpositionen offensiv aufgestellt war, aber kurz vor Schluss sogar noch auf einem Podestplatz! Zuvor begann das Rennen mit einem Malheur, einem Stockbruch von Vermeulen am Start, das aber keine große Auswirkung auf das Rennen hatte. In seiner zweiten Runde musste der Ramsauer dennoch einen Rückstand von 20 Sekunden und Platz elf zum Wechsel hinnehmen, aber Teresa Stadlober startete eine Aufholjagd und lief bis auf acht Sekunden an die beim Wechsel führende Finnin heran und übergab als Dritte an Benjamin Moser. Der Mauracher versuchte zunächst, sich dem Führungsduo anzunähern, aber Angers Tempo vorn war zu hoch, so dass er sich nach hinten orientierte und von Andersen einholen ließ. Mit dem Norweger ging der Sprinter dann problemlos mit, attackierte am letzten Anstieg und lief bis zum letzten Wechsel sogar zehn Sekunden Vorsprung heraus. Nun musste die unerfahrene Katharina Brudermann alles geben, aber nach einer Runde war die 25-Jährige eingeholt und schnell abgehängt. Dennoch schlug sich der Weltcupneuling sehr wacker und lag 1,5 Kilometer vor dem Ziel, bis dann die Gruppe an ihr vorbeizog. Platz acht ist ein tolles Ergebnis, das Hoffnung für künftige Mixed-Staffeln macht. „Dieses Top-Acht-Ergebnis ist für uns wirklich super. Mein Rennen ist zudem nicht ideal verlaufen, aber Teri (Anm. Teresa Stadlober) und Benni (Anm. Benjamin Moser) haben uns wieder gewaltig nach vorne gebracht. Im Vorfeld haben wir gesagt, dass wir, wenn alles super läuft, in die Top-Acht kommen können und das hat Katharina super ins Ziel gebracht. Jetzt haben wir das geschafft und sogar noch Reserven. Das war sicher ein sehr positiver Tag für den österreichischen Langlaufsport“, freute sich Mika Vermeulen und auch Teresa Stadlober war begeistert vom neuen Teamgefühl: „Der Teamspirit war heute einfach überragend und wir haben alle so mitgefiebert. Mika hatte am Anfang Pech mit dem Stockbruch, hat aber das Beste daraus gemacht und ich habe dann vom Start weg Vollgas gegeben. Ich konnte einige Plätze gutmachen, hatte zudem wieder super Material und habe mich auch richtig stark gefühlt. Benni ist nach mir dann ein unfassbar cooles Rennen gelaufen und auch Katharina hat bis zum Schluss super gekämpft. Auf diesen achten Platz können wir heute richtig stolz sein.“ Auch die beiden Skater waren selbstverständlich sehr zufrieden: „Es sind alle richtig gut gelaufen und wir sind absolut happy. Mir selbst ist es heute sehr gut gegangen, ich konnte mit dem Norweger super mithalten und am Schluss sogar noch einmal richtig attackieren. Das Material war wieder gewaltig.“ Für Weltcupneuling Katharina Brudermann war der tag etwas ganz Besonderes: „Dieses Staffelrennen war heute richtig cool und meine Teamkollegen waren einfach ein Wahnsinn. Ich bin kurz vor Schluss leider noch von ein paar Teams überholt worden, aber die Stimmung, der gesamte Teamspirit und dazu noch das Material waren richtig gewaltig. Ich war so nervös, als Benni als Zweiter an mich übergeben hat und dass ich heute ein Teil von dieser Staffel sein durfte, war einfach cool.“
Stölben und Dietze stark im Skaten
Nicht so gut verlief der Mixed-Tag für das deutsche Team, bei der Aufstellung Bögl-Sauerbrey-Stölben-Dietze war aber klar gewesen, dass das kein Quartett ist, dass um die Podestplätze kämpfen kann. Auf der für für ihn zu kurzen fünf Kilometer-Strecke in seiner schwächeren Technik tat sich Lucas Bögl von Anfang an sehr schwer und sammelte bis zum ersten Wechsel bereits 50 Sekunden Rückstand an, als er direkt vor Slowenien, Australien und der Ukraine als 15. wechselte. Katharine Sauerbrey verlor weitere 25 Sekunden, arbeitete sich aber an beiden US Ski Teams vorbei. Sprintspezialist Jan Stölben zeigte ein starkes Rennen, arbeitete sich schnell an Schweden II mit Gustaf Berglund heran und blieb bis zum Wechsel bei ihm und verlor nur zehn Sekunden auf Edvin Anger an der Spitze, was zwischenzeitlich Platz elf bedeutete. Schlussläuferin Anna-Maria Dietze machte zwei weitere Positionen gut vorbei an Tschechien und Schweden II und büßte ebenfalls nur zwölf weitere Sekunden ein, so dass das deutsche Team auf Platz neun endete.
Engadin Weltcup zum Nachlesen
=> Mehr Herren als Damen im deutschen Team nominiert
=> Langlauf Weltcup kehrt am Wochenende zurück nach Surlej ins Engadin