Beim Langlauf Weltcup im Engadin konnten Jonna Sundling und Johannes Høsflot Klæbo die Freistilsprints für sich entscheiden. Valerio Grond wurde als bester Schweizer Vierter, die deutschen Starter schieden frühzeitig aus.
Ribom und Northug im Prolog raus
Wie schon gestern in der Mixed-Staffel spielte auch heute der kräftige Wind am Ufer des Silvaplanersees etwas mit. Ihm gab Even Northug die Schuld daran, dass er im Prolog ausschied. „Ich hatte das Gefühl, gut angelaufen zu sein. aber dann hat alles gegen mich gearbeitet. Vom höchsten Punkt wollte ich Gas geben bis ins Ziel, hatte aber die ganze Zeit einen starken Wind von vorne“, sagte der norwegische Meister enttäuscht dem NRK. Im schwedischen Team erwischte es unter anderem Emma Ribom, die später meinte, ihr hätte die Mixed-Staffel in der Höhenlage noch im Körper gesteckt. Zuletzt hatte Ribom beim sehr speziellen Bergsprint in Are vor fünf Jahren den Prolog nicht überstanden. Auch das deutsche Team kam nicht ungeschoren davon, unter anderem erwischte es Coletta Rydzek, die sich als 31. knapp nicht qualifizieren konnte. Auch Lena Keck und Victoria Carl schieden mit weniger als einer Sekunde Abstand auf Platz 30 aus. Bei den Herren konnte sich in einem engen Prolog mit nur 5,65 Sekunden Rückstand für Platz 30 keiner der sechs Deutschen qualifizieren, darunter mit Niklas Schmid und Toni Rollinger zwei 20-jährige Debütanten.
Sundling dominiert den Tag
Schon nach den Viertelfinals der Damen war klar, dass der Kurs im Engadin keiner ist, bei dem man sich zunächst in die Beobachterposition begeben und später angreifen kann. Das ging meistens schief und die ersten Drei machten dann die ersten zwei Plätze unter sich aus. So war die offensive Taktik trotz teilweise Gegenwind die bessere Taktik. Das kommt Jonna Sundling aber ohnehin entgegen und nachdem sie den Prolog mit vier Sekunden Vorsprung dominiert hatte, gab sie auch in den Heats nie die Führung ab. Im Finale setzte sie sich zusammen mit Kristine Stavås Skistad von den anderen ab und nahm dann in der langen Kurve vor der Zielgerade taktisch klug das Tempo heraus und machte die Innenbahn zu. Skistad hätte außen überholen können, blieb aber dahinter und auf der Zielgeraden gab die Schwedin wieder Vollgas und gewann den Sprint von vorne. „Ich habe mich sehr gut gefühlt und habe versucht, mich auf meine Technik zu konzentrieren. Ich bin sehr zufrieden mit dem Finale und bin froh, dass ich die Kraft hatte, bis zum Ziel Gas zu geben. Die Strecke mag ich auch“, sagte sie nach ihrem zwölften Sieg. Skistad ließ sich im Ziel sogar auf einen kleinen Plausch mit Sundling ein, was die wortkarge Norwegerin sonst selten tut. Rang drei ging an Maja Dahlqvist, die Glück hatte, dass ihr Kontakt mit Jessie Diggins, der der Amerikanerin das Rennen ruinierte, nicht bestraft wurde, denn die Schwedin hatte schon im Viertelfinale für eine Behinderung die gelbe Karte gesehen. Über Platz vier jubelte die Kanadierin Sonjaa Schmidt, die amtierende U23-Weltmeisterin, die erstmals ins Finale kam und dort Dahlqvist im Zweikampf einiges abverlangte. Lotta Udnes Weng wurde Fünfte vor Jessie Diggins, die nach ihrem Sturz mit Stockbruch im Anstieg keine Chance mehr hatte.
