Im Massentstart über zehn Kilometer klassisch feierte Yulia Stupak in Abwesenheit von Therese Johaug und Frida Karlsson ihren dritten Weltcupsieg. Eine exzellente Mannschaftsleistung lieferte das DSV Team ab mit Laura Gimmler auf Platz vier, Katharina Hennig auf sechs, Victoria Carl als Zehnte und Pia Fink als 16.
Johaug startet nicht, Trio setzt sich ab
Der kurzfristige Ausfall von Therese Johaug wegen einer Entzündung im Handgelenk machte den Weg frei für ein spannendes Weltcup Finale. Laut Aussage von Team Arzt Remi Andersen ist die Hitze in Oberstdorf indirekt Schuld an Johaugs Ausfall: Bei den ungewohnten dünneren Handschuhen war das Handgelenk nicht so gut gepolstert, so dass sich die Entzündung entwickelt hat. Aufgrund des Streckenprofils mit den vielen Anstiegen, bei denen das Handgelenk stark belastet werden würde, entschied man sich für einen Startverzicht. So war das Feld viel ausgeglichener und es blieb eine größere Gruppe zusammen, die von Schwedinnen und Russinnen angeführt wurde. Wie bei den Herren kam es im Feld früh im Rennen zu einem Sturz, von den Eva Urevc und eine Russin betroffen waren – für die Slowenin war das Rennen frühzeitig vorbei. Beim Einstieg in den längeren Anstieg der zweiten Runde versuchten Ebba Andersson und Yulia Stupak ein Loch zu reißen und setzten sich schließlich mit den Cousinen Heidi und Tiril Udnes Weng ab. Dahinter versuchte die Gesamtweltcup Siegerin Jessie Diggins, die Lücke wieder zu schließen, was auch gelang. In der zweiten Rennhälfte kristallisierten sich Skiprobleme bei Ebba Andersson heraus, die als erste Schwedin den Distanzweltcup gewinnen könnte. Dennoch konnte sie zusammen mit Heidi Weng in der letzten Runde dem Tempo von Yulia Stupak mitgehen, während Tiril Udnes Weng und bald darauf auch Jessie Diggins zurückfielen. Lange blieben die drei Athletinnen jedoch nicht zusammen und Yulia Stupak setzte sich bald darauf im Anstieg von Weng und Andersson ab. Als beste Doppelstockschieberin in dem Trio war sie bis zum Ziel nicht mehr einzuholen. Heidi Weng wurde Zweite vor Ebba Andersson. Das gesamte russische Team jubelte mit Yulia Stupak – alle ohne Maske. „Ich beim Aufwärmen war mir klar, dass ich mich gut fühle. Schon am Morgen. Mir war klar, dass das ein heißer Fight werden würde. Danke für die Ski, ich bin immer ehrlich, was die Ski betrifft – aber heute waren sie einfach unglaublich, die Techniker haben 1.000.000%ige Arbeit abgeliefert. Alles war perfekt“, strahlte Yulia Stupak. Im Ziel fiel sie ihrem Trainer Markus Cramer um den Hals und sagte im Interview: „Was Cramer gesagt hat? Das weiß ich nicht. Ich habe nur Egor [Sorin] gehört, der rief: „Ihr setzt euch deutlich ab!“ Und dann wurde mir klar, dass wir das Podium unter uns ausmachen. In Livigno haben wir uns akklimatisiert – Vielleicht hatte ich deswegen den Mut anzugreifen.“ Heidi Weng freute sich sehr über Platz zwei, hatte es nach dem Ziel aber sehr eilig: „Ich hatte ganz schlimme Magenschmerzen im Rennen. Nach dem Ziel musste ich ganz schnell auf die Toilette. Das war aber kein großes Drama, eine weitere Runde hätte ich allerdings nicht geschafft!,“ sagte sie zu TV2.
Drei Deutsche unter besten Zehn!