Klaebo nach taktischem Fehler souverän
Bei den Herren versuchte es Johannes Høsflot Klæbo es mit seiner üblichen Taktik, im Viertel- und Halbfinale Kräfte zu sparen und die Konkurrenten zunächst zu beobachten. Das ging im Halbfinale fast schief, als er sich weiter hinten aufhielt und dann im Anstieg nicht wie geplant vorbeikam. Der Sieg im Halbfinale ging an Edvin Anger, aber Klæbo kam immerhin noch als Zweiter weiter. Im Finale war der Norweger dann direkt wachsam – aber im Finale ist seine Taktik immer eine andere als zuvor. Nach dem Start reihte er sich hinter Lucas Chanavat ein, neben den sich Edvin Anger schob. Im Anstieg war Klæbo schon mit Anger vorne und reihte sich danach hinter dem Schweden ein, während der Franzose schon eine kleine Lücke hatte. Klæbos Angriff folgte in der langen Kurve vor dem Ziel, als er an Anger vorbeistürmte und sich seinen 93. Sieg holte. „Ich hatte schlechte Ski in der Abfahrt“, sagte er im Ziel zu Chanavat. Im Interview erwähnte er sein Material dagegen gar nicht und erzählte von seinen taktischen Problemen: „Es war ein sehr harter Tag. Das härteste heute war das Halbfinale, das ging fast schief. Es waren eine Menge Skier und Stöcke im Anstieg im Weg. Aber ich habe habe es geschafft ins Finale und das war dann sehr gut. Es war sehr windig und ein Vorteil, dahinter zu bleiben. Vom höchsten Punkt geht es schnell bergab und dann ist da die langgezogene Kurve vor dem Ziel, die Außenbahn ist viel weiter als innen, da kann man schlecht überholen. Aber ich bin sehr glücklich mit dem Sieg. Es ist schön, wieder zurück im Weltcup zu sein. Ich bleibe hier in Pontresina zum Training und mein Plan ist, hier meine letzte Vorbereitung für die WM zu machen.“ Zum Zielfoto stellten sich Federico Pellegrino, Klæbo und Anger auf, aber der Italiener fehlte dann später bei der Siegerehrung. Der zweitbeste Sprinter aller Zeiten, der nach seiner zweiten olympischen Medaille bewusst zum Allrounder wurde, hatte im Endspurt noch Lucas Chanavat überholt. Dabei hatte er in der letzten Kurve jedoch den Ski von Valerio Grond berührt, der zuvor attackiert hatte. Pellegrino wurde der Podestplatz aberkannt, Chanavat rückte auf das Podium vor. Valerio Grond wurde als Vierter gewertet vor Håvard Solås Taugbøl, der sich mit der Finalplatzierung das WM-Ticket gesichert haben dürfte, und Pellegrino.
Meier und Riebli im Halbfinale
Neben Valerio Grond, der den Sprung ins Finale schaffte und Vierter wurde, kamen zwei weitere Schweizer angespornt vom Heimpublikum immerhin ins Halbfinale. Besonders angespornt fühlte sich Alina Meier von ihrer familiären Unterstützung, wie sie nach Platz vier in der Qualifikation sagte: „Die Zuschauer haben genauso laut geschrieen wie in Davos. Es war toll, hier zu laufen. Ich habe die ganze Zeit gehört, dass meine Schwester mich laut angefeuert hat. Ich habe alles gegeben, weil auch sie alles für mich gegeben hat. Ich werde in den Heats versuchen, so gut wie möglich zu laufen und es so gut zu machen wie in der Qualifikation.“ Das tat sie auch, auch wenn sie im Halbfinale nicht mehr viel zuzusetzen hatte und schließlich Zehnte wurde. Janik Riebli war im Prolog die zweitschnellste Zeit knapp hinter Klæbo gelaufen und sagte direkt danach: „Das war sehr hart. Wir wussten, dass man in der zweiten Rennhälfte Gas geben muss. In der Höhe ist das schwer, aber es ist ein Heimrennen. Da war die Motivation kein Probleme, man musste einfach alles geben. Wir haben so viele starke Jungs, die zusammen Spaß haben und zusammen feiern wollen.“ Zu feiern gab es für ihn selbst immerhin einen elften Platz. Für Nadine Fähndrich war schon im Viertelfinale Schluss gewesen, nachdem sie sich nach dem Start mit Helene Marie Fossesholm verhakt hatte und sich nicht mehr nach vorne arbeiten konnte. Die Luzernerin wurde als 17. gewertet und Anja Weber wurde 30. Die jungen Roman Alder und Noe Näff, 20 und 21 Jahre alt, konnten sich ins Viertelfinale schieben und dort als 18. und 24. eine neue persönliche Bestleistung einlaufen. Vier weitere Schweizerinnen und fünf Schweizer waren im Prolog ausgeschieden. Darunter war auch Roman Schaad, der sich vor zwölf Tagen bei der Schweizer Meisterschaften einen Innenbandanriss zuzog und sich erst gestern startbereit meldete.