Ab etwa der Hälfte des Rennens bildete sich eine Verfolgergruppe mit zunächst drei Deutschen sowie Teresa Stadlober und Nadine Fähndrich. Gegen Ende der zweiten Runde mussten zunächst die Schweizerin und Österreicherin abreißen lassen, kurz darauf verlor auch Victoria Carl den Anschluss. Immer näher saugte sich die kleiner werdende Gruppe zunächst an Tiril Weng und dann an Jessie Diggins heran. Ab dem längeren Anstieg der letzten Runde erwiesen sich Katharina Hennig und vor allem Laura Gimmler als stärker als Skating Spezialistin Helene Marie Fossesholm, die zuvor das Tempo bestimmt hatte. Nach einem kurzen Blick auf die Teamkollegin entschied sich schließlich Laura Gimmler zur Attacke und überquerte als Solistin 16 Sekunden hinter Stupak als erstklassige Vierte die Ziellinie noch vor Jessie Diggins, was das beste Karriere Resultat für die Oberstdorferin bedeutet, die ihre Bestmarke schon mit zwei zehnten Plätze bei der WM deutlich verbessert hatte. „Dass es jetzt auch im Distanz kommt, da ist richtig der Knoten aufgegangen. Die Maschine läuft jetzt. Schade, dass der Winter jetzt vorbei ist. Ich habe mich diesen Winter echt schwer getan und die WM war eine Erleichterung und das habe ich für mich gebraucht, für alles was jetzt noch kommt. Das hat mir mehr Kraft gegeben als genommen. Heute habe ich irgendwie gar keine Ermüdung gespürt. Ich dachte am Schluss, wir kommen sogar noch an die Dritte ran, aber dann war es zu früh zu Ende“, freute sich ie 27-Jährige, die erklärte, warum sie gerade auf dieser Strecke so stark ist: „Ich habe recht schwache Beine im Verhältnis zum Oberkörper und die flachen Anstiege, die sind wir im Doppelstock hochgedonnert und da ging dann richtig was vorwärts.“ Katharina Hennig nimmt morgen 28 Sekunden Rückstand mit in das lange Freistil Rennen über 30 Kilometer und kann mit ihrem sechsten Rang auch sehr zufrieden sein: „Definitiv und wenn man dann noch sieht, was wir für ein Mannschaftsergebnis abgeliefert haben, bin ich sehr stolz auf mein Team – insbesondere auf die Laura, die hat jetzt erstmal gemerkt, was in ihr steckt seit der WM und jetzt hat sie richtig angebissen! Ich bin wirklich happy, aber für mich selber war es ein brutal hartes Rennen. Formmäßig bin ich schon über den Zenit, das merke ich schon. Aber umso mehr bin ich glücklich, dass ich mich durchgebissen habe, um am Ende sogar noch Sechste zu werden“. Hinter Fossesholm, Emma Ribom und Tatiana Sorina komplettierte Victoria Carl das erstklassige deutsche Mannschaftsergebnis mit drei Athletinnen unter den besten Zehn.
DSV: Kampf um Quotenplatz mit guten Chancen
Ein weiteres lobenswertes Ergebnis erreichte Pia Fink, die als 16. den angestrebten Top15 Platz nur knapp verpasste. Zur Halbzeit des Rennens war die Allgäuerin bereits in die zweite Gruppe hinter der Spitze zurückgefallen und lag als 29. schon 34 Sekunden zurück. Damit kann sich das deutsche Team nun gute Chancen im Kampf um einen weiteren Startplatz für die nächste Saison ausrechnen. Vor diesem Wettkampf hatte Team Finnland etwas mehr als 100 Weltcuppunkte Vorsprung gehabt, aber da Laura Mononen als beste Finnin nur 22. wurde und auch Pärmäkoski und Matintalo nur wenige Punkte holten, liegen die besseren Chancen nun eindeutig beim DSV. Sofie Krehl wurde 31. und Julia Preußger 51. Peter Schlickenrieder war voll des Lobes für seine Athletinnen: „Ganz ehrlich gesagt kann ich mich an so ein Ergebnis nicht erinnern. Sie haben es toll gemacht, allen voran die Laura Gimmler, die schon die Beste auf der WM war, und hat hier ihr erstes Top5, Top4 Resultat gemacht und war gar nicht weit weg von den Top Plätzen. Ich freue mich zwar riesig, aber ich hätte ich mir natürlich gewünscht, wenn wir das letzte Woche gemacht hätten bei der Weltmeisterschaft. Aber lieber jetzt wie nie! Von daher bin ich happy, dass die Mädels gezeigt haben, dass sie mehr können, wie sie auf der WM gezeigt haben.“
Stadlober 17. und Fähndrich 19.
Teresa Stadlober konnte diesmal nicht mit den gewohnten Ergebnissen aufwarten. Kurz vor Ende der zweiten Runde konnte die Salzburgerin das Tempo nicht mehr mitgehen und wurde schließlich nur 17., nachdem sie den Zielsprint gegen Lotta Udnes Weng und Pia Fink verlor. Auch Nadine Fähndrich konnte nach dem ständigen Auf und Ab auf den Wiesen um Surlej nicht mehr mitsprinten und wurde 19. Das gelang aber auch Sprint Weltmeisterin Jonna Sundling nicht mehr, die mit ihrer Gruppe ins Ziel kam und hinter ihr landete. Laurien van der Graaff belegte Rang 48.
Den Damen steht nun eine sehr kurze Erholungspause bevor – morgen um 08:15 Uhr geht es schon weiter!
=> Ergebnis 10 Kilometer KT Massenstart