Nur Scherz qualifiziert
Aus dem ÖSV-Team konnte sich nur Magdalena Scherz unter die besten 30 schieben. Die 23-Jährige, die nach der Tour de Ski wegen einem Infekt pausieren musste, lief im Prolog eine exzellente elftbeste Zeit, schied dann aber aus und belegte Platz 22. Nach Platz 20 in Toblach war das ihr zweitbestes Weltcupresultat beim erst vierten Start. Lukas Mrkonjic und Michael Föttinger nach gesundheitlichen Problemen und Benjamin Moser nach seiner starken Leistung in der Mixed-Staffel konnten sich nicht qualifizieren.
Deutsches Team enttäuscht
Für das deutsche Team passte nicht viel zusammen. Zwar kamen vier Damen in der Qualifikation weiter, wurden dann in den Heats aber unter Wert geschlagen. Die beste DSV-Athletin war noch Pia Fink als 15., die als Dritte in ihrem Viertelfinale ausschied. Laura Gimmler wurde 20. und Sofie Krehl 23. Ein Erfolg ist die Qualifikation fürs Viertelfinale nur für die 25-jährige Anna-Maria Dietze, die nach Abschluss ihres Studiums in den USA immer häufiger Weltcupstarts bekommt. Platz 25 ist ihr zweitbestes Weltcupresultat. „Die Überschrift ‚Vom Winde verweht‘ passte ganz gut. Nicht dass ich dem Wind die Schuld geben würde, aber das war nicht unser Glanztag. Erstmals hat sich bei den Herren ein Jan Stölben nicht qualifiziert , auch Marius Kastner und Elias Keck, die aus dem COC kommen, haben keine Chance gehabt, sich für die Top-30 zu qualifizieren. Sie sind zeitlich knapp daran vorbeigerasselt, aber es hilft nichts. Am Ende des Tages ist knapp daneben auch vorbei“, sagte ein enttäuschter Teamchef. „Bei den Mädels war es etwas ähnlich. Da haben sich zwar vier unter die besten 30 geschoben, aber auch nicht zufriedenstellend, dass wir keine übers Viertelfinale hinausbringen. Pia Fink mit einem 15. Platz im Sprint, das ist okay. Aber von Coletta Rydzek, die als 31. ausgeschieden ist, hätten wir natürlich deutlich mehr erwartet. Man muss also festhalten, dass wir uns unter Wert haben schlagen lassen mit der Höhe, mit den windigen Bedingungen, mit denen wir nicht gut zurecht gekommen sind, was dann der entscheidendere Grund war, weil ich gute Technik und Taktik gesehen habe. Morgen stehen die 20 Kilometer an, eine flache Strecke, aber die Höhenlage darf man nicht unterschätzen hier auf 1800 Meter auf den Seen entlang und dann auf der schweren Runde hier in Silvaplana. Wir bleiben positiv, schauen nach vorn und greifen wieder an“, so Peter Schlickenrieder.
